Election 1944: Pre-convention news

Völkischer Beobachter (June 26, 1944)

Nationale Konvention der Republikaner tagt in Chikago –
Auftakt zur Wahlschlacht in den USA

v. m. Lissabon, 25. Juni –
Am 26. Juni, also morgen Montag, tritt in Chikago die Nationale Konvention der Republikanischen Partei zusammen, um ihren Präsidentschaftskandidaten aufzustellen. Nach dem Verzicht Wendell Willkies und General MacArthurs auf die Kandidatur stehen der Gouverneur von Neuyork, Dewey, der Gouverneur von Ohio, Bricker, und die beiden Senatoren Taft und Stassen in der engeren Wahl. Über 70 Prozent aller Voraussagen glauben, daß Dewey mit einer großen Mehrheit zum Kandidaten gewählt werden wird. Der Daily Express läßt sich aus Washington berichten, daß er über ein Minimum von 700 Wahlmännerstimmen verfügt, während er 530 nur brauchen würde, um zu kandidieren.

Roosevelt hat mit allen Mitteln versucht, die Konvention seiner Parteigegner von vornherein zu beeinflussen, damit sie einen Mann aufstellen, der ihm in keiner Weise gefährlich werden kann. In Teheran bestand er auf der Vorverlegung der zweiten Front, obwohl Churchill für ihre Durchführung im Spätsommer plädierte. Die katholische Zeitung America enthüllt nun, daß Roosevelt immer wieder erklärte habe, man müsse die Wahlschlacht an der französischen Kanalküste gewinnen. Die republikanische Parteikonvention müsse im Zeichen amerikanischer Erfolge in Europa zusammentreten, damit die Kritik an seiner Außenpolitik und seiner Kriegführung nicht zum Hauptargument des republikanischen Wahlkampfes werden könne.

Dieser Umstand zeigt die Anstrengungen, die der US-General Bradley vor Cherbourg machen läßt, im besonderen Licht und läßt auch vermuten, weshalb Roosevelt nach dem wenig überzeugenden Anfang der Invasion und dem Erscheinen der deutschen Geheimwaffe auf den Gedanken gekommen ist, den Admiral Nimitz zur grotesken Behauptung von der „vollständigen Vernichtung der japanischen Flotte“ zu veranlassen.

Die Lüge hatte allerdings so kurze Beine, daß der Präsident in seiner letzten Pressekonferenz von ihr abgerückt ist. Er erklärte den Journalisten, seine Generalstabschefs bedauerten sehr, daß es nicht gelungen sei, die japanische Flotte entscheidend zu schlagen. Auch die heftigen republikanischen Vorwürfe gegen seine Ibero-Amerika-Politik versuchte Roosevelt rechtzeitig durch die Versöhnung mit der revolutionären Regierung Boliviens zu entkräften. Die jüdischen Finanzkreise hinter der republikanischen Front beruhigte er dabei auf besondere Weise: er stellte bei den Verhandlungen mit Bolivien die Freilassung des gefangen gehaltenen jüdischen Zinnkönigs Moritz Rothschild zur Bedingung und setzte sie durch.

Die Republikaner haben ihrerseits auch alles in Bewegung gesetzt, um die Konvention ihrer Partei zu einer gewaltigen Anti-Roosevelt-Kundgebung werden zu lassen. Die Enthüllungen des englischen Produktionsministers Lyttelton über das kriegstreiberische Verhalten der amerikanischen Außenpolitik, das damit verbundene neuerliche Aufrühren des geheimen Briefwechsels zwischen Roosevelt, Churchill und Eden hinter dem Rücken des alten Chamberlains und die in diesem Zusammenhänge erfolgte Verhaftung des englischen Unterhausabgeordneten Ramsay und des amerikanischen Konsulatssekretärs, durch dessen Indiskretion diese Ränke bekannt wurden sowie die verzweifelten Entschuldigungsversuche des US-Außenministers Hull, das alles gibt einen allerdings ungewöhnlich guten Start für den Angriff auf Roosevelt.

Selbst der Versuch der Roosevelt freundlichen Presse, die Reisen des Vizepräsidenten Wallace nach Tschungking und des Handelskammerpräsidenten Johnston nach Moskau als großen außenpolitischen Erfolg darzustellen, vermochten nicht die Stärke der republikanischen Attacke abzuschwächen. Die Neuyorker Zeitung PM befürchtet daher, daß die Republikaner jetzt in Chikago „besonders viel schmutzige Wäsche waschen werden.“ Einstweilen richtet sich aber die amerikanische Dreckschleuder gegen Lyttelton, dessen Rücktritt energisch gefordert wird.