Völkischer Beobachter (July 17, 1944)
Normandie-Berichte für England ‚stark ernüchternd‘ –
Riesenhafte Feindverluste, aber keine Fortschritte
Genf, 16. Juli –
Mit wachsendem Respekt vor der deutschen Kampfkraft berichtet die Londoner Presse über die Kämpfe im Invasionsraum. Dabei lassen einige Kriegskorrespondenten durchblicken, daß alle Offensiv-versuche der Anglo-Amerikaner am deutschen Widerstand zusammenbrachen und ihnen nur wenige Meter Gebietsgewinn einbrachten.
Ira Hauptquartier Eisenhowers sei nunmehr enthüllt worden, läßt sich Daily Mail von Ward Price melden, daß die Deutschen ein ungewöhnlich starkes Verteidigungssystem entwickeln. Im Augenblick träten die Angreifer in der Normandie auf der Stelle, nur die Amerikaner könnten einen Bodengewinn von 300 bis 500 Meter im Marschgelände südlich von Carentan vorweisen. Der Grund hierfür, so sei in Eisenhowers Haupt quartier gesagt worden, liege in dem starken tief gestaffelten deutschen Verteidigungssystem.
Der Kriegsberichter der Daily Mail im anglo-kanadischen Sektor, Alexander Clifford, stellt fest, daß die Anglo-Amerikaner nach der Eroberung eines Teils der Stadt Caen diesen Erfolg nicht weitertreiben konnten. Dieses Stück von Caen nutze ihnen daher nichts, es wäre für sie erst dann wertvoll gewesen, wenn sie gleichzeitig den großen Vorort Vaucelles hätten mitbesitzen können.
Vom Hügel 112 enthüllt das gleiche Blatt eine für die Engländer stark ernüchternde Schilderung der Kämpfe, die um diese Höhenstellung bereits ausgetragen wurden. Dieser „Hügel 112“ werde von den Soldaten Kalvarienberg genannt. So viele Tote und zerschlagene Tanks und Geschütze lägen an seinen Hängen; aber trotz dieses Menschen- und Materialaufwands sei es den anglo-amerikanischen Truppen nicht gelungen, diesen Hügel zu nehmen. Die deutschen Panther-Tanks machten in dieser Gegend den gegnerischen Soldaten das Leben besonders schwer. Von dem Hügel aus aber besäßen die Deutschen eine derart gute Einsicht in die Stellungen ihrer Feinde, daß sich die Kanadier und Engländer – wie sie es selbst ausdrückten – so vorkämen, als stünden sie nackt auf dem bevölkerten Piccadilly-Zirkus.
Mit einer unwahrscheinlichen Hartnäckigkeit hielten die Deutschen auch ihre Stellungen gegenüber den Amerikanern, meint ein Daily-Telegraph-Korrespondent, der vor Saint-Lô liegt. Um jeden Zoll Boden kämpften sie. Amerikaner, die früher in Nordafrika und auf Sizilien im Einsatz standen, erklärte, daß sie so schwere Kämpfe noch nicht mitgemacht hätten. Es sei weitaus schlimmer als in Nordafrika und in Italien. Eine solche Zähigkeit und einen solchen Mut, wie sie die Deutschen in der Normandie bewiesen, habe man nicht für möglich gehalten.
Das Wetter ist schuld – Londoner Trostpillen um die Normandie
Stockholm, 16. Juli –
Die englischen Zeitungen bemühen sich, die zunehmende Beunruhigung des britischen Volkes über die mangelnden Erfolge in der Normandie zu beschwichtigen. So versucht Observer die Gründe darzulegen, warum die Anglo-Amerikaner den normannischen Brückenkopf nicht schneller ausdehnten. Die Wetterlage, so tröstet das Blatt, sei äußerst ungünstig gewesen, wodurch viele Vorteile zunichte gemacht worden seien. Ein weiterer Grund für die langsame Entwicklung der anglo-amerikanischen Angriffe sei das ungenügend große Gebiet, das sich unter der Kontrolle der Anglo-Amerikaner befinde. Es sei nicht leicht, stellt Observer mit einem Stoßseufzer fest, mit einer großen Armee an einer Front von 100 Kilometer Tiefe oder weniger zu manövrieren.
Bisherige US-Opfer weit übertroffen –
Atlantikwall erfüllt seine Aufgabe
Lissabon, 16. Juli –
„Der Atlantikwall erfüllt seine Funktion, für die ihn das deutsche Oberkommando eingerichtet hat, nämlich alliierte Angriffe zu verzögern und kostspielig zu gestalten, in vollem Umfange.“ Das muß selbst die amerikanische Zeitschrift Newsweek zugeben. Die Zeitschrift so schreibt:
Die deutschen Befestigungsanlagen an der französischen Küste stellen ein wundervoll ineinander gebautes System von konzentrisch zusammengefasster Feuerwirkung dar, und das Anrennen gegen diese Anlagen und der Kampf mit ihnen ist eine mehr als harte Arbeit. In den meisten Fällen kam eine Landung der amerikanischen Truppen fast einer Katastrophe gleich, und die Landesoldaten und Angriffspioniere gerieten in ein Feuer, wie man es sich vorher gar nicht vorgestellt hatte.
Auch die Pläne für die Landungsschiffe, einen Weg durch die Küstenhindernisse und an der Wassersperre zu brechen, seien größtenteils verunglückt. Die amerikanischen Soldaten hätten meist vor der Küste die Boote verlassen müssen, während die Landungsboote durch Minen vernichtet oder auf deutsche Vorhindernisse getrieben wurden, wo sie die Wellen zerschlugen. Die Verluste der Yankees seien auf Grund dieser Tatsache, darüber läßt Newsweek keinen Zweifel, ganz außerordentlich schwer und stellten die bisherigen Opfer der US-Armee, die nach Pattersons Erklärung (ohne die Invasionsverluste) schon der Höhe der US-Weltkriegsverluste gleichkommen, weit in den Schatten.