Völkischer Beobachter (December 14, 1943)
dnb. Berlin, 13. Dezember –
Bekanntlich waren als Ergebnis der Teheraner Konferenz sogenannte „psychologische Riesenbomben“ gegen Deutschland und seine Verbündeten angekündigt worden. Nachdem die nichtssagende Verlautbarung von Teheran die Erwartungen unserer Feinde durch das völlige Fehlen solcher Erklärungen enttäuscht hat, versuchte der US-amerikanische Außenminister Hull, das Versäumte durch eine auf plumpe Täuschung berechnete Drohrede an die Adresse Ungarns, Rumäniens und Bulgariens nachzuholen.
Die Erklärung erinnert an die vor zwei Jahren erfolgte Kriegserklärung der bulgarischen, ungarischen und rumänischen Regierung an die USA und bezeichnet diese Regierungen in der Hull geläufigen Gangstersprache als „servile Marionetten.“ Hull wirft dann überheblich die abwegige Frage auf, er wisse nicht:
…in welchem Maße diese Regierungen auf die Großmut der USA gerechnet haben, ihre Völker vor den Folgen dieses übereilten Schrittes zu verschonen.
Tatsache sei, daß die an der Macht befindlichen Regierungen in diesen drei Ländern rücksichtslos ihre Teilnahme am Kriege gegen uns fortgesetzt und mit Menschen und Material die deutsche Kriegsmaschine gestärkt haben.
Die Erklärung schließt mit der üblichen Dreistigkeit, mit der die Herren im Weißen Haus mit Worten umzuspringen pflegen, wenn die militärischen Tatsachen nicht ihren Hoffnungen entsprechen. Freche Drohung und faustdicken Bluff verbinden sie zu grotesken Formulierungen, mit denen Hull auf die Ungarn, Rumänen und Bulgaren, die ebenso wie Deutschland für nichts anderes als ihre nationale Existenz und Zukunft kämpfen, Eindruck zu machen sucht: So droht Herr Hull:
Es muß ihnen klar geworden sein, daß sie mit Sicherheit die Verantwortung für die Folgen der Niederlage, welche die Vereinigten Nationen Deutschland zufügen werden, zu teilen haben.
Rumänien antwortet
Gegenüber der plumpen Drohrede Cordell Hulls an Rumänien lassen maßgebende rumänische Kreise keinen Zweifel darüber, daß die Stellung Rumäniens in dieser Frage klar und unzweideutig Stei. Schon in vielen öffentlichen Kundgebungen des abgelaufenen Jahres sei die Überzeugung zum Ausdruck gekommen, daß Rumänien im Osten um seine völkische Existenz kämpfe und seinen Kampf gleichzeitig als einen wertvollen Beitrag zur Wahrung der europäischen Zivilisation ansehe. Man verweist in diesen Kreisen auf die von den rumänischen Blättern bereits unmittelbar nach der Konferenz von Teheran den von dort ausgehenden Gerüchten gegenüber unmißverständlich und einheitlich zum Ausdruck gebrachte Haltung. So schrieb zum Beispiel der offiziöse Timpul, das von Teheran ausgehende „moralische Trommelfeuer“ könne nur dort wirksam sein, wo man lieber auf der Lauer liege als kämpfe. Im rumänischen Volk jedenfalls finde die Nachricht von dem Siege der rumänischen Truppen auf der Krim mehr Achtung als jedes anglo-amerikanische Bluffmanöver.
Die Front meldet sich zum Wort in einem Aufsatz der Porunca Vremii: So schrieb ein Hauptmann in diesem Blatt:
Die Frontkämpfer werden der rumänisch-deutschen Waffenbrüderschaft treu bleiben.
Der Feind irrt sich
Am Sonntag fand im Militärklub in Plovdiv eine feierliche Kundgebung aller Mitglieder des Verbandes der Reserveunteroffiziere des Gaues Plovdiv statt. Der Kundgebung wohnten Ministerpräsident Boschiloff und Innenminister Dr. Christoff bei. Der Innenminister unterstrich den Gedanken, daß sich der Feind durch die Luftangriffe und durch seine Agitation bemühe, die innere Front des Landes zu schwächen. Der Feind irre sich aber, denn er werde erst über die Leichen von zehn Millionen Bulgaren die bulgarische Grenze überschreiten können. Das bulgarische Volk stehe in seinem größten Teil an der Front des Staates. Der bulgarische Bauer liebe seine Scholle und sei bereit, sie um jeden Preis zu verteidigen.
Ministerpräsident Boschiloff erklärte: Die Außenpolitik Bulgariens werde von 99% des bulgarischen Volkes gebilligt. Das bulgarische Volk verlange nichts Fremdes, könne aber auf seine nationalen Ideale nicht verzichten. Die bulgarische Außenpolitik habe die Verteidigung der legitimen Rechte der Nation und die Sicherstellung der Einigkeit und Unabhängigkeit Bulgariens für die Zukunft zum Ziel. Alle guten Bulgaren müßten sich daher verpflichtet fühlen, der Regierung in ihrem Aufbauwerk beizustehen.
Fast zur gleichen Stunde also, als Hull die Bulgaren, Ungarn und Rumänen mit dem Kinderschreck eines amerikanischen Sieges auf die Rachsucht der Plutokraten gegen die stolze Tapferkeit ihres europäischen Selbstbehauptungswillens vorbereitete, wurde ihm in dieser Plovdiver Kundgebung von den Bedrohten fest und entschlossen gesagt: „Der Feind irrt sich, nur über unsere Leichen geht sein Weg auf unserem Kontinent.“
Die Liquidierung der Hullschen Großsprechereien wirkt umso eindrucksvoller, als sie so prompt und mit so viel Selbstsicherheit geäußert wurde.
Die Kundgebung sowie die Reden der Minister wurden im bulgarischen Rundfunk übertragen. Cordell Hull hätte, wenn es ihm nicht peinlich gewesen wäre, also die wahre Meinung der von ihm mit Drohungen verfolgten europäischen Völker unmittelbar hören können.