Innsbrucker Nachrichten (June 22, 1944)
London seit 160 Stunden unter Störungsfeuer
Feindliche Angriffe östlich der Orne zerschlagen – Feindangriffe in Italien gescheitert – 129 Flugzeuge abgeschossen
Aus dem Führer-Hauptquartier, 22. Juni –
Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
In der Normandie wurden verschiedene Angriffe des Feindes gegen unseren Einschließungsring östlich der Orne zerschlagen. Gegen die Landfront der Festung Cherbourg fühlte der Feind mit stärkeren Aufklärungskräften vor, die abgewiesen wurden. Bei den Kämpfen auf der Halbinsel Cherbourg hat sich der Kommandeur der 243. Infanteriedivision, Generalleutnant Hellmich, mit seiner Division besonders ausgezeichnet. Er fand am 17. Juni bei diesen Kämpfen den Heldentod.
Der Groß raum London liegt nunmehr seit 160 Stunden mit nur geringen Unterbrechungen unter unserem Störungsfeuer.
Die Luftwaffe griff mit Kampf- und Schlachtflugzeugen in die Erdkämpfe ein und erzielte in der vergangenen Nacht mit schweren Kampfflugzeugen Bombentreffer auf Schiffen vor dem Landekopf.
Infolge der hohen Verluste, die der Gegner gestern in Mittelitalien erlitten hatte und die ihn zu größeren Umgruppierungen zwangen, trat der Feind erst am Nachmittag mit Schwerpunkt beiderseits des Trasimenischen Sees mit starken Kräften zum Angriff an. Unsere Truppen zerschlugen erneut alle Angriffswellen und behaupteten ihre Stellungen. 23 feindliche Panzer wurden abgeschossen.
Im Seegebiet von Piombino schoss Marineflakartillerie acht feindliche Jagdbomber ab.
Im Osten scheiterten bei reger beiderseitiger Artillerietätigkeit örtliche Angriffe der Sowjets nordwestlich Tarnopol, im Raum beiderseits Kowel und südöstlich Witebsk.
Ein starker Verband schwerer deutscher Kampfflugzeuge führte in der vergangenen Nacht einen zusammengefassten Angriff gegen den bolschewistischen Flugplatz Poltawa. 30 feindliche Flugzeuge wurden am Boden zerstört. Es entstanden größere Flächenbrände in Flugplatzanlagen und Betriebsstofflagern.
Sicherungsfahrzeuge der Kriegsmarine die bei der Abwehr eines feindlichen Landungsunternehmens gegen die finnische Insel Piisaari eingesetzt waren, schossen sämtliche Landungsfahrzeuge des Feindes und einen Bewacher in Brand. Andere Sicherungsfahrzeuge nahmen in der Narwa-Bucht wiederholt feindliche Minenräumverbände unter Feuer und zwangen sie zum Abdrehen.
Starke nordamerikanische Bomberverbände richteten gestern einen Terrorangriff gegen die Reichshauptstadt. In Wohnvierteln vor allem entstanden Gebäudeschäden und Personenverluste. Durch Luftverteidigungskräfte wurden 67 feindliche Flugzeuge, darunter 52 viermotorige Bomber, zum Absturz gebracht.
Ein britischer Bomberverband griff in der letzten Nacht Orte im rheinisch-westfälischen Gebiet an. Nachtjäger und Flakartillerie der Luftwaffe schossen 62 viermotorige Bomber ab und vernichteten damit über ein Drittel des eingeflogenen Verbandes. Einzelne britische Flugzeuge warfen außerdem Bomben auf das Stadtgebiet von Berlin. Bei der Abwehr der feindlichen Terrorbomber zeichnete sich in den letzten Tagen eine im Raum von Hamburg eingesetzte Flakdivision besonders aus.