Seibert: Third World War? (3-14-45)

Völkischer Beobachter (March 14, 1945)

Seibert: Dritter Weltkrieg?

Von Theodor Seibert

„Wer nüchternen Tatsachensinn verschwommenen Grundsätzen vorzieht, sollte sich darüber klarwerden, dass bei dem in Jalta vorgeschlagenen Abstimmungssystem für den ‚Weltsicherheitsrat‘ eine kleine Macht, die in Gegensatz zu einer der Großmächte gerät, wie gerecht ihre Sache auch sein möge, formell jeder Hoffnung auf eine wirksame Unterstützung durch die Weltfriedensorganisation beraubt wird. Die unvermeidliche Folge hievon wird sein, dass die kleinen Mächte ihre Sicherheit in Bündnissen oder in der Unterordnung unter eine der Großmächte suchen müssen. Dies zusammen mit den Einflusssphären des Wettrennens bei der Aufrüstung und dem Rest der übrigen alten Tricks führt bestimmt auf dem kürzesten Weg zum dritten Weltkrieg.“

Mit diesen knappen Worten hat kürzlich Sir William Beveridge, der Vater des von Churchill abgehalfterten Planes zur Beseitigung der sozialen Missstände in England, in der Times die Zukunftsaussichten für den Weltfrieden im Falle eines alliierten Sieges treffend gekennzeichnet, wobei er noch schamhaft verschwieg, dass der Beschluss von Jalta auf Stalins Druck zustande gekommen war und der letzte Nutznießer der üblen Formel niemand anders als der Weltbolschewismus sein würde.

Sir William Beveridge ist nicht der einzige Mann im Feindeslager, der mit düsterer Miene in die Zukunft blickt und dessen Gedanken mit wachsender Sorge um die Gefahr eines dritten Völkerkrieges kreisen. Seit etwa vor Jahresfrist in den USA zum erstenmal das ominöse Wort vom „dritten Weltkrieg“ aufgetaucht ist, hat es eine erstaunliche Weitläufigkeit gewonnen. Wie reimt sich das zusammen: Die Hauptthese des Feindbundes heißt, dass nur die „Kriegslust“ und „Unersättlichkeit“ der totalitären Mächte, das heißt Deutschlands und Japans, die Welt von einer Ära ewigen Friedens trennten. Diese Mächte zu vernichten, zu zerstückeln und dauernd am Boden zu halten, ihre Völker zu zerreißen und die übrigbleibenden Deutschen, Italiener und Japaner „umzuerziehen,“ ist das erklärte, in Jalta aufs neue proklamierte Kriegsziel der Sowjetunion, Amerikas und Britanniens. Wozu dann überhaupt noch ein Sicherheitssystem, wenn die Mehrzahl der Deutschen in Sibirien umgekommen und die Mehrzahl der Japaner auf ihren kargen Inseln verhungert ist, wenn die Sowjetpolen sich an der Oder, die Sowjettschechen in Prag und de-Gaulle-Franzosen in Köln, und die Briten in Hamburg endgültig niedergelassen haben? Wer soll gar einen dritten Weltkrieg entfesseln in dieser künftigen friedvollen und einträchtigen Welt?

Die Antwort ist klar: So wild und stur der Hass der Feindmächte gegen die jungen Völker Europas und Ostasiens ist – er hat ihren Blick trotz Churchills und Roosevelts fieberhafter Vertuschungsbemühungen nicht genug zu trüben vermocht, als dass sie das wahre Gesicht ihres stärksten Partners nicht erkennten. Stalin hat im Laufe dieses letzten Jahres allzu viele Beweise seiner Auffassung von „Demokratie,“ allzu viele Zeugnisse für den unverändert weltrevolutionären Kurs des Bolschewismus geliefert, als dass es nicht jedem biederen Demokraten und Bourgeois in London und Neuyork, Paris und Ankara, Stockholm und Bern eiskalt den Rücken hinunterliefe. Deshalb die ständigen Warnungen vor der Gefahr eines dritten Weltkrieges, deshalb die ewige Schönfärbung der roten Bestie, deshalb die kriecherischen Versuche der schlechten Zauberer von Downing Street und vom Kapitol, das gefährliche Steppentier durch immer neue Beutestücke zu besänftigen und zu sättigen. Dritter Weltkrieg? Genau so wenig, wie Roosevelt selbst jemals an eine deutsche Gefahr für die westliche Hemisphäre geglaubt hat, genau so wenig denkt heute irgend ein Brite oder Yankee, der von einem dritten Völkerkrieg spricht, an etwas anderes als an einen Weltkrieg gegen den Bolschewismus.

Als die Sowjettruppen im Herbst des vergangenen Jahres in der Walachei die Donau überschritten und in Bulgarien einfielen, entfuhr einem Amerikaner das Wort, dass der dritte Weltkrieg damit bereits begonnen habe. Ein guter Gedanke, denn dort unten auf dem Balkan stießen zum erstenmal bolschewistische und englische Interessen direkt aufeinander, wovon die kompromittierenden späteren Ereignisse in Griechenland beredte Kunde gaben. Wenn jener ahnungsvolle Yankee aber nun die politischen Vorgänge des inzwischen verflossenen Halbjahrs wägt, dann wird er bestürzt feststellen müssen, dass der Bolschewismus sämtliche bisherigen Runden der neuen Auseinandersetzung für sich gebucht hat. Nur in Griechenland kam es zu einem faulen vorläufigen Kompromiss – in Polen, Bulgarien, Rumänien, Serbien, Finnland, Italien, Frankreich und Belgien haben Wünsche und Rezepte der Demokratie überall versagt, sind die Kremldiplomatie und Kremldemagogie ein gutes Stück vorwärtsgekommen. Gegen Moskaus teuflische Doppeltaktik des diplomatischen Drucks von außen und der aufwieglerischen Unterhöhlung von innen – diese völlige Neuheit im Verkehr zwischen den Völkern – ist kein demokratisches Kraut gewachsen. Dieses Bewusstsein der Ohnmacht ist es, das in den letzten Wochen und Monaten weite Kreise der anglo-amerikanischen Öffentlichkeit erfasst und auch bei jener gespenstischen Parlamentsdebatte in London Pate gestanden hat, in der Churchill das bedrückende Ergebnis von Jalta zu verteidigen suchte.

Die Zyniker im westlichen Lager rechnen nun zweifellos damit, dass die gemeinsamen Machtmittel der demokratischen Welt dereinst durchaus genügen würden, den Bolschewismus in seine Schranken zu weisen, sobald erst die deutsche Macht gebrochen und der Schwertarm des Westens damit wieder frei sein werde. Ihre Rechnung ist aber schon militärisch schief. Nach unseren Erfahrungen im Landkrieg mit den Sowjets auf der einen und den Anglo-Amerikanern auf der anderen Seite haben die letzten verdammt schlechte Aussichten, sich den ersten gegenüber zu behaupten. Die Überlegenheit der westlichen Luftwaffe aber, auf die man an Themse und Potomac so eifrig baut, würde – einige Friedensjahre vorausgesetzt – bei der bekannten brutalen Rüstungsenergie der Sowjets auch keine verlässliche Zukunftschance abgeben. Dazu kämen als Verstärkung des bolschewistischen Machtpotentials die Industrien, Rohstoffe, Menschenkräfte und Geschicklichkeiten der inzwischen der Sowjetsphäre einverleibten europäischen Länder. Wer garantiert zum Beispiel den Briten dafür, dass Stalin ihr Rezept, andere für sich kämpfen zu lassen, nicht genau so kopieren würde, wie er die technischen und organisatorischen Fähigkeiten der alten Wirtschaftsmächte mit Erfolg nachgeahmt und weiterentwickelt hat?

Weit gefährlicher aber als alle errechenbaren Gefahren für die Demokratie im Falle des dritten Weltkrieges ist das innenpolitische Gift des Bolschewismus. Noch lebt jener Matrose Marty, der die französische Flotte im Schwarzen Meer zur Meuterei aufwiegelte, als sie gegen die eben erst geborenen Sowjets kämpfen sollte, noch bewahrt der amerikanische Kongress in seinen Archiven die Akten über die kommunistischen Umtriebe, die Anfang der zwanziger Jahre die ganze USA in Bolschewistenpanik versetzten. Damals, auch nach einem gewonnenen Kriege, hatte die Demokratie noch nicht Zeit gehabt, ihre Kriegsversprechungen an die Massen zu brechen, hatte sie ihre Unfähigkeit, mit den Anforderungen einer neuen Zeit fertig zu werden, noch nicht so offen an den Tag gelegt wie in der Ära Roosevelt und Churchill. Und doch zeigten sich die Massen schon damals überaus anfällig für die neue „Heilslehre“ aus dem Osten. Inzwischen aber hat der gleiche Churchill, hat die gleiche plutokratische Führung, die von 1919 bis 1940 den Bolschewismus als Ausgeburt des Teufels brandmarkte, den Massen des Westens begeisterte Loblieder auf die Sowjetmacht gesungen und ihre Tüchtigkeit wie ihren demokratischen Edelsinn in den höchsten Tönen gepriesen…

Wer auch nur eine Spur von Phantasie besitzt, kann sich deutlich ausmalen, was in allen demokratischen Ländern passieren würde, wenn die gewissenlosen Spieler, die heute an deren Spitze stehen, erneut das Steuer herumwürfen und wieder, wie vor 25 Jahren, zum Kampf gegen Moskau aufriefen. Die heutigen Vorgänge in Frankreich und Italien sind genügende Kostproben für jeden Versuch, mit demokratischen Mitteln gegen bolschewistische Zersetzung anzukämpfen. Selbst friedliche demokratische Musterländer, wie Schweden und die Schweiz, beginnen heute bereits die latente Feindschaft der moskowitischen Macht zu spüren, nicht nur auf dem diplomatischen Felde, sondern auch in der zunehmenden Frechheit ihrer eigenen kommunistischen Zellen.

Dritter Weltkrieg? Er wäre für die Demokratie verloren am Tage seines Ausbruchs! Ihn zu verhindern, das einzige Mittel, ihn zu verhindern, ist offener Kampf bis aufs Messer, gestützt auf die nicht ersetzbaren, aber auch unüberwindlichen Energien einer eigenen, echten, sozialen Revolution. Diesen Kampf führt heute das Deutsche Reich.

Damn… Even when they are getting their ass handed to them, they are still hoping for a third world war.

1 Like