Völkischer Beobachter (August 17, 1944)
Dokument erbarmungslosen Vernichtungswillens –
Die Waffenstillstandsbedingungen, die Badoglio unterschrieben hat
Unterworfen, ausgeplündert, verelendet und versklavt!
e. a. Italienisches Hauptquartier, 16. August –
Seit dem September des vorigen Jahres hat sich die öffentliche Meinung der ganzen Welt und haben sich vor allem die Italiener gefragt, wie die Waffenstillstandsbedingungen beschaffen sein könnten, die der Verräter Badoglio unterschrieb, als er sein Volk den Alliierten auslieferte.
Bis heute haben sich die Anglo-Amerikaner und Bonomi geweigert, die Waffenstillstandsbedingungen bekanntzugeben, und gerade in diesen Tagen sind anlässlich des Aufenthalts Churchills in Rom wieder besonders viele Gerüchte und Vermutungen darüber ausgesprochen worden, wozu Badoglio sich verpflichtet haben mag. In diese allgemeine Unsicherheit bringt heute die faschistische Regierung Gewissheit. Der von den süditalienischen Verrätern und von Bonomi geheim gehaltene Text der Waffenstillstandsbedingungen ist dank der Aufmerksamkeit der faschistischen Polizeiorgane der republikanischen Regierung bekanntgeworden und wird von ihr heute veröffentlicht. Damit wird der Welt zum erstenmal in dokumentarischer Form gezeigt, wie die Alliierten mit den von ihnen unterworfenen Völkern verfahren.
Die faschistische Regierung teilte zunächst mit, wie sie in den Besitz der Urkunde gelangt ist. Ein in Rom tätiger neutraler Journalist hat den Text von einem der Regierung Bonomi angehörigen kommunistischen Minister erhalten. Mit Hilfe eines Vertrauensmannes wollte er das wichtige Schriftstück durch das faschistische Oberitalien in das neutrale Ausland bringen lassen. Bei diesem Versuch wurde der Vertrauensmann von der faschistischen Polizei festgenommen.
Der Vertragstext umfasst 44 Artikel und gliedert sich in vier Teile, in denen die militärischen, die territorialen, die wirtschaftlichen und die politischen Fragen behandelt werden.
In den die militärischen Fragen behandelnden Klauseln verpflichtete Badoglio sich zur Gefangennahme der in Italien stehenden deutschen Truppen, lieferte den Alliierten die italienischen Kriegsschiffe, Flugzeuge und Befestigungen aus, stellte ihnen die italienische Handelsschifffahrt und zivile Luftfahrt für die Nachkriegszeit zur Verfügung und verpflichtete sich zur vollkommenen Abrüstung.
Diese totale Entmachtung Italiens wird ergänzt durch die die territorialen Fragen regelnden Artikeln. In ihnen stimmte Badoglio kleineren Gebietsabtretungen an der westitalienischen Grenze zugunsten Frankreichs und der Abtretung Istriens mit Fiume und Zara an Jugoslawien, der Abtretung der Ägäischen Inseln an Griechenland, der Insel Elba an Frankreich, der Insel Pantelleria und anderer kleinerer, aber strategisch wichtiger Inseln an Großbritannien zu. Er willigte ferner ein, dass Abessinien wieder unter die Souveränität des Negus fällt und dass erst die Friedenskonferenz über das Schicksal der alten italienischen Kolonien Eritrea, Somalia und Libyen entscheiden wird.
Er war einverstanden, dass in den italienischen Häfen Freihafenzonen für die Briten, Amerikaner, Sowjetrussen, Franzosen, Griechen und Jugoslawen errichtet werden, so dass der künftigen Hafeneinfuhr der genannten Länder nach Italien Tür und Tor geöffnet, das heißt, dass der italienische Warenmarkt vollkommen von der ausländischen Industrie beherrscht worden wäre.
Diese Bestimmungen streichen Italien ein für allemal aus der Reihe der Großmächte, ja sogar der Staaten, die ihr Schicksal wenigstens unter Anlehnung an Stärkere, selbst bestimmen können. Die Ergebnisse des mühsamen Aufstiegs seit 1870 und die Errungenschaften des Faschismus werden damit zunichte gemacht. Italien ist nicht mehr der oder auch nur ein bestimmender Faktor im Mittelmeerraum, sondern in seinem von den Engländern und Amerikanern besetzten Teil eine wehrlose Beute aller an das Mittelmeer grenzenden Länder.
Das ist aber noch nichts im Vergleich zu den wirtschaftlichen Klauseln. Sie drücken Italien zu einer Kolonie herab, die ohne einen eigenen Rechtstitel von fremder Willkür ausgebeutet wird.
Badoglio verpflichtet sich dazu, den Gaullisten und den Exilregierungen Griechenlands und Jugoslawiens Kredite zu eröffnen. Er übernahm die Kosten der fremden Okkupation, er erkannte an, dass die Anglo-Amerikaner nicht zu Lebensmittellieferungen an die italienische Bevölkerung verpflichtet wären. Er unterstellte die italienische Schwerindustrie und die italienischen Banken anglo-amerikanischen Leitern und gab zu, dass in ihnen mindestens 50 Prozent anglo-amerikanisches Kapital investiert werden soll. Schließlich stimmte er der Verschickung von zwei Millionen italienischer Arbeiter in die Siegerstaaten zu!
Es lohnt sich, die über die Verwendung italienischer Arbeiter getroffenen Vereinbarungen genauer zu prüfen, denn in diesen offenbart sich der Geist unserer Feinde. Die Sowjetunion erhält 800.000 italienische Arbeiter, Handwerker und Bauern, die britischen Dominien, Südafrika und Australien, die USA, Brasilien und Großbritannien erhalten je 200.000 italienische Arbeitskräfte. Italien muss also die überschüssige Kraft seines Volkstums als billige Arbeitskräfte an rohstoffreiche, aber menschenarme Länder abgeben, und es ist bezeichnend, dass nur die großen Agrargebiete, wie Brasilien, Südafrika und Australien, den italienischen Zwangsemigranten erlauben, ihre Familien mitzunehmen, denn ihnen ist an Bevölkerungszuwachs durch Nachkommenschaft der Zwangsarbeiter gelegen.
In einem unheimlichen Ausmaße erfüllt sich hier der Materialismus kapitalistischer und marxistischer Prägung, von dem unsere Gegner besessen sind und der unter der Führung Roosevelts, Stalins und Churchills in den Formen des technischen Zeitalters die antike Sklaverei in gigantischen Proportionen wieder erstehen lässt. Was im September 1943 dem italienischen Volk auferlegt worden ist, das droht morgen allen europäischen Nationen: planmäßige, raffiniert ausgeklügelte Versklavung.
Es lässt sich also denken, dass die Veröffentlichung, die heute durch die faschistische Regierung erfolgt, in Italien und in der ganzen Welt wie eine Bombe wirken wird. Sie zeigt den Italienern, dass sie 1943 genauso betrogen worden sind wie das deutsche Volk 1918. Man hatte ihnen den Himmel auf Erden versprochen, wenn sie nur den Faschismus abschüttelten. Nun enthüllt sich vor ihren entsetzten Augen das grauenvolle Bild der Verelendung und der Versklavung. Die Welt aber erkennt, dass die in der Atlantik-Charta verkündeten Grundsätze von Freiheit und Völkerfrieden nur leere Phrasen sind, hinter denen der Vernichtungs- und Ausbeutungswille unserer Gegner steht, und Viktor Emanuel und Badoglio gehen in die Geschichte als die Männer ein, die das von Washington und Moskau gefällte Todesurteil an ihrem Volk vollstreckt haben.