Oberdonau-Zeitung (April 19, 1945)
Sowjetischer Durchbruch wiederum verhindert!
Berlin, 18. April – Auch am Dienstag machten weder die zwischen Stettin und Görlitz angreifenden Bolschewisten noch die zwischen Wittenberge und Chemnitz andrängenden Nordamerikaner nennenswerte Fortschritte. Der sowjetische Druck war an den bisherigen Schwerpunkten überaus stark, aber ebenso energisch waren unsere Gegenangriffe. Obwohl der Feind in seinen beiden Neiße-Brückenköpfen südlich Forst und Rothenburg starke Panzerkräfte hineinpumpte und sie sofort zum Angriff einsetzte, blieben die Linien im Wesentlichen unverändert.
Im Gebiet beiderseits Küstrin und Frankfurt konnte der Feind seine Einbrüche ebenfalls nicht vertiefen. Das Ringen wogt auch hier in geringer Tiefe hin und her. Unsere immer wieder zu Gegenangriffen übergehenden Truppen meisterten die Lage und verhinderten unter Abschuss von bisher über 550 Panzern den vom Feinde seit vier Tagen mit allen Mitteln erstrebten Durchbruch nach Westen.
Auch die Angloamerikaner trafen im Elbe-Abschnitt und in Mitteldeutschland überall auf hartnäckigen Widerstand. Wie sie selbst zugeben, sei es unseren Truppen südlich Magdeburgs gelungen, die 2. amerikanische Panzerdivision auf dem Ostufer der Elbe zusammenzupressen, so dass diese gezwungen gewesen ist, sich unter Verhältnissen, die an Dünkirchen erinnern, sich mit allen zur Verfügung stehenden Fahrzeugen sogar über den Fluss zurückzuziehen.
An der Elbe und Mulde, zwischen Wittenberge und Bitterfeld, blieb die Lage, von stärkeren, aber vergeblichen Angriffen der Nordamerikaner in Richtung auf Dessau abgesehen, weiter unverändert. Der Verteidigungsraum Leipzig zog neue starke Angriffe auf sich. Der Gegner drängte südlich Bitterfeld gegen die Mulde auf Eilenberg vor und schwenkte dort nach Südwesten auf Leipzig ein. Im südwestlichen, östlichen und nordöstlichen Vorfeld der Stadt sind schwere Kämpfe mit den konzentrisch angreifenden Nordamerikanern entbrannt. Zwischen Leipzig und Chemnitz tastet sich der Feind schrittweise nach Osten vor, ohne ins Gewicht fallende Bodengewinne zu erzielen.
An der Süd- und Nordflanke der Westfront machten die Angloamerikaner dagegen einige Fortschritte. Feindliche Aufklärungskräfte, die in den nördlichen Niederlanden gegen den Dollart vorstießen, wurden blutig abgeschlagen. Am Küstenkanal, westlich Oldenburg, und ferner südlich Bremen und im Nordteil der Lüneburger Heide wechselten feindliche Angriffe und eigene Gegenstöße. An der Südflanke der Westfront drängten nordamerikanische und gaullistische Truppen weiter nach Süden. Im Vogtland sind wechselvolle Kämpfe im Gange. In Franken führten unsere Truppen energische Gegenangriffe und stießen bis zu der vom Feind benutzten Vormarschstraße durch. Dennoch setzte der nordamerikanische Panzerverband seinen Stoß östlich Nürnberg fort und erreichte den Ludwigskanal. Sein Versuch, hier nach Norden in Richtung auf Nürnberg einzudrehen, scheiterte jedoch. Auch westlich der Stadt drückt der Feind nach Süden gegen die Straße Nürnberg-Ansbach. Diesem Angriffskeil stellten sich ebenso wie dem im Altmühl-, Tauber- und Jagsttal nach Süden vorstoßenden Panzerrudel unsere Sperrverbände entgegen und fingen den, Gegner in Abwehrkämpfen und Gegenstößen auf.
Während am Neckar, südlich Heilbronn und an der Ems stärkere feindliche Angriffe scheiterten, schoben sich im nördlichen Schwarzwald feindliche Aufklärungskräfte im Nagoldtal nach Osten und Süden vor.