Glodschey: ‚Gegen alle Logik‘
Von unserem Marinemitarbeiter Erich Glodschey
In der Normandie, Ende Juni –
Bei klarem Wetter sieht man von der Küste der Normandie, östlich vom Invasionsbrückenkopf, die Wracks großer feindlicher Kriegs- und Transportschiffe aus dem Wasser ragen. Diese Schiffsverluste, die sich immer weiter fortsetzen, haben den Feind nach seinem eigenen Geständnis erheblich überrascht. Ein englischer Bericht hat in einem Nebensatz besonders deutlich ausgesprochen, was die Invasoren in Erstaunen versetzt hat, ja, was ihnen geradezu unverständlich erscheint. Der Engländer sagt in diesem Bericht, die Fortführung der Invasion sei vor allem deshalb unerwartet schwierig, weil die deutschen Soldaten „gegen alle Logik“ kämpften. Dies habe schon in der ersten Invasionsschlacht begonnen, als kleine deutsche Vorpostenboote, Schnellboote und Torpedoboote keinen Respekt vor den schweren Geschütztürmen der englischen und amerikanischen Schlachtschiffe gezeigt, sondern die Landungs- und Transportschiffe trotz dieser stärksten Sicherung angegriffen hätten.
Nun, diese „Logik,“ vor der die deutschen Soldaten und Seeleute zum Bedauern der Briten und Nordamerikaner keine Achtung haben, das sind die politischen und militärischen Anschauungen eines überholten Zeitalters, das an der Invasionsfront gegen den Zukunftswillen des innerlich erneuerten deutschen Volkes und damit eines neuen Europa anstürmt. Mit sehr blassen Vernunftgründen versucht die jüdisch-plutokratische Agitation, es den englischen und amerikanischen Soldaten begreiflich zu machen, warum sie in den Feuerofen an der Küste unseres Erdteils gestoßen worden sind. Der Kampfwert und die Hartnäckigkeit des englischen und amerikanischen Soldaten kann nicht in Zweifel gezogen werden. Aber der feindliche Soldat im Westen weiß in Wirklichkeit nicht, wofür er eigentlich kämpft. Aus jeder Gefangenenaussage geht das hervor. Der deutsche Soldat jedoch weiß, daß er um das Leben seines Volkes und um die Zukunft unseres ganzen Erdteils kämpft, für den es angesichts der Feinde in Ost und West nur die Frage gibt: Sieg oder Vernichtung! Dies klare Bewusstsein gibt dem deutschen Kämpfer aller drei Wehrmachtteile jene unerhörte innere Kraft, die der erwähnte Engländer als „gegen alle Logik“ bezeichnet, weil er sie in seiner veralteten Anschauungswelt nicht begreifen kann.
Was die Kämpfe auf See angeht, so hatten die Engländer bereits im September 1939 geglaubt, sie könnten mit ihrer vielfach überlegenen Flotte die kleine deutsche Kriegsmarine, die erst im Beginn des Aufbaues war und sich auch während des Krieges wegen der langen Bauzeiten keinen machtvollen Kern schwerer Schiffe verschaffen konnte, einfach beiseitelegen. Darin haben sich die Kriegstreiber um Churchill bitter getäuscht. Die englische Seemacht wurde von der weit unterlegenen deutschen Kriegsmarine über und unter Wasser in die schwerste Krise gedrängt, die England je erlebt hat. England mußte in seiner Notlage den Vorrang auf See an die Nordamerikaner abgeben und wird ihn niemals wiedererhalten. Jetzt zur Invasion in Europa rückten große Teile der englischen und amerikanischen Flotte gemeinsam an, gedeckt von einem dichten Luftschirm. Diesmal glaubten sie nun ganz gewiss, daß ihre Schlachtschiffe und Kreuzer durch die deutsche Kriegsmarine keinen nennenswerten Widerstand finden würden. Der Feind wusste ja, daß er am Kanal nur auf leichte Seestreitkräfte treffen würde. Doch diese haben den Invasoren außerordentlich zu schaffen gemacht und werden es trotz mancher Opfer weiterhin tun, auch wenn der Feind dies mit seiner „Logik“ nicht verstehen kann. Dafür muß er es denn fühlen.
Durch die Berichte und Meldungen des Oberkommandos der Wehrmacht und durch die Schilderungen der Kriegsberichter ist dem deutschen Volke manches dramatische Geschehen zur Kenntnis gekommen, dass sich bei den Kämpfen deutscher leichter Seestreitkräfte gegen die Invasionsflotte zugetragen hat. Noch viel mehr aus dieser Fülle der Ereignisse wird später berichtet werden können. Der Seemann liebt es nicht, viel von seinen Erlebnissen zu reden. So ist es auch in der Normandie, wenn man mit den Männern der deutschen Kriegsmarine spricht, die gegen die Aggressoren von jenseits des Kanals und des Ozeans in erbittertem Ringen stehen. Doch aus den knappen und sachlichen Berichten erwachsen immer wieder eindringliche Zeugnisse einer beispielhaften Unbeugsamkeit.
Einer dieser Gefechtsberichte von der französischen Küste sei hier herausgegriffen, weil es sich um einen Kampf handelt, von dem der Feind auch nicht ein Sterbenswörtchen hat verlauten lassen. Ein kleiner Verband deutscher Zerstörer kam ins Gefecht mit einer starken feindlichen Kampfgruppe aus Kreuzern und Großzerstörern. Die deutschen Zerstörer erzielten Artillerie- und Torpedotreffer auf mehreren feindlichen Schiffen, die in Brand gerieten, darunter einen Kreuzer, der in einer gewaltigen Explosionswolke verschwand. Aber auch einer der deutschen Zerstörer hatte einen Torpedotreffer erhalten, der ihm das Achterschiff fortriss. Die vordere Hälfte des Zerstörers schwamm noch. Da drehte ein englischer Zerstörer mit überlegener Bewaffnung auf das Wrack zu. Vielleicht hoffte der Feind einen leichten Erfolg gegen den halben Zerstörer erringen zu können, der ohnehin dem Untergang geweiht war. Doch auf diesem treibenden Schiffsteil waren noch drei Geschütze feuerklar. Die deutschen Seeleute sprangen hinter die Schutzschilde und eröffneten von dem sinkenden Wrack das Feuer gegen den englischen Zerstörer. Im Flammenschein von Bränden und Detonationen vollendet sich das Schicksal des feindlichen Zerstörers, noch bevor der Rest des deutschen Bootes versank.
Dieser verbissene Kampf der Männer eines Zerstörers, der noch im Untergang seinen Gegner mit sich in die Tiefe riss, mag für alle englischen und nordamerikanischen Betrachter „gegen alle Logik“ verstoßen, aber derartige Erfahrungen sind dem Feinde gerade deshalb etwas Unheimliches. Daher hat er dieses Zerstörergefecht verschwiegen, wie er ja auch den heldenmütigen Kampf der Küstenbatterien von Cherbourg nur zögernd und bruchstückweise der eigenen Öffentlichkeit mitgeteilt hat. Wenn es ein Teilgebiet der Kriegführung gibt, auf dem der Gegner von vornherein eine schier erdrückende materielle Übermacht in den Kampf führen konnte, so ist es das Gebiet des Seekrieges. Dennoch ist der Feind zur See von der deutschen Kriegsmarine immer wieder vor neue Schwierigkeiten gestellt worden. Sie hat den Feind zu einem Einsatz und Verschleiß von Kräften gezwungen, wie er in diesem Ausmaß von allen Sachverständigen vor dem Kriege für undenkbar gehalten worden ist.
In England und den USA mußte man einen erstaunlich hohen Anteil der Rüstungsproduktion und der technischen Forschung für den Seekrieg einsetzen, ehe überhaupt erst die materiellen Voraussetzungen für das vom Bolschewismus verlangte Invasionsunternehmen geschaffen werden konnten. Der damit verbundene Zeitgewinn, den uns die Unterseeboote und die Überwasserkriegsschiffe aller Klassen seit 1939 durch ihre Versenkungserfolge erkämpft haben, ist in seiner weittragenden Bedeutung für die Entscheidung dieses Krieges heute noch gar nicht voll abzuschätzen. Dafür haben die deutschen Seeleute und ihre Führung jedes Risiko auf sich genommen, und das wird im weiteren Verlauf des Seekrieges nicht anders sein.
Die Zusammenballung feindlicher Seestreitkräfte vor der Invasionsküste ist ein sinnfälliges Beispiel für die Leitgedanken, mit denen unsere Feinde auf allen Gebieten den Massenansturm dieses Jahres gegen die deutsche Wehrmacht und ihre Waffengefährten begonnen haben. Sie möchten den lebendigen Wall um den Kern Europas mit der toten Wucht des Materials niederwalzen. Sie hoffen, durch die Ausnutzung zeitweiliger technischer Vorsprünge auf diesem oder jenem Gebiet die deutsche Widerstandskraft brechen zu können. Jedoch sie werden sich täuschen, genauso, wie sie sich in den Wirkungen des schrankenlosen Luftterrors gegen die deutsche Heimat getäuscht haben.
Das deutsche Volk hat sich als stark genug erwiesen, um keinem moralischen Druck feindlicher Materialmengen zu weichen. Es birgt außerdem genug unverbrauchte Geisteskräfte in sich, um auch technische Vorsprünge des Gegners wettmachen zu können und wieder zu überholen. Natürlich erfordert dies Zeit, aber das Entstehen der neuen Waffe „V1“ ist ein Beweis dafür, daß die deutsche Kriegstechnik mit jedem Zeitgewinn sehr viel anzufangen weiß. Wenn an der Kanalküste die „fliegenden Bomben“ mit dumpfem Brausen über uns gegen England sichtbar ihre Bahn ziehen, dann spürt jeder geradezu greifbar, daß damit die Tür zu neuen kriegstechnischen Entwicklungen erst einen schmalen Spaltbreit geöffnet ist. Der Feind ist schon in den ersten beiden Wochen des „V1“-Feuers genötigt gewesen, einen beträchtlichen Teil seiner Jäger und Bomber von der Invasionsfront zum Kampfe gegen die neuartigen Sprengkörper abzuziehen. Von einem Tag auf den anderen war diese Entlastung durch die neue Waffe auf den Straßen zur Front und zur Küste fühlbar. Doch immer noch weiß der Feind nicht, woran er eigentlich mit dieser neuen Waffe ist, die seine „Logik“ der terroristischen Flächenwürfe durch die nachhaltige Form des ständigen Luftangriffs auf das wichtigste englische Nervenzentrum übertrumpft hat.
Auf den kleinen deutschen Kriegsfahrzeugen vor der Invasionsfront macht sich niemand Illusionen über die noch zunehmende Härte des Kampfes. Unter dem Granatensturm feindlicher Schiffsgeschwader und dem Eisenhagel der Bomben zerflattert jede Phrase. Da kommt es nur darauf an, festes Rückgrat und äußerste Entschlossenheit zu beweisen. Jeder an Bord weiß, daß auch im Seekrieg das letzte Wort der Technik noch nicht gesprochen ist. Entscheidend aber bleiben die Kampfbereitschaft, der Angriffswillen und die Pflichttreue jedes einzelnen. Daran lassen es die Männer der deutschen Kriegsmarine nicht fehlen, wie die zahlreichen neuen Ritterkreuz- und Eichenlaubträger aus ihren Reihen es verdeutlichen. Der deutsche Seemann weiß, daß es ums Ganze geht. Unerschütterlich setzt er alles daran, um mit den Kampfwerkzeugen, die ihm gegeben sind, den Feind so wirksam wie möglich zu treffen.
Jeder Seemann weiß sich eins mit der erbitterten Entschlossenheit des ganzen deutschen Volkes, aller materiellen Macht der Feinde zu trotzen, bis uns aus den Opfern der Sieg erwächst. Dann wird das deutsche Volk auch die ihm gebührende Seegeltung besitzen, deren Träger im wildesten Feuer des Krieges gehärtet sind und für alle Zukunft verbürgen werden, daß jede Invasion Europas endgültig der Vergangenheit angehört.