Innsbrucker Nachrichten (July 20, 1944)
Vergebliche Durchbruchsversuche in der Normandie
Die Trümmer von Saint-Lô aufgegeben – Vergeltungsfeuer auf London – Erbitterte Kämpfe in Italien und an der Ostfront
dnb. Aus dem Führerhauptquartier, 20. Juli –
Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
In der Normandie setzte der Feind seine Angriffe im Raum östlich und südöstlich Caen mit starker Panzerartillerie und Fliegerunterstützung während des ganzen Tages fort, ohne daß ihm der erstrebte Durchbruch gelang. Nach erbitterten Kämpfen, die den ganzen Tag hindurch in Saint-Lô tobten, wurden die Trümmer der Stadt aufgegeben. Feindliche Vorstöße aus der Stadt heraus nach Süden sowie starke örtliche Angriffe der Nordamerikaner weiter nordwestlich brachen verlustreich zusammen.
Schlachtflieger unterstützten die Abwehrkämpfe der Erdtruppen in wirksamen Tiefangriffen und vernichteten 10 feindliche Panzer. In Luftkämpfen wurden 16 feindliche Flugzeuge abgeschossen.
In der Nacht griffen Kampf- und Nachtschlachtflugzeuge feindliche Bereitstellungen nördlich Caen mit guter Wirkung an. In Munitions- und Betriebsstofflagern entstanden Brände und Explosionen. In der Nacht vom 18. auf 19. Juli schossen Nachtjäger über Nordfrankreich 30 viermotorige britische Bomber ab.
Batterien der Kanalinsel Alderney schossen einen feindlichen Geleitzerstörer in Brand, der nach heftigen Explosionen sank.
Im französischen Raum wurden erneut 151 Terroristen im Kampf niedergemacht.
Das Vergeltungsfeuer auf London dauerte die ganze Nacht über an.
In Italien drang der Feind in erbitterten, für ihn besonders verlustreichen Kämpfen in den Südteil von Livorno und in die völlig zerstörten Hafenanlagen ein, wo heftige Straßenkämpfe entbrannten. In den Abendstunden wurden unsere Truppen auf Stellungen nördlich der Stadt zurückgenommen. Nordwestlich Poggibonsi scheiterten zahlreiche Angriffe des Gegners. Westlich Ancona gelang es dem Feind, nach erbitterten Kämpfen auf dem Nordufer des Esinoflusses mit schwächeren Kräften Fuß zu fassen. Seine mit besonderer Wucht entlang der Küstenstraße geführten Angriffe brachen dagegen sämtlich zusammen.
An der Ostfront stehen unsere Divisionen im Raum östlich Lemberg in schweren Abwehrkämpfen. Feindliche Durchbruchsversuche in Richtung auf die Stadt selbst wurden aufgefangen. Von Kowel hervordringende starke sowjetische Kräfte wurden am Bug zum Stehen gebracht.
Auch im Mittelabschnitt dauern nördlich Brest heftige Kämpfe an. Im Raum von Grodno auf das Westufer des Njemen übergesetzte sowjetische Kampfgruppen wurden in Gegenangriffen zurückgeworfen. Im Seengebiet nordwestlich und nördlich Wilna sowie zwischen der Düna und Ostrow wurden starke Angriffe der Sowjets in wechselvollen Kämpfen zerschlagen und einige Einbrüche abgeriegelt. Allein im Abschnitt eines Korps wurden hier in den letzten sieben Tagen 215 feindliche Panzer vernichtet.
Der Stabsgefreite Unger in einer Panzerjägerabteilung schoss gestern mit seinem Geschütz elf schwere sowjetische Panzer ab.
Die Luftwaffe führte zahlreiche Tiefangriffe gegen feindliche Bereitstellungen und Kolonnen und vernichtete wiederum zahlreiche Panzer und über 230 motorisierte und bespannte Fahrzeuge. In Luftkämpfen und durch Flakartillerie wurden 56 feindliche Flugzeuge abgeschossen. Starke Verbände deutscher Kampfflugzeuge richteten schwere Angriffe gegen die sowjetischen Nachschubstützpunkte Molodeczno, Nowosokolniki und Welikijes Luki.
Nordamerikanische Bomberverbände führten von Westen und Süden Terrorangriffe gegen West-, Südwest- und Süddeutschland. Vor allem in den Wohnbezirken der Städte München, Koblenz, Schweinfurt und Saarbrücken entstanden Schäden. Die Bevölkerung hatte Verluste. Durch Luftverteidigungskräfte wurden 61 feindliche Flugzeuge zum Absturz gebracht. In der Nacht griffen britische Störflugzeuge das Stadtgebiet von Bremen an.