The Nuremberg Trial

Wiener Kurier (February 26, 1946)

Zeugenaussage Churchills erscheint unwahrscheinlich

Nürnberg (ACA) - Es ist sehr unwahrscheinlich, daß die Forderung des früheren deutschen Außenministers Joachim von Ribbentrop nach persönlicher Einvernahme Churchills, Daladiers und Bonnets vor dem Nürnberger Gericht bewilligt werden wird. Es ist aber möglich, daß, wie im Falle von Görings Forderung nach Einvernahme von Lord Halifax, der Verteidiger Ribbentrops die Erlaubnis erhalten wird, Churchill schriftlich Fragen vorzulegen. Nach dem Ansuchen Ribbentrops wird sich der Gerichtshof mit den Zeugenanforderungen des früheren Chefs des Oberkommandos der deutschen Wehrmacht, Keitel, beschäftigen, der die Vorladung von 16 Zeugen und die Einvernahme von acht seiner Mitangeklagten beantragt hat.

Der Prozeß nähert sich der Entscheidung

Wie ein Verteidiger am Samstag bemerkte, nähert sich der Prozeß mit der unmittelbar bevorstehenden „Antwort“ der Nazi auf die alliierten Anklagen rasch seinem entscheidenden Stadium. Heute nachmittag wird die Sowjetanklage, deren Leistung, ihre gewaltige Menge von Anklagematerial in 14 Tagen vorzubringen, allgemein anerkannt ist, mit dem letzten Punkt ihrer Anklage, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, beginnen. Vier Zeugen werden persönlich zur Unterstützung der Anklage erscheinen, deren Einvernahme vielleicht vom menschlichen Standpunkt aus die eindrucksvollste des ganzen Prozesses werden kann, und zwar ein Priester aus Leningrad, ein Bauer aus einer geplünderten Kolchose, ein jüdischer Schriftsteller und ein russischer Kriegsgefangener, der in einem deutschen Gefangenenlager mißhandelt wurde.

Die Verteidigung

Die Sowjetanklage dürfte am Dienstag abschließen. Danach werden nun erneut die Argumente für den verbrecherischen Charakter der Naziorganisationen wiederholt werden und dann kommt die Verteidigung zu Wort. Die Sowjetankläger bestehen nicht mehr auf der Einvernahme des früheren deutschen Generalstabschefs von Halder und General Warlimonts, der Jodl als Chef des Generalstabes vertrat, da beide von der Verteidigung als Entlastungszeugen angeführt sind, aber es ist möglich, daß der Vorsitzende, Lordrichter Lawrence, den Sowjetanklägern vorschlagen wird, sie trotzdem als Zeugen vorzuführen, damit die Verteidigung sie an Hand der von den Sowjets vorgelegten Dokumente ins Kreuzverhör nehmen kann. Man hatte gehofft, daß der Prozeß in acht Wochen zu Ende sein wird, und dabei je zwei Tage pro Angeklagten und eine Woche für die Urteilsverkündigung angenommen. Es ist jedoch schon jetzt klar, daß die Verteidigung für Göring und Ribbentrop und für vielleicht noch drei oder vier andere prominente Nazi eine Woche brauchen wird.

Was die Ladung Churchills anlangt, behauptet Maxwell Fyfe, daß die Unterredung zwischen Ribbentrop und Churchill, auf die Ribbentrop sich bezogen hatte, „einige Jahre vor dem Kriege als eine Unterhaltung zwischen dem deutschen Botschafter und ‚einem Mann stattfand, der zu jener Zeit keine offizielle Stellung innehatte‘.“ Er bestand darauf, daß der Grund für eine Ladung Churchills nicht nur nicht einleuchtend, sondern gar nicht gegeben sei. Darauf entgegnete Horn, daß Churchill nichtsdestoweniger einer der in Deutschland bekanntesten englischen Staatsmänner gewesen sei. Der Gerichtshof maß der Behauptung Horns, die Bemerkung Churchills könne Hitler angeregt haben, Pläne für den Krieg ins Auge zu fassen, solche Bedeutung bei, daß er Horn ersuchte, seine Behauptung schriftlich niederzulegen, bevor man darüber entscheide, ob man Churchill als Zeugen zuziehen solle.

Die Verhandlungen mit Rußland

Der russische Hauptanklagevertreter, Rudenko, wandte sich nachdrücklich gegen den Versuch Ribbentrops, seine Auffassung von den Moskauer Verhandlungen im Jahre 1939, die zu dem russisch-deutschen Vertrag führten, in die Verhandlung einzubeziehen. Als Horn dem Gerichtshof mitteilte, er wünsche General Köstring, den ehemaligen nationalsozialistischen Militärattaché in Moskau, dafür als Zeugen zu führen, daß die deutschen Unterhändler diesen Vertrag in der aufrichtigen Absicht, eine Garantie für den Frieden mit Rußland zu schaffen, abgeschlossen hätten, sprang Rudenko auf und behauptete, daß der Gerichtshof weniger an diesem Pakt als an der Verletzung desselben interessiert sei und daß Köstring mit diesem Rechtsfall nichts zu tun habe.

Der Verteidiger führte als weitere Zeugen Lord Londonderry, Lord Kemsley, Lord Beaverbrook und Lord Vansittart an, deren schriftlicher Befragung bereits durch den Gerichtshof stattgegeben worden war.

Das Memorandum über Polen

Dr. Horn ersuchte um ein Exemplar der Ausgabe des Londoner „Daily Telegraph“ vom 31. August 1939, die, wie er sagte, zurückgezogen worden war, da sie zahlreiche Einzelheiten über das von Ribbentrop dem letzten britischen Botschafter vor dem Kriege in Berlin, Sir Neville Henderson, übermittelte Memorandum enthielt. Wie Horn meinte, würde dieses Exemplar die Behauptung der Anklagevertretung aufhellen, daß Ribbentrops Memorandum, das sieh mit Polen beschäftigt, dem britischen Botschafter so rasch vorgelesen wurde, daß es ihm unmöglich war. die wesentlichen Punkte zu verstehen. Das Exemplar würde erweisen, wie gut er das Memorandum hatte verstehen können.

Sir David Maxwell Fyfe meinte, er höre zum erstenmal von der Zurückziehung einer Ausgabe des „Daily Telegraph.“

Göring hätte veranlaßt, daß der Inhalt des Memorandums inoffiziell hinter Ribbentrops Rücken dem schwedischen Ingenieur Dahlerus übermittelt wurde. Es folge daraus aber nicht, daß Hendersons Auffassung der Unterredung falsch war.

Horn sägte, daß Göring mit Henderson zu einem viel späteren Zeitpunkt in Verbindung gewesen sei und ihm das Memorandum zugänglich gemacht habe.

Maxwell Fyfe erklärt, er werde darüber Erhebungen pflegen.

The Pittsburgh Press (February 26, 1946)

Peasant marked for death lives to accuse top Nazis

Russian tells at Nuernberg how Germans killed family and neighbors, razed village

NUERNBERG (UP) – A scowling Russian peasant confronted the top war criminals of Nazi Germany in the Nuernberg courtroom today. He accused their soldiers of the destruction of his native village and the unprovoked slaughter of his family and neighbors.

Soviet prosecutor Smirnov put the surprise witness on the stand to denounce Hermann Goering and his fellow Nazi warlords in the name of millions of Russians who saw their wives and children put to death in the German march to the east.

The witness was 47-year-old Jacob Grigoriev, whose village in the Pskov district was destroyed and its inhabitants massacred on October 28, 1943.

The grim-faced peasant told how the German soldiers burned his wife and nine-year-old son to death and machine-gunned dozens of other villagers.

Grigoriev said the only male in the village whose life was spared purposely was a 27-year-old half-witted paralytic.

The witness never glanced at the defendants across the courtroom. But his face worked angrily and he clenched his fists repeatedly as he told how he and two of his sons were taken to a house on the edge of the village, along with 16 others marked for death.

“I was looking out the window,” he recalled. “The Germans were driving a large crowd of people in front of them. I noticed my wife and my youngest son, nine-year-old Peter. They drove them up to the house, but not inside. Then they drove them away again.”

Two days later, Grigoriev told the court, he learned that his wife had been burned alive in another death house down the road. His young son escaped but died shortly afterward of burns.

In Grigoriev’s death chamber, the 19 intended Nazi victims were lined against a wall. Three German soldiers sprayed them with machine-gun fire.

“When they began shooting, I fell on the floor,” the peasant said. “Out of fright, I did not move. When the Germans were through shooting, they left.

“I saw not far from me my oldest boy, Nicholas, lying face down. I could not see my other son.

“I tried to disentangle myself from a neighbor who was lying on me. I began to shout. My little son, Alexis, recognized my voice. He called out: ‘Papa, are you still alive? I am badly hurt.’ He had been shot in the leg.

“Then the house began to burn, and we crawled out the window. But while we were trying to climb a fence the Germans shot at us again.”

Grigoriev’s only surviving son, Alexis, hid in the bushes and managed to reach a neighboring village the next day. The father ran and escaped the Nazi execution squads.

Grigoriev said 47 persons were massacred in the village.

nuremberg.tribunal

Day 69

Wiener Kurier (February 27, 1946)

Grauenvolle Tonfilme, die sogar die Nürnberger Angeklagten erschüttern

Nürnberg (AND) - Die Filmaufnahmen, die während der gestrigen Verhandlung gezeigt wurden, waren so entsetzenerregend, daß selbst die Angeklagten, die den bisherigen Vorführungen ohne sichtbares Interesse gefolgt waren, sich mit bleichen und verzerrten Gesichtern abwandten. Allerdings stellten auch die gestern gezeigten Bilder an Scheußlichkeit alles bisher Gezeigte in den Schatten. Deutsche Soldaten, die lachend zusehen, wie einer von ihnen eine Axt schwingt, um wehrlose Jugoslawen zu enthaupten, SS-Leute, die sich ein Vergnügen daraus machen, die Leichen Erhängter hin und her zu schwingen, und verwilderte Hunde oder hungrige Schweine, welche Menschen verschlingen – das alles zeigen die Bilder, die von der jugoslawischen Regierung bereitgestellt wurden und gestern in Nürnberg zum erstenmal öffentlich zu sehen waren.

Diese photographischen Aufnahmen, die durchwegs von Deutschen selbst gemacht worden waren und ihnen später abgenommen wurden, beweisen das sadistische Vergnügen, das so viele Nazisoldaten darin fanden, grauenerregende Vorgänge auf Bildern festzuhalten. Eines dieser Bilder zeigt auch den nackten Leichnam eines enthaupteten Kindes, unter dessen Arm man den Kopf gelegt hatte.

‚Die Leiche des Kindes ist schon halb verzehrt‘

Dabei begnügten sich die Nazi nicht damit, bloß den optischen Eindruck der von ihnen begangenen Bestialitäten zu vermitteln. Sie fertigten sogar Tonfilme an, die durch die begleitenden Worte eines Kommentators die Darstellungen auf den Filmen noch weiter veranschaulichen sollten. In einer dieser Erläuterungen heißt es unter anderem: „Sie sehen jetzt eine Sau, die die Leichen zweier Männer, einer Frau und eines Kindes verschlingt.“ Etwas später heißt es dann: „Die Leiche des Kindes ist schon halb verzehrt.“

Nur ein alter Mann blieb von einem Dorf übrig

Der Anklagevertreter Smirnow führte gestern einen russischen Bauern als Zeugen, welcher als einer von Millionen Russen die Vernichtung seines Dorfes und die Ermordung von Weib und Kind durch die Deutschen mitangesehen hatte. Der Bauer Grigoriew schilderte erschüttert, wie er sich zu Boden fallen ließ und tot stellte, um nicht auch erschossen zu werden. Die gesamte Einwohnerschaft des Dorfes wurde von dem Nazi niedergemetzelt – nur ein zweiundsiebzigjähriger Mann, ein Schwachsinniger, wurde verschont.

Der nächste Zeuge, der junge Militärarzt Eugen Kewelscha, klammerte sich während seiner Aussage an die Lehne der Zeugenbank an, als er dem Gerichtshof die unmenschliche Behandlung schilderte, der er und seine Mitgefangenen ausgesetzt waren. Während ihres Marsches zum Gefangenenlager wurde die russische Zivilbevölkerung, die versuchte, den Gefangenen Lebensmittel zu reichen, von den Wachmannschaften zurückgetrieben. Dabei wurden auch Kinder nicht geschont und von den Soldaten erschossen.

Über seine Erlebnisse im Gefangenenlager belichtet Kewelscha: „Ich erinnere mich daran, daß zwei Gefangene so stark auf den Kopf geschlagen wurden, daß ihre Schädeldecke zerbrach.“

50 britische Offiziere ‚auf der Flucht erschossen‘

50 Offiziere der RAF, die einen Fluchtverseuch aus einem deutschen Gefangenenlager unternommen hatten und wieder ergriffen wurden, sind im März 1944 in Sagan erschossen worden. Dieser Anklagepunkt, der gleichfalls von Smirnow vorgebracht wurde, ist durch die Zeugenaussage von zehn alliierten Offizieren bestätigt, womit der Nachweis erbracht wurde, daß die deutsche Behauptung, die Offiziere wären „auf der Flucht erschossen“ worden, eine Lüge war.

„Dieses Verbrechen“, erklärte Smirnow, „wurde bestimmt auf Befehl Görings und Keitels verübt.“

Die Verteidiger der Angeklagten Göring und Keitel verwahrten sich gegen die Vorlage der sie belastenden Dokumente, die von Smirnow dem Gericht unterbreitet wurden. Die beiden Anwälte wiesen darauf hin, daß die eidesstattliche Erklärung des Generalmajors Westhoff, der für die Kriegsgefangenen verantwortlich war, von diesem vor Gericht persönlich abgegeben werden müsse, da er sich auch im Nürnberger Gefängnis befindet. Das Gericht wird diesem Ersuchen nachkommen und Westhoff wird möglicherweise schon heute aussagen.

60.000 Slowenen in den Tod geschickt

Der Anklagevertreter Smirnow führte dann weitere Beweise an, um die unmenschliche Verschleppungspolitik in Serbien und Polen zu brandmarken. Die Nazi ließen unter anderem 60.000 Slowenen nach Serbien deportieren. Die größte Zahl der Leute ging während des Marsches zugrunde.

In Polen begannen die Deutschen bereits 1939 mit der Evakuierung polnischer Städte und Dörfer. Tausende polnische Kinder im Alter zwischen 7 und 14 Jahren sollten nach Deutschland gebracht werden, um dort deutsche Erziehung zu erhalten.

The Evening Star (February 27, 1946)

Allied prosecution rests in trial of 22 Nazis at Nuernberg

Defense expected to start Monday; Ribbentrop plea for Churchill refused

NUERNBERG (AP) – The Allied prosecution rested its case against 22 top-ranking Nazi war leaders late today after more than three months of hearings before the International Military Tribunal.

Arguments on legal aspects of the attempt to prosecute six Nazi organizations as criminal groups are scheduled for tomorrow. The defense is likely to start Monday.

Just before closing of the prosecution case, American deputy prosecutor Thomas Dodd obtained the court’s permission to withdraw from the trial record a document introduced as evidence more than a month ago.

Mr. Dodd said a further examination of this document, a letter originally attributed to defendant Alfred Rosenberg which spoke in glowing terms of the “anti-Christian” work of the Hitler Youth organization, had indicated “grave questions as to its authenticity.”

The tribunal denied Joachim von Ribbentrop’s plea that Winston Churchill, Edouard Daladier and other prewar Allied leaders be summoned as defense witnesses.

The Tribunal rejected 22 names of a list of 38 submitted by the former German foreign minister and also trimmed sharply the lists submitted by Hermann Goering and Field Marshal Wilhelm Keitel.

The tribunal’s action led prosecution sources to predict the entire defense case could be completed within seven weeks.

The witness ban applied also to Georges Bonnett, former French foreign minister; the Marquis de Polignac, Count Jean de Castellan, Otto Abetz, former German ambassador to Paris, and Ernst Tennant and T. J. Jones, London businessmen.

The Pittsburgh Press (February 27, 1946)

War crimes trial prosecution rests

NUERNBERG (UP) – The United Nations war crimes prosecutors closed their case against the surviving leaders of Nazi Germany today. Court officials indicated the defendants would open their final fight for life Monday.

Russian prosecutor Smirnov wound up the United Nations case with a summation of Nazi crimes against humanity in Eastern Europe.

His presentation completed evidence which the Allies were confident would send the 21 surviving Nazi warlords to death on the gallows.

One of the last prosecution witnesses called by Smirnov was a refugee from a Lithuanian ghetto. The refugee told the court that the Germans forced Jews to crawl on the ground and bark like dogs, then dance naked around bonfires until they collapsed.

The spoils of war –
Once high-riding Nazi wives learn they rode to a fall

‘Actress’ Goering plays tear-jerker; their goal in life is to be forgotten
By L. S. B. Shapiro, North American Newspaper Alliance

NUERNBERG – While the Allied tribunal plods wearily toward judgment day for the top-ranking Nazis, a less conspicuous but equally bitter drama is being played by another wretchedly unhappy group – the wives of the defendants.

In detention camps, prisons and drab little rooms dotted all over the American zone, Germany’s erstwhile great ladies live shoddily with but one purpose in mind – to be forgotten.

Emmy Sonnemann Goering, who retired as the first lady of the German theater to become the first lady of the land, is playing her last tear-jerker in a civilian internment camp at Straubing, near Munich.

Here she is living with her seven-year-old daughter as the unwilling queen of the camp containing several hundred Nazi small-fry.

Goering protests

American authorities at first were unwilling to subject the daughter to camp life, but Frau Goering complained bitterly about the separation from her daughter in a letter to her husband.

Goering, in turn, wrote an indignant letter to Lt. Gen. Lucian K. Truscott, area commander, in which he laid down as a primary condition for “cooperating” with the Allied interrogators, that his wife and daughter be reunited.

This was done a month ago and now Emmy is playing the threadbare drama of a woman who has nothing to live for but her daughter.

Although she receives no special privileges, Emmy lives somewhat better than other internees. Nazi women are still awed by her presence and they scramble to do menial tasks for her when Emmy’s turn comes to do kitchen or cleaning duty.

To those who ask her about the progress of her husband’s trial, Emmy makes a theatrical gesture of defiance by making ready her mourning clothes.

Many complaints

Frau Ribbentrop lives quietly near Nuernberg, with hardly anything to show she was once one of Germany’s richest heiresses.

It is said she spends her time writing letters to her husband and jotting down her memories of diplomatic life in England during the 30s.

Frau von Schirach, the youthful wife of the handsomest defendant at the trial, is in prison at Badtoelz. Wives of some other defendants aren’t in custody, but living as inconspicuously as possible in obscure towns.

Himmler’s widow and daughter are under detention in Nuernberg, pending a further investigation of their activities.

The wives of the defendants are allowed to write their husbands frequently.

With the exception of Frau Ribbentrop, whose letters are full of spirit and encouragement, Germany’s former top-ranking women are maintaining to the end their wifely privileges of complaining bitterly on all possible occasions.

nuremberg.tribunal

Day 70

The Waterbury Democrat (February 28, 1946)

Jackson: Burn nests of Nazism

NUERNBERG (UP) – Chief American prosecutor Robert H. Jackson told the War Crimes Tribunal today that the next war will be hatched in surviving Nazi organizations unless they are destroyed.

Jackson made the demand in opening the prosecution summary against six Nazi organization, indicted as war criminals along with the 22 principal Nazi defendants.

The prosecution completed presentation of evidence yesterday but the court must decide on the criminality of organizations before the defense opens.

Jackson demanded conviction of the six organizations as the only firm basis for successful occupation of Germany and maintenance of peace.

“The next war and the next pogroms will be hatched in the nests of these organizations as surely as we leave their membership with their prestige and influence undiminished by condemnation and punishment,” he said.

The Pittsburgh Press (February 28, 1946)

Blanket conviction asked for 6 Nazi organizations

Justice Jackson calls on court to act to enable punishment of ‘little fuehrers’

NUERNBERG (UP) – American prosecutor Robert H. Jackson today demanded a blanket war crimes conviction against all six ruling organizations of Nazi Germany. The conviction would open the way for later trial and punishment of the thousands of “little fuehrers” of Hitler’s Third Reich.

The chief American prosecutor demanded a flat verdict of guilty against the six organizations as well as the 22 individual Nazi defendants in his final summation before the United Nations war crimes court.

He said conviction of the organizations as criminal bands would not automatically convict their millions of individual members but would establish a legal basis for trial of the underlings who committed or ordered personally many of Nazidom’s worst war crimes.

Justice Jackson rejected angrily the argument that he was trying to brand the entire German people as war criminals. But he contended that all the little “imitation Goerings” should be hunted down and punished.

“Some people seem more susceptible to the shock of a million punishments than to the shock of five million murders,” he said. “The number of punishments will never catch up with the number of crimes.”

Mr. Jackson said there might even be good grounds to prosecute all five million members of the Nazi Party. But he disclaimed any intention of doing so, pointing out that “we must operate within the limits of practicality.”

The prosecution completed presentation of evidence yesterday. But the court must decide on the criminality of the organizations before the defense opens.

“The next war and the next pogroms will be hatched in the nests of these organizations as surely as we leave their membership with their prestige and influence undiminished by condemnation and punishment,” Mr. Jackson said.

Before hearing the summation, the tribunal agreed to reconsider the request of former German Foreign Minister Joachim von Ribbentrop to call Winston Churchill as a witness.

The action came after Ribbentrop’s attorney, Martin Horn, told the court it had denied his original request to summon Churchill before it received his written arguments on the question.

nuremberg.tribunal

Day 71

Wiener Kurier (March 1, 1946)

Rußland verlangt die Todesstrafe für alle Nürnberger Verbrecher

Nürnberg (AND) - „Alle Angeklagten sind hinzurichten, um die Völker dieser Erde zu rächen“, erklärte gestern im Schlußwort die sowjetrussische Anklagevertretung, welche als letzte ihre Beschuldigungen gegen die 22 Hauptkriegsverbrecher vorgebracht hatte.

Ein neuer Abschnitt beginnt nunmehr im Nürnberger Prozeß. Der amerikanische Hauptanklagevertreter, Richter Robert Jackson, trägt jetzt die Anklage gegen sieben Naziorganisationen vor, denen mehr als eine halbe Million Mitglieder angehört hatten.

Die Keimzelle künftiger Kriege

„Es wäre ein größeres Unglück, diese Organisationen freizusprechen, als alle 22 einzelnen Angeklagten freizusprechen“, sagte Jackson, als er die Anklage gegen das Führerkorps der NSDAP, die Reichsregierung den deutschen Generalstab, das Oberkommando der Wehrmacht, die SS, die SA und die Gestapo eröffnete. „Der nächste Krieg und die nächsten Judenverfolgungen“, setzte der Ankläger hinzu, „werden zweifellos in diesen Organisationen ausgeheckt werden, wenn wir nicht Ansehen und Einfluß ihrer ehemaligen Mitglieder durch Verurteilung und Bestrafung zum Verschwinden bringen.“

„Besorgte Stimmen sind laut geworden“, erklärte Jackson, „über die große Anzahl von Personen, die betroffen werden, wenn diese Organisationen, so wie wir es verlangen, als verbrecherisch erklärt werden. Es scheint eben Leute zu geben, denen die Bestrafung von einer Million Menschen schlimmer erscheint als fünf Millionen Mordfälle. Die Zahl der Strafen wird jedenfalls nie die Zahl der begangenen Verbrechen erreichen.

Kriegsverbrecherprozeß entlastet nicht das ganze deutsche Volk

„Es gab sicher auch unschuldige Deutsche“, sagte Jackson, „deshalb ist es jetzt die Aufgabe des Gerichts, die wahrhaft schuldigen Deutschen vor jenen zu scheiden, welche ‚passiv und unorganisiert‘ waren. Es sei jedoch nicht Aufgabe des Prozesses, das ganze deutsche Volk mit Ausnahme der 22 Männer, die jetzt auf der Anklagebank sitzen, von seiner Schuld freizusprechen. Tausende von kleinen Führern spielten den Diktator und Tausende, die Göring nachahmten, liefen herum. Tausende Schirachs hetzten die Jugend auf und tausende Sauckels trieben Menschen zur Sklavenarbeit; tausende Streichers und Rosenbergs schürten den Haß, tausende Kaltenbrunners und Franks marterten und töteten, so wie tausende Speers und Funks verwalteten, planten und die Nazibewegung unterstützten. Alle diese Menschen werden für schuldig erkannt sein, wenn die Organisationen, denen sie angehörten, schuldig befunden worden sind.“

„Die Grenzen, die dem Gericht gesetzt sind“, sagte Jackson, „sind durch die Vernunft und die praktische Durchführbarkeit gegeben.“ Aus diesem Grunde würden auch die kleinen Angestellten der Gestapo und harmlose Organisationen, wie zum Beispiel der „Kriegsopferverband“, nicht von der Anklage erfaßt werden.

Göring wird sich als erster verteidigen

Die Anklagevertreter nehmen an, daß der Prozeß bis zum 1. Juni beendet sein wird. Die Verteidigung wird vermutlich am nächsten Montag beginnen. Göring wird der erste sein, dessen Verteidigung vorgetragen werden wird. Immer noch, bleiben Anträge auf Einvernahme von Zeugen, die von einigen Angeklagten, wie Rosenberg, Frank und Frick, geführt werden sollen, zur Behandlung offen. Die ersten vier Angeklagten, welche eine Liste ihrer Entlastungszeugen vorlegten, erhielten das Recht, von je drei namhaft gemachten Zeugen einen zu führen.

Ribbentrops Antrag, Winston Churchill als Zeugen einzuvernehmen, wird neuerlich erwogen werden.

Wie man hört, hat Göring bereits auf schriftlichem Weg an Lord Halifax, der bei Ausbruch des Krieges britischer Außenminister war, eine Anzahl von Fragen gerichtet und ist auch schon im Besitze der Antworten.

The Evening Star (March 1, 1946)

Nazis’ defense warns against branding of millions as criminals

NUERNBERG (AP) – A defense attorney, pleading for dismissal of war crimes charges against six indicted Nazi groups, warned today that millions of Germans would turn back to Nazism if they are branded as war criminals for their membership in the organizations.

“There is hardly one family in this country whose relatives were not connected with one of these organizations,” Dr. Martin Loeffler, attorney for the SA – Adolf Hitler’s original brown-shirted street fighters – told the International Military Tribunal.

Many of the 21 individual defendants in the prisoners’ box glared at Loeffler as he declared that condemnation of the organizations would enable the Nazi leaders “to conceal themselves behind the backs of millions.”

Many of the SA’s 4,000,000 members, he said, were just as ignorant of Nazi war aims as were foreign powers.

“Foreign governments would have had no intercourse with the German government if that government had been composed of obvious criminals,” Loeffler argued.

The prosecution presented arguments yesterday to support its demand that the SA and five other indicted Nazi organizations be tried and convicted of war crime charges.

Admitting that the SA had committed “individual excesses” in the violence which helped Hitler seize power in Germany and in the persecution of Jews, Loeffler said “they were deplorable, but such excesses are unavoidable in a movement involving such large numbers of people.”

The Pittsburgh Press (March 1, 1946)

Nazi groups ask separate trials

NUERNBERG (UP) – Counsel for six Nazi organizations whose membership embraced millions of Germans asked the War Crimes Tribunal today to sever charges against them from the overall case and give them a separate trial.

The tribunal is considering the request for a separate hearing for the Nazi organizations, Justice Sir Goeffrey Lawrence, British member of the tribunal, announced.

The severance motion was made by Dr. Ludwig Babel, counsel for the “Elite Guard.”

The prosecution had completed its case, and the defense was expected to open Monday.

The attorney for the Storm Troopers, another outlawed organization, told the court that any mass conviction of the organization would affect four million Germans and reach into almost every German family.

The attorney pictured the Germans as an immature people politically, easily misled and “particularly susceptible to political seduction.”

nuremberg.tribunal

Day 72

Wiener Kurier (March 2, 1946)

Amerikas Anklagevertreter: ‚Judenabschlachtungen waren kein Geheimnis!‘

Nürnberg (AND) – „Es ist niemand unter Ihnen, der nicht auch erbleicht wäre, wenn er an seiner Tür ein Klopfen vernahm und wußte, daß es die Gestapo ist.“ Mit diesen Worten wandte sich Jackson, der amerikanische Anklagevertreter, an die Verteidiger persönlich, um auf die von diesen vorgebrachten Entschuldigungstheorien die treffende Antwort zu geben. Er fuhr fort: „Konnte die Hinschlachtung von fünf Millionen Juden wirklich geheim bleiben? Unsere amerikanischen Behörden wußten, was in den Lagern geschah und erhoben dagegen formelle Proteste. Kann da die Verteidigung noch immer den Anspruch erheben, daß solche Grausamkeiten in Deutschland unbekannt blieben? Wie kann man behaupten, daß 70 Prozent der Angehörigen dieser Verbrecherorganisationen unschuldig seien?“

Jackson widersprach auch dem Antrag der Verteidigung, für Jede der angeklagten Organisationen einen Sonderprozeß abzuhalten, da dies mit dem Wesen des Gerichtshofes unvereinbar sei.

Eigene Verteidigung verblüfft die Angeklagten

Die meisten der 21 Hauptkriegsverbrecher starrten gestern von ihren Anklagebanken auf den Verteidiger der SA, Dr. Martin Löffler, als dieser erklärte, daß es im Falle der Schuldigsprechung der angeklagten Naziorganisationen den führenden Köpfen möglich sei, „sich selbst hinter dem Rücken der Millionen in Sicherheit zu bringen“.

Dr. Löffler bemühte sich, nachzuweisen, daß die Masse der schätzungsweise vier Millionen SA-Mitglieder – Hitlers erste Braunhemdenorganisation – von den wahren Kriegszielen der Naziverbrecher keine Ahnung hatten.

Verbrecher oder Verführte?

Die entscheidende Frage des Nürnberger Prozesses besteht darin, ob die Nazi aus eigenem Willen oder nur in blinder Befolgung erhaltener Befehle gehandelt haben.

Die Verteidigung hatte dahingehend argumentiert, daß nur ein Beamter unter hundert Gestapoangehörigen, die an den Mißhandlungen teilnahmen, aus persönlichem Antriebe handelte.

Bezüglich des Generalstabes hatte der britische Anklagevertreter Maxwell Fyfe bereits vorher die Auffassung der Verteidigung zurückgewiesen, daß diese Personen gegen ihren Willen in den höchsten Kommandostellen Verwendung finden konnten. In derartigen Stellungen könne bei Anwendung von Zwang keine erfolgreiche Tätigkeit ausgeübt werden.

Der Verteidiger suchte den Beweis zu führen, daß die in der SA organisierten Millionen in gemeinster Weise über Hitlers wahre Ziele getäuscht wurden. Von den vier Millionen, die zwischen 1921 und 1945 der SA angehörten, könnte höchstens gegen zwei Prozent die Anklage wegen verbrecherischer Handlungen erhoben werden. Die SA habe zwar „einzelne“ gewalttätige Ausschreitungen begangen und dadurch die Machtergreifung Hitlers in Deutschland unterstützt und auch an den Judenverfolgungen teilgenommen. Diese Vorfälle seien bedauernswert, doch angesichts einer derart großen Menschenmasse unvermeidlich.

Die Deutschen ‚eine leichte Beute politischer Verführung‘

Die Verteidigung suchte anschließend nachzuweisen, daß die Deutschen eine leichte Beute für die Verführungskünste der Nazi gewesen wären.

„Der politische Instinkt, der für das englische und amerikanische Volk so charakteristisch ist, fehlt dem Deutschem völlig“, erklärte Dr. Löffler.

„Die Deutschen sind politisch unreif, leicht zu verführen und besonders empfänglich für politische Schlagworte." Der Verteidiger erklärte weiter, daß es im Falle der Schuldigsprechung der Naziorganisationen kaum eine Familie in Deutschland gäbe, von der nicht wenigstens ein Mitglied ein Verbrecher wäre. Diese Organisationen seien aber jetzt tot, das System des Terrors und der Lüge beseitigt. Die Millionen haben sich von ihren Verführern abgewandt.

Der weitere Prozeßverlauf

Der Gerichtshof verkündete gestern, daß der Beginn der Verteidigung für die 21 Hauptangeklagten für nächsten Dienstag, den 5. März, oder noch später festgesetzt werde.

Die Entscheidung über die von Kaltenbrunner, Rosenberg, Frank und Funk eingebrachtem Anträge auf Vorladung von Zeugen und Vorlage von Dokumenten wird Montag gefällt werden.

Über den Beginn der eigentlichen Verteidigung Görings, des Hauptangeklagten Nr. 1, wurde keine besondere Erklärung abgegeben, doch dürfte nach einer Äußerung des Vorsitzenden, Lordrichter Lawrence, eine Verschiebung eintreten, da der Gerichtshof die weitere Behandlung der Zeugenfrage erst für Anfang nächster Woche festgesetzt hat.

The Evening Star (March 2, 1946)

U.S., Soviet oppose trial for millions, Nuernberg court told

NUERNBERG (AP) – The Soviet Union joined the United States today in assuring the International Military Tribunal that it opposes any attempt to put millions of Germans on trial for war crimes.

Lt. Gen. Roman A. Rudenko, the chief Russian prosecutor, announced Soviet support of Justice Robert M. Jackson’s declaration yesterday that conviction of six indicted Nazi organizations would not mean outlawing of a great section of the German population, as the defense had contended.

The defense had argued that conviction of the groups would affect virtually every German home and encourage a revival of Nazism.

Punishment is problem

Gen. Rudenko told the tribunal that the manner in which organization members would be punished, if the organizations are found guilty, must “be solved by national courts of the four Allied powers and is not a question for the tribunal.”

The defense pleaded today that feminine members of the indicted groups be specifically exempted, asserting: “All women in the National Socialist state were kept removed from politics and therefore cannot be charged.”

The organizations indicted are the Nazi Leadership Corps, the Reich Cabinet, the SS (elite guard), the SA (storm troops), the Gestapo and the General Staff and High Command.

Manpower in question

Mr. Jackson told the tribunal yesterday that the United States had no intention of trying to obtain death sentences or harsh penalties for millions of Germans who belonged to the six indicted organizations.

“Frankly, I don’t know just what manpower is going to be available for the United States to follow up these trials,” Mr. Jackson said.

The Pittsburgh Press (March 2, 1946)

Goering’s wife released by American Army

NUERNBERG (UP) – U.S. Army sources said today that Emmy Goering, wife of Reichsmarshal Hermann Goering, had been released from custody.

Because of housing and transportation difficulties, she will remain temporarily at the Straubing internment camp, informants said. She plans to move to a place near Regensburg where a sister is living.

Henriette von Schirach, wife of Baldur von Schirach, Nazi youth leader, also has been released. She had been held by the U.S. Third Army since her arrest on Christmas Eve.

Unofficial sources said her release followed an exchange of letters between Lt, Gen. Lucian K. Truscott, commander of the Third Army, and Francis Biddle, war crimes judge, in which Gen. Truscott was believed to have said she rendered important services to the Third Army.

The Evening Star (March 3, 1946)

Nuernberg tribunal weighs decision on Nazi organizations

NUERNBERG (AP) – The International Military Tribunal in a closed session today deliberated the prosecution demand for a criminal judgment against six Nazi organizations – the SA (storm troopers), the SS (Elite Guard), the Leadership Corps, Gestapo, Reich Cabinet, and the High Command and General Staff.

There was no Indication when it might announce a decision. Nor did the tribunal indicate what day the defense would open its case, beginning with Hermann Goering.

Hearings on requests for witnesses by four other defendants – Ernst Kaltenbrunner, Dr. Alfred Rosenberg, Hans Frank and Walther Funk – were scheduled for Monday and prosecution sources expressed belief that Goering’s case would be delayed at least until Thursday.

If the tribunal holds that the six organizations are criminal, the prosecution estimated that approximately 2,000,000 Germans might be liable to punishment. The defense said 7,000,000, including the turnover in membership in the organizations, would be liable.

Chief American prosecutor Robert H. Jackson assured the tribunal that the United States did not intend to try to punish millions. The Soviet prosecution expressed a similar view. But Attorney Martin Loeffler, representing the SA, said the court had “no assurance that other governments would not have another attitude, and that the United States government was not bound by Jackson’s point of view.”

The question of limiting the period which any indicted organization could be considered criminal thus absolving those who were members at other times, occupied an important place in the tribunal’s deliberations, notably in connection with the General Staff.

nuremberg.tribunal

Day 73