Die Schlacht in der Normandie
Von Wilhelm Weiß
Berlin, 10. Juni –
Das Bewußtsein, daß die Überschreitung des Kanals am 6. Juni 1944 durch die Anglo-Amerikaner ein Ereignis von größter geschichtlicher Bedeutung darstellt, ist heute Allgemeingut der Völker Europas geworden. Wir wissen, daß sich die militärische Bedeutung des Unternehmens nicht in der Eröffnung eines neuen Kriegsschauplatzes erschöpft, sondern daß an diesem geschichtlichen 6. Juni der entscheidende Schritt unternommen wurde, Europa als Faktor der Weltpolitik für alle Zukunft aus der Geschichte auszuschalten. Die Panzerdivisionen der deutschen Wehrmacht verteidigen daher heute zwischen der Orne und der Vire das Schicksal des ganzen Kontinents.
Der Feuersturm, den die Invasionstruppen gegen den Atlantikwall an der Seinebucht und an der Nordküste Frankreichs entfesselt haben, richtet sich gegen die Schutzwehr, die sich Europa selbst gegen den Vernichtungswillen aller Feinde der abendländischen Kultur errichtet hat. Der militärische Kampf, der auf den Schlachtfeldern der Normandie heute entbrannt ist, ist nur ein Gleichnis: überall, wo die anglo-amerikanischen Invasionstruppen heute den Boden Frankreichs betreten, treffen sie auf deutsche Soldaten und auf ihre Entschlossenheit, jeden Fußbreit blutig zu verteidigen. Die Stoßrichtung dieser. Invasion im Westen zielt daher diesmal auf das Herz Europas selbst, das heißt auf die einzige Macht, die nach jahrhundertelangen Auseinandersetzungen zwischen den Völkern dieses Kontinents überhaupt noch in der Lage ist, die Idee Europa machtmäßig zu vertreten und zu verteidigen. Und das ist nur mehr das nationalsozialistische Deutschland und seine Wehrmacht.
Man muß sich eine Vorstellung machen von den einzigartigen Anstrengungen unserer Gegner, in einem konzentrischen Angriff, wie ihn die Welt noch nie erlebt hat, Deutschland auf die Knie zu zwingen. Es sind jetzt genau vier Jahre her, seitdem die britische Armee, die damals noch sich darauf beschränken konnte, den linken Flügel der französischen Front zu decken, durch die Soldaten des Führers vom Festland vertrieben wurde. Vier Jahre sind seit dem Rückzug von Dünkirchen vergangen. Und vier Jahre hat also die Kriegführung Churchills darauf verwendet, um die militärischen und wirtschaftlichen Reserven der halben Welt zu einem zweiten Angriff auf das Reich zu mobilisieren.
Die deutsche Führung hat sich niemals einer Täuschung darüber hingegeben, daß diese planmäßige und jahrelange Vorbereitung der neuen Invasion das deutsche Volk vor die größte Belastungsprobe stellen wird. Wir hielten uns auch während des jahrelangen erbitterten Ringens im Osten gegen den Bolschewismus immer vor Augen, daß uns die neue, entscheidende Auseinandersetzung mit unseren westlichen Feinden nicht erspart bleiben würde. Da der Bolschewismus als Feind der europäischen Menschheit in den anglo-amerikanischen Weltmächten seine zu jedem Verrat an Europa bereiten Bundesgenossen gefunden hatte, so mußte dieser Weltkampf auch da ausgetragen werden, von wo er seinen Ausgang genommen hat: auf jenen historischen Schlachtfeldern in Nordfrankreich westlich des Rheins, auf denen das Schicksal Europas mehr als einmal in seiner Geschichte entschieden wurde.
Der Angriff Eisenhowers und Montgomerys muß sich heute im Abwehrfeuer der deutschen Verteidiger jeden Meter unter unermeßlichen blutigen Opfern erkämpfen. „Minimaler Geländegewinn wurde von den Anglo-Amerikanern mit maximalen Anstrengungen und sehr blutigen Verlusten erkauft. Sicherheit und Wirksamkeit des anglo-amerikanischen Nachschubs konnten nicht sichergestellt werden, da kein Hafen erobert wurde.“ So lautet das Urteil, in dem ein spanischer Militärkritiker das bisherige Ergebnis der Invasion zusammenfaßt. Es hätte ja auch anders kommen können! Und es hätte zweifellos den Absichten Churchills und Roosevelts mehr entsprochen, wenn die Offensiven der sowjetrussischen Massenheere die deutsche Kriegführung dazu bestimmt hätten, ihre gesamte militärische Kraft im Osten restlos einzusetzen und am Ende völlig zu verbrauchen. Die Invasion im Westen hätte in diesem Fall leichtes Spiel gehabt. Sie hätte sich darauf beschränken können, dem auf den Schlachtfeldern Rußlands verbluteten Gegner nach den bewährten Methoden der britischen Kriegsgeschichte in den Rücken zu fallen und so den Krieg zu entscheiden.
In diesem Punkt hat man sich diesmal in London verrechnet. Daran ändert auch der Umstand nichts, daß man sich für den Entscheidungskampf wieder jene Schlachtfelder auszuwählen sucht, von denen die Heere Großbritanniens vor Jahrhunderten ihre leichten Siege nach Hause brachten. Neben den Marlboroughs und Wellingtons standen damals Blücher, Gneisenau und Prinz Eugen; und auf der anderen Seite der Front kämpfen heute nicht mehr die Truppen Frankreichs, sondern die Soldaten Adolf Hitlers.
Der Rückzug von Stalingrad bis Czernowitz hat mit dem 6. Juni und mit den Operationen, an deren Anfang wir heute erst stehen, seine geschichtliche Rechtfertigung erfahren. Ebenso wie der siegreiche Vorstoß der deutschen Ostarmeen tief in den russischen Raum hinein erst die Voraussetzung dazu bildete, in beweglicher Kampfführung im Osten jahrelang so zu operieren, daß die sowjetrussische Kriegsmaschine bis heute nicht in der Lage war, die deutschen Grenzen im Osten und damit die europäischen Kernlande unmittelbar zu bedrohen. Als daher die deutsche Kriegführung im Winter 1942 zur Verteidigung überging, faßte sie einen Entschluß, dessen strategischer Sinn sich erst heute und in den kommenden Wochen in seinem vollen Umfang offenbaren wird.
Der Invasionstermin sei in Teheran anläßlich der Konferenz mit Stalin festgelegt worden, sagte Roosevelt vor wenigen Tagen. Das zeitliche Zusammentreffen der Landung mit der Besetzung von Rom läßt darauf schließen, daß der Termin abhängig gemacht wurde vom Fortgang der Operationen auf den anderen Kriegsschauplätzen. Vor einiger Zeit ging die Meldung durch die Presse, daß man sich in Teheran auf das Stichwort „Czernowitz“ geeinigt hätte. Aber offenbar hielt Eisenhower nach der Besetzung von Czernowitz durch die Sowjetrussen den Augenblick noch nicht für gekommen. Ein Beweis mehr, wie sehr man im Lager der Anglo-Amerikaner den Zeitpunkt der Invasion hinauszuzögern versuchte, in der Hoffnung, daß eine deutsche Niederlage im Osten ihnen im Westen die Arbeit erleichtern und die Aufgabe weniger gefahrvoll machen würde. Aber je länger man wartete, desto schwieriger wurde auch die Zwangslage, in die die feindliche Kriegführung im Westen geriet. Da die erwartete deutsche Katastrophe an der Ostfront ausblieb, so bedeutete jede Woche Verzögerung des Angriffs eine Stärkung der deutschen Verteidigungsfront im Westen. Und von dem Ausgang der großen Schlacht, die jetzt entbrannt ist, wird es abhängen, ob nicht die Geschichte den 6. Juni 1944 im Kalender unserer Feinde einmal mit dem Vermerk versehen wird: Zu spät!
So paradox es erscheinen mag, auch die Invasion der Anglo-Amerikaner ist ein Zeichen dafür, daß die Initiative in diesem Krieg heute noch in den Händen der deutschen Führung liegt. Denn die deutsche Verteidigung, die umfangreichen Abwehrmaßnahmen, die die deutsche Kriegführung im Westen ergriffen hat, sind es, die den Feind zum Handeln gezwungen haben. Es ist ja nicht so, als ob man in London noch frei darüber hätte entscheiden können, wann und ob überhaupt der Generalangriff auf das Festland befohlen werden sollte. Nach den Rezepten von 1918 war der Krieg trotz des sich steigernden Bombenterrors nicht zu gewinnen. Man mußte auch auf der Insel allmählich erkennen, daß der Krieg überhaupt nicht mehr zu gewinnen war, wenn man sich lediglich auf den General Zeit und auf den bolschewistischen Bundesgenossen verließ. Man mußte sich daher dazu entschließen, die Kriegsentscheidung da zu suchen, wo man es gerne vermieden hätte: auf dem Schlachtfeld!
Aber auch darüber besteht heute bei allen Beteiligten kein Zweifel mehr: dieser Krieg muß entschieden werden, denn der Kampf der Geister, dem er seine Entstehung verdankt, fordert gebieterisch das Urteil der Geschichte, unter welchem Zeichen die Zukunft Europas stehen soll. Im „befreiten“ Rom marschiert bereits der Pöbel der Stadt mit bolschewistischen Fahnen durch die Straßen. Auch die Soldaten Eisenhowers und Montgomerys würden eines Tages in Frankreich die Entdeckung machen, daß sie nichts anderes sind als die Schrittmacher Moskaus. Immer klarer erkennen wir, wie dieser Krieg seinen Charakter als einen ins Riesenhafte gesteigerten Bürgerkrieg vor aller Welt enthüllt. Und wie bei allen Revolutionen der Weltgeschichte wird auch diesmal am Ende jene Idee triumphieren, die die Zeichen der Zeit am besten zu deuten weiß und sich für den Lebenswillen der Völker als am schöpferischsten erweist.
Alle Kriege werden zuerst und zunächst in den Herzen der Völker selbst entschieden. Die militärische Auseinandersetzung unserer Tage hatte ihr politisches Vorspiel in jenen Kampfjahren, in denen der Nationalsozialismus im deutschen Volk selbst mit den politischen Elementen der inneren Zersetzung und Zerstörung unserer nationalen Substanz fertig werden mußte. Aus einem erbitterten und zähen Kampf, in dem es ums Ganze ging, ist die nationalsozialistische Idee am Ende siegreich hervorgegangen. Was damals an revolutionären Erkenntnissen und Errungenschaften gewonnen wurde, muß heute auf den Schlachtfeldern der Normandie militärisch behauptet werden. Zu tief hat die nationalsozialistische Gedankenwelt in der Seele des deutschen Volkes Wurzel geschlagen, als daß es möglich wäre, sie heute unter dem Feuer der Invasoren und ihrer Bombengeschwader wieder zu begraben. Zu fanatisch ist heute auch der deutsche Soldat vom Geiste der nationalsozialistischen Revolution und ihres großen Führers erfüllt, als daß es möglich wäre, ihn mit den Söldnerheeren des internationalen Judentums zu überwinden.
In den Festungswerken des Atlantikwalls wird heute eine Revolution verteidigt, zu der sich Front und Heimat gemeinsam bekennt. Die Schlacht am Kanal wird daher von der deutschen Heimat genau so entschieden wie von unseren Grenadieren auf dem Schlachtfeld. Die deutsche Front und die deutsche Heimat sind in gleicher Weise von dem Bewußtsein erfüllt, daß auf ihrer Seite die bessere Idee verteidigt wird. Und für die bessere Sache werden am Ende auch die stärkeren Bataillone auf das Schlachtfeld ziehen und dort zu siegen wissen.