The Nuremberg Trial

Wiener Kurier (April 26, 1946)

Sensationelle Enthüllungen in Nürnberg:
Goebbels hat Reichstagsbrand in Szene gesetzt

Nürnberg (AND) - Die sensationelle Zeugenaussage des Dr. von Gisevius fand gestern nachmittag ihre Fortsetzung. Der Zeuge betonte ganz besonders, daß der Reichstagsbrand dem Wunsche Hitlers nach einem Propagandacoup entsprach. Der Angeklagte Göring sei über alle Einzelheiten informiert gewesen. Goebbels, der zuerst auf den Gedanken gekommen sei, das Reichstagsgebäude anzustecken, haben den SA-Führer Ernst mit den Vorbereitungen beauftragt. Ernst habe eine Kolonne aus zehn zuverlässigen SA-Männern aufgestellt, die das Brandmaterial im Reichstag verteilt hätten.

Alle beteiligten SA-Männer seien mit Ausnahme eines im Kriege an der Ostfrontgefallenen Polizeioffiziers am 30. Juni 1934 umgebracht worden.

Der ‚Blumenfeldzug‘ gegen Österreichbeendete Generalsopposition

Zwischen dem Einmarsch deutscher Truppen in Österreich und der Krise im deutschen Kriegsministerium, der der ehemalige Generalfeldmarschall Werner von Blomberg und Generaloberst Fritsch zum Opfer fielen, habe ein direkter Zusammenhang bestanden, Blomberg hatte am 12. Jänner 1938 eine mehrmals vorbestrafte Prostituierte geheiratet, die in den Sittenkarteien von sieben deutschen Städten geführt wurde und unter anderem auch wegen des Verkaufs pornographischer Bilder im Verbrecheralbum der Stadt Berlin zu finden war.

Als Hitler die Vergangenheit von Blombergs Frau erfuhr, habe er Blomberg abgesetzt und Generaloberst Fritsch als Nachfolger vorgeschlagen.

Göring zitierte daraufhin einem Zuchthäusler in die Reichskanzlei und ließ diesen im Verlaufe einer Gegenüberstellung mit Fritsch „eine derart scheußliche Geschichte aussagen, daß ich sie hier nicht wiedergeben kann“, erklärte der Zeuge. Fritsch, der „ein Ehrenmann vom Scheitel bis zur Sohle“ gewesen sei, habe schließlich nach tagelangem Kampf bei Hitler eine kriegsgerichtliche Untersuchung des Falles erreicht.

Der Zeuge schilderte nun, wie der Angeklagte Schacht damals von General zu General und von Minister zu Minister gegangen sei, um sie für die Oppositionsgruppe zu gewinnen. Brauchitsch habe einen Putsch vom Ausgang des Kriegsgerichtsprozesses Fritschs abhängig gemacht, Dieser Prozeß wurde bereits nach wenigen Stunden der ersten Sitzung vertagt, da es Göring gefallen hatte, den Einmarsch in Österreich ausgerechnet auf diesen Tag festzusetzen. Fritsch wurde einige Wochen später rehabilitiert, jedoch wollte Brauchitsch von einem Putsch nichts mehr wissen, da die Stimmung der Generale und des Volkes für Hitler durch diesen ersten „Blumenfeldzug“ zu sehr gestiegen war.

Die erste Verschwörung gegen Hitler

Dr. Gisevius begann anschließend die Geschichte der politischen Opposition gegen das „Dritte Reich“ zu schildern. Eine im Mai 1938 vor den Generalen gehaltene Rede Hitlers, aus der die Überfallsabsichten auf die Tschechoslowakei deutlich wurden, veranlaßte den damaligen Chef des Generalstabes, Generaloberst Beck, zum Rücktritt. Von einem Plan des Generalstabschefs Haider, Hitler im Falle eines Krieges am ersten Kriegstage umbringen zu lassen, habe Schacht nichts gehalten. Haider hatte Hitler als „Blutfälscher“ bezeichnet. Schacht habe gehofft, man würde schon vor Ausbruch eines Krieges Hitler beseitigen, und habe gemeinsam mit Goerdeler, Gisevius und General Witzleben den Plan eines Staatsstreiches ausgearbeitet. Die Generale seien jedoch überzeugt gewesen, daß Hitler auch im Falle Polen ein „zweites München“ gelingen würde.

Die Generale versagten immer wieder

Als der Zeuge über die Arbeit der Oppositionsgruppe während des Krieges berichtete, erklärte er, daß die Generale selbst nach der Katastrophe von Stalingrad nicht zu einem Putsch zu bewegen gewesen seien. Die Oppositionsgruppe habe unter der Führung des Generalobersten Beck gestanden und habe mit allen Mitteln versucht, eine Ausweitung des Krieges zu verhindern. Nachdem auch Paulus kapituliert hatte, ohne vorher, wie abgemacht, in einem Aufruf an das deutsche Volk und an die Generale die Strategie Hitlers zu brandmarken, habe die Widerstandsgruppe den Gedanken an einen Putsch aufgegeben und sich an die Vorbereitung eines Attentates begeben. Bereits im Frühjahr 1943 sei von Generalmajor Lahousen und Generaloberst Kluge ein Bombenattentat auf Hitlers Flugzeug versucht worden, das jedoch mißlang. Die Bombe explodierte nicht.

The Evening Star (April 26, 1946)

Gestapo witness in Nazi trial revealed as OSS aide in Reich

Gisevius served U.S. since 1943, American authorities reveal; defendants shocked

NUERNBERG (AP) – Hans Bernd Gisevius, former Gestapo official and mystery defense witness who proved a boomerang on the stand, testified today that he had “been in contact during the war” with the American intelligence services.

Many among the 22 German leaders on trial on war crimes charges appeared shocked, as if understanding at last why his testimony had been among the most damaging offered against them during the five months of proceedings before the International Military Tribunal.

Outside the courtroom, a qualified American informant said Gisevius had been in the service of the Office of Strategic Services in Switzerland and Germany since 1943.

The disclosure of Gisevius’ dealings with the Americans came dramatically near the end of his third day of testimony. Previously he had been identified as a veteran conspirator against Hitler and a participant in the bomb plot against the Fuehrer in July 1944.

Dr. Alfred Seidl, counsel for Rudolf Hess and Hans Frank, once German governor of Poland, asked Gisevius the surprise question: “During the war, were you ever active in the intelligence service of a foreign power?”

The witness said “no” to this, but added that “I was in the service of a good, clean German power.”

“You know what the letters OSS mean?” Seidl asked.

Gisevius said he did. Asked if he had ever been “connected with the Office of Strategic Services,” he answered: “During the war, I was in friendly and political contact with members of this organization.”

Seidl put his questions over objections of Justice Robert H. Jackson, chief American prosecutor, who complained that this line of questioning constituted “an attack upon the witness.”

Seidl argued that it was “important to establish the credibility of the witness.”

Justice Jackson rejoined that “it certainly does not militate against Dr. Gisevius’ credibility that he opposed an organization of this kind (Nazism).”

The tribunal ruled for the German attorney.

A member of the American prosecution staff said in an interview later that during the last two years of the war. Gisevius was one of the American intelligence service’s most valuable men on the continent.

Remained in Switzerland

The Americans got in contact with him after he had been placed by Adm. Walter Wilhelm Canaris (chief of the Wehrmacht’s counter-intelligence) in an intelligence position in the German consulate in Zurich. After the Hitler bomb attempt, Gisevius was stripped of his civil service job, but the Swiss allowed him to remain in their country. During his years in Switzerland, Gisevius made frequent trips to Berlin and other parts of Germany to deal with other plotters, he has related previously.

The American prosecution scored a coup by allowing Gisevius to be called as a defense witness. Counsel for Wilhelm Frick, once “protector” of Bohemia and Moravia, said they had called him because Gisevius formerly worked for Frick in the ministry of interior.

Once on the stand, Gisevius started disclosing German secrets. His testimony was particularly revealing about Hermann Goering, Field Marshal Wilhelm Keitel and Ernst Kaltenbrunner, although it scorched virtually every defendant except Hjalmar Schacht, once Reichsbank president. Gisevius identified Schacht as a companion plotter against Hitler.

The American informant said “you can be sure that if the defense hadn’t called him, we certainly would have, but it was much better this way.”

Earlier in the day, Gisevius looked straight at Keitel and swore that the former chief of the German Army perverted his own and his army’s honor by threatening subordinate officers who protested Gestapo atrocities.

Jodl influence recalled

The witness also indicated Col. Gen. Gustav Jodl, last chief of staff of the German army, was a man "who had tremendous and disastrous influence with Hitler.”

“Keitel got detailed reports of atrocities – of mass murders in Poland, extermination of Jews, murders in Russia, of gas chambers and murder factories and of the persecution of churches,” the former German secret police official declared under cross-examination by Justice Jackson.

“They were prepared and submitted to him by Canaris and Canaris’ chief of staff,” said Gisevius.

Prosecution sources regarded the testimony as particularly damaging to Keitel, who maintained in his defense that he was only a professional soldier carrying out military orders and was unaware of many Nazi excesses.

Österreichische Zeitung (April 27, 1946)

SA - die Zufluchtsstätte für Verbrecher

Aus dem Nürnberger Gerichtssaal

Gisevius, der Zeuge für den Angeklagten Frank, wird schon den dritten Tag verhört. Er arbeitete lange Zeit in der Gestapo, später im deutschen Innenministerium, bei der Kriminalpolizei und im Wirtschaftsministerium. Nach Absolvierung der juridischen Fakultät wurde der Zeuge zur Arbeit in die Gestapo geschickt Nachdem er kurze Zeit dort gearbeitet hatte, fragte er seinen Freund, der ihn dorthin gebracht hatte, „ob hier eine Polizeibehörde oder eine Räuberbande sei, und meinte, „wenn man hier arbeiten soll, kann man viel erleben.“

Der Zeuge sagte aus, daß die Gestapo von Göring geschaffen wurde und ohne sein Wissen oder seinen direkten Befehl nichts gemacht wurde. Jeder Schritt der Gestapo wurde Göring gemeldet, jedes kleine Ereignis ihm mitgeteilt, und jeder Schritt mußte von ihm genehmigt werden. Göring scheute vor keinem Mittel zurück, um sein Ziel zu erreichen. Der Zeuge erklärte, daß Göring Befehl zur Tötung des einen oder anderen Menschen ohne Untersuchung und Gerichtsverhandlung gab. Er sandte an die Gestapo Befehle zur Ermordung politischer Gegner und ließ darin die Stelle für die Einsetzung des Namens frei, damit die Polizeibeamten denselben einfügen konnten.

Laut Aussagen des Zeugen entfernte Göring schonungslos aus der Gestapo alle jene Leute, die mit den schmutzigen Methoden seiner Repressalien gegen die politischen oder persönlichen Gegner nicht einverstanden waren.

Der Zeuge berichtete über den sogenannten Röhm-Putsch 1934 und gibt zu, daß Frick die von Göring und Himmler durchgeführten blutigen Maßnahmen billigte. Gisevius unterstrich, daß nicht nur Frick, sondern auch Blomberg diese Maßnahmen billigte.

Eine durchsichtige Einmischung*

Bei Erwähnung des Namens Blomberg bemerkte der Zeuge, daß er am Morgen ein Gespräch zwischen den Verteidigern Görings, Stahmer, und Schachts, Dix, bezüglich Blombergs hörte. Stahmer sprang eiligst auf und protestierte gegen die Bekanntmachung seiner, wie er sich ausdrückte, professionellen Unterhaltung mit Dix. Der Hauptankläger der USA Jackson protestierte seinerseits gegen die Einmischung Stahmers und erklärte, daß, soweit ihm bekannt sei, Göring und Stahmer auf den Zeugen einzuwirken suchten, damit jener keine ungünstigen Aussagen mache. Dabei machten Göring und Stahmer auch vor Drohungen nicht halt. Jackson erklärte, daß er sich das Recht Vorbehalte, den Zeugen während des Kreuzverhörs darüber auszufragen, wenn das Gericht dessen Aussagen jetzt nicht zulasse.

Das Tribunal verlangte von den Verteidigern Stahmer und Dix Erklärungen. Stahmer sagte, daß er Dix die Bitte Görings übermittelte, in seinen Fragen die Ehe Blombergs nicht zu erwähnen, da Göring aus „ritterlichen Gefühlen“ keinen Schatten auf den verstorbenen General werfen wolle. Wenn aber, sagte Göring, Schacht diese Aussagen nicht verhindere, so würde auch er vor Enthüllungen, die für Schacht unangenehm wären, nicht haltmachen.

Der Zeuge Gisevius versicherte, daß er nicht die Absicht habe, über das Privatleben Blombergs und dessen Heirat zu sprechen. „Ich weiß genau, weshalb Göring nicht will, daß ich über diese Frage Aussagen mache. Er spielt den Ritter und will damit verhindern, daß ich dem Tribunal von seinen schändlichsten Taten berichte.“

Aus den gestrigen Aussagen des Zeugen Gisevius ergab sich ein Bild Görings, wie ihn seine Verwandten sahen:

„Im Jahre 1934 wurde ich von Görings Vetter, Herbert Göring, gewarnt, daß Deutschland in eine Katastrophe hineingeraten würde, wenn ein Mann wie sein Vetter in die kleinste verantwortliche Stelle kommen würde. Seine Verwandten“, so sagte Gisevius, „kannten Görings hervorstechende Charakterzüge, seine Eitelkeit, seine Prunksucht, seinen Mangel an Verantwortungsgefühl, seine Skrupellosigkeit und endlich seine Fähigkeit, über Leichen zu gehen.“

Auf eine Frage des amerikanischen Anklagevertreters Robert Jackson sagte Gisevius, daß Keitel seinen Offizieren mit der Gestapo gedroht habe, anstatt sie in Schutz zu nehmen. Der Zeuge gab eine ganze Liste seiner persönlichen Freunde an, die im Dritten Reich spurlos verschwanden.

Gisevius beschrieb sodann, wie die Ausschreitungen in Deutschland immer mehr und mehr Zunahmen, vom Beginn der Tätigkeit der Braunhemden an bis zur Schaffung der Konzentrationslager.

„Die SA begann mit Straßenkämpfen, Saalschlachten, Messerstechereien und Schießereien. Sie war die Zufluchtsstätte für Verbrecher und allerlei Gesindel. Diese Brutalität der ersten Monate war es, die später zu den sadistischen Morden in den Konzentrationslagern anregte.“

The Evening Star (April 27, 1946)

Nazis at Nuernberg deny they have split

NUERNBERG (AP) – Counsel for all defendants on trial before the International Military Tribunal joined today in an emphatic denial that there was any split among them, and pledged themselves against any efforts to spread Nazi or anti-Semitic propaganda during the trial.

A statement, to which all German attorneys involved have subscribed, declared that reports of “important disunity” were completely false.

The denial followed charges aired before the court this week that a reported threat by Hermann Goering to tell a “dangerous thing” about a codefendant, Dr. Hjalmar Schacht, had been transmitted by Goering’s attorney to Schacht’s attorney.

Goering allegedly sought to prevail on Schacht’s counsel to prevent testimony concerning the marriage in 1938 of the late Field Marshal Werner von Blomberg, which cost Von Blomberg his post as war minister.

The attorneys’ pledge against the preaching of Nazism or anti-Semitism in the courtroom appeared to be an answer to American prosecutor Robert H. Jackson’s recent charges that the defense was using the trial as a sounding board for those purposes.

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Day 116

Salzburger Nachrichten (April 29, 1946)

Streicher - der hartgesottene Antisemit

NÜRNBERG. 28. April (AND) - In seiner Verteidigung im Nürnberger Prozeß schilderte Streicher seinen Weg in der NSDAP und bezeichnete Hitler als eine Ausnahmegestalt in jeder Beziehung. Den Zeugen Gisevius – der eine leitende Stelle im Reichsinnenministerium innehatte und an der Verschwörung vom 20. Juli beteiligt war – nannte er einen Verräter, was ihm einen Verweis des Gerichts einbrachte.

Weiter bezeichnete sich Streicher als den geistigen Urheber der Nürnberger Gesetze, deren Veröffentlichung allerdings für ihn selbst eine Überraschung gewesen sei, da er zur Beratung der Gesetze nicht zugezogen worden war.

Zu dem Vorwurf, Antisemit gewesen zu sein und den Antisemitismus in den Nationalsozialismus getragen zu haben, rief Streicher aus: „Ja, und ich bin stolz darauf. 20 Jahre lang habe ich bei Versammlungen wöchentlich zu Tausenden von Menschen gesprochen. Es ist ganz unrichtig, daß ich jemals einen Selbstmordversuch unternommen habe. Ich wünsche, meinen Weg zu vollenden und bis ans Ende ein Fanatiker der Wahrheit zu bleiben.“

The Evening Star (April 29, 1946)

Jackson loses move to bar Streicher from court after clash

NUERNBERG (AP) – Repeated clashes between Julius Streicher and his own defense attorney caused Robert H. Jackson, American prosecutor, to demand today that the International Military Tribunal send the Nazi Jew-baiting editor “back to his cell” and require him to submit the remainder of his case in writing.

The court ignored Justice Jackson’s demand but the tribunal’s president, Lord Justice Geoffrey Lawrence, admonished Streicher to “kindly treat your counsel and this tribunal with due courtesy.”

The witness had complained that his attorney, Hanna Marx, had refused to submit evidence to support his writings about Jewish “ritual murders.”

When his attorney referred to such writings as a “serious matter” Streicher angrily interrupted with the demand that “my own counsel must not judge me. The prosecution can do that.”

Claims basis for writings

Streicher contended that lurid accounts in his weekly paper, Der Sturmer, of Jewish ritual murders were based on writings current in Germany for 50 years and tolerated under pre-Nazi regimes.

Evidence of such murders could be found, he said, in “court files in Rome showing that the church itself dealt with 23 actual cases of non-Jews killed in ritual murders, and there also was a case in England and one in Kiev, Russia.”

Streicher also testified he never had “wanted to cause hatred or anger against the Jews,” and insisted that his anti-Semitic utterances could not have incited mass extermination of Jews.

He calmly told the court that as gauleiter of Franconia he ordered the destruction of Nuernberg’s main synagogue in 1938 not because it was a Jewish place of worship but because it was an architectural eyesore.

Cites Martin Luther

As for charges that he had influenced Hitler to order the slaughter of Jews, the defendant insisted that “the Fuehrer, who gave those orders, could not be influenced.”

Streicher excitedly asserted that an anti-Semitic press had existed in Germany for centuries. He then launched into a dissertation on the printings of Martin Luther, but was interrupted by Justice Jackson, who said the defendant was orating on irrelevant subjects.

Justice Jackson said Streicher had “already made an attack on the United States.” The prosecutor did not elaborate, but presumably he referred to Streicher’s testimony last week that he was beaten and humiliated by American captors before being brought to the Nuernberg Jail.

Russian prosecutor objects

Soviet prosecutor H. A. Rudenko objected when Streicher said Hitler frequently told associates that “Stalin was the person he worshipped as a man of action, but was surrounded by Jewish bolshevists.”

Streicher insisted that from 1940 until the end of the war he never left his farm near Nuernberg and was under constant surveillance of the Gestapo. Consequently, he added, he learned nothing of the mass killing of Jews until after his capture by the Allies.

“I would not have believed it technically possible to kill so many people,” he observed.

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Day 117

The Evening Star (April 30, 1946)

Schacht denounces Messersmith, Dodd as he takes stand

NUERNBERG (AP) – Hjalmar Schacht, on trial with 22 other Germans as a war criminal, vigorously assailed today the statements of two American diplomats against him.

“If diplomatic reporting is so unreliable everywhere, it is small wonder that nations have so much trouble getting along together,” the former Reichsbank president and minister of economics told the International Military Tribunal.

Schacht angrily attacked an affidavit by George Messersmith, now American ambassador to Argentina, which said the defendant repeatedly told him of Germany’s plans for aggression. He also challenged the credibility of the published diary of the late William E. Dodd, former American ambassador to Germany.

Before Schacht took the stand, the court, on motion of Justice Robert H. Jackson, struck from the record assertions by Julius Streicher that American soldier-guards abused and humiliated him in prison.

In requesting that Streicher’s charges be expunged, Justice Jackson declared that if the Jew-baiting editor’s charges were permitted to remain in the record, the United States would be compelled to answer them at length and with considerable difficulty in view of the deployment of troops who captured and held Streicher before he was brought to Nuernberg.

“It is not a pretty charge to leave unanswered,” Justice Jackson said. “It may be that we are unduly sensitive, but the United States tried to conduct the war in accord with the rules and the United States forces have some sensitivity in that respect.”

Streicher’s attorney, Hans Marx, agreed that the testimony should be deleted because it had nothing to do with the defendant’s case here and the tribunal promptly ordered them expunged.

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Day 118

Neues Österreich (May 1, 1946)

Schacht über Hitler

Einvernahme des ehemaligen Reichsbankpräsidenten

Nürnberg, 30. April - Nach Julius Streicher wurde in Nürnberger Prozeß Dr. Schacht einvernommen und er erzählte, daß er „fast ein geborener amerikanischer Staatsbürger“ geworden wäre, wenn seine Eltern nicht nach Deutschland hätten zurückkehren müssen. Seine Familie sei seit Generationen dänisch gewesen und nur durch die Annexion Schleswig-Holsteins deutsch geworden.

Er habe, unterstrich Schacht, von seinem Vater das kosmopolitische Denken gelernt und sei immer Freimaurer geblieben. Parteipolitik habe ihn überhaupt nicht interessiert. Er habe den Nahen Osten bis nach Indien, Ceylon und Burma besucht und Hitlers „Mein Kampf“ erst nach seinem Rücktritt als Reichsbankpräsident während einer Atlantikreise gelesen.

Seiner Ansicht nach hätte die deutsche Politik auf sparsamen und bescheidenen Methoden aufbauen müssen, anstatt zu unternehmen, was später zu seinen Zusammenbruch führte.

Auf die Frage, ob seine Haltung Hitler gegenüber nicht ein politischer Irrtum gewesen sei, antwortete Schacht: „Ich glaubte, daß nach und nach eine Gelegenheit sich finden werde, den Willen des Volkes neu zum Ausdruck zu bringen, weil ein Führer, der nicht korrekt sein kann, sich in einer gefährlichen Lage befindet.“

Über die Theorie der Herrenrasse befragt, sagte Schacht: „All dieses Geschwätz über die Herrenrasse war der öffentlichen Lächerlichkeit preisgegeben. Das war nichts Überraschendes, denn die meisten der Naziführer waren nicht gerade der Idealtyp nordischer Schönheit. Ich weiß, daß der kleine Goebbels zum Beispiel beim Volk als ‚Schrumpfgermane‘ bekannt war.“

Über Hitler sagte Schacht, es bestehe kein Zweifel, daß er in verschiedener Hinsicht ein genialer Mensch gewesen sei. „Er war ein Massenpsychologe und ein wahrhaft diabolischer Geist. Er übte großen Einfluß auf andere Menschen aus. Trotz seiner schlecht klingenden und knarrenden Stimme war er in der Lage, eine große Zuhörerschaft in tobende Raserei zu versetzen. Hitler täuschte die Welt, er täuschte Deutschland und er täuschte mich. Er brach das Versprechen, daß alle Staatsbürger die gleichen Rechte haben sollten. Er vernichtete und beschimpfte die Kirchen und beraubte die Juden jeden Schutzes. Er sagte, er würde niemals gegen zwei Fronten kämpfen, und tat es trotzdem. Er brach alle Gesetze der Weimarer Republik, nachdem er versprechen hatte, sie zu halten. Er mobilisierte die Gestapo gegen die persönliche Freiheit und befreite Verbrecher, um sie in seine Dienste zu nehmen. Er hatte aber eine bewunderungswürdige Eigenschaft: Er war ein Mensch unbegrenzter Energie und Kraft, die alle Hindernisse überwand.“

Schacht behauptete, er habe bei Hitler wegen des Röhm-Putsches protestiert, aber Hitler habe ihm irgend etwas von revolutionären Notwendigkeiten vorgemurmelt.

The Daily Alaska Empire (May 1, 1946)

Testimony of Streicher is stricken out

Jew-baiter’s tale of abuse by U.S. troops is declared irrelevant

NUERNBERG – Julius Streicher’s charges that U.S. troops abused and humiliated him were stricken from the International Military Tribunal’s records today after U.S. prosecutor Robert H. Jackson protested they were irrelevant.

Justice Jackson declared that if the Jew-baiting editor’s charges were permitted to remain in the record the United States would be compelled to answer them at length and with considerable difficulty in view of the deployment of troops who captured and held Streicher before he was brought to Nuernberg.

Stretcher’s attorney, Hans Marx, agreed that the testimony should be deleted because it had nothing to do with the defendant’s case here and the Tribunal promptly ordered them expunged.

When he took the witness stand last week, Stretcher testified he had been kept for days without clothing, chained to the floor, forced to kiss the feet of Negro soldiers who spat upon him and ordered him to drink from latrines. Yesterday he told the Tribunal his hearing was badly impaired by American maltreatment.

nuremberg.tribunal

Day 119

Wiener Kurier (May 2, 1946)

Sensationelle Enthüllungen Dr. Schachts:
Deutschlands Aufrüstung kostete

Nürnberg (AND) - In der Mittwochverhandlung zitierte der Angeklagte Dr. Schacht eine Äußerung des seinerzeitigen amerikanischen Botschafters in Berlin Joseph Davis, die beweisen soll, daß er einem Angriffskrieg immer ablehnend gegenübergestanden habe. Schacht gab dann Einzelsummen über die deutsche Aufrüstung an. 1934/35 seien 5 Milliarden, 1935/36 7 Milliarden und 1936/37 9 Milliarden Mark für die Aufrüstung von ihm zur Verfügung gestellt worden. Nachdem er die weitere Finanzierung abgelehnt habe, seien nunmehr ohne ihn die Zuwendungen für die Aufrüstungen gesteigert worden, und zwar im Jahre 1937/38 auf 11 Milliarden und im folgenden Jahr sogar auf 20 Milliarden Mark.

Der Verteidiger Schachts Dr. Dix: Wann bekamen Sie die Meinung, daß die Aufrüstung übertrieben sei?

Schacht: Das ist schwer zu sagen. Ich habe mich bis April 1935 an das von Hitler angegebene Tempo gehalten.

Schacht gegen Führerprinzip und ‚Herrenrasse‘

Dr. Schacht wurde auch über seine Meinung zu dem Führerprinzip befragt. Schacht erklärte dazu, daß man darüber geteilten Meinung sein könne. Die Wahl Hitlers zum Führer war seines Erachtens kein politischer Fehler doch hätte man von Zeit zu Zeit eine Volksbefragung durchführen müssen. Ein Führer, der nicht korrigiert werden kann, bringe Gefahr mit sich.

Dr. Dix fragte den Angeklagten nunmehr, was er über die Ideale der Herrenrasse denke. Schacht erklärte unter anderem: Als überzeugter Vertreter des christlichen Glaubens stehe ich auf dem Boden der christlichen Nächstenliebe, die ich allen Menschen ohne Rücksicht auf Rasse und Glauben entgegenzubringen habe.

Der ‚Schrumpfgermane‘ Goebbels

Die meisten Führer der Hitlerpartei waren nicht gerade ideale Typen der nordischen Rasse, und ich weiß zum Beispiel, daß der kleine Goebbels in der Bevölkerung, wenn auf diese Dinge hingewiesen wurde, der Schrumpfgermane genannt wurde. Um gerecht zu sein, muß ich hier noch sagen: Eines hatten die meisten Führer der Partei mit den alten Germanen gemeinsam: Sie tranken immer noch eins. Die Trunksucht war einer der Hauptbestandteile der Naziideologie.

Schacht erklärte ferner, er sei nie Mitglied der NSDAP gewesen. Das goldene Parteiabzeichen sei ihm wie allen anderen Ministern und hohen Militärs verliehen worden. Zwischen ihm und der NSDAP hätten eine Reihe ideologischer Gegensätze bestanden.

Deutsche sollen zum Nürnberger Prozeß zugelassen werden

Der amerikanische Hauptankläger Jackson erklärte in einem Interview, er werde alles tun, um möglichst vielen Deutschen Gelegenheit zu geben, dem Nürnberger Prozeß als Besucher beizuwohnen.

Die Erklärung Jacksons erfolgte auf einen Brief des Leiters des Münchner Rundfunks hin, in dem dieser Jackson berichtete, daß bei Radio München täglich hunderte Briefe einliefen, in denen um Zulassung der Deutschen zum Prozeß gebeten wird.

The Evening Star (May 2, 1946)

Munich parley blow to Hiller opponents, Schacht testifies

NUERNBERG (AP) – Hjalmar Schacht told the International Military Tribunal today that Britain and France at the Munich Conference in 1938 “handed Hitler on a silver platter more concessions than he ever expected to get” and thereby dealt a blow to anti-Nazis in Germany.

“At Munich,” said Schacht, on the witness stand in his own defense for the third day, “Hitler tried only to get autonomy for Germans in Czechoslovakia. But the Allies handed him the Sudeten territories, more than he ever expected to get, on a silver platter.

“This success strengthened Hitler’s popularity and weakened the chances of removing him.”

Denies he knew Hitler plans

The former German economics minister contended that he had no prior knowledge of Hitler’s plans to invade Czechoslovakia, Norway, Denmark, Poland or Russia.

He said an emissary from Gen. Franz Halder, chief of the German general staff, told him shortly in advance of the plans to violate Belgium. He said he protested in vain.

He testified that he refused repeatedly to cooperate in any of these Nazi conquests.

Schacht, former Reichsbank president and minister of economics, is on trial with 22 other ranking Germans on war crimes charges.

He asserted that after he was removed as president of the Reichsbank in 1939, he devoted his efforts to preventing war. After his dismissal as a minister without portfolio in January 1943, “my only political activity was devoted to efforts to remove Hitler,” he swore.

Tells of anti-Hitler plots

He told of plotting with generals who opposed Hitler and of frequent contacts with “prominent Americans, Englishmen, Frenchmen and neutrals” aimed at seeking peace. Much of this ground had been covered by a previous witness, Dr. Hans Gisevius, who had identified Schacht as a participant in various plots.

The defendant said his personal fortune never was increased under the Nazis and “the only present I ever received from Hitler was a painting for my 60th birthday.”

“The painting turned out to be a forgery and was practically worthless,” Schacht said. “I sent it back.”


The Frontier (May 2, 1946)

Europe’s little people, 1946 –
Bombed German family lives amid ruins of famous castle

By Pauline Frederick, WNU foreign correspondent

NUERNBERG – In 1938, in a humble home in the shadow of a great castle, a little German girl was born. Her name was Hertha Strobl. I saw Hertha today as I stood in the biting winter wind on the hill that commands the ruins of the legendary old inner city of Nuernberg. Hertha had run out of the shambles of the castle to ask me for chewing gum. I couldn’t help following her back. That’s how I found out that a lot of things have happened to her in eight short years.

When Hertha was born, she had a seven-year-old sister. The simple Strobl home was on a narrow street at the foot of the castle in the quaint old city whose walls and towers once appeared on Christmas cards the world over, and where Albrecht Durer lived and painted. But there were other things going on in Nuernberg when Hertha was born. An evil man by the name of Julius Streicher had started here a fire of anti-Jewism that was sweeping Germany.

One day Hertha’s father had to leave his humble job as a packer of dental supplies and go to the Russian front as a soldier. But Hertha was too young to know much about this. Soon after the days of the fairy tales came to an end. Hertha told me about them in the kitchen of the place where they are living, with her mother and sister adding a word now and then. The home is a little three-room gatehouse built into one of the towers of the castle wall which miraculously stands in the bomb-shattered ruins. Over the doorway there is a Latin motto etched into the stone and dated 1561. Roughly translated it says, “There is nothing greater to be desired than to deserve well from the state.”

Hertha’s sister was sitting at the window peeling potatoes and her mother stood beside the little stove on which there was a pot of cabbage cooking. The two small rooms that ran across the back of the kitchen held single cots with feather-beds. The windows opened onto the shattered spires and towers of the old city below. A crude, wooden-wheel doll carriage with a rag doll in it held a place of honor among the spare neat furnishings. There was no heat in these rooms.

The tears came to Hertha’s eyes as though she were angry when she told about the time she was in the hospital when a bomb struck it. Then, one day when she was back home, the great horns sounded again, and her mother hastily took her and her sister to the basement of their home. When great blasts shook the house, Hertha said in her childish German, “I thought I was going to be dead.” When the bombing stopped and they came up to look around, there was no longer any Strobl house – there were not many houses at all left in the city. Even the greater part of Hertha’s beautiful castle was in ruins. But what broke her heart most was that her precious doll and doll carriage were gone.

Frau Strobl took her two daughters and went to an air-raid shelter nearby to live for a while. That was 50 feet down in the ground and in a concrete room where there was only electric light and no heat. When Herr Strobl came back from Russia, he found the little gatehouse at the castle and the family moved in there, but there are still a lot of others living in bunkers.

Hertha and her mother and sister were warmly dressed in heavy clothes that did not look worn and they had on leather-soled shoes. Like many Germans in this sector the appearance of the clothing is good, and there are any number of furs, especially red fox, here in Bavaria. But these are the last of the clothes – there is little or nothing to change to. However, children under six are permitted one pair of shoes a year.

But if Hertha’s mother was endeavoring to make ends meet, there was one thing that Hertha was hoping with all her heart would be changed soon. Last Easter there was no candy, but just before Christmas there was a small allotment and this Easter there probably will be some. I asked Hertha what she wanted to do when she grew up, and without a moment’s hesitation she said, “Keep a chocolate shop!”

There was one other question I was interested in putting to this little German girl. The names of the prisoners in the dock of the International Military tribunal outside the walls of the old city did not mean anything to her, although she said she had heard of Julius Streicher. She had never seen any of the Nazi leaders. So I asked if her teacher were to tell her to draw a picture that represented war to her, what she would draw. She thought for a minute and then she said firmly, “I would draw a castle and houses – and the houses would all be bombed.”

And probably she would include in the destruction, a doll carriage with a doll in it. A little girl of tender years who knows the true meaning of war.

There is more in the American zone – in all four zones in Germany – to take care of than just seeing that there is enough food and housing and clothing for the people through the winter. There is a lot of wrong thinking that has to be taken care of, too, and that care has to start with the youngest who has never lived under Nazism. The planter of this harvest of hate may be dead, but the tares he sowed still could choke out the good seed.

‘We bombed first,’ chorus German boys

I learned from two little boys that they had nothing to do because there was no fuel to heat the school house that day. I asked them what they thought of the trial of Nazi war criminals. Echoing sentiments that seemed a little beyond their years, they said that the trial was “too good for them.” I asked what they would do and one of them, betraying a streak of blood-thirstiness that seemed to indicate the unhealthy influence under which he had been living, said: “They should be broken up in pieces and carried out of town and thrown on the dump.”

I wanted to put one more question to these young Germans. I asked them if they didn’t dislike the British and Americans for all the destruction that had been done to Nuernberg. Somewhat like little parrots they said in unison, as though they had said it before: “We did it to you.”

nuremberg.tribunal

Day 120

Wiener Kurier (May 3, 1946)

Schacht in scharfem Kreuzverhör

Hitler schenkte ihm einen gefälschten Spitzweg

Nürnberg (AND) - „Sie behaupten, mit den Nationalsozialisten nicht einverstanden gewesen zu sein. Wie kam es dann, daß Sie mit Leuten wie Bormann und Streicher in der Öffentlichkeit erschienen?“ Diese Frage richtete der Hauptanklagevertreter Jackson am Donnerstag im Verlaufe des Kreuzverhörs an den Angeklagten Schacht und als dieser die Tatsache bestreiten wollte, legte ihm Jackson Photographien vor, auf denen Schacht neben Hitler, Bormann, Streicher und anderen zu sehen war. Auf einem Bild stand Schacht direkt neben Ley mit zum Nazigruß erhobener Hand.

Jackson fragte: „Wer waren die Vertrauten Hitlers?“

Schacht: „Soweit mir bekannt ist, Bormann, Himmler, Heydrich, Göring, Ribbentrop.“

Jackson: „Hitler, Himmler und Heydrich sind tot.“

Schacht: „Das tut mir leid. Ich hätte sie gerne anders sterben gesehen.“

Jackson: „Haben Sie nicht in Ihrem Verhör im Oktober 1945 zugegeben, im Februar 1933 im Hause Görings eine Zusammenkunft zur Finanzierung der Märzwahl gehabt zu haben? Haben Sie nicht zugegeben, daß Sie auf Veranlassung Hitlers mit dazu beitrugen, daß die anwesenden Bankiers und Industriellen Geldes für den Wahlfonds zeichneten und daß insgesamt. 3 Millionen Mark zusammenkamen, die Sie verwalteten? Welche Leute waren hier anwesend? Waren es nicht die Vertreter der großen Banken und Konzerne mit dem alten Herrn Krupp an der Spitze?“

Schacht: „Ja.“

Das nützliche goldene Parteiabzeichen

Schacht, bestritt nochmals seine Parteimitgliedschaft und erklärte, das Goldene Parteiabzeichen, das ihm im Jahre 1937 ehrenhalber verliehen wurde habe er häufig getragen, da es für ihn so große Vorzüge bei Eisenbahnfahrten, Autobestellungen und dergleichen mit sich brachte. Für die Verleihung dieses Abzeichens habe er vom Jahre 1937 an einen jährlichen Betrag von 1000 Reichsmark überwiesen.

Der gefälschte Spitzweg

Während Schacht erklärte, von Hitler keinerlei Dotationen erhalten zu haben, schilderte er gleichzeitig, wie Hitler ihm einmal zu seinem 60. Geburtstag ein Bild geschenkt habe. Dieses Bild, ein Spitzweg, hätte, wie Schacht weiter angab, einen Wert von 20.000 Mark gehabt, wenn es echt gewesen wäre. Er habe die Fälschung gleich festgestellt. Später habe er sogar das Original ausfindig machen können und die Fälschung dann Hitler zurückgegeben, ohne einen Ersatz dafür zu erhalten.

The Evening Star (May 3, 1946)

Goering an ‘immoral criminal type’ and greedy, Schacht says

NUERNBERG (AP) – Hjalmar Schacht’s evaluation of Hermann Goering as an “immoral criminal type” whose “greed knew no bounds” was read into the record of the International Military Tribunal today.

Goering listened with an air or incredulity while American prosecutor Robert H. Jackson read a statement which Schacht had made to U.S. Army interrogators about the former reichsmarshal.

At the conclusion, Goering shook his head resignedly and tapped his forehead with a forefinger, indicating his conviction that Schacht had lost his mind.

Spars with Jackson

Spectators were convulsed with laughter as Schacht, former Nazi financial wizard, sparred expertly with Mr. Jackson and gave him a lecture on certain banking methods “for your enlightenment and instruction.”

In his assessment of Goering, given interrogators last year, Schacht described his old enemy as the “most egocentric being imaginable.”

“Assumption of political power was for him only a means of personal enrichment,” the statement said. “He knew no comradeship. He was friendly only so long as it was useful to him.

“His knowledge in all fields was equal to zero, especially in economics. … In appearance he was so theatrical as only to be compared with Nero.”

Broke oath to Hitler

The statement said a woman once told Schacht that Goering appeared before guests at his home clad in a Roman toga with jeweled sandals and with his “face painted and lips rouged.”

Under cross-examination, Schacht blithely conceded he broke an oath of loyalty to Hitler “when I found out that the man was a criminal, I am proud of it.”

When Mr. Jackson suggested that Schacht had eagerly followed the Nazi conquest of the Sudetenland to take over the banks there, he reported that Hitler did not take the Sudetenland by force, the “Allies had given it to him.”

nuremberg.tribunal

Day 121

Wiener Kurier (May 4, 1946)

Schacht in Nürnberg:
Der Raub an Österreichs Banken

Nürnberg (AND) - „Warum haben Sie die österreichischen Banken liquidiert und sich damit gegen den ausdrücklichen Wunsch der Vereinigten Staaten an der Entrechtung des österreichischen Volkes beteiligt, nachdem Sie sich vorher noch beschwert hatten, daß ausländische Diplomaten die deutsche Opposition nicht unterstützten?“, fragte gestern der amerikanische Ankläger Jackson den Angeklagten Schacht, der, wie sich gezeigt hat, um eine ausweichende Antwort nie verlegen ist. Auch diesmal war seine Entgegnung bezeichnend: Er habe die österreichischen Banken nicht liquidiert, sondern nur fusioniert.

Durch den darauffolgenden Vorhalt war der Angeklagte allerdings so in die Enge getrieben, daß er sich zu einem Teilgeständnis bequemen mußte. Jackson verlas auszugsweise eine Rede Schachts, die dieser kurz nach der Besetzung Österreichs gehalten hatte und in der er sich vorbehaltlos zu Hitlers Gewaltstreich gegen Österreich bekannte.

Die Gestapo war nur zu dumm, um ihn zu verhaften

Im weiteren Verlauf des Verhörs stellte Jackson fest, daß Schacht erst zurückgetreten sei, nachdem die Alliierten in Nordafrika gelandet waren und die deutschen Truppen sich aus Rußland zurückzogen. Schacht behauptete, daß er seit 1937 in ständiger Lebensgefahr geschwebt habe. Außerdem habe er eine Menge von Generalen zum Hochverrat veranlaßt. Auf die Frage des amerikanischen Anklägers, warum Schacht bei seiner angeblich oppositionellen Einstellung nicht schon früher von der Gestapo verhaftet worden wäre, erwiderte der Angeklagte, daß die Gestapo dazu anscheinend nicht klug genug gewesen sei.

Reichsbankpolitik – Grundlage der Rüstungen

Jackson verlas dann Teile aus Schachts Rede, die er am 29. November 1938 nach der Besetzung des Sudetenlandes vor der deutschen Akademie gehalten hatte. Schacht hatte darin gesagt, daß noch keine Notenbank jemals eine derartige Kreditpolitik in Friedenszeiten gemacht habe wie die Reichsbank, die dadurch die Rüstung erst ermöglichte.

Göring in der römischen Toga

In der Freitagverhandlung wurde auch eine Aussage Schachts verlesen, die dieser in einem früheren Verhör gemacht hatte. Der Angeklagte bezeichnete in dieser Aussage Hitler als amoralisch und Göring als einen unmoralischen, verbrecherischen Menschen, der auf. keinem Gebiet irgend welche Kenntnisse besessen habe. Göring habe nur deshalb nach politischer Macht gestrebt, um sich persönlich bereichern zu können.

In der Aussage berichtete Schacht ferner von einer Gesellschaft, bei der Göring in einer römischen Toga erschienen sei, geschmückt mit Brillanten und Edelsteinen, gepudert und mit geschminkten Lippen. Er sei der Gegenstand der allgemeinen Belustigung gewesen. Göring hörte diesem Bericht mit starrem Gesichtsausdruck zu, schüttelte den Kopf und tippte sich dann mit dem Finger an die Stirn.

Der ehemalige Reichswirtschaftsminister Funk an der Zeugenbarre

Am späten Nachmittag betrat der ehemalige Reichswirtschaftsminister Walter Funk, der seinerzeit die Geldmittel für die Partei beschaffte, den Zeugenstand.

In der ersten Zeit der nationalsozialistischen Regierung war Funk Staatssekretär unter Goebbels und spielte bei der Organisation des komplizierten Propagandaapparates der Partei eine wichtige Rolle. Wie es in einem Dokument der Anklage heißt, war Funk „die Seele des Propagandaministeriums“ und Goebbels hätte es ohne ihn nicht aufbauen können.

In der Anklage wird behauptet, daß Funk an der Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Kultur- und Wirtschaftsleben beteiligt war. Funk wurde im Jahre 1922 Chefredakteur der „Berliner Börsenzeitung“, die sich in der Judenfrage neutral verhielt. Nach zehn Jahren gab er seinen Posten auf, da er seine wirtschaftlichen Kenntnisse in den Dienst der Nationalsozialisten stellen wollte, als diese zur Macht kamen.