Völkischer Beobachter (September 19, 1944)
Die Aktionen im niederländischen Raum –
Konzentrische Angriffe gegen die Luftlandeverbände
Berlin, 18. September –
Für die Verteidigung des niederländischen Raumes und damit der niederrheinischen Tiefebene hatte die deutsche Führung drei Maßnahmen ergriffen.
Gegen feindliche Landeversuche von See her wurde ein breiter Küstenstreifen überschwemmt. Angriffen von Land aus sollten unsere Truppen in dem von zahlreichen Kanälen durchzogenen nordbelgischen Raum begegnen. Sie erfüllten diese Aufgabe in so eindeutiger Weise, daß der am Albertkanal und Maas-Schelde-Kanal angreifende Feind trotz Zusammenballung von mehr als zwölf Divisionen auf schmalem Raum die Sperrlinie bisher nicht zu durchbrechen vermochte. Gegen den Einfall aus der Luft wurden bestimmte Verteidigungszonen geschaffen.
Als nun die Anglo-Amerikaner am Sonntag versuchten, durch Absetzen von Luftlandetruppen und Fallschirmverbänden ihre in Nordbelgien seit Tagen stockenden Operationen wieder in Fluss zu bringen, nahmen unsere Truppen den Kampf mit ihnen schlagartig auf. Schon beim Überfliegen der Küste wurden zahlreiche Lastensegler abgeschossen oder zu Notlandungen im Überschwemmungsgebiet gezwungen. Marineartilleristen, die bereits von Küstenstützpunkten aus den anfliegenden Transportflugzeugen beschossen, machten die ersten Gefangenen, und zwar die Restbesatzung eines heruntergeholten Flugzeuges in Stärke von einem Offizier und 13 Mann.
Die weit verstreuten Landeplätze der unter starkem Jagdschutz anfliegenden Lastensegler wurden von unseren Jagdkommandos und Sicherungsverbänden umstellt, um die Bildung größerer geschlossener Kampfgruppen zu verhindern. Die abgesprungenen Kräfte versuchten ihrerseits zwei Flugplätze in die Hand zu bekommen und durch Sperrung von Brücken die angelaufenen Gegenmaßnahmen zu verzögern.
Daß das Luftlandeunternehmen, wie dies auch sonst in der Regel der Fall ist, in engem Zusammenhang mit den Vorgängen an der eigentlichen Front steht, beweisen die fast gleichzeitig begonnenen Infanterie- und Panzerangriffe der 2. britischen Armee am Maas-Schelde-Kanal. Die Landungen im Rücken unserer nordbelgischen Verteidigungslinien und die gleichzeitigen Frontalangriffe sollen demnach vor allem unseren Riegel am Maas-Schelde-Kanal aufbrechen. Auch gegen den bei Neerpelt in unsere Stellungen eingebrochenen Feind wurden sofort Gegenangriffe angesetzt.
Im Zusammenhang mit dem neuen Ansturm der Briten am Maas-Schelde-Kanal verstärkten die Nordamerikaner ihren Druck beiderseits Aachens ebenfalls. Im Maastrichter Zipfel suchten sie unsere Sperrriegel im Bereich des Gealflüsschens einzudrücken. Unter hohen Verlusten konnten sie im Feuerschutz schwerer Waffen zwei kleine Brückenköpfe bilden, deren Ausweiten unsere Truppen aber durch Gegenstöße verhinderten. Angriffe gegen unsere Stützpunktlinie am Südrand von Aachen scheiterten; im Raum von Stolberg gingen die hin und her wogenden Kämpfe weiter. In erfolgreichen Gegenangriffen entrissen unsere Panzer dem Feind zwischen Aachen und Stolberg Teile des in den letzten Tagen unter hohen Verlusten gewonnenen Geländes und brachten Gefangene ein. Südlich Stolberg dauern die Kämpfe mit dem örtlich vorgedrungenen Gegner noch an. Westlich der Eifel und im Dreieck zwischen Sauer und Prüm machten unsere Truppen in wechselvollen Kämpfen Fortschritte und hinderten den Aufmarsch des Feindes durch Wegnahme von Stützpunkten und Höhenstellungen.
Auch im lothringischen Grenzgebiet wurde hart gekämpft. Am Nordrand des Einbruchsraumes von Nancy versuchten die Nordamerikaner ihre an den Vortagen durch unsere Gegenangriffe aufgerissene Nordflanke wieder aufzubauen. Sie benutzten ihre bei Château-Salins abgezogenen Kräfte, um die Einbruchslücken zu stopfen und die Verbindung zu ihren nordwestlich Pont-à-Mousson stehenden Verbänden herzustellen. Gegenstöße verhinderten die Durchführung der feindlichen Absichten. Der zweite östlich Nancy aufgefangene Keil drehte mit Teilkräften gegen Lunéville ein. Der in die Stadt eingedrungene Feind wurde aber von unserem in breiter Front angelaufenen Gegenangriff gefasst, der ihn wieder aus Lunéville herauswarf und gleichzeitig auch der zweiten gaullistischen Panzerdivision das zäh verteidigte Städtchen Châtel an der Mosel entriss.
Unsere Gegenangriffe haben somit im Raum östlich Nancy das Vordringen des Feindes gegen Lothringen abgebremst. Die Schlacht zwischen Nancy und Épinal hat aber ihren Höhepunkt offenbar noch nicht erreicht. Beide Parteien versuchen weiter Ausgangsstellungen für neue Operationen zu gewinnen, wobei unsere Truppen dadurch einige Vorteile erzielt haben, daß sie feindliche Positionen an der Mosel Stück für Stück zusammenschlugen.
An dem der Burgundischen Pforte vorgelegten Sperrriegel zwischen Épinal und der Schweizer Grenze beschränkten sich die Kampfhandlungen auf Stoßtruppgefechte. Zahlreiche Unternehmen des Feindes nordöstlich und östlich Vesoul scheiterten.
Harte Luftschlachten
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