Innsbrucker Nachrichten (July 28, 1944)
Steigende Heftigkeit der Abwehrschlacht im Osten
Erbitterte Kämpfe bei Saint-Lô – Im Zuge einer Frontbegradigung Lemberg, Brest-Litowsk, Bialystok und Dünaburg geräumt
dnb. Aus dem Führerhauptquartier, 28. Juli –
Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
Im Kampfraum beiderseits Saint-Lô setzten die Nordamerikaner ihren Großangriff den ganzen Tag über fort. Während ihnen östlich Saint-Lô einige unwesentliche Einbrüche gelangen, wurden unsere Truppen südwestlich der Stadt in erbitterten und beiderseits verlustreichen Kämpfen weiter nach Süden und Südwesten zurückgedrängt. Die Gegenangriffe zur Schließung der an einigen Stellen aufgerissenen Front sind im Gange. 75 Panzer wurden abgeschossen. Im Abschnitt von Caen führte der Gegner nur erfolglose Angriffe geringen Umfangs.
Jagd- und Schlachtfliegerverbände schossen in Luftkämpfen zehn feindliche Flugzeuge ab.
Torpedoflieger versenkten in der Nacht zum 27. Juli in der Seinebucht einen feindlichen Tanker von 4.000 BRT und beschädigten vier Transportschiffe mit 25.000 BRT und einen Zerstörer schwer.
Im Ostteil der Seinebucht erzielte eine Heeresküstenbatterie mehrere Treffer auf einem feindlichen Schlachtschiff.
Sicherungsfahrzeuge eines deutschen Geleits schossen vor der Loiremündung von acht angreifenden feindlichen Jagdbombern sechs ab.
Im französischen Raum wurden 42 Terroristen im Kampf niedergemacht.
Schweres „V1“-Vergeltungsfeuer liegt fast ununterbrochen auf dem Großraum von London.
In Italien tastete der Feind unsere gesamte Front durch zahlreiche örtliche Angriffe ab. Der Schwerpunkt der feindlichen Aufklärungsvorstöße lag im Abschnitt südlich Florenz und an der adriatischen Küste. Alle Angriffe wurden vor unseren Stellungen abgewiesen.
Seit den frühen Morgenstunden ist der Feind in breiter Front südlich Florenz erneut zum Großangriff angetreten. Heftige Kämpfe sind entbrannt.
An der Ostfront hat die große Abwehrschlacht zwischen den Karpaten und dem Finnischen Meerbusen an Heftigkeit noch zugenommen. Nachdem es dem Feind an verschiedenen Abschnitten gelungen war, zum Teil in unsere Front einzubrechen, wurden zur Kräfteeinsparung in einigen Abschnitten vorspringende Frontbogen zurückgenommen. Im Zuge dieser Frontbegradigung wurden nach Zerstörung aller militärisch wichtigen Anlagen die Städte Lemberg, Brest-Litowsk, Bialystok und Dünaburg geräumt.
In Galizien setzten sich unsere Truppen befehlsmäßig auf neue Stellungen im Karpatenvorland ab und schlugen dann alle Angriffe der scharf nachdrängenden Sowjets ab.
Westlich des San sind wechselvolle Kämpfe mit vordringenden feindlichen Angriffsspitzen im Gange.
Zwischen dem oberen Bug und der Weichsel wurden von Panzern unterstützte Angriffe der Sowjets in erbittertem Ringen nach Abschuß zahlreicher feindlicher Panzer abgewiesen.
Im Abschnitt Bialystok und Kauen scheiterten örtliche Angriffe der Bolschewisten. Nördlich Kauen sind heftige Kämpfe mit feindlichen Panzer- und Aufklärungskräften im Gange.
An der Front zwischen Dünaburg und dem Finnischen Meerbusen brachen wiederum zahlreiche schwere Angriffe verlustreich für den Feind zusammen.
Starke Schlachtfliegerverbände unterstützten die Abwehrkämpfe des Heeres und vernichteten in Tiefangriffen 71 feindliche Panzer und über 400 Fahrzeuge. In der Nacht waren der Bahnhof von Wilna und sowjetische Truppenansammlungen westlich Lublin das Angriffsziel schwerer deutscher Kampfflugzeuge.
Nordamerikanische Bomber führten einen Terrorangriff gegen Budapest. Durch deutsche und ungarische Luftverteidigungskräfte wurden 29 feindliche Flugzeuge, darunter 26 viermotorige Bomber, zum Absturz gebracht.
In der vergangenen Nacht warfen feindliche Flugzeuge Bomben auf einige Orte in Westdeutschland und in Ostpreußen. In der Stadt Insterburg entstanden Schäden und Personenverluste. Drei Flugzeuge wurden abgeschossen.