Völkischer Beobachter (July 31, 1943)
Die Front in Sizilien trotzt heftigen feindlichen Angriffen
Hartnäckige Durchbruchsversuche abgewiesen
vb. Wien, 30. Juli –
Auf Sizilien schlugen deutsche Truppen im Mittelabschnitt der Abwehrfront feindliche Durchbruchs versuche unter Verlusten für den Gegner ab.
Dieser Satz des Wehrmachtberichtes kennzeichnet die seit Tagen unternommenen Versuche der Engländer und Amerikaner, in der Mitte der sizilischen Front einen Erfolg zu erringen. Sie haben gewiß mit keinen allzu großen Schwierigkeiten bei diesem Unternehmen gerechnet – und haben sich verrechnet. Die Durchbruchsversuche, die die anglo-amerikanischen Streitkräfte auch mit dem Einsatz starker Fliegerkräfte zu erzwingen suchten, sind im Mittelabschnitt auf Sizilien ebenso gescheitert wie alle Bemühungen der Briten, vor Catania zu einem Erfolg zu kommen.
Englische Militärsachverständige sahen diesen Erfolg, wie man noch vor wenigen Tagen lesen konnte, „schon greifbar nahe,“ aber sie waren nicht imstande, ihn zu ergreifen, weder in der „Mondlandschaft“ des Mittelabschnittes, im Gebiet der Kalkkegel und Lavaströme, noch in der sonnendurchglühten Ebene vor Catania, obwohl sie, wie aus dem Wehrmachtbericht hervorgeht, mit gewaltigem Material angetreten sind. Die Taktik des Trommelfeuers aus dem Weltkrieg, mit der ja auch die Bolschewisten im Orelbogen den Durchbruch und damit weitgesteckte strategische Ziele zu erreichen hofften, ist auch in Sizilien angewandt worden. Im Raume von Orel aber wurden wie während der letzten Tage und Wochen die heftigen Infanterie- und Panzerangriffe der Bolschewisten wiederum abgewiesen, im Mittelabschnitt auf Sizilien scheiterten aufs neue die feindlichen Durchbruchsversuche, und vor Catania sind die Engländer trotz eines ungeheuren Aufwandes von Kriegsmaterial nicht vorwärts gekommen.
Die Abwehrschlacht vor Catania
Über die Kämpfe, die in der Ebene von Catania stattgefunden haben, als im mittleren Abschnitt die deutschen und italienischen Truppen die neuen Verteidigungsstellungen bezogen, die der Gegner nun seit Tagen vergeblich berennt, schreibt der Kriegsberichter Lutz Koch:
Wie sehr General Montgomery daran gelegen ist, seinen Angriff auf Catania voranzutreiben und diese Stadt, die für ihn greifbar nahe liegt, endlich in seinen Besitz zu bekommen, zeigt das Beispiel eines einzigen, zweistündigen Feuerüberfalls auf einen nur fünfhundert Meter Breite betragenden Abschnitt der mittleren Front vor Catania. Hier hat er, nachdem ihm alle Versuche, am linken Flügel, dicht unter dem Meer und unter stärkster Einwirkung vor allem auch seiner Schiffsgeschütze den Durchbruch zu erzwingen, nur blutigste Verluste und zahlreiche Panzerabschüsse eingetragen haben, den Schwerpunkt mehr in die Ebene hineinverlegt. Für einen einzigen, eng begrenzten Angriffsstreifen schießt er in knapp zwei Stunden 16.000 Schuß auf ein Gebiet, das auch in der Tiefe nicht sehr weit hinauskommt. Muß der Tommy bei einem so verschwenderischen Munitionsaufwand aller Kaliber nicht glauben, daß ihm bei dieser Umpflügung der Erde kein nennenswerter Widerstand mehr entgegentritt?
Und doch täuscht er sich. Nicht umsonst hat die deutsche Führung befohlen, daß sich jeder tief in das Erdreich einzugraben hat. Das muß schon ein Volltreffer sein, der mitten in ein Geschützloch geht, um einen Verteidiger aus dem Rennen zu werfen. Bei dem Trommelfeuer der 16.000 Schuß haben wir durch Volltreffer zwei Tote und zwei Verwundete. Und als der Tommy dann angreift, verspürt er die Wirkung der in hervorragender Feuerdisziplin bis auf nächste Entfernung gestoppten Waffen. Wie von einer Sense hingemäht fallen die englischen Infanteristen, und was in einigen Einbrüchen in unsere Stellungen hineinkommt, wird im Nahkampf mit der blanken Waffe bereinigt. Nur an ganz wenigen Stellen ist es dem Engländer gelungen, wichtige Streifen im Vorgelände der Hauptkampflinie an sich zu bringen, und das auch nur deshalb, weil die deutsche Kampfführung darauf verzichten konnte, diese Punkte zu besitzen.
Seit drei Tagen nun hat sich an der gewundenen Verteidigungslinie, die durch die Ebene von Catania geht, nichts Wesentliches geändert. Auf unserer Seite ist sie durch den Einsatz allmählich herankommender schwerer Waffen nur stärker geworden. Trotzdem der Feind seine Angriffe pausenlos fortsetzt und die Feuerüberfälle immer wieder die Luft erzittern lassen, hat man den Eindruck, daß auch der Gegner neue Kräfte herankarrt, weil er einsehen mußte, daß ihm unter den jetzigen Umständen jeder Versuch, sich in den Besitz von Catania zu setzen, hohe Verluste kostet.
Stoßtrupps und Aufklärungsflugzeuge haben ergeben, daß er. seine gepanzerten Kolosse, die in erheblicher Zahl am Südrand der Ebene bereitstehen, gut getarnt unter Stroh oder in Orangenhainen abgestellt hat. Zu hoch sind ihm gerade auf diesem Waffensektor die Verluste gewesen. Die Zahl der abgeschossenen Panzer, auch des schwersten Typs, der Panzerspähwagen und der gepanzerten Schützentransportwagen hat sich im Abschnitt einer Brigade allein auf über 150 erhöht.
Bei der Nähe der Kampflinie gibt es im harten Alltag der Schlacht oft auch kuriose Szenen. Einmal fahren zwei englische Kräder an einem deutschen Gefechtsvorposten auf der asphaltierten Straße vorbei und werden auf die Frage nach der Front mit einer passenden Antwort noch tiefer in unsere Linie zurückgeschickt, wo sie kurz, zur riesigen Überraschung der Fahrer, vereinnahmt werden. Das andere Mal sind es zwei Lastkraftwagen, die im Umdrehen auf der Anmarschstraße, als sie den Braten gerochen hatten, durch schnelles Feuer in Brand geschossen werden. Auch hier wanderten die Besatzungen in die Gefangenschaft. Den größten Erfolg aber erzielten in diesem Wirrwarr der Linien Grenadiere und Jäger, die beim Morgengrauen plötzlich sechs englische Pak dicht vor den eigenen Linien aufgefahren, aber verlassen finden. Der Gefechtsvorposten hatte in der Nacht auf verdächtige Geräusche geschossen. Daraufhin sind die Tommies, die sich verfahren hatten, unter Zurücklassung ihrer schweren Waffen abgehauen. Robbend und kriechend werden zwei Pak langsam unter dem wütenden Beschuß des Feindes in die eigene Linie gebracht, wo sie bald ihre Stimme gegen die früheren Besitzer ertönen lassen, während die vier restlichen Geschütze gesprengt werden und damit dem Gegner verloren sind.
So hält hinter Trommelfeuer und Bombenhagel, unter Beschuß der schweren Schiffsartillerie und den Qualen einer sengenden südlichen Sonne die Front vor Catania und erweist täglich in den kleinen Szenen des Kampfes die moralische Überlegenheit des hier auf zäher Abwehr stehenden deutschen Soldaten.