Völkischer Beobachter (August 16, 1943)
Schwerer Schlag unserer Torpedoflieger gegen feindliches Großgeleit –
170.000 BRT. ostwärts Gibraltar vernichtet
In schneidig durchgeführten Angriffen Torpedotreffer auf 32 Schiffseinheiten
Der Nachschub für Sizilien hart getroffen
dnb. Aus dem Führer-Hauptquartier, 15. August –
Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
In den Abendstunden des 13. August griff ein deutsches Torpedofliegergeschwader unter Führung des Majors Klümper ostwärts Gibraltar einen starken in das Mittelmeer einlaufenden Geleitzug überraschend an. In schneidig durchgeführten Angriffen erzielten unsere Besatzungen Lufttorpedotreffer auf 32 Schiffseinheiten. Zwei Zerstörer und vier vollbeladene Handelsschiffe großer Tonnage, darunter ein Tanker, sanken sofort. Acht weitere Schiffe blieben brennend mit starker Schlagseite liegen. Wegen hereinbrechender Dunkelheit und starker Flakabwehr konnte das Schicksal der übrigen torpedierten Schiffe zunächst nicht erkannt werden. Die laufend durchgeführte Aufklärung bestätigte aber, daß mindestens 170.000 BRT. aus dem Geleitzug versenkt oder vernichtend getroffen wurden. Sieben eigene Flugzeuge kehrten nicht zurück.
Wien, 15. August –
Am Sonntag erklangen zum erstenmal seit geraumer Zeit wieder die Fanfaren einer Sondermeldung über den Tonnagekrieg gegen die englisch-amerikanische Schiffahrt. Die glänzende Tat eines deutschen Torpedofliegergeschwaders unter Führung des Majors Klümper, das ostwärts Gibraltar im Mittelmeer 32 feindliche Schiffe mit seinen Torpedos traf und mindestens 170.000 BRT. versenkte, hat im Herzen des deutschen Volkes freudigen Widerhall gefunden. Darüber hinaus hat der harte Schlag der Torpedoflugzeuge der deutschen Luftwaffe gegen ein stark gesichertes Großgeleit in der ganzen Welt besonderes Aufsehen erregt. Er zeigt auf das eindringlichste, daß uns wirksame Kampfmittel der verschiedensten Art zur Verfügung stehen, um den Aderlaß am feindlichen Schiffsraum kräftig weiterzuführen.
Deutsche Torpedoflugzeuge, die im westlichen Mittelmeer nun einen so konzentrierten Angriffserfolg erringen konnten, haben in diesem Kriege schon häufig ihre Angriffskraft gegen feindliche Schiffe unter Beweis gestellt. Das geschah nicht nur im Mittelmeer, sondern auch in den Gewässern um England und vor allem im Nordmeer, wo die Torpedoflugzeuge im Vorjahr erheblich an den Erfolgen gegen die Geleitzüge nach Murmansk beteiligt waren. Diese englisch-amerikanischen Geleite zu den sowjetischen Eismeerhäfen sind übrigens wegen der außerordentlich hohen Verluste durch die Bomben und Torpedos deutscher Flugzeuge und Unterseeboote seit einer Reihe von Monaten zum Erliegen gekommen und durch den langwierigen Nachschubweg über iranische Häfen ersetzt worden. Als die englischamerikanischen Truppen am 10. Juli auf Sizilien landeten, verkündete die feindliche Agitation, daß damit das Mittelmeer wieder zu einem bequemen Durchgangsweg für die Schiffahrt nach Indien und Iran geworden sei. Doch bereits beim Nachschubverkehr für die Truppen auf Sizilien hat der Feind erfahren müssen, daß die Flugzeuge und trotz der schwierigen Kampfverhältnisse auch die Unterseeboote und Schnellboote der Achsenmächte im Mittelmeer den englischen und amerikanischen Transportern schwerste Verluste zuzufügen wissen.
Bekanntlich haben die Regierungen Englands und der USA. am 10. Juli, dem Tage der Landung auf Sizilien, vorsichtigerweise erklärt, daß ihrer Presse und auch ihren Ministern fortan alle Äußerungen über den Stand des Tonnagekrieges verboten seien. Nur noch am 10. eines jeden Monats sollte eine kurze zusammenfassende Meldung erscheinen. Der erste Stichtag, der 10. August, ist jedoch vergangen, ohne daß der Feind sich auch nur zu einer farblosen Sammelmeldung über die Schiffsverluste aufschwingen konnte. Statt dessen wurde erklärt, daß London und Washington sich geeinigt hätten, überhaupt keine Meldungen über die Schiffsverluste mehr herauszugeben. Dies ist eine eindrucksvolle Unterstreichung der Tatsache, daß die Aktionen im Mittelmeer dem Feind weitaus mehr Transporttonnage gekostet haben, als er je erwartet hat, obwohl er sich in Sizilien noch im insularen Vorfeld des Festlandes befindet. Es ist ein weithin sichtbares Vorzeichen für alle weiteren feindlichen Unternehmungen der sogenannten „amphibischen Strategie“ im Mittelmeer, daß schon im ersten Monat der Kämpfe auf Sizilien mehr als 1,2 Mill. BRT. an feindlichem Schiffsraum, in erster Linie durch deutsche Flugzeuge, versenkt oder für längere Zeit ausgeschaltet werden konnte. Die feindlichen Bemühungen, die bitteren Schiffsverluste im Mittelmeer totzuschweigen, ändern die Sachlage nicht im mindesten, sondern kennzeichnen nur ihre Bedeutung. Im Falle des Sieges deutscher Torpedoflugzeuge vor Gibraltar ist die feindliche Schweigetaktik völlig vergebens, denn diese Geleitzugschlacht ist von der spanischen Küste her beobachtet worden.
Seit Juli ist nun das Mittelmeer im Tonnagekrieg die Hauptquelle der englischamerikanischen Schiffsverluste geworden. Der Feind mußte im Mittelmeer durch den Untergang so vieler Schiffe erkennen, welche starke Stellung wir in Europa besitzen. Aber auch auf den anderen Meeren muß der Feind immer wieder empfindliche Einbußen an Schiffsraum hinnehmen. Zwar haben die Engländer und Nordamerikaner im nördlichen Atlantik, wo sie ihre Abwehr durch See- und Luftstreitkräfte gegen die Unterseeboote auf ein Höchstmaß gebracht haben, eine Zeitlang den großen Geleitzugschlachten ausweichen können. Ihre Abwehr haben sie hingegen auch dort nicht abbauen können, da sie im Unterseebootkrieg an plötzliche Wendungen und Überraschungen gewöhnt sind und der künftigen Entwicklung nicht recht trauen. Jedenfalls haben die Unterseeboote in anderen Teilen des Atlantischen Ozeans, so an der südamerikanischen und westafrikanischen Küste und im Indischen Ozean bis nach Madagaskar und Mauritius hin zahlreiche Schiffe vernichtet und ihre Versenkungserfolge seit dem Tiefstand des Juni bereits sichtbar steigern können.
Fügt man die mehrfachen Erfolge deutscher Fernkampfflugzeuge gegen englische Geleitzüge im westlichen Atlantik und auch die ständigen feindlichen Schiffsverluste der Amerikaner durch japanische See- und Luftstreitkräfte im Südwestpazifik hinzu, dann kann man wohl begreifen, warum Churchill und Roosevelt sich so viel Mühe geben, die weiterhin für sie schwierige Lage im Tonnagekrieg zu verschleiern. Seit Juli ist die Fieberkurve der feindlichen Schiffsverluste wieder in die Höhe gegangen. Die Torpedos deutscher Flugzeuge im westlichen Mittelmeer aber haben nicht nur die Bordwände feindlicher Frachter und Tanker, sondern auch die feindlichen Tarnschleier über die Schiffsverluste zerrissen und der Welt offenbar gemacht. Der Tonnagekrieg geht mit allen Kampfmitteln der See- und Luftkriegführung und auf allen Meeren weiter.
Erich Glodschey