Roosevelts Plan zur Weltherrschaft
wh. Berlin, 5. Februar – Wer es unternimmt, sich ein Bild von der Dreimächtekonferenz zwischen Stalin, Roosevelt und Churchill zu machen, tut gut daran, nicht nur an die akuten Probleme (wie vor allem an den Plan, das deutsche Volk mit Sirenenklängen zu ködern) oder etwa an Polen, Griechenland, Italien usw. zu denken, sondern sich auch zu fragen: Was ist das vorige Mal in Teheran vor sich gegangen und was plant Roosevelt eigentlich, von dem man sagen kann, dass er sich am meisten um das Dreiertreffen bemüht hat?
Es hat lange gedauert, bis man aus authentischer amerikanischer Quelle erfuhr, was wirklich in Teheran passierte, aber die Wahrheit über Teheran enthüllte gleichzeitig den „Großen Plan“ des amerikanischen Präsidenten. Forrest Davis, ein Publizist, der in Washington nicht nur zu Hause ist, sondern auch im Weißen Haus immer eine offene Tür findet, hat in der konservativen und äußerst populären amerikanischen Wochenzeitschrift Saturday Evening Post mit ihrer Auflage von weit über drei Millionen berichtet, wie sich Roosevelt die Nachkriegswelt vorstellt. Sein Plan bedeutete die absolute Beherrschung der Welt durch die USA, Moskau und England, unter gnädiger Anhörung Tschungkings und Frankreichs, nach der Vernichtung des Reiches, Ausrottung des deutschen Volkes und völliger Niederwerfung Japans.
Dieser „Große Plan“ einer Kontrolle der Welt durch Moskau, Washington und London steht und fällt zweifellos mit der Notwendigkeit, Moskau aus seiner ideologischen Vereinsamung und dem sich daraus ergebenden revolutionären Herrschaftsanspruch herauszulösen, um es wieder in die „Familie der demokratischen Nationen“ einzureihen. Der amerikanische Präsident hofft offensichtlich, dass es möglich wäre, Stalin und die Sowjetunion in eine solche Weltorganisation westlerischer Prägung einzugliedern. Roosevelt ist bereit, alles auf diese Hoffnung zu setzen. Man kann sich vorstellen, wie er in Teheran mit nervösen Spielerhänden eine Chesterfield nach der anderen in seinem langen Zigarettenhalter entzündete, während er versuchte, Stalin von seinem „Größen Plan“ zu begeistern, um aber zu sehen, dass der Mann aus dem Kreml erst dann wirkliches Interesse zeigte, als ihm durch Roosevelt Konzessionen gemacht worden sind, die alles auslöschen, was in London seit 1939 an Plänen für Europa in mühseliger diplomatischer Arbeit geschaffen worden war.
Welche Vorteile verspricht sich Roosevelt von seinem Plan, wenn er bereit ist, soviel dafür auf das Spiel zu setzen?
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Der Präsident in Washington vertritt die These, dass keine Machtkonstellation in der Welt in der Lage wäre gegen den Stachel der drei zu lecken, solange gegen eine solche wie auch immer geartete Machtballung die Riesenkapazität der amerikanischen maschinellen Produktion und die Wucht der sowjetischen Menschenmassen gestellt werden könnten. Deshalb ist Roosevelt bereit, für eine Zusammenarbeit Moskau-Washington auch angesichts größter Schwierigkeiten einzutreten. Der bisherige Verlauf des jetzigen Weltkrieges wird von ihm dabei als Hauptargument benützt.
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Der Mann im Weißen Hause fürchtet, dass bei einem Zusammenbruch seines Planes sowohl die Sowjetunion wie auch England eine verzweifelte Jagd nach Interessengebieten und Verbündeten in Europa beginnen würden, wodurch in kurzer Zeit ein neuer Weltbrand seinen Anfang nehmen müsste. Roosevelt fürchtet sogar, eine Ausschaltung Stalins von der „Weltorganisation“ würde ermöglichen, dass der zweite Weltkrieg pausenlos in den dritten Weltkrieg übergehen könnte, denn Amerika könnte aus klaren und im Weißen Haus eindeutig vertretenen geopolitischen Gründen niemals dulden, dass Europa mit der Sowjetunion zusammen einen eurasischen Block bilde. Umgekehrt weiß Roosevelt, dass ein völlig von Großbritannien beherrschtes Europa von Moskau als ständige Bedrohung aufgefasst werden würde. Um deshalb die wilde Jagd nach Interessengebieten in Europa zu verhindern, glaubt Roosevelt, alles versuchen zu müssen, um Stalin erst einmal grundsätzlich in die „Familie der demokratischen Völker“ einzubauen, auch um den Preis von Konzessionen an den Sowjetwillen zur Einflussnahme in Europa.
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So sehr Roosevelt seinen „Großen Plan“ auch deshalb wünscht, weil er glaubt, bei einer allgemeinen „Weltkontrolle“ die USA ausschlaggebend zu sehen, so schließt doch sein weiteres Bemühen, Tschungking als „Anhängsel“ in den Plan zu verankern, einen sehr praktischen Grund ein. Wenngleich Tschungking-China eindeutige totalitäre Tendenzen aufweist, so steht Roosevelt doch hinter Tschiangkaischek, weil er dadurch hofft, 450,000.000 Chinesen als Abnehmer für seine überschüssige Produktion an Autos, Eisschränken und Radios zu gewinnen. Auch in Asien würde das Nichtzusammenarbeiten der Sowjets in dieser Weltorganisation eine gewissenlose Jagd nach Interessensphären bringen. Diesmal allerdings zwischen Washington und Moskau, wobei es keineswegs entschieden ist, ob Japan die ihm von Roosevelt zugedachte Rolle des „kleinen Mannes“ spielen würde.
Die Roosevelt-Planung für die Schaffung einer Weltordnung auf Grundlage des Gleichgewichts der Großmächte mit Washington als Zünglein an der Waage erscheint den Amerikanern einleuchtend. Trotzdem gibt es Amerikaner, deren Bedenken in die Öffentlichkeit dringen. Diese Männer erklären, dass durch Teheran und was dann folgte, Roosevelt heute bereits dastehe, wo Wilson 1919 sich im Versailler Spiegelsaal befunden habe. Wie Wilson hat Roosevelt seine Hoffnung für die Weltsicherheit auf eine zentrale fixe Idee aufgebaut. Wilsons „Großer Plan“ war der „Völkerbund.“ Wilson war beredt, um diesem Plan das Leben zu schenken, Punkt für Punkt seiner Gerechtigkeit versprechenden 14 Punkte aufzugeben oder umdeuten zu lassen. Roosevelts „Großer Plan“ ist ein Weltsystem mit einer „Drei-Mächte-Konstellation“ an Stelle eines Völkerbundes, von dem Roosevelt glaubt, dass er scheitern musste, weil weder genug Macht dahinterstand, noch die Völker in der Lage waren, die Ideale eines solchen Instruments in die Praxis umzusetzen. Roosevelt glaubt, dass seine Drei-Mächte-Konstellation diese Macht besitzt; aber auch er ist bereit, um seine fixe Idee durchzusetzen, Punkt für Punkt seiner „Atlantik-Charta“ über den Haufen zu werfen oder in Kompromissen ersticken zu lassen, deren verhängnisvollster das der „freien Hand für Moskau in Europa“ ist. Dem Ehrgeiz Roosevelts soll Europa geopfert werden, vor allem das deutsche Volk, dessen Todesurteil nach dem Willen des Judentums Stalin Vollstreckern soll.
Den Morgenthau-Plan in der Tasche
br. Bern, 5. Februar – Man erinnere sich an den Morgenthau-Plan, der darauf hinausläuft, Deutschland nach dem erhofften Siege seiner Gegner jeder Industrie zu berauben und es, soweit man es nicht unter seine Nachbarn aufteilt, zu einem „großen Kartoffelacker“ zu machen.
Der Plan wurde damals in einem ungelegenen Augenblick bekannt, denn er schien in seiner Hirnverbranntheit geeignet, die Aussichten Roosevelts auf eine abermalige Wiederwahl zu stören.
Nun ist Roosevelt wiedergewählt – nun glaubt man wieder offener sprechen zu können. Und so meldet eine nordamerikanische Agentur in Verbindung mit der Dreierkonferenz in aller Harmlosigkeit: „Roosevelt habe im Augenblick nur den Morgenthau-Plan bei sich, der als Grundvorschlag der Vereinigten Nationen vorgelegt werden soll.“ Also nicht ein unverbindlicher Privatvorschlag ist dieser Plan jetzt, sondern ein offizieller Vorschlag, mit dem der Präsident der Vereinigten Staaten zur Konferenz mit Stalin und Churchill gefahren ist. Nun weiß man wenigstens, was gemeint ist, wenn diese drei ihren angekündigten Aufruf an das deutsche Volk starten sollten, um nach Wilsons Vorbild wieder einmal zu versichern, es werde gar nicht so schlimm werden, wenn Deutschland nur erst einmal kapituliert habe.