Standgerichte in Cherbourg –
Die demokratischen Freiheiten regieren schon!
vb. Berlin, 10. Juli –
Die unglückliche Normandie, deren schönes Land von dem Krieg verheert wird, den die Engländer und Amerikaner wieder nach Frankreich hineingetragen haben, erfährt neue Leiden durch ein brutales System rücksichtsloser Ausnutzung ihrer Bevölkerung.
In der von den Schiffsgeschützen und Bomben stark zerstörten Stadt Cherbourg war die erste Tätigkeit der feindlichen Eroberer, die gesamte männliche Bevölkerung zwischen 18 und 45 Jahren für wehrpflichtig zu erklären und sie rigoros zu den Söldnerscharen des Generals de Gaulle einzuziehen. Außerdem etablierte sich sofort ein Standgericht der sogenannten „freien französischen Regierung,“ das mit ungezählten Verhaftungen und bedenkenlosen Todesurteilen fieberhaft an der Arbeit ist.
Es wiederholt sich auf französischem Böden das gleiche Schauspiel, das der Welt überall geboten wurde, wo die sogenannten Verfechter der demokratischen Freiheiten ihren Fuß hinsetzten. Erinnern wir an Nordafrika, wo das von Moskau dirigierte Algier-Komitee ein Schreckensregiment errichtete, dem schon Tausende zum Opfer fielen, oder an Italien, wo unter den Augen und mit Förderung der anglo-amerikanischen Militärbehörden in Moskau ausgebildete italienische Kommunisten die innerpolitische Herrschaft an sich rissen und tatsächlich trotz hoher Kommissare aus London oder Washington, trotz der AMGOT und selbstverständlich ohne jede Rücksicht auf die Bonomi-Regierung das Heft in der Hand halten. Erinnern wir daran, daß die Engländer und Amerikaner entgegen allen großspurigen Versprechungen in jedes der angeblich „befreiten“ Länder nur Hunger, Elend und Krankheiten einschleppten, und daß von den versprochenen Weizenladungen und den Kühlschiffen mit Fleisch an den „befreiten“ Küsten Europas noch keines gesichtet wurde, während viele Transporter vollgeladen mit gestohlenen Gütern in umgekehrter Richtung über den Atlantik zurückfuhren.
Die Meldungen aus Cherbourg wirken deshalb besonders unerfreulich, weil dort die emigrierten Landsleute der ohnehin schon schwer genug leidenden französischen Bevölkerung sich schamlos dafür hergeben, die männliche französische Bevölkerung in den Dienst der Armeen zu pressen, die Frankreich zu einer Wüste zu machen beabsichtigen, und die Heimattreue der Einwohner mit der Gewalt ihrer unrechtmäßigen Terrorjustiz zu bestrafen.
In diesen Maßnahmen kommt einmal die ganze Wut der Invasoren über die Stellungnahme der französischen Bevölkerung zum Ausdruck, die keineswegs ihren Befreiern mit Jubel um den Hals fiel, sondern ihre Ablehnung an den englischen und amerikanischen Kriegsgefangenen deutlich bewies, während sie sich durch spontane Hilfeleistung für die deutschen Soldaten unmissverständlich auf die Seite der Verteidiger ihres Heimatlandes stellten. Zum anderen verraten die Aushebungen aber auch den dringenden Bedarf der Invasionstruppen an der Auffrischung ihrer oft ausgebluteten und schwer zusammengeschlagenen Verbände.
Die Franzosen aber, die von den Urteilen des Standgerichts in Cherbourg betroffen oder zum Waffendienst gegen ihre eigenen Landsleute, oft gegen ihre eigenen Verwandten gepresst wurden, mögen von der so oft angekündigten Befreiung ihres Vaterlandes durch die Soldaten des General Eisenhower eine andere Vorstellung gehegt haben. Viele hundert Personen sind in Cherbourg bereits in den kurzen Tagen seit der Einnahme durch die Anglo-Amerikaner eingekerkert worden und harren ihrer Aburteilung, die in vielen Fällen nach den Ankündigungen der rachsüchtigen Emigrantenfranzosen das Todesurteil bringen wird.
Wenn eine amtliche Verlautbarung der Invasoren die Verhaftungen als notwendig kennzeichnet, „weil die betreffenden Personen für die allgemeine Sicherheit und die alliierten Operationen gefährlich sind,“ so wird damit die Einstellung weiter französischer Kreise in der Normandie deutlich genug erklärt und zugegeben, daß die Franzosen von allen vielleicht gehegten Hoffnungen auf ihre „Befreiung“ gründlich geheilt sind, sobald sie mit den englischen und amerikanischen Truppen und den in ihrem Gefolge daherkommenden feindlichen Verwaltungsbehörden erst einmal in Berührung geraten sind.
Ganz gegenteilig verhalten sich weite Landstrecken im Operations- und Aufmarschgebiet der deutschen Armeen zu unseren Truppen. Die Bevölkerung unterstützt unsere Soldaten durch großzügige Bereitstellung ihrer vorhandenen Mittel. Sie liefert ihnen Lebensmittel, steht bei der Betreuung unserer Verwundeten hilfreich zur Seite und benimmt sich überhaupt so kameradschaftlich, daß mehrfach der ausdrückliche Dank der deutschen Militärbehörden ausgesprochen werden konnte.