Was Berichterstatter der Gegenseite melden –
In der Hölle der Invasionskämpfe
Stockholm, 11. Juni –
Die anglo-amerikanischen Berichterstatter können nicht umhin, auch weiterhin die außerordentlich schweren Verluste der Invasionstruppen zu betonen. Der mit den ersten britischen Fallschirmjägern abgesprungene Kriegsberichterstatter des Daily Sketch schreibt: „Mörserfeuer, Maschinengewehre und die Kugeln von deutschen Scharfschützen machen meine Nachbarschaft so unsicher, daß ich keinen wohlformulierten Bericht abfassen kann.“ Nach dem Absprung sei er in einem Obstgarten gelandet und habe dort die Überreste des Mannes, der vor ihm den Sprung in die Tiefe wagte, von den Deutschen zerschossen in den Bäumen hängen gesehen.
Der englische Korrespondent schildert dann, wie er selbst nach einigem Bemühen den Anschluß an die Trümmer seiner Abteilung gefunden habe und diese dann gegen Morgen und seitdem ununterbrochen unter schweres deutsches Feuer genommen wurde. Einige Häuser hätten die Briten besetzt gehabt, doch sei es jedesmal ein Wettrennen mit dem Tode gewesen, wenn man zur Nachbarschaft hinüberwechseln mußte. Um die immer enger werdende Stellung herum hätten deutsche Scharfschützen in den Bäumen gesessen und auf jede Bewegung mit gutgezielten Schüssen reagiert. Patrouillen, die die arg beengten Fallschirmjäger ausschickten, um diese Scharfschützen zum Schweigen zu bringen, seien, ohne ihre Aufgabe erfüllt zu haben, zurückgekehrt, denn es war zu schwer, sie ausfindig zu machen und noch schwerer, sie zu töten. Jede umliegende Straße sei unpassierbar gewesen, während das Fallschirmjägerbataillon immer mehr unter den ständigen Gegenangriffen der Deutschen zusammenschrumpfte. Nur dadurch, daß immer neue Absprünge erfolgten, habe man die Stellung zunächst halten können.
News Chronicle stellt fest, daß die Anglo-Amerikaner größte Opfer bringen müßten. Die ersten Angriffstruppen, die den Strand zu stürmen versuchten, seien unter dem fortgesetzten deutschen Kreuzfeuer zusammengebrochen. Neue Truppen habe man in den Kampf werfen müssen, die über die Leichen hinwegstiegen. Die Deutschen hätten eine furchtbare Feuerwalze auf den Strand gelegt, und zwar nicht nur mit Maschinengewehren, sondern auch mit Schnellfeuerkanonen. Sehr schwere Verluste hätten die Amerikaner an einigen Küstenstellen erlitten. Die Deutschen hätten die Landungsfahrzeuge sofort unter Beschuß genommen, ehe sich noch ihre Falltüren öffneten. „Deshalb zweifle ich daran,“ so meint der Korrespondent, „daß die Deutschen von uns überrascht wurden.“
Das ganze Schauspiel, das sich dem Beobachter an der nordfranzösischen Küste bot, sei unglaublich gewesen. Nicht nur viele Tote und Verwundete habe man gesehen, sondern auch Schiffe, die brannten, andere, die sanken, und mit allem möglichen schweren Kriegsgerät voll beladene Landungsfahrzeuge, die auf der stürmischen See herumtrieben. Leichen schwämmen auf dem Wasser und über der ganzen Szene habe eine dichte, schwere Rauchwolke gelegen. In der Hölle könne es nicht schlimmer sein.
Daily Mail bringt einen Bericht aus einem südenglischen Invasionslazarett. Die meisten Insassen seien schwer verwundet gewesen. Bei vielen von ihnen habe man nur Augen und Mund aus den Verbänden hervorschauen sehen. Diejenigen, die noch sprechen konnten, hätten gesagt, es sei ein wahres Wunder, daß sie überhaupt zurückkamen. Einige unter ihnen hätten nicht einmal französischen Boden betreten, geschweige denn irgendetwas Genaues von der Invasion gesehen, als es sie auch schon getroffen hat. Einer bemerkte:
Überall um uns herum schlugen Geschosse und Maschinengewehrgarben ein. Es war die Hölle los. Auch Opfer der Kraftwagenunfälle, die sich in den nervösen Stunden kurz vor Beginn der Invasion noch in England selbst ereigneten, hätten sich in diesem Hospital befunden.
Ein anderer Amerikaner, der mit den US-Luftlandetruppen nach Frankreich kam, erklärte, daß er als Kriegskorrespondent trotz langer Erfahrung niemals etwas Ähnliches erlebt habe. Die auf französischem Boden stattfindenden Kämpfe suchten an Heftigkeit und Blutigkeit ihresgleichen. Ohne Schlaf und ohne Ruhe kämpften die anglo-amerikanischen Soldaten mit dem Mut der Verzweiflung unter Umständen, die den kaltblütigsten Menschen zum Zusammenbruch bringen könnten. Die gelandeten Truppen hätten noch keinen Augenblick Ruhe gehabt. Die deutsche Abwehr sei hart, und wiederholt hätten die amerikanischen Luftlandetruppen nur unter Aufbietung ihrer äußersten Kraft der Vernichtung entgehen können.