The Nuremberg Trial

Wiener Kurier (August 2, 1946)

Verteidiger in Nürnberg gibt zu:
Gestapo hat ihre Opfer gefoltert

Nürnberg (AND.) - Der amerikanische Anklagevertreter in Nürnberg, Whitney Harris, lüftete Donnerstag den Samtvorhang der politischen Harmlosigkeit, den Verteidigung und Zeugen um die größte Verbrecherorganisation aller Zeiten, die Gestapo, zu legen versuchten und zeigte die Gestapogestalten bei ihrem blutigen Handwerk.

Dr. Best, der ehemalige Reichsbevollmächtigte in Dänemark und Abteilungsleiter der Sicherheitspolizei im Innenministerium, war nunmehr auch gezwungen, zuzugeben, daß die Gestapo ihre Opfer gefoltert habe. Aber natürlich seien es nur die anderen Beamten gewesen. Er selbst habe „nicht einschreiten können, weil ihm die Exekutivgewalt gefehlt“ habe.

‚Auf der Flucht erschossen‘

Der Zeuge mußte auch die Echtheit der Dokumente anerkennen, welche, vom Ankläger über den teuflischen Plan einer hinterlistigen Ermordung eines französischen Generals vorgelegt wurden. Danach sollte aus einem Gefangenentransport von 75 Generalen einer durch „Unfall“ abgesondert und sodann „auf der Flucht“ erschossen werden.

Als nächster Zeuge wurde Karl Heinz Hoffmann aufgerufen, der im Jahre 1937 zur Gestapo kam und im Jahre 1941 zum Gestapovertreter im Reichsinnenministerium befördert wurde. Nach seinen Darstellungen hatte die Gestapo „reinen Abwehrcharakter“.

Die Zerstörung des Hafenviertels von Marseille wurde, wie der Zeuge behauptete, von Himmler „unter Umgehung der Gestapo“ angeordnet.

SD – eine ‚wissenschaftliche Forschungsorganisation‘

Auch der SD, für den als erster Zeuge der ehemalige Gruppenleiter im Reichssicherheitshauptamt, Dr. Wolfgang Höppner, aufgerufen wurde, war anscheinend eine vollkommen harmlose und in erster Linie mit „wissenschaftlichen Forschungsaufgaben“ beschäftigte Organisation.

Im Verhör durch den Verteidiger des SD, Dr. Hans Gawlik, bemühte sich der Zeuge nachzuweisen, daß der SD durchaus keine geschlossene Organisation, sondern eine „rein registraturmäßige Zusammenfassung“ verschiedener Gruppen gewesen sei, die untereinander keine Verbindung hatten.

Im Jahre 1934 habe Heß dem SD den Auftrag gegeben, „die Mentalität der gegnerischen Gruppen, wie Marxisten, Juden, Freimaurer, wissenschaftlich-statistisch zu erforschen“. Als diese Aufgabe allmählich von der Gestapo übernommen worden sei, habe sich der SD einer „praktisch bedeutungslosen Tätigkeit“ zugewandt, nämlich der „Erforschung der Lebensgebiete des deutschen Volkes nach Fehlentwicklungen“.

The Evening Star (August 2, 1946)

Allies use diplomacy to solve problem of sentencing high Nazis

NUERNBERG (AP) – A dash of diplomacy carried Allied war crimes prosecutors over a troublesome shoal this week.

Unified ever since the trials of high Nazis began last November, the chief attorneys for the four major powers disagreed over the question: Should the death penalty – or any other specific penalty – be demanded in final arguments?

Russian and French law requires the prosecutors of cases involving such crimes as murder to ask the court to impose death on the convicted persons. Therefore, Gen. R. A. Rudenko, the Russian prosecutor, told his colleagues he believed all four should make such a demand on the International Military Tribunal.

U.S. and Britain object

British Prosecutor Sir David Maxwell Fyfe and American Attorney Thomas J. Dodd objected, commenting that under British-American custom the sentence normally is left to the discretion of the court.

Gen. Rudenko and the French delegation were adamant. Gen. Rudenko contended that lack of uniformity would give the impression that the Alliee were split on an important issue – a situation the defendants obviously have been hoping would arise.

Sir David opened the diplomatic maneuvering.

“Let’s ask the tribunal what it wants us to do,” he suggested.

A letter was dispatched. The tribunal maintained a discreet silence.

Diplomacy triumphs

Then each prosecutor diplomatically solved the problem in his own way. The Russian and the Frenchman came out with flat demands for the death penalty. Justice Robert H. Jackson skirted the question with the declaration that all defendants were “as guilty as Hitler” and left to the tribunal’s imagination what Hitler’s punishment should be.

Sir Hartley Shawcross, speaking for the British, hit on the phrase “the supreme penalty.” He also mentioned that one defendant had forfeited the right to live.

Jackson returns; refuses comment

By the Associated Press

Justice Robert Jackson returned today from Nuernberg, but refused to say whether he will resume his duties in the Supreme Court, where he has been publicly critical of Justice Hugo Black. He did say, without elaborating, that he planned to “resume my normal work.”

Justice Jackson told reporters who met him at National Airport that he would comment only on the war crimes trial where he is the U.S. prosecutor. Asked specifically about returning to the bench. Justice Jackson said: “I won’t have anything to say except about Nuernberg.”

When he may return to Germany, Justice Jackson said, “depends on the course of events there.”

Before his departure from Nuernberg Wednesday Justice Jackson said he would be gone only temporarily, planning to return by mid-September.

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Day 194

Wiener Kurier (August 3, 1946)

In Nürnberg:
Verbrecherischer Plan der Reichsregierung gegen Mischlinge bewiesen

Nürnberg (AND.) - Der verbrecherische Plan, alle Mischlinge in Deutschland unfruchtbar zu machen oder zu deportieren, wurde zum erstenmal bekannt, als der amerikanische Anklagevertreter in Nürnberg, Doktor Robert Kempner, gestern zum Beweis der Schuld der deutschen Reichsregierung eine Reihe von Dokumenten vorlegte.

Daraufhin erfolgte die Verlesung eines Briefes vom 5. April 1942 über die „Endlösung der Judenfrage“, von dem Abschriften an Doktor Lammers, den Chef der Reichskanzlei, an Göring und an das Auswärtige Amt gerichtet waren.

In dem Brief heißt es unter anderem: „Wegen. der Behandlung der Mischlinge ersten Grades schließe ich mich der vom Reichsminister des Innern in seinem Schreiben vom 16. Februar 1942 vertretenen Auffassung an, daß die Verhinderung der Fortpflanzung dieser Mischlinge ihrer Gleichschaltung mit den Volljuden und der damit verbundenen Abschiebung vorzuziehen ist… Den fortpflanzungsfähigen Halbjuden sollte die Wahl gelassen werden, sich der Unfruchtbarmachung zu unterziehen oder in gleicher Weise wie Juden abgeschoben zu werden. Man wird den deutschblütigen Ehegatten die Möglichkeit geben müssen, die Auflösung der Ehe herbeizuführen… gez. Dr. Schlegelberger.“

‚Kampf zwischen Staat und Partei‘

Er kam dann auf die schon so oft vor dem Nürnberger Gerichtshof als Entschuldigung vorgebrachte Konzentration der Macht in den Händen Hitlers nach dem Ermächtigungsgesetz zu sprechen und berichtete über den „Kampf zwischen Dienststellen des Staates und der Partei“ und über die von Hitler verfügte strenge Trennung der Kabinettsmitglieder, „denen man nicht einmal einen gemeinsamen Bierabend mehr gestattete“.

The Evening Star (August 3, 1946)

SS also directed traffic, Nuernberg witness says

NUERNBERG (AP) – The SS, which has been charged collectively with history’ s most heinous crimes, was described before the War Crimes Tribunal today as a purely “protective” organization which often was used for traffic control.

Friedrich von Eberstein, who was a group leader in the SS starting in 1933, said “on party days the SS not only had a parade but also was charged with direction of traffic. At the end of the day, they were often very, very tired.”

Eberstein also claimed SS aims could not toe called illegal because “myself, a member of the nobility, and many others of nobility and church joined. Our aims were only to advance the cause of Germany throughout the world.”

The witness was the first called in defense of the SS.

The Evening Star (August 4, 1946)

SS man paints glowing picture of Dachau camp

NUERNBERG, August 3 (AP) – The notorious Nazi concentration camp at Dachau where thousands met tortured deaths was described in glowing terms today by a defense witness for Hitler’s elite guard.

The SS man, Friedrich von Eberstein, told the International Military Tribunal that he had been to the camp before the war only as an escorting officer for foreign dignitaries, including “high American police officials” whom he did not identify further. He testified:

“When I visited the camp, everything was in order, including the spotless kitchens, the showers, the operating rooms and the dispensary. Before the war the inmates were in outstandingly good health. During the war years my impression was that they were normally fed.”

Eberstein called the SS, which collectively has been charged with some of the most heinous crimes in history, merely a “protective” organization often used for traffic control.

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Day 195

Wiener Kurier (August 5, 1946)

Ehemaliger SS-Führer gesteht:
Verbrecherische Versuche wurden an Menschen durchgeführt

Nürnberg (AND.) - In Fortsetzung des Verfahrens gegen die sechs angeklagten verbrecherischen Naziorganisationen wurde am Samstag die Beweisführung gegen die SS eröffnet. Als erster Zeuge wurde durch den Gerichtshof der frühere SS-Führer Süddeutschlands, Friedrich von Eberstein, vernommen.

Durch die vorliegenden Beweise in die Enge getrieben, mußte er zugeben, bereits im Frühjahr 1944 über die Durchführung biologischer Experimente an lebenden Personen unterrichtet gewesen zu sein. Nach der Aussage Ebersteins wurden diese Versuche durch SS-Angehörige auf unmittelbaren Befehl Himmlers durchgeführt.

Eberstein stellte anschließend die kühne Behauptung auf, daß sich Himmler angeblich auf seinen Protest hin entschloß, diese Versuche einzustellen. Eberstein, dessen fanatische anti­jüdische Einstellung aus den Prozeßakten klar ersichtlich ist, wird heute durch die Anklagevertreter ins Kreuzverhör genommen.

Deutsche Aristokratie war Grundstock der SS

Ebersteins Aussage bildete außerdem eine vernichtende Anklage gegen die deutsche Aristokratie, die durch ihr Beispiel die bürgerliche Jugend veranlaßte, der SS beizutreten.

Von Eberstein wurde schon im Jahre 1928 Mitglied der SS, als diese erst wenige hundert Mann zählte. Er sagte, daß er den Eintritt in die SS als „vaterländische Pflicht“ angesehen habe, vor allem auch deshalb, weil vor ihm schon der Erbprinz von Waldeck, die Prinzen von Hohenzollern-Sigmaringen, Lippe-Biesterfeld und der Graf von der Schulenburg Mitglieder der SS waren.

Der Zeuge bestritt entschieden irgend welche Gewalttaten der SS vor dem Jahre 1933, die SS habe vielmehr nur dem persönlichen Schutz der führenden Persönlichkeiten gedient und im Wahlkampf den Rednerschutz übernommen. Aber selbst Kaltenbrunner auf der Anklagebank konnte ein ironisches Lächeln nicht unterdrücken, als der Zeuge dem Gericht erzählte, daß die SS nicht militärisch ausgebildet wurde, sondern sich hauptsächlich mit „Sport“ beschäftigte.

Zustand der KZ-Häftlinge ‚hervorragend‘

Freiherr von Eberstein, der auch Polizeipräsident von München war, erklärte, er habe weder mit der Gestapo noch mit den Konzentrationslagern etwas zu tun gehabt, sondern lediglich einige Male vom Reichssicherheitshauptamt den Befehl erhalten, hohe in- und ausländische Gäste durch das Lager Dachau zu führen. Bei diesen Besuchen habe er den Eindruck gewonnen, daß sich die Häftlinge in einem „hervorragenden Gesundheitszustand“ befänden.

Bormann von seinem früheren Chauffeur angeblich in München gesehen

München (AP.) - Der frühere Chauffeur des vermißten Martin Bormann erklärte hier am Samstag einem Berichterstatter der Associated Press, daß er „vollkommen sicher“ sei, seinen früheren Arbeitgeber vor zwei Wochen in München gesehen zu haben. „Ich bin überzeugt, daß er noch am Leben ist. Er war ein viel zu großer Feigling, um in Berlin sein Leben zu opfern“, sagte er.

Der Chauffeur namens Jakob Glas, der von Bormann wegen angeblichen Diebstahls entlassen worden war, bestätigte, er habe dem amerikanischen Abwehrdienst mitgeteilt, daß er seinen früheren Chef in den Straßen Münchens in einem Auto fahren gesehen habe.

The Evening Star (August 5, 1946)

Funk knew of Nazi loot from concentration camps

NUERNBERG (AP) – Evidence that Walther Funk, Nazi minister of economics and former president of the Reichsbank, knew his bank vaults were packed with money and valuables taken from persons killed in concentration camps was presented to the International Military Tribunal today.

The evidence was offered by Sir Hartley Shawcross, chief British prosecutor, in the form of an affidavit signed by Walter Pohl, who from 1934 until the capitulation of Germany was chief of the economic and administration office of the S.S. (Elite Guard).

Pohl said he had visited Funk twice in an official capacity and both times discussed property which had been taken from persons killed in concentration camps.

Last May while Funk was on the stand he denied that he knew “anything at all” about items found in the Reichsbank vaults – even when shown films taken of the vaults paced with trunks full of loot.

The affidavit was presented by Shawcross during his cross-examination of Friedrich von Eberstein, former SS general and Munich police chief.

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Day 196

Wiener Kurier (August 6, 1946)

Britischer Ankläger in Nürnberg beweist:
Tötung von 1000 luden brachte der SS 100 Mill. RM

Nürnberg (WK.) - Der stellvertretende britische Ankläger Elwyn Jones legte gestern dem Gerichtshof Beweismaterial vor, demzufolge SS-Formationen mehr als 100 Millionen Reichsmark durch die Liquidierung von 1000 polnischen Juden an sich brachten.

Dieser Betrag sei – so erklärte Elwyn Jones – in einer Aufstellung enthalten, die Heinrich Himmler im Jänner 1943 übermittelt wurde. In der Aufstellung wird ferner angeführt, daß 1900 Eisenbahnwaggons mit den Kleidern jüdischer Opfer aus den Konzentrationslagern unter das deutsche Volk aufgeteilt wurden.

Sämtliche SS-Formationen beteiligt

In der Liste seien außerdem genaue Aufzeichnungen über Uhren, Halsketten und Fingerringe enthalten, die von der SS geraubt wurden. Das gesamte Tatsachenmaterial beweise – so erklärte der britische Ankläger – daß sämtliche SS-Formationen sich an Räubereien beteiligten.

„Verlangen Sie wirklich von diesem Gerichtshof, zu glauben, daß Sie nichts von dem großen Geschäft mit dem Tod wußten, das den Geldschränken der Reichsbank Millionen Mark einbrachte?“ Mit diesen Worten wandte sich der britische Anklagevertreter an den früheren SS-Führer Süddeutschlands, Karl von Eberstein, der gestern vor dem Nürnberger Gerichtshof seine Aussagen als Entlastungszeuge für die SS fortsetzte und behauptete, nichts von der SS-Organisation gewußt zu haben, die Mord als Mittel verwendete, um „die kolossale Beute“ an Schmuck, ausländischer Währung und Goldzähnen, die von den Opfern der Konzentrationslager stammten, sicherzustellen.

Eberstein war häufig in Dachau

Als ihm der stellvertretende britische Ankläger vorhielt, daß Dachau sozusagen vor der Tür seines ständigen Sitzes lag, gab Eberstein zu, häufiger Besucher dieses Konzentrationslagers gewesen zu sein. Trotzdem leugnete er, von den Bestimmungen irgend etwas gewußt zu haben, wonach „widerspenstige“ Lagerinsassen zu dreimonatiger Einzelhaft bei Brot und Wasser verurteilt wurden.

Eberstein erklärte, daß er erst während des Prozesses über die von Eichmann organisierte Menschenjagd und Raubaktion gelesen habe; er selbst will aber niemals mit dergleichen zu tun gehabt haben.

Aus einem vorgelegten Beweisdokument mit dem Titel „Operation Reinhardt“, dessen Verfasser der berüchtigte Nazi-Eichmann war, der zu Kriegsende in Berlin verschwand, geht hervor, daß bei einer Großaktion gegen die Juden in den Ostgebieten 35 Millionen Mark in fast allen Währungen, die es damals auf der Welt gab, und in zahlreichen Schmuckstücken erbeutet und der Reichsbank zugeführt wurden.

Im weiteren Verlauf der Verhandlung stellte sich heraus, daß sich die Deutsche Reichsbank aus den von der SS im Rahmen einer einzigen Aktion vorgenommenen Plünderungen der versklavten Völker des Ostens um mehr als 178 Millionen Reichsmark in Bargeld und Effekten bereichert hatte.

‚Waffen-SS war Elitetruppe‘

Ern weiterer Zeuge der Verteidigung, SS-Oberstleutnant Robert Brill von der Musterungskommission der Waffen-SS, erklärte, daß diese Formation ein Elitekorps gewesen sei und nichts mit dem Naziterror zu tun hatte.

„Fünf Jahre lang kämpften wir und taten unsere Pflicht dem Vaterland gegenüber“, sagte der Zeuge, „und jetzt sitzen wir hinter Stacheldraht und jeder erzählt uns, wir seien Verbrecher und Mörder. Wir verübten keine Grausamkeiten und wußten auch nichts von derartigen Dingen.“

General Paul Häusser, bis 1945 Befehlshaber der ersten Armeegruppe im südlichen Frontabschnitt und einer der ersten Kommandanten der Sonderkommandos der SS, wurde als dritter Entlastungszeuge einvernommen.

Er erklärte, daß die Waffen-SS nicht gewußt habe, ob sie einen Verteidigungs- oder Angriffskrieg führe.

Auf die Frage seines Anwalts, ob es richtig sei, daß Himmler einmal gesagt habe, die Erfolge der Waffen-SS seien auf Terror zurückzuführen, antwortete Häusser, daß Himmler wohl einmal diesen Ausspruch getan, er ihm jedoch erklärt habe, daß dies vollkommen unwahr sei. Die SS habe nicht durch Terror, sondern durch Tapferkeit ihre Erfolge erzielt.

The Evening Star (August 6, 1946)

German documents bare SS murders in Poland

NUERNBERG (AP) – German documents listing in detail mass murders and pillaging by SS troops in Poland and Yugoslavia were introduced before the International Military Tribunal today as the case against the elite guard went into the third day.

Maj. F. Elwyn Jones, cross-examining defense witness Col. Gen. Paul Hausser for the British prosecution, produced a letter written by German Gen. Detzel complaining of SS measures in Western Poland. The document read in part:

“In almost all large towns public shootings have been carried out by the SS. The selection varied enormously and was often incomprehensible and the way it was carried out frequently unworthy. In the towns evacuations were carried out during which blocks of houses were cleared at random, the inhabitants loaded onto lorries at night and then taken to concentration camps. Here also looting was a constant accompanying phenomenon.”

“In Turek three SS cars under the leadership of a higher SS leader drove through the streets October 30, 1939, while people in the streets were hit on the heads at random with horse whips and long whips.”

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Day 197

Wiener Kurier (August 7, 1946)

SS-Generale gestehen:
Himmler hatte besondere Ausrottungseinheiten

Frauen und Kinder lebendig verbrannt

Nürnberg (WK.) - Der Entlastungszeuge der SS, General Hauser, versuchte gestern in Nürnberg glaubhaft zu machen, daß die Waffen-SS unglücklicherweise ähnliche Uniformen wie die Ausrottungseinheiten Himmlers trug, sie sei jedoch vollständig in das Heer eingegliedert und in keiner Weise Himmler unterstellt gewesen. Wegen der ähnlichen Uniformen sei die Waffen-SS aber leicht mit den Vernichtungseinheiten Himmlers, die die besetzten Ostgebiete verheerten, verwechselt worden.

Alle Greueltaten geschahen ‚unabsichtlich‘

Als die Niederbrennung von drei Dörfern in der Nähe von Charkow durch Truppen der SS-Division „Das Reich“ vorgebracht wurde, mußte General Hauser, der von 1939 bis 1941 Kommandeur dieser berüchtigten Division war, die Tatsachen zugeben, erklärte aber, er glaube nicht, daß diese Ortschaften absichtlich in Brand gesteckt worden seien.

Auch die zahllosen Mordtaten und Brandstiftungen in Frankreich, die Ermordung von 5000 Juden in Warschau und die Hinschlachtung von Zivilisten und polnischen Geiseln konnte er nicht ableugnen, behauptete aber, von all diesen Untaten erst nach dem Kriege gehört zu haben.

„Es war besonders kennzeichnend für die Waffen-SS, daß sie für solche Terroraktionen eingesetzt wurde“, sagte Elwyn Jones, der stellvertretende britische Ankläger, als Hauser trotz der vorgelegten Dokumente, deren Stichhaltigkeit er nicht in Abrede stellen konnte, versuchte, die Waffen-SS als reguläre Truppe hinzustellen, deren Kommandeure Männer waren, die es als ihre Pflicht ansahen, den Kampf an der Front fair zu führen.

General Günther Reinecke, der als vierter Entlastungszeuge für die SS vorgenommen wurde, erklärte, Himmler habe im Jahre 1934 für die Bewachung der Konzentrationslager eine eigene Organisation geschaffen, die SS-Totenkopfverbände, welche in keinem organisatorischen Zusammenhang mit der allgemeinen SS gestanden hätten. Diese Verbände seien hauptsächlich aus Arbeitslosen zusammengestellt worden, die Arbeit und Brot und eine neue Berufslaufbahn suchten. Im Jahre 1939 seien dann diese Totenkopfverbände in die Waffen-SS übergetreten und die Bewachung der Konzentrationslager sei nur an frontdienstuntaugliche Angehörige der Organisation übertragen worden.

Auf dem Balkan war alles erlaubt

Der sowjetische Anklagevertreter Oberst Smirnow stellte einige Fragen an den Zeugen. Er legte ihm zunächst Auszüge der Berichte der jugoslawischen Staatskommission vor, aus denen sich unter anderem ergibt, daß Teile der Division „Prinz Eugen“ im Bezirk Split Frauen und Kinder in Scheunen sperrten und lebendig verbrannten.

Smirnow: „Ist dies richtig, Herr Zeuge?“

Hauser: „Split liegt auf dem Balkan. Das ist alles, was ich hieraus ersehe. Ich kann hierzu nicht Stellung nehmen.“

Als der sowjetische Ankläger dem Zeugen einen Bericht über die Köpfung zweier sowjetischer Soldaten vorlegte, konnte Hauser keine Ausflüchte machen, da man bei einem gefallenen deutschen Soldaten Bilder über diesen Mord gefunden hatte. Hauser erklärte jedoch, derartige Dinge seien „nur auf dem Balkan“ vorgekommen und man könne sie nicht der gesamten Waffen-SS zur Last legen.

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Day 198

Wiener Kurier (August 8, 1946)

KZ-Kommandant gesteht:
Juden mußten ihre Leidensgefährten töten

Nürnberg (WK.) - Als einen Garten Eden schilderte gestern in Nürnberg der letzte für die SS aufgerufene Zeuge, der ehemalige Kriminalkommissar Georg Konrad Morgen, das Konzentrationslager Buchenwald, gab aber im gleichen Atemzug zu, daß er selbst Morde und andere Kapitalverbrechen in Buchenwald und in anderen Lagern aufdeckte. Der Zeuge erklärte auch, daß ihm gegenüber der Kommandant von Auschwitz, Wirt, zugegeben habe, daß er im Auftrage Hitlers „Judenvernichtungen“ durchführe.

Der ehemalige Beauftragte Himmlers schilderte dann die sadistische Methode, mit der Wirt die Juden ermorden ließ. Wirt habe ihm selbst berichtet, daß er nach und nach etwa fünftausend Juden „angeworben“ habe, die gegen Zusicherung der Freiheit an der Errichtung und bei dem Betrieb von vier Todeslagern mithelfen mußten. Sie mußten die einlaufenden Judentransporte empfangen und wurden gezwungen, ihre Schicksalsgefährten zu ermorden, um schließlich zuletzt selbst den Gastod zu sterben.

Den Neuankömmlingen wurde eingeredet, daß sie umgesiedelt werden sollten. Man führte sie dann in ein Bad, das in Wirklichkeit eine Gaskammer war, die, nachdem der letzte sie betreten hatte, geschlossen wurde. Dann wurde das Gas eingelassen. Sobald die Opfer tot waren, wurde das Entlüftungssystem eingeschaltet und später mußten jüdische Hilfsarbeiter die Toten herausholen. Die Opfer wurden nach einem von Wirt selbst „erfundenen“ Verfahren verbrannt.

Symptome für Deutschlands Zusammenbruch

Der ehemalige SS-General Günther Reinecke bezeichnete die furchtbaren Greueltaten in den Konzentrationslagern als „Begleiterscheinung des totalen Zusammenbruches Deutschlands“. Die SS habe nicht als Gesamtheit diese Untaten verübt, sondern „kleine Gruppen und ihre verbrecherischen Führer“.

Geheimhaltungsbefehl Hitlers vertuschte die Morde

Der wichtigste Grund für die späte Aufdeckung der Verbrechen in den Konzentrationslagern sei der Geheimhaltungsbefehl Hitlers gewesen, sagte Reinecke. „In den KZ war alles geheim, nur mit besonderen Ausweisen konnte man sie betreten.“ Das Entdecken der Verbrechen sei außerdem durch gefälschte Berichte aus den Konzentrationslagern erschwert worden. So habe zum Beispiel der Kommandant von Buchenwald im Jahre 1941 mit falschen Zeugenaussagen und falschen ärztlichen Gutachten gearbeitet.

Massenhinschlachtung eine ‚Affekthandlung‘

Im Kreuzverhör durch den britischen Anklagevertreter Elwyn Jones versuchte der Zeuge Reinecke den Massenmord, der von SS-Leuten an Juden begangen wurde, mit den Prinzipien des deutschen Strafrechts zu beschönigen, das „Affekthandlungen nicht als Mord, sondern als Totschlag verurteilt. Im Dezember 1939 hatten zwei SS-Männer ohne den geringsten Anlaß 50 Juden in eine Synagoge gesperrt und zusammengeschossen. Die Täter waren zu drei Jahren Gefängnis verurteilt worden, wobei der Vorsitzende des Kriegsgerichts als „mildernden Umstand“ die „Erregung der SS-Männer beim Anblick der Juden“ gelten ließ. Reinecke versuchte dieses Urteil zu verteidigen und wies auf den rechtlichen Unterschied zwischen Mord und Totschlag im deutschen Strafrecht hin.

1000 Genickschüsse auf einem Transport

Der britische Anklagevertreter legte dann eine Reihe von Dokumenten vor, aus denen hervorging, daß angeblich an „Herzschwäche“ verstorbene KZ-Häftlinge in Wirklichkeit infolge von Mißhandlungen starben, daß angebliche Selbstmörder in Wirklichkeit erwürgt und erdrosselt wurden und daß auf einem Transport nach Theresienstadt über 1000 Personen durch „Genickschuß“ getötet wurden.

The Evening Star (August 8, 1946)

Nazi skull collection plan bared at trial

NUERNBERG (AP) – Letters exposing a gruesome German plan to collect skulls and skeletons of all races for an anatomical institute at Strasbourg were ready today at the war crimes trial.

The International Military Tribunal was hearing a defense witness, bearded Wolfram Sievers, a high SS officer, but he would not acknowledge the letters.

Maj. F. Elwyn Jones of the British prosecution staff produced a letter he said Sievers had written to a Dr. Brandt saying:

“We have nearly a complete collection of skulls of all races and peoples at our disposal. Of the Jewish race, however, only a few specimens are available. The war in the east now presents us with an opportunity to overcome this deficiency. By procuring the skulls of Jewish-Bolshevik commissars, who represent the prototype of a repulsive but characteristic subhuman, we have a chance to obtain a palpable scientific document.”

The Pittsburgh Press (August 8, 1946)

Nazis planned skull museum, war trial told

Special care taken not to damage heads

NUERNBERG (UP) – The war crimes court today received evidence of a ghoulish Nazi scheme to collect the undamaged skulls of “live Jewish Bolshevik commissars” for an anatomical museum at Strasbourg.

SS Col. Wolfram Sievers was charged with taking part in the skull collecting experiment, and admitted that he knew about the plan. The prosecution presented the evidence in rounding out its case against the Nazi SS or Elite Guard, one of the organizations on trial here.

Himmler blamed

Documents presented to the tribunal sketched the scheme, the origin of which was attributed to Heinrich Himmler, Gestapo chief who gulped poison after he was arrested at the end of the war.

The bearded Sievers admitted that he knew about a collection of skulls which were sent in individual metal containers to Strasbourg, but he denied that he had any part in it.

The documents showed that the victims were taken alive to a secret place, where great care was taken in killing them to see that the skulls were not damaged.

Cited skull collection

British Prosecutor Elwyn Jones presented a letter from Sievers to Himmler’s adjutant in November 1942, which said: “We have a nearly complete collection of skulls of all races and people at our disposal.”

“Of the Jewish races, however,” the letter continued, “only a few specimens are available, and as a result it is impossible to arrive at precise conclusions by examining them. The war in the east now presents us with an opportunity to overcome this deficiency.

“By procuring the skulls of Jewish Bolshevik commissars who represent a prototype of repulsive but characteristic sub-human, we have a chance now to obtain a scientific document.”

Heads scaled in cans

The order specified that the commissars were to be taken alive and treated well while their heads were measured and casts made.

“Following the subsequently induced death of the Jew, whose head should not be damaged, the delegate will separate the head from the body and will forward it to its proper point of destination in a hermetically sealed tin can,” the letter said.

Dr. Konrad Morgen, former SS major, earlier told the court that Jews with connections abroad were allowed to live comfortably in a concentration camp.