Völkischer Beobachter (September 22, 1944)
Gegenangriff nördlich Maastricht–Aachen
Berlin, 21. September –
In Mittelholland setzten die deutschen Truppen am Mittwoch im Raum Nimwegen–Arnheim ihre konzentrischen Angriffe gegen die in geringem Umfang noch weiter aus der Luft verstärkten feindlichen Kräfte fort, die erneut schwere Verluste hatten. Die dramatischen Kämpfe um den schmalen Korridor, den britische Panzerkräfte durch ihr Vordringen nach Nordosten zur Hilfeleistung für die bei Nimwegen gelandeten Luftlandeeinheiten zu öffnen versuchten, spitzten sich weiter zu. Immer wieder in den Flanken getroffen, konnte der Panzerkeil zwar Boden gewinnen, aber seine Angriffe zur Verbreiterung der schmalen Schleuse scheiterten.
Auch am Maas-Schelde-Kanal, wo die Briten weiterhin bei Neerpelt nach Westen angriffen, hielt der Eckpfeiler an der Basis der feindlichen Einbruchsstellen den heftigen Stößen stand. Die Lage im mittleren Südholland hat sich somit nur unwesentlich gegenüber dem Vortag verändert. Das gleiche gilt für unseren Brückenkopf südlich der Westerschelde. Auch hier blieben den Kanadiern, die nördlich Gent unter Einsatz sehr schwerer Panzerkräfte seit zwei Tagen unsere Stellungen aufzureißen versuchen, von geringen Vorteilen im Brennpunkt des Angriffs abgesehen, Erfolge versagt.
Die im Wehrmachtbericht angesprochenen Kämpfe nordöstlich Echternach, bei denen der feindliche Brückenkopf an der Sauer zerschlagen wurde, haben eine größere Bedeutung, als es auf den ersten Blick erscheinen mag. Aus den örtlichen Kämpfen der letzten Tage hatte sich das Bestreben des Feindes abgezeichnet, durch gleichzeitige Angriffe in der Eifel aus dem Sauer-Brückenkopf ein Stück unserer befestigten Stellungen westlich der Prüm herauszubrechen. Unsere erfolgreichen Gegenangriffe an der Sauer haben den südlichen Stoßkeil des Feindes bis auf bedeutungslose Reste auf das westliche Flussufer zurückgeworfen. Gegen die nördliche Angriffsgruppe sind ebenfalls Gegenstöße angesetzt.
Das Schwergewicht der Kampfhandlungen an der Westfront lag weiterhin im Raum um Aachen. Im Maastrichter Zipfel konnten die Nordamerikaner durch ununterbrochene, von heftigen Bombardierungen und schweren Feuerüberfällen begleitete Angriffe etwas Boden gewinnen. Wenige Kilometer nördlich der bisherigen Kampflinien bezogen unsere Truppen zum Ausgleich der feindlichen Einbrüche noch auf niederländischem Boden neue Abwehrstellungen und schlugen hier weitere feindliche Vorstöße ab. Durch diese Verlagerung der Front vertiefte sich die Flanke nordwestlich Aachen. Dort griff der Feind ebenfalls mit starken Kräften an, um die Stadt von Norden zu überflügeln. Nördlich Maastricht und Aachen sind eigene Gegenangriffe im Gange. Auch östlich Aachen verstärkten unsere Truppen ihrerseits den Gegendruck. Westlich Stolberg schlugen sie feindliche Angriffe ab und südöstlich der Stadt zwangen sie den Feind zur Aufgabe vorübergehend gewonnenen Geländes.
Bei einem dieser Gegenstöße vernichtete eine ostmärkische Panzerkampfgruppe 22 nordamerikanische Panzer. Über die Hälfte davon wurde von Panzergrenadieren auf Entfernungen zwischen 30 und 100 Meter mit „Panzerfaust“ und „Panzerschreck“ abgeschossen. Im gleichen Kampfabschnitt brachten drei „Tiger“-Panzer innerhalb einer halben Stunde sechs schwere nordamerikanische Panzer zur Strecke und drückten dadurch die ganze feindliche Stoßgruppe auf ihre Ausgangsstellungen zurück. Dem durch unsere Gegenstöße aufgesplitterten feindlichen Angriffskeil gingen starke eigene Stoßtrupps meist bei Nacht zu Leibe. Sie bereinigten in der vorletzten Nacht einen feindlichen Einbruch dadurch, daß sie in erbitterten Nahkämpfen an einer Stelle fünf, an anderer vier verbissen verteidigte Bunker zurückgewannen. Gegenstöße der Nordamerikaner wurden durch unsere Artillerie niedergehalten und blieben ohne Erfolg.
Im südlichen Teil der Westfront blieb der Raum Metz–Lunéville weiterhin hart umkämpft. Die Nordamerikaner verstärkten ihren Druck gegen den Brückenkopf Metz, ohne Vorteile gewinnen zu können. Bei Lunéville setzten sie ihren am Vortage begonnenen Gegenangriff gegen unsere auf breiter Front vorgedrungenen Truppen fort. In Lunéville selbst gingen die erbitterten Kämpfe weiter. Nördlich und südlich der Stadt prallten Angriffe und Gegenstöße in rascher Folge aufeinander. Feindliche Einbrüche wurden durch eigene Bodengewinne aufgewogen. Hier und nördlich Épinal, wo sich der Feind wieder etwas vorschieben konnte, dauern die Kämpfe an. Trotz aller Anstrengungen und Verluste hat der Feind seine durch unsere vorausgegangenen Gegenstöße aufgebrochenen Positionen an der Mosel bisher nicht wieder aufbauen können.