The Nuremberg Trial

Wiener Kurier (July 18, 1946)

Schirach hat acht Millionen junge Menschen irregeleitet

Nürnberg (AND.) - Dr. Sauter, der Verteidiger Schirachs, schilderte gestern diesen Angeklagten als „Opfer seines Idealismus, seiner Treue zu Hitler“ und andererseits auch als ein „Opfer der Gewaltpolitik Himmlers, Goebbels und Bormanns.“

Sauter, der ständig vom „jungen Schirach“ sprach, der angeklagt ist, als ehemaliger Führer der Hitlerjugend den Geist der deutschen Jugend vergiftet und sie für einen Angriffskrieg ausgebildet zu haben, versuchte diesen als bloßen Jungen darzustellen, der, wie so viele ältere und erfahrene Deutsche, von der Macht der Persönlichkeit Hitlers hingerissen und geblendet wurde.

Schirach sei schon zur Zeit seiner Kindheit zum Nationalsozialismus „hingezogen“ worden und die Lektüre im Elternhause habe ihn frühzeitig zum Antisemiten gemacht.

Nur Himmler und Bormann waren Hitlers Freunde

Zu den einzelnen Anklagepunkten führte Dr. Sauter aus, sein Mandant sei an der Verschwörung der Naziführer nicht beteiligt gewesen, denn Hitler habe keinerlei Rat von ihm angenommen und habe außer Himmler und Bormann keine Freunde besessen. Dr. Sauter gab im übrigen zu, daß Schirach Hitler „bedingungslos“ gefolgt sei. Heute wisse Schirach jedoch, daß er „bis zum Ende einem Manne treue Gefolgschaft leistete, der diese nicht verdiente“. Schirach würde sich jedenfalls als „Opfer seiner politischen Überzeugung“ betrachten, falls man ihn deshalb verurteile.

Schirach will jetzt ‚umerziehen‘

Der Verteidiger befaßte sich anschließend in längeren Ausführungen mit der Erziehung der Hitlerjugend und erklärte, diese habe für Übungszwecke „weder Kanonen noch Panzer“, sondern nur Kleinkalibergewehre verwendet.

Im übrigen möge sich der Gerichtshof bei der Beurteilung dieses Falles daran erinnern, daß der Angeklagte bei seiner Einvernahme Hitler als Mörder bezeichnet und in aller Öffentlichkeit den Versuch unternommen habe, echt Millionen ehemaliger Hitlerjungen von der Ideologie zu befreien, die er selbst der deutschen Jugend jahrelang eingeimpft hatte. Schirach wolle der deutschen Jugend offen erklären, daß „er sie unwissentlich und mit den besten Absichten vom richtigen Wege abgeführt hatte und daß sie nun eine andere Richtung einschlagen müsse, wenn das deutsche Volk und die deutsche Kultur nicht untergehen sollen“.

Er will Legendenbildung verhindern

Nach der Kapitulation habe sich Schirach zunächst in Tirol versteckt, jedoch auf Grund einer Radioverlautbarung der Alliierten, daß die deutschen Parteiführer vor Gericht gezogen würden, sofort freiwillig gestellt, um die volle Verantwortlichkeit für die Schaffung der Hitlerjugend auf sich zu nehmen.

„Diese Handlungsweise“, erklärte Dr. Sauter, „sollte bei Beurteilung der Persönlichkeit des Angeklagten in Rechnung gestellt werden. Schirach ist vielleicht der einzige der Nürnberger Angeklagten, der seine Verfehlung nicht nur einsieht, sondern diese auch offen bekannt hat.

Durch das freimütige Eingeständnis seines Irrweges habe Schirach die Möglichkeit einer künftigen Legendenbildung um die Hitlerjugend verhindert.

In den folgenden Ausführungen seines Plädoyers führte Dr. Sauter noch aus, Schirach habe als Gauleiter von Wien „seine Hände niemals mit Blut befleckt“. Nach dem Jahre 1943 habe Hitler sogar erwogen, ihn zu verhaften, weil Schirach in einem Schreiben an Bormann den Krieg als ein „nationales Unglück für Deutschland“ bezeichnete.

The Lincoln Times (July 18, 1946)

Hitler blamed for Nazi sins

NUERNBERG, Germany – Dr. Walter Siemers declared Tuesday that Grand Adm. Erich Raeder and, in effect, all the German high command, were innocent of wrongdoing in Germany’s war because Hitler was entirely responsible and the Fuehrer’s proved he knew it.

“Hitler admitted this and evaded the responsibility by committing suicide, without having the slightest regard even for the life and well-being of the German people,” the attorney declared in his defense summary for the one-time chief of the German Navy.

Earlier, the war crimes tribunal was told that Grand Adm. Karl Doenitz, who was chief of the German state for eight days after Hitler’s demise, did nothing to start the war but took decisive steps to end it.

In presenting a defense for Raeder, Siemers said Raeder helped rebuild the German Navy but with the approval of the Reichstag and the cabinet before Hitler came to power. This he regarded as lawful and eventually proper because Britain extended her stamp of approval by negotiating a naval treaty in 1935.

“From a historic viewpoint Raeder may be guilty because he, as many others, did not know or see through Hitler, but an omission is no crime,” Siemers concluded. “Raeder cannot be a criminal since all his life he has lived honorably and as a Christian.”

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Day 182

Wiener Kurier (July 19, 1946)

Schirach rühmt sich der Wiener Judendeportationen

Nürnberg (AND.) - Dr. Sauter erklärte gestern, daß Schirach den Abtransport der Juden nach dem Osten begrüßte, da sie hierdurch dem unberechenbaren Temperament und den Launen Goebbels entzogen wurden und sich vor allem auch die Wiener Juden auf die Dauer nicht gegen das nazistische Regime hätten halten können.

Er glaubte nicht an eine Vernichtung der Juden durch Hitler

Dr. Sauter behauptete zum Anklagepunkt der Judenverfolgung, daß es Schirach selbst nach dem Judenpogrom vom November 1938 nie zum Bewußtsein gekommen sei, daß Hitler die Ausrottung der Juden beabsichtige. Er habe auch später nicht erkannt, daß die Evakuierung der jüdischen Bevölkerung nach dem Osten gleichbedeutend mit deren Tod war. Dr. Sauter konnte jedoch nicht umhin, die Rede zu erwähnen, die Schirach im September 1942 in Wien hielt und in der er unter anderem sagte: „Wenn man mir den Vorwurf machen sollte, daß ich aus Wien, das einst die europäische Metropole des Judentums gewesen ist, Zehntausende und Abertausende ins östliche Ghetto abgeschoben habe, muß ich antworten: Ich sehe darin einen aktiven Beitrag zur europäischen Kultur.“

Das Plädoyer für den Sklavenhalter Sauckel

Nach Beendigung des Plädoyers Dr. Fritz Sauters begann Rechtsanwalt Dr. Robert Servatius am Donnerstag sein Plädoyer für den Angeklagten Fritz Sauckel.

Die Millionendeportationen

Die Anklage macht Sauckel für die Deportierung vieler Millionen Bürger der von Deutschland besetzten Länder und für die vielen an diesen Menschen begangenen Morde und Verbrechen verantwortlich. Die Heranziehung von Ausländern zu den verschiedensten Arbeiten in Deutschland sei, so argumentierte Dr. Servatius, dadurch entschuldigt, daß dies nicht aus Schikane, sondern aus wirtschaftlicher und militärischer Notwendigkeit geschehen sei.

In sabotageähnlichen Fällen seien wohl strafrechtliche Maßnahmen gegen die ausländischen Arbeiter angeordnet worden, so gab Dr. Servatius zu, unter anderem seien auch Unterbringung in Arbeitserziehungslagern und in Sonderfällen Konzentrationslagerhaft verhängt worden, doch entschuldigte der Verteidiger diese Maßnahmen mit der Begründung, daß dies in maßvoller Weise durchgeführt und nur ein geringer Teil der ausländischen Arbeiter bestraft worden sei.

Sauckel befahl Erschießung

Zu der Frage der Anwerbung der ausländischen Arbeitskräfte führte der Verteidiger an, daß die Erfassung der ausländischen Arbeiter nicht durch eine Sauckel unterstehende Organisation durchgeführt worden sei. Sauckel habe lediglich Beauftragte eingesetzt. Doktor Servatius gab zu, daß Sauckel die Erschießung eines Präfekten für den Fall der Sabotage der Anwerbung französischer Arbeiter vorgeschlagen hatte.

Zur Frage der Behandlung der ausländischen Arbeiter erklärte der Verteidiger, daß Sauckel die Löhne der ausländischen Arbeiter mehrfach aufgebessert habe. Die Arbeitszeit sei die gleiche gewesen wie bei den deutschen Arbeitern. Mißhandlungen seien ebenso wie allgemeine Mißstände Sauckel nicht gemeldet worden. Wo dennoch Arbeiter mißhandelt wurden, habe Sauckel davon keine Kenntnis gehabt.

Wiener Kurier (July 20, 1946)

Für Seyß-Inquart war Einmarsch kein Friedensbruch

Nürnberg (AND.) - In der gestrigen Sitzung des Internationalen Gerichtshofes in Nürnberg setzte der Wiener Rechtsanwalt Dr. Gustav Steinbauer die Reihe der Plädoyers mit der Verteidigung des ehemaligen „Reichsstatthalters für die Ostmark und Reichskommissar für die besetzten Niederlande“, Dr. Arthur Seyß-Inquart, fort.

Die Anklage bezeichnet Seyß-Inquart als einen gerissenen, kaltberechnenden, politischen Gelegenheitsjäger, der seine Stellung als Minister mißbrauchte, um durch sein Doppelspiel Österreich den Verschwörern auszuliefern.

Grausamkeiten in Polen und Holland

In Polen und den Niederlanden habe er kaltblütig Grausamkeiten begangen und unbekümmert um staatsrechtliche Verpflichtungen das Recht der Kleinen auf religiöse und politische Gedankenfreiheit mit Füßen getreten.

Dr. Steinbauer versuchte, diese Vorwürfe der Anklage zu widerlegen und behauptete, daß sein Mandant als guter Österreicher den Anschluß bejahte. Das Doppelspiel des Angeklagten bis zum Anschluß bezeichnete der Verteidiger als eine jederzeit offen erklärte Vermittlerrolle, während er eine Teilnahme Seyß-Inquarts an den politischen Plänen und Vorbereitungen der Naziverschwörer für Angriffskriege mit der Behauptung bestritt, daß es sich bei dem sogenannten Anschluß nicht um einen Friedensbruch gehandelt habe. Die deutschen Truppen sind bei ihrem Einmarsch in Österreich mit Jubel und Blumen empfangen worden, erklärte Dr. Steinbauer.

Im weiteren Verlaufe seiner Ausführungen beschäftigte sich Dr. Steinbauer mit der Tätigkeit Seyß-Inquarts in den Niederlanden und erklärte, daß dieser die Niederlande, soweit er dazu in der Lage war, human verwaltet habe. Die von Seyß-Inquart in den Niederlanden begangenen Verbrechen versuchte der Verteidiger mit der Begründung zu entschuldigen, daß Seyß-Inquart für die Sicherheit der kämpfenden Truppe um jeden Preis zu sorgen hatte und in seinem Amt auf Grund eines Hitlerbefehles den Weisungen der Partei-, Wehrmachts- und sonstigen Zentralstellen folgen mußte. Der Verteidiger versuchte insbesondere die Verantwortung für die Geiselfrage und die sogenannte Menschen-Fangaktion in den Niederlanden auf das Schuldkonto der Wehrmacht und Heinrich Himmlers zu schieben. Er bestritt auch die Verantwortung seines Mandanten für die ihm zur Last gelegten Überschwemmungen und Zerstörungen in Holland.

Jodls Aufmarschplan gegen Österreich nur ‚theoretisch‘

Vor Beginn der Verteidigungsrede Dr. Steinbauers für den Angeklagten Seyß-Inquart setzte Professor Franz Exner sein Plädoyer für den Angeklagten Jodl fort und nahm zu dem Anklagepunkt der Teilnahme Jodls an den Vorbereitungen eines Angriffskrieges Stellung. Er behauptete, daß Jodl an der Ausarbeitung des Angriffskrieges nicht beteiligt gewesen sein kann, da er vor dem Überfall auf Polen zehn Monate lang nicht im Stabe des OKW arbeitete. Den Aufmarschplan gegen Österreich könne man, so führte Dr. Exner aus, Jodl nicht als Verbrechen anrechnen, da er lediglich „theoretisch“ bestanden habe, und nur im Falle von „Restaurationsversuchen der Habsburger“ in die Tat umgesetzt werden sollte.

‚Präventivkrieg‘ gegen Rußland bestätigt

Der Krieg gegen die Sowjetunion – so behauptete Professor Exner weiter – sei ein echter Präventivkrieg gewesen, der zu den unerläßlichen Mitteln der Selbsterhaltung gehörte.

Jodl für Kommandobefehl verantwortlich

Jodl war, wie von der Anklage behauptet und von ihm selbst zugegeben wurde, verantwortlich für die Abfassung und Weiterleitung des „Kommandobefehls“ (worin die Ermordung von Angehörigen feindlicher Kommandotrupps angeordnet wurde). Hier erklärte Professor Exner, Jodl habe nur den Befehl Hitlers „stilisiert“ und zu Papier gebracht, er sei also lediglich „Sekretär“ gewesen und könne somit nicht dafür verantwortlich gemacht werden.

Jodl habe zwar, so führte Professor Exner weiter aus, Hitler vom Austritt aus der Genfer Konvention abgeraten und statt dessen vorgeschlagen, diese oder jene Bestimmung der Konvention zu übertreten, dies sei jedoch lediglich ein „taktischer Schritt“ gewesen.

Als Himmler die Deportation der Juden aus Dänemark befahl, schickte Jodl – dies ergibt sich aus der Aussage des Angeklagten – ein Fernschreiben an den Militärbefehlshaber in Dänemark, mit der Weisung er solle sich um den Abtransport der Juden. nicht kümmern, „da ihn das nichts anginge“.

Lordrichter Lawrence unterbricht Verteidigungsrede

Im weiteren Verlaufe des Plädoyers von Professor Exner kam es zu Zwischenfällen, als dieser behauptete, daß die deutsche Reichsregierung in 127 Fällen gegen Verletzungen der Neutralität Belgiens und Hollands durch die britische Luftwaffe Protest erhoben hätte. Lordrichter Lawrence unterbrach hiebei den Verteidiger mit der Frage, wo die Beweise für diese Behauptung seien. Professor Exner antwortet: „Ich berufe mich auf Ribbentrop, der das hier als Zeuge ausgesagt hat.“

Am Schlüsse seines Plädoyers forderte der Verteidiger sodann den Freispruch des Angeklagten Jodl.

The Evening Star (July 20, 1946)

Impact on history of trials at Nuernberg begins to show

By Lee Hills, foreign correspondent of The Star and the Chicago Daily News

NUERNBERG – The possible impact on history of the German war crime trials is beginning to take shape. The unprecedented prosecution is in its eighth month.

The evidence of guilt already is so overwhelming that it’s a safe guess most of the 21 Nazi chiefs will be executed. Around the courtroom you hear several of them are now fighting for a chance to be shot rather than hanged. It seems to make a great difference to them.

More important now is the effect revelations in the trial will have on the future Germany and the world itself.

The trials are nailing the war guilt on Germany with proof that no future generation can dispute. Some of this is being driven home to the people. The licensed German press is reporting the case in detail.

Record may be useful

Unfortunately, the people are too numb, too concerned with the matter of existence, to think of much besides food, clothing and shelter.

The best hope is that this sordid record will be used to re-educate coming generations. The verdict of history may be more crucial than the verdict of the four-power military tribunal.

The Allied prosecutors are aware of this. They passed up the chance to make one Nazi criminal testify against another.

No one can say we bargained for convictions. They sacrificed spectacular courtroom scenes by building the cases around damning documents rather than witnesses. It gets less attention now but will be more lasting. This time there’ll be no alibi for the German crimes against humanity.

Nazi weaknesses stressed

The other most striking aspect of the trials is the indictment they make of authoritarian government – an ironic note when Russia is one of the prosecuting nations.

Goering, Hess, Keitel and witness after witness have underscored the fatal weakness.

As the Nazi machine gathered power and fury not even Hitler’s highest chiefs dared tell him he was wrong, admit the Luftwaffe was not ready to attack Russia, or advise against moves certain to fail. This would be “defeatist,” they said, and defeatists were shot.

The Soviet participants do not seem embarrassed by these indictments of dictatorship. But the Nazis, by their own words, grow weaker and weaker in their faith in the system.

Observers say these men, at first arrogant, are developing a sense of guilt.

Goering, in the first seat in the dock, is the obvious spokesman for most of the prisoners. He is aggressive. He scrawls innumerable notes which an American MP delivers to the German lawyers.

The once-fat No. 2 Nazi tries to direct every phase of the defense. Other Nazis pass notes to him.

Some ignore Goering

But some with whom he feuded bitterly, like Hjalmar Schacht and Albert Speer, leave him coldly alone.

Strangely the Nazis have double-riveted the case against themselves. They have authenticated hundreds of incriminating documents which we might never have been able to prove.

They admitted everything charged against them, including the murder of 2,500,000 to 3,000,000 persons in concentration camps. Their defense boils down to a claim that individually they didn’t do it or were not responsible.

The facts belie criticism at home that the trials are dragging out.

These cases involve millions of crimes over a period of 12 years. They hinge on thousands of investigations and witnesses and documents. And only a little over a year ago the defendants were free and in full power, with the evidence against them in their own hands.

Jackson defends long trial

“The feeling now is that were taking too long,” said Supreme Court Justice Jackson, the U.S. prosecutor. “My concern is that history will think we went too fast.”

It is by all odds the biggest mass trial in history. There never has been anything like it.

Not only the Nazi leaders but the Nazi organization are on trial. The outcome may influence to some extent the fate of hundreds of thousands of lesser but active Nazis.

The best guess here is that the case will be finished by September and that the French-British-Russian-American court will deliver its opinion about October.

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Alexandrian to assist in war crimes trials

Attorney William F. Raugust of Hunting Terrace Apartments, 1200 South Washington St., Alexandria, has been appointed to assist in the war crimes prosecution at the Nuernberg trials in Germany.

As a captain in the Army Air Forces, Mr. Raugust was placed on inactive status last year and has had a private law practice with an office at 128 South Royal St., Alexandria.

He left this week for Germany.

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Day 183

The Evening Star (July 22, 1946)

Seyss-Inquart blameless of cruelty, counsel says

NUERNBERG (AP) – Defense counsel for Dr. Arthur Seyss-Inquart claimed today that the former Nazi commissioner in the Netherlands was innocent of all blame for the treatment of Jews in that country.

Dr Gustave Steinbauer, concluding the final defense summary for his client before the International Military Tribunal trying 22 top Nazis, said Seyss-Inquart considered all measures against Dutch Jews as safety measures for the duration of the war only and that the exclusive handling of Jewish questions for “the entire sphere of German interests” had been transferred by Hitler to Heinrich Himmler.

Steinbauer claimed Seyss-Inquart intervened several times to prevent or delay harsh treatment of Jews and tried as much as possible to exempt thousands of Jews from evacuation to Poland.

The Pittsburgh Press (July 22, 1946)

War crimes trial nears final stages

NUERNBERG (UP) – The War Crimes Trial neared its final stages today when the court took up requests to consider documents submitted in defense of six Nazi organizations.

The defense of the organizations will be presented next week after the final arguments of the prosecution.

Justice Robert H. Jackson will open the prosecution’s final pleading when the defense arguments are finished. After his speech, he will fly to the U.S.

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Day 184

Wiener Kurier (July 23, 1946)

Papen will mit Wiener Nazi erbittert gekämpft haben

Nürnberg (AND.) - Vor dem Internationalen Gerichtshof in Nürnberg begann gestern Rechtsanwalt Dr. Egon Kubuschok sein Plädoyer für den Angeklagten Franz von Papen. Zu der Tätigkeit Papens als Sonderbotschafter in Wien behauptet Dr. Kubuschok, daß Papen große Bedenken gehabt habe, den Posten als außerordentlicher Gesandter in Wien zu übernehmen. In Wien habe Papen in ständigem heftigem Kampfe mit der illegalen Nazibewegung gestanden.

Einschüchterungsversuche abgestritten

Für die Behauptung, daß das Gesprächsprogramm der Zusammenkunft Hitlers mit Schuschnigg auf dem Obersalzberg schon am 5. Februar 1936 in der Unterredung Hitler-Papen festgelegt worden sei, sei die Anklage den Beweis schuldig geblieben. Die österreichischen Nazi seien eben mit ihren Forderungen Papen nach Berchtesgaden vorausgeeilt. An einem Einschüchterungsversuch gegenüber den österreichischen Herren habe Papen sich nicht beteiligt.

Der von Schuschnigg angekündigte Volksentscheid habe die Dinge zu einer Entwicklung gebracht, die in diesem Ausmaß vielleicht nicht einmal von Hitler beabsichtigt gewesen sei, behauptete Dr. Kubuschok.

Papen wollte angeblich Hitler von Reichskanzlerschaft fernhalten

In seinen Ausführungen zu der Tätigkeit Papens in dem von ihm am 1. Juni 1932 gebildeten Kabinett behauptete Dr. Kubuschok, daß diese Tätigkeit Papens nicht im Sinne Hitlerscher Verschwörung angesehen werden könne. Anfang Dezember 1932 habe Papen Hindenburg vorgeschlagen, unter Bruch der Reichsverfassung Maßnahmen zu treffen, um Hitler von der Reichskanzlerschaft fernzuhalten. Papen habe auch die Novemberwahl 1932 in scharfer Opposition gegen die NSDAP geführt. Die von Papen veranlaßte gewaltsame Beseitigung der Preußenregierung am 20. Juli 1932 sei notwendig geworden, weil diese kommunistischen Gewaltakte geduldet habe.

Dr. Kubuschok bestritt ferner die Auffassung der Anklage, daß die Zusammenkunft Papens mit Hitler Anfang Jänner 1933 im Hause des Kölner Bankiers Kurt von Schröder die Grundlage zur Bildung der Hitler-Regierung gewesen sei. Das am 30. Jänner gebildete Kabinett habe, als es sich dem Parlament stellte, eine überwältigende Mehrheit erhalten.

Gewerkschaften erschienen ihm als Anachronismus

Dr. Kubuschok kam sodann auf die Tätigkeit Papens in dem Hitler-Papen-Kabinett zu sprechen und erklärte, daß das Verbot der Gewerkschaften notwendig geworden sei, weil die Aufrechterhaltung von Gewerkschaften sozialdemokratischer Prägnanz als ein Anachronismus erscheinen konnte. Dem Ermächtigungsgesetz für Hitler hätten alle Parteien bis zum Zentrum zugestimmt und die Einrichtung der Sondergerichte wäre eine Zweckmäßigkeitsmaßnahme zur schnelleren Aburteilung politischer Vergehen gewesen, behauptete der Verteidiger.

Papen habe auch keine Kenntnis von Gewalttätigkeiten gegen verhaftete Personen der Linksparteien sowie Informationen über die Vorgänge in den Konzentrationslagern gehabt. Die Verhängung des Judenboykotts sei nicht von der Regierung Hitler-Papen, sondern durch die NSDAP erfolgt.

Verteidiger Bormanns beantragt Absetzung des Verfahrens

Vor Beginn des Plädoyers für den Angeklagten Papen stellte Dr. Friedrich Bergold, der Verteidiger des ehemaligen Chefs der Parteikanzlei Martin Bormann, den Antrag, das Verfahren gegen seinen Klienten bis zur Ermöglichung der persönlichen Einvernahme und persönlichen Rechtfertigung Bormanns abzusetzen.

The Evening Star (July 23, 1946)

Counsel lauds Papen as peace advocate

NUERNBERG (AP) – Defense counsel for Franz von Papen today described Hitler’s best known diplomat as a man interested only in peace, who accepted ambassadorial posts in Austria and Turkey only to work for an amicable settlement of Europe’s problems.

Dr. Egon Kubuschok, in concluding his final defense summary, said Hitler recalled Von Papen from Austria before the 1938 Anschluss because Hitler realized that Von Papen would not follow a stern, radical political course.

Kubuschok said Von Papen hesitated in taking the post of ambassador to Austria in July 1934 and finally accepted only because he alone would be in a position to fulfill this task within the framework of true pacification.

Kubuschok quoted Von Papen as saying he had advised against the Anschluss, but that Hitler had “committed the madness of issuing the order to march in.”

The counsel said Von Papen was unpopular with Hitler thereafter and retired from public life for more than a year and was not called back until a situation arose where his appeasement policies were of value.

Defense counsel yesterday asked the tribunal to suspend proceedings against Martin Bormann until the missing former deputy to Adolf Hitler “is personally heard and can personally state his case.”

Bormann, being tried in absentia for war crimes, has not been heard from since the fall of Berlin.

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Day 185

Wiener Kurier (July 24, 1946)

Speer gibt Versklavung der Auslandsarbeiter offen zu

Nürnberg (AND.) - Speer habe sich, so führte gestern sein Verteidiger Doktor Flächsner aus, stets darauf verlassen, daß sich die Verschickung ausländischer Arbeiter immer in legalem Rahmen abspielte und daher nie Bedenken gegen ihre Verwendung gehabt. Die Verwendung französischer Arbeitskräfte sei rechtmäßig gewesen, da sie mit der allgemein anerkannten Vichy-Regierung vereinbart worden war.

Sonderregelung für Holland und Belgien

Im Falle Hollands und Belgiens allerdings sei: eine besondere Regelung getroffen worden, da hier die anerkannten Regierungen nach London emigriert seien. Die Beschaffung der Arbeitskräfte aus dem besetzten Ausland sei allein die Aufgabe des Angeklagten Sauckel gewesen, behauptete Dr. Flächsner. Speer sei es mehr darum zu tun gewesen, deutsche Arbeitskräfte für die Durchführung seiner Aufgaben zu bekommen.

Dr. Flächsner ging in seiner Argumentation soweit, eine Trennung zwischen den Tatbeständen der Verschleppung und der Verwendung der ausländischen Arbeiter in der deutschen Kriegsindustrie vorzunehmen. Wenn die Überführung ausländischer Arbeiter in das Reich ein völkerrechtliches Delikt sei, so war es doch nach Meinung des Verteidigers mit der Verbringung selbst abgeschlossen. Die Arbeitspflicht im Reich habe auch für Deutsche bestanden, und es könne daher Speer kein Vorwurf gemacht werden, wenn er ebenfalls die im Reich befindlichen Ausländer zur Arbeit heranzog.

Beschäftigung von Konzentrationslager-Häftlingen sei kein Rechtsbruch gewesen

Im weiteren Verlauf seiner Ausführungen wiederholte Dr. Flächsner die von den meisten Angeklagten verfolgte Taktik, die stets, wenn etwas stark Belastendes gegen sie vorlag, erklärten, daß sie für diese Handlungen nicht zuständig gewesen seien. So versuchte der Verteidiger die Verwendung von Kriegsgefangenen dem Angeklagten Sauckel zur Last zu legen, da die Vermittlung von Kriegsgefangenen durch die Sauckel unterstehenden Arbeitsämter erfolgt sei. Die Beschäftigung von Konzentrationslager-Häftlingen stelle keinen Rechtsbruch dar, da es allgemein üblich sei, Sträflinge zur Arbeit heranzuziehen.

Die Arbeitslager selbst hätten jedoch allein der SS unterstanden, ohne daß Speer hierauf Einfluß ausüben konnte. Auch bei dem Bau großer unterirdischer Flugzeugfabriken, bei welchem bekanntlich vor allem jüdische Häftlinge verwendet wurden, sei nicht Speer verantwortlich gewesen, sondern Hitler habe den Direktor der OT, Dorsch, direkt damit beauftragt.

Abschließend verwies der Verteidiger auf die Versuche Speers, Hitler zu beseitigen und erklärte, Speer mußte Hitler verraten, um seinem Volke die Treue zu halten. Der Tragik, die in diesem Schicksal liegt, wird niemand seine Achtung versagen können.

Neuraths Verteidiger leugnet ab

Nach Abschluß des Plädoyers für den Angeklagten Speer begann Dr. Otto Freiherr von Lüdinghausen seine Verteidigungsrede für den Angeklagten Konstantin Freiherrn von Neurath. Dr. von Lüdinghausen stellte in seinen Ausführungen die These auf, daß sein Mandant, da er erstens aus einem anständigen alten Geschlecht und zweitens aus einer höchst christlichen Familie stamme, der ihm von der Anklage zur Last gelegten Verbrechen gar nicht fähig sei.

Zu dem von Neurath im Aufträge Hitlers verfaßten Antwortschreiben auf eine Protestnote der englischen Botschaft gegen den Einmarsch der deutschen Truppen in Österreich, erklärte Dr. Lüdinghausen, daß Hitler Neurath falsch informiert habe. Neurath versucht heute sich vom Inhalt des ihn belastenden Schreibens zu distanzieren.

Für viele Verbrechen in der Tschechoslowakei verantwortlich

Der Verteidiger mußte jedoch zugeben, daß sein Mandant besonders als Reichsprotektor in Böhmen und Mähren für viele durch die Nationalsozialisten begangene Kriegsverbrechen verantwortlich gezeichnet hatte. Neurath sei aber für die in seiner Zeit geschehenen Verbrechen nicht haftbar, weil es nicht in seiner Macht gelegen habe, diese zu verhindern.

Im Herbst 1941 habe Neurath erkennen müssen, daß sein weiteres Bemühen, Einfluß auf Hitlers und Himmlers Gewaltpolitik gegen das tschechische Volk auszuüben, aussichtslos war. Als der als Bluthund bekannte Heydrich nach Prag entsandt wurde, habe sich Neurath zum Rücktritt entschlossen.

Abschließend erklärte Dr. Lüdinghausen, es sei das Bestreben seines Mandanten gewesen, durch sein Verbleiben im Amt die von Hitler gezeigte Unmoral und die Gefahren eines Krieges zu bekämpfen, solange das möglich war. Nunmehr lege er vertrauensvoll das Schicksal seines Klienten, des Angeklagten Neurath, in die Hände der Richter.

Beginn der Anklageplädoyers in der nächsten Woche

Nach der in dieser Woche zu erwartenden Beendigung der Plädoyers für die Verteidigung werden, wie gestern bekanntgegeben wurde, die Anklageplädoyers in folgender Reihenfolge abgehalten werden: Richter Jackson wird für die Vereinigten Staaten beginnen, darnach spricht Sir Hartley Shawcross für die englische, Charles Dubost für die französische und General Roman Rudenko im Namen der sowjetrussischen Anklagevertretung.

L’Aube (July 24, 1946)

C’est contre l’avis de Von Papen que Hitler a « COMMIS LA FOLIE » d’entrer en Autriche

mais c’est son défenseur qui le dit…

Von Papen a toujours été « un homme de paix », c’est du moins ce qu’a affirmé son défenseur, hier, devant le tribunal de Nuremberg.

Son client avait l’intention, en partant prendre son poste d’ambassadeur d’Allemagne à Ankara, de maintenir la paix entre la Turquie et l’Italie.

Von Papen n’avait accepté le poste d’ambassadeur en Autriche qu’avec l’espoir qu’il lui serait possible de contribuer au règlement pacifique des problèmes de l’Europe.

Aussi, lorsque Hitler a inauguré « sa politique radicale, en matière de relations avec l’étranger », a-t-il, avant l’Anschluss, rappelé von Papen de son poste de Vienne, s’il faut en croire ile Dr. Kubuschok.

C’est contre l’avis de von Papen que Hitler à « commis la folie » d’entrer en Autriche. Dès ce moment, von Papen était tombé en disgrâce auprès du Führer et celui-ci ne l’a rappelé en service actif que lorsqu’il s’est rendu compte que iles intentions pacifiques du diplomate pouvaient être utiles au Reich en Turquie, a dit le Dr. Kubuschok.

The Evening Star (July 24, 1946)

Moley: Issue at Nuernberg

By Raymond Moley

Because of its length, the Nuernberg trial is daily running into a declining state of indignation in this country. The passage of time destroyed all chance for justice after the First World War. But conditions are different in this case. The accused people are being tried by a court composed of the victorious Allies, not by German courts. The issue is more clear-cut, particularly with regard to the grosser offenders. And the prosecution has been well prepared. But Americans should, despite the passage of time and preoccupation with new international difficulties, keep their eyes on the issues. These issues are timeless. They affect the whole future of justice on earth.

Although a vast amount of detailed evidence has come through in the news, the main issues are simple and clear. Justice Robert H. Jackson has stated them over and over with authentic ability. Now he has simplified them for us again in an introduction to a little book by Professor Sheldon Glueck of the Harvard Law School, “The Nuernberg Trial and Aggressive War.”

In an earlier statement, Mr. Jackson summed it up by saying that these defendants are being tried “not for losing a war. but for starting a war.” Now Mr. Jackson has restated the basic law which these defendants are accused of violating. That law is that it is a crime to make a war of aggression.

The law that aggressive war is a crime was restated in the London Four-Power Agreement of August 8, 1945. This agreement, drawn up by jurists and lawyers, stated that aggressive war has been a crime and is a crime. Hence, although some of the defendants are claiming that the law under which they are tried is ex post facto, the issue is foreclosed. Professor Glueck outlines the body of international law, which preceded the war, which made aggressive war a crime.

The only ex post facto part of the Nuernberg proceedings is the court itself, for it was created after the crime was committed. This point troubles some scrupulous or over-scrupulous lawyers. But the fact is that no courts which could apply the law existed at the end of the war. The act of starting the war was committed in Germany, and Germany was shattered. Besides, the ancient protection against ex post facto law was made to protect people against law, not against courts. The issue at Nuernberg is whether the court has rules of procedure to guarantee a fair trial. Judged by the standards of all civilized countries, the rules of procedure in this court do assure a fair trial.

Under this interpretation of the trial, what happened in the war – the murders, the persecutions, the treachery and deceit – are results, not causes. Having plotted an aggressive war, all the resultant crimes fall upon the warmakers. If a burglar enters your house and if someone is killed, the act of burglarizing renders the offender guilty of homicide.

The defendants have tried to invoke all the protections – protections developed by England and the United States, not by Germany. The defendants themselves lived their lives in defiance of any law but that of their own making. Do they deserve these protections? Yes, they do, if the law – the basic law – is on their side. But Messrs. Jackson and Glueck show that the law is not on their side. A reading of Dr. Glueck’s book ought to satisfy the doubts of any American lawyer that none of our treasured traditions are being violated at Nuernberg.

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Day 186

The Evening Star (July 25, 1946)

Jackson summation at Nuernberg delayed

NUERNBERG (AP) – The International Military Tribunal hearing war crimes charges against 22 top-ranking Nazis sat in closed session until almost noon today and it seemed apparent that the scheduled spelling of prosecution summations by Justice Robert H. Jackson would be delayed until tomorrow.

Justice Jackson, chief prosecutor for the United States, has indicated he does not want to start his summation one day and finish the next.

The court refused for a second time to hear a German attorney’s defense summation for Rudolf Hess, once third-ranking German politician, ruling it contained irrelevancies and objectionable references to the Versailles Treaty.

The tribunal told Alfred Seidl, the lawyer, that his plea would be accepted only if certain deletions were made. His original summation was rejected early this month on the same grounds.

The final plea for Hans Fritzsche, former deputy propaganda minister, was delivered.

Fritzsche’s attorney, Heinz Fritz, said in summing up that his client depended entirely on official German handouts as news sources and that while it had been established that Dr. Joseph Goebbels was a notorious liar, it had not been shown that Fritzsche was either a liar or a fanatic.

The tribunal ordered a Saturday session for the first time since it went on a five-day week a month ago.

nuremberg.tribunal

Day 187