Innsbrucker Nachrichten (July 12, 1944)
Die erbitterte Schlacht in der Normandie
Gegenangriff südwestlich Caen gewinnt weiter Boden – Starke feindliche Angriffe bei Tilly und Saint-Lô zusammengebrochen – Der Feind in Italien abgewiesen – Schweres ‚V1‘-Vergeltungsfeuer – Terrorangriff auf München
dnb. Aus dem Führerhauptquartier, 12. Juli –
Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
Die Schlacht in der Normandie hat sich noch auf weitere Abschnitte ausgedehnt, das Artilleriefeuer noch gesteigert, östlich der Orne warfen unsere Truppen den bei Colombelles eingebrochenen Feind auf seine Ausgangsstellungen zurück. Südwestlich Caen gewann unser Gegenangriff weiter an Boden. Um Éterville wird erbittert gekämpft. Südlich und südwestlich Tilly brachen starke feindliche Angriffe unter hohen Verlusten zusammen.
Auch im Abschnitt nordöstlich und nördlich Saint-Lô scheiterten die auf breiter Front vorgetragenen feindlichen Durchbruchsversuche. In einigen Einbruchsstellen wird noch gekämpft. Westlich Airel warfen deutsche Panzertruppen den Feind nach Norden zurück. Zwischen Vire und Sainteny, nordwestlich Le Plessis und im Abschnitt La Haye-du-Pults dauern die erbitterten Abwehrkämpfe an, ohne daß es dem Gegner bisher gelang, wesentliche Erfolge zu erzielen.
Im französischen Raum wurden wiederum 66 Terroristen Im Kampf niedergemacht.
Schweres „V1“- Vergeltungsfeuer liegt weiterhin auf dem Großraum von London.
In Italien setzte der Gegner seine starken Angriffe von der Westküste bis in den Raum von Pogglbonsi fort. Er wurde unter hohen blutigen Verlusten abgewiesen. Der Schwerpunkt der Kämpfe lag gestern beiderseits des Tiber, im Abschnitt südlich Cita di Castelle. Nach trommelfeuerartigem Artilleriefeuer gelang es dem Gegner, in verlustreichen Kämpfen unsere Front um einige Kilometer nach Norden zurückzudrücken. Östlich des Tiber brachten Gegenangriffe unserer Truppen das feindliche Vorgehen zum Stehen. An der Adriaküste setzte der Feind seine Angriffe gestern Nachmittag nicht fort.
Im Süden der Ostfront herrschte gestern nur örtliche Kampftätigkeit. Ungarische Truppen führten im Karpatenvorland ein Angriffsunternehmen erfolgreich durch.
Im gesamten Mittelabschnitt von der Szczara bis Polozk hielt der starke feindliche Druck an. Unsere Divisionen setzten sich im südlichen Teil dieser Front unter andauernden schweren Kämpfen weiter nach Westen ab. Im Raum von Baranowicze hat sich die schlesische 28. Jägerdivision unter Führung des Generalmajors von Ziehlberg in Angriff und Abwehr hervorragend bewährt, östlich Olita wurden die vorstoßenden Sowjets von unseren Panzerdivisionen im Gegenangriff aufgefangen.
Die Verteidiger von Wilna zerschlugen im Westteil der Stadt wiederholte Angriffe der Bolschewisten und schossen zahlreiche feindliche Panzer ab.
Im Raum zwischen Utena und Polozk brachen starke Angriffe der Bolschewisten in noch anhaltenden schweren Kämpfen verlustreich zusammen. Auch südlich Noworschew sind noch erbitterte Kämpfe im Gange.
Schlachtfliegergeschwader griffen besonders südwestlich Wilna und südwestlich Dünaburg wirksam in die Erdkämpfe ein und fügten dem Feind in Tiefangriffen hohe Verluste an Menschen und Material zu.
Ein starker nordamerikanischer Bomberverband führte gestern im Schutz dichter Bewölkung einen Terrorangriff gegen München. Durch Flakartillerie wurden 27 feindliche Flugzeuge, darunter 24 viermotorige Bomber, vernichtet.
In der Nacht warfen einzelne britische Flugzeuge Bomben auf rheinisch-westfälisches Gebiet.