Völkischer Beobachter (August 24, 1942)
161 Panzer bei Kaluga und Rschew vernichtet –
Feindstellungen im Kaukasus durchbrochen
dnb. Aus dem Führer-Hauptquartier, 23. August –
Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
Im Kaukasus durchbrachen deutsche und verbündete Truppen starke feindliche Stellungen und Straßensperren. Gegenangriffe des Feindes wurden abgewiesen. Auf der Wolga wurden am 21. und 22. August ein Schleppdampfer und zwei Frachter durch Bombentreffer versenkt‚ ein weiterer Schlepper und vier Tanker in Brand geworfen. An der Donfront wurden an verschiedenen Stellen Übersetzversuche des Gegners abgewiesen. Im Raum südwestlich Kaluga und bei Rschew wurden Angriffe starker Infanterie- und Panzerkräfte des Feindes in harten Kämpfen, unterstützt durch wirksames Eingreifen der Luftwaffe, abgeschlagen. Hiebei wurden am gestrigen Tage 161 Panzer vernichtet, davon 86 allein im Abschnitt eines Armeekorps.
Südostwärts des Ilmensees und vor Leningrad blieben einzelne feindliche Vorstöße im deutschen Abwehrfeuer liegen.
Die Sowjetluftwaffe verlor am gestrigen Tage in Luftkämpfen und durch Flakartillerie 122 Flugzeuge, drei weitere wurden am Boden zerstört. Vier eigene Flugzeuge kehrten vom Einsatz nicht zurück.
In Ägypten bekämpften deutsche Kampfflugzeuge in den Nächten zum 22. und 23. August erfolgreich mehrere britische Flugplätze südlich Alexandria. Deutsche Jäger schossen gestern vier britische Flugzeuge ohne eigene Verluste ab.
Bei Tag- und Nachtangriffen gegen mehrere Rüstungs- und Verkehrsanlagen in Süd- und Ostengland wurden starke Explosionen und Brände beobachtet. An der Südküste wurden sieben britische Landungsboote durch Bombentreffer versenkt.
Bei Tageseinflügen in die besetzten Westgebiete schossen Flakartillerie und Jäger vier britische Flugzeuge ab.
Hartnäckige Kämpfe an der gesamten Ostfront
Die Kämpfe an der Ostfront haben sich in der vergangenen Woche zu einem hartnäckigen Ringen an den verschiedenen Brennpunkten ausgewachsen, die über die ganze Front zwischen dem Kaukasus und Leningrad verteilt sind. Das Schwergewicht liegt nach wie vor im Südabschnitt, wo es deutschen Truppen trotz der Erschwerung durch das nunmehr zu überwindende Gebirgsgelände dennoch gelang, die Sowjets täglich weiter zurückzudrängen. Vom Kaukasus bis zum Wolgaknie wird um eine Hauptentscheidung in diesem Feldzug gerungen‚ wobei deutlich zu beobachten ist‚ daß die Sowjets geradezu verzweifelt versuchen, den deutschen Vormarsch endlich zum Stehen zu bringen.
Die hartnäckigen Kämpfe am Unterlauf des Kuban und im Nordwestgebiet des Kaukasus erklären sich aus dem heißen Bemühen der Sowjets, den deutschen Truppen den Zugang zur Schwarzmeerküste und zu den dortigen wichtigen Einschiffungshäfen Anapa, Noworossijsk und Tuapse zu verwehren. Die Kämpfe selber wurden zunächst erschwert durch die geradezu tropische Hitze‚ später durch starke Gewitterregen‚ ferner durch das unübersichtliche Wald- und Gebirgsgelände und durch feindliche Straßen-‚ Baum- und Minensperren. Dennoch gelang es deutschen und rumänischen Verbänden‚ wie bereits berichtet, im Gebiet des unteren Kuban die Städte Kurtschanskaja und Krymskaja zu erobern und 25 Kilometer südlich des Unterlaufs des Kuban vorzudringen.
Unterdessen belegt die deutsche Luftwaffe die mit Bolschewisten vollgestopften Rückzugsstraßen und Einschiffungshäfen des Gegners ständig mit schweren Bomben. Dabei wurden bereits in den für den Rückzug nach Transkaukasien zur Verfügung stehenden an und für sich schon beschränkten Schiffspark der Sowjets erhebliche Lücken gerissen. Durch Einwirkung der deutschen Luftwaffe wurden in den genannten drei Einschiffungshäfen und im Bereich der nordwestkaukasischen Küste in der Zeit vom 1. bis 21. August, 1 Zerstörer, 22 Küstenfahrzeuge, 1 Transporter mit 4000 BRT, 12 Handelsschiffe mit 16.700 BRT und 3 Leichter versenkt und 2 Zerstörer‚ 8 Küstenfahrzeuge, 15 Transporter, 8 Munitionskähne und 1 Tankschiff beschädigt.
Da auch die Truppen zwischen Don und Wolga südlich Stalingrad ein stark auskühnen Angriffssturm durchstießen, hat sich die deutsche Front südlich, westlich und nordwestlich Stalingrad in der vergangenen Woche wieder um ein Stück vorwärts geschoben. Zwischen Wolga und Don verloren die Sowjets allein an zwei Tagen 3.301 Gefangene, während gleichzeitig 52 Panzer, 56 Geschütze, 90 Maschinengewehre und Granatwerfer sowie 66 Flammenwerfer vernichtet wurden oder in deutsche Hand fielen.
Ein neuer Brennpunkt der Kämpfe ist seit dem 11. August in dem Raum nördlich Orel entstanden. Dort hat ein eigenes Angriffsunternehmen gegen tiefgestaffelte starke Feindstellungen 14.000 Gefangene eingebracht und gleichzeitig erhebliche Kräfte der Sowjets auf sich gezogen und damit auch gebunden. Das an und für sich schwierige, schluchtenreiche Kampfgelände war durch anhaltende Regenfälle versumpft und mit breiten Minengürteln durchsetzt. Da in dieser Lage die Wirkung der schweren Waffen and der Panzer nicht zum Tragen kam, lag die Hauptlast der Kämpfe auf der Infanterie, die durch Flakartillerie und Flieger wirksam unterstützt wurde.
Ein Blick auf die reinen Abwehrfronten zeigt, daß die Sowjetangriffe bei Woronesch nachgelassen haben, weil der Gegner offenbar das Nutzlose seines Bemühens hat einsehen müssen. Dagegen rennen die Sowjets ostwärts Wjasma und im Raum von Rschew nach wie vor mit starken Kräften gegen die deutsche Front an. Zahlreiche und immer wiederholte Massenangriffe wurden durch das vereinte deutsche Abwehrfeuer und unter Mitwirkung der Luftwaffe zerschlagen. Dieser gelang es sogar verschiedentlich, erhebliche Feindkräfte schon in der Bereitstellung zu fassen und zu zerschlagen.