Abgeordnete!
Männer des Deutschen Reichstages!
Ein Jahr weltgeschichtlicher Ereignisse geht zur Neige, ein Jahr größter Entscheidungen steht vor uns. In dieser ernsten Zeit spreche ich zu Ihnen. Abgeordnete des Reichstages, als den Vertretern der deutschen Nation. Allein darüber hinaus soll das ganze deutsche Volk von diesem Rückblick Kenntnis nehmen und von den Entscheidungen, die uns Gegenwart und Zukunft aufzwingen.
Nach der abermaligen Ablehnung meines Friedensangebotes im Jahre 1940 durch den derzeitigen britischen Ministerpräsidenten und die ihn tragende oder beherrschende Clique war es im Herbst klar, daß dieser Krieg gegen alle Gründe der Vernunft und der Notwendigkeit mit den Waffen bis zum Ende durchgekämpft werden muß. Sie kennen mich, meine alten Parteigenossen, daß ich stets ein Feind halber oder schwächlicher Entschlüsse war.
Wenn die Vorsehung es so gewollt hat, daß dem deutschen Volk dieser Kampf nicht erspart werden kann, dann will ich ihr dafür dankbar sein, daß sie mich mit der Führung eines historischen Ringens betraute, das für die nächsten 500 oder 1.000 Jahre nicht nur unsere deutsche Geschichte, sondern die Geschichte Europas, ja der ganzen Welt, entscheidend gestalten wird.
Das deutsche Volk und seine Soldaten arbeiten und kämpfen heute nicht nur für sich und ihre Zeit, sondern für kommende, ja fernste Generationen. Eine geschichtliche Revision einmaligen Ausmaßes wurde uns vom Schöpfer aufgetragen, die zu vollziehen wir nunmehr verpflichtet sind.
Der schon kurz nach der Beendigung des Kampfes in Norwegen mögliche Waffenstillstand im Westen zwang die deutsche Führung zu allererst, die gewonnenen, politisch, strategisch und wirtschaftlich wichtigen Gebiete vor allem militärisch zu sichern.
So haben die damals eroberten Länder seitdem ihr Widerstandsvermögen verändert. Von Kirkenes bis zur spanischen Grenze erstreckt sich ein Gürtel von Stützpunkten und Befestigungen größten Ausmaßes.
Zahllose Flugplätze wurden gebaut oder im hohen Norden zum Teil aus dem Urgestein des Granits gesprengt. Marinebasen erhielten Schutzbauten für U-Boote in einem Ausmaß und in einer Stärke, daß sie sowohl von See als auch von der Luft aus praktisch unverletzbar sind. Der Verteidigung selbst dienen mehr als eineinhalbtausend neue Batterien, deren Stellungen erkundet, geplant und ausgebaut werden mußten. Ein Netz von Straßen und Eisenbahnen wurde angelegt, so daß heute die Verbindung zwischen der spanischen Grenze und Petsamo unabhängig vom Meere sichergestellt ist. Pioniere und Baubataillone der Marine, des Heeres und der Luftwaffe in Verbindung mit der Organisation Todt haben hier Anlagen geschaffen, die dem Westwall in nichts nachstehen. An ihrer Verstärkung wird unentwegt weitergearbeitet.
Es ist mein unbeirrbarer Entschluß, diese europäische Front für jeden Feind unangreifbar zu machen.
Diese auch über den letzten Winter hin fortgesetzte Arbeit defensiver Art fand ihre Ergänzung durch eine offensive Kriegführung, wie sie, durch die jahreszeitlichen Verhältnisse bedingt, möglich war. Deutsche Überwasser- und Unterwasser-Seestreitkräfte führten ihren stetigen Vernichtungskrieg gegen die britische und die ihr dienstbare Kriegs- und Handelsmarine weiter. Die deutsche Luftwaffe unterstützte durch Aufklärung und Angriff die Schädigung der feindlichen Tonnage und brachte in zahllosen Vergeltungsflügen dem Engländer eine bessere Vorstellung über den „reizenden Krieg“ bei, dessen Urheber mit in erster Linie sein heutiger Premierminister ist.
In diesem Kampf wurde in der Mitte des vergangenen Jahres Deutschland vor allem durch seinen italienischen Bundesgenossen unterstützt. Viele Monate lastete das Gewicht eines großen Teils der britischen Macht auf den Schultern des mit uns verbündeten italienischen Staates. Nur infolge der enormen Überlegenheit an schweren Panzern gelang es den Engländern, in Nordafrika vorübergehend eine Krise herbeizuführen.
Schon am 24. März des vergangenen Jahres aber begann eine kleine Gemeinschaft deutsch-italienischer Verbände unter der Führung Rommels zum Gegenangriff anzutreten.
Am 2. April fiel Agedabia. Am 4. wurde Bengasi erreicht. Am 8. zogen unsere gemeinsamen Verbände in Derna ein, am 11. wurde Tobruk eingeschlossen und am 12. April Bardia besetzt.
Das deutsche Afrikakorps hat umso Hervorragenderes geleistet. als den Deutschen rein klimatisch dieser Kriegsschauplatz vollkommen fremd und ungewohnt war. So wie einst in Spanien sind nunmehr in Nordafrika Deutsche und Italiener dem gleichen Feinde stets gemeinsam gegenübergetreten.
Während durch diese kühnen Maßnahmen die nordafrikanische Front unserer beiden verbündeten Länder mit dem Blut deutscher und italienischer Soldaten wie der gesichert wurde, zog sich über Europa bereits der unheildrohende Schatten einer entsetzlichen Gefahr zusammen.
Der bittersten Not gehorchend habe ich mich im Herbst 1939 entschlossen, wenigstens den Versuch zu machen, durch das Ausschalten der akuten deutsch-russischen Spannung die Voraussetzung für einen allgemeinen Frieden zu schaffen. Dies war psychologisch schwer infolge der Gesamteinstellung des deutschen Volkes und vor allem der Partei gegenüber dem Bolschewismus, sachlich genommen aber leicht, da Deutschland in all den Gebieten, die England als von uns bedroht erklärte und mit Beistandspakten überfiel, tatsächlich immer nur wirtschaftliche Interessen gesehen und vertreten hatte. Denn ich darf Sie erinnern, Abgeordnete, Männer des Deutschen Reichstages, daß England im Ganzen Früh- und Hochsommer des Jahres 1939 wieder zahlreichen Staaten und Ländern seinen Beistand anbot mit der Behauptung, Deutschland besäße die Absicht, bei ihnen einzufallen und sie ihrer Freiheit zu berauben.
Das Deutsche Reich und seine Regierung konnten mit bestem Gewissen daher versichern, daß es sich dabei nur um Unterstellungen handelte, die der Wahrheit in keiner Weise entsprachen.
Es kam dazu noch die nüchterne militärische Erkenntnis, daß im Falle eines Krieges, der durch die britische Diplomatie dem deutschen Volke aufgezwungen werden sollte, der Kampf nach zwei Fronten ohnehin nur mit sehr schweren Opfern durchführbar schien. Nachdem außerdem die baltischen Staaten, Rumänien usw. der Annahme der britischen Beistandspakte zugeneigt waren und damit zu erkennen gaben, daß sie ebenfalls an eine solche Bedrohung glaubten, war es für die deutsche Reichsregierung nicht nur ein Recht, sondern auch eine Pflicht, ihrerseits die Grenzen der deutschen Interessen zu bestimmen.
Die betroffenen Länder mußten allerdings – auch zum Leidwesen des Deutschen Reiches selbst – in kurzer Zeit erkennen, daß der einzige Faktor, der der stärkste Garant gegenüber dem drohenden Osten sein konnte, nur Deutschland war.
So wie sie durch ihre eigene Politik die Verbindungen zum Deutschen Reich durchschnitten hatten und stattdessen sich dem Beistand der Macht anvertrauten, die in ihrem sprichwörtlichen Egoismus seit Jahrhunderten nie Beistand gab, sondern stets nur Hilfe forderte, waren sie verloren.
Dennoch erregte das Schicksal dieser Länder das stärkste Mitempfinden des deutschen Volkes. Der Winterkampf der Finnen zwang uns ein Gefühl, gemischt aus Bitternis und Bewunderung, auf. Bewunderung, weil wir selbst als Soldatenvolk für Heldentum und Aufopferung ein empfängliches Herz besitzen, Bitternis, weil wir mit dem Blick auf den drohenden Feind im Westen und die Gefahr im Osten militärisch zu helfen nicht in der Lage waren.
Sowie es klar wurde, daß Sowjetrußland aus der Abgrenzung der politischen deutschen Einflußsphären das Recht ableitete, die außerhalb lebenden Nationen praktisch auszurotten, war das weitere Verhältnis nur noch ein zweckbestimmtes, dem Vernunft und Gefühle feindlich gegenüberstanden.
Von Monat zu Monat mehr wurde schon im Jahre 1940 die Erkenntnis gewonnen, daß die Pläne der Männer des Kreml bewußt auf die Beherrschung und damit Vernichtung ganz Europas hinzielten.
Ich habe der Nation schon ein Bild des Aufmarsches der russischen militärischen Machtmittel im Osten gegeben, zu einer Zeit, in der Deutschland nur wenige Divisionen in den an Rußland angrenzenden Provinzen besaß. Nur ein Blinder konnte es übersehen, daß sich hier ein Aufmarsch von weltgeschichtlich einmaligen Dimensionen vollzog. Und zwar nicht, um etwas zu verteidigen, was nicht bedroht war, sondern nur, um etwas anzugreifen, was zur Verteidigung nicht mehr fähig zu sein schien.
Wenn die blitzartige Beendigung des Feldzuges im Westen den Moskauer Machthabern auch die Möglichkeit nahm, mit einer sofortigen Erschöpfung des Deutschen Reiches rechnen zu können, so beseitigte dies keineswegs ihre Absichten, sondern verschob nur den Zeitpunkt des Angriffes. Im Sommer 1941 glaubte man, den günstigen Moment des Losschlagens zu sehen. Nun sollte ein neuer Mongolensturm über Europa hinwegbrausen.
Für die gleiche Zeit aber versprach Mister Churchill auch die Wende des englischen Kampfes gegen Deutschland. Er versucht heute in feiger Weise abzuleugnen, daß er in den Geheimsitzungen des Jahres 1940 im englischen Unterhaus als wesentlichsten Faktor für die erfolgreiche Fortführung und Beendigung dieses Krieges auf den sowjetischen Kriegseintritt hinwies, der spätestens im Jahre 1941 kommen sollte und der England dann in die Lage versetzen würde, auch seinerseits zum Angriff überzugehen.
Im Frühling dieses Jahres verfolgten wir deshalb in gewissenhafter Pflicht den Aufmarsch einer Weltmacht, die an Menschen und Materialüberunerschöpfliche Reserven zu verfügen schien. Schwere Wolken begannen sich über Europa zusammenzuziehen.
Denn, meine Abgeordneten, was ist Europa? Es gibt keine geographische Definition unseres Kontinents, sondern nur eine volkliche und kulturelle. Nicht der Ural ist die Grenze dieses Kontinents, sondern jene Linie, die das Lebensbild des Westens von dem des Ostens trennt.
Es gab eine Zeit, da war Europa jenes griechische Eiland, in das nordische Stämme vorgedrungen waren, um von dort aus zum erstenmal ein Licht anzuzünden, das Seitdem langsam aber stetig die Welt der Menschen zu erhellen begann. Und als diese Griechen den Einbruch der persischen Eroberer abwehrten, da verteidigten sie nicht ihre engere Heimat, die Griechenland war, sondern jenen Begriff, der heute Europa heißt.
Und dann wanderte Europa von Hellas nach Rom.
Mit dem griechischen Geist und der griechischen Kultur verband sich römisches Denken und römische Staatskunst. Ein Weltreich wurde geschaffen, das auch heute noch in seiner Bedeutung und fortzeugenden Kraft nicht erreicht, geschweige denn übertroffen ist. Als aber die römischen Legionen gegenüber dem afrikanischen Ansturm Karthagos in drei schweren Kriegen Italien verteidigten und endlich den Sieg erfochten, war es wieder nicht Rom, für das sie kämpften, sondern dass die griechisch-römische Welt umfassende Europa.
Der nächste Einbruch gegen diesen Heimatboden der neuen menschlichen Kultur erfolgte aus den Weiten des Ostens. Ein furchtbarer Strom kulturloser Horden ergoß sich aus Innerasien bis tief in das Herz des heutigen europäischen Kontinents, brennend, sengend und mordend als wahre Geißel des Herrn.
In der Schlacht auf den Katalaunischen Feldern traten zum erstenmal in einem Schicksalskampf von unabsehbarer Bedeutung Römer und Germanen gemeinsam für eine Kultur ein, die, von den Griechen ausgehend, über die Römer hinweg nunmehr auch die Germanen in ihren Bann gezogen hatte.
Europa war gewachsen. Aus Hellas und Rom entstand das Abendland und seine Verteidigung war nunmehr für viele Jahrhunderte nicht nur die Aufgabe der Römer, sondern vor allem auch die Aufgabe der Germanen. In eben dem Maße aber, in dem das Abendland, beleuchtet von griechischer Kultur, erfüllt vom Eindruck der gewaltigen Überlieferungen des römischen Reiches, durch die germanische Kolonisation seine Räume erweiterte, dehnte sich räumlich jener Begriff, den wir Europa nennen.
Ganz gleich, ob nun deutsche Kaiser an der Unstrut oder auf dem Lechfeld die Einbrüche aus dem Osten abwehrten, oder Afrika in langen Kämpfen aus Spanien zurückgedrängt wurde, es war immer ein Kampf des werdenden Europas gegenüber einer ihm im tiefsten Wesen fremden Welt. Wenn einst Rom seine unvergänglichen Verdienste an der Schöpfung und Verteidigung dieses Kontinents zukamen, dann übernahmen nunmehr auch Germanen die Verteidigung und den Schutz einer Völkerfamilie, die unter sich in der politischen Gestaltung und Zielsetzung noch so differenziert und auseinanderweichend sein mochte:
Im Gesamtbild aber doch eine blutmäßig und kulturell teils gleiche, teils sich ergänzende Einheit darstellt.
Und von diesem Europa aus ging nicht nur eine Besiedlung anderer Erdteile vor sich, sondern eine geistige und kulturelle Befruchtung, deren sich nur jener bewußt wird, der gewillt ist, die Wahrheit zu suchen, statt sie zu verleugnen.
Es hat deshalb auch nicht England den Kontinent kultiviert, sondern Splitter germanischen Volkstums unseres Kontinents sind als Angelsachsen und Normannen auf diese Inselgezogen und haben ihr eine Entwicklung ermöglicht, die sicher einmalig ist. Und ebenso hat nicht Amerika Europa entdeckt, sondern umgekehrt. Und all das, was Amerika nicht aus Europa bezogen hat, mag wohl einer verjudeten Mischrasse als bewunderungswürdig erscheinen, Europa aber sieht darin nur ein Zeichen des Verfalls in Kunst und kultureller Lebenshaltung, das Erbe jüdischen oder vernegerten Bluteinschlags.
Meine Abgeordneten! Männer des Deutschen Reichstages!
Ich muß diese Ausführungen machen, denn der Kampf, der sich in den ersten Monaten dieses Jahres allmählich als unausbleiblich abzuzeichnen begann und zu dessen Führung dieses Mal in erster Linie das Deutsche Reich berufen ist, geht ebenfalls über die Interessen unseres eigenen Volkes und Landes weit hinaus. Denn so wie einst die Griechen gegenüber den Persern nicht Griechenland und die Römer gegenüber den Karthagern nicht Rom, Römer und Germanen gegenüber den Hunnen nicht das Abendland, deutsche Kaiser gegenüber Mongolen nicht Deutschland, spanische Helden gegenüber Afrika nicht Spanien, sondern Europa verteidigt haben, so kämpft Deutschland auch heute nicht für sich selbst, sondern für unseren gesamten Kontinent.
Und es ist ein glückliches Zeichen, daß diese Erkenntnis im Unterbewußtsein der meisten europäischen Völker heute so tief ist, daß sie, sei es durch offene Stellungnahme, sei es durch den Zustrom von Freiwilligen, an diesem Kampfe teilnehmen.
Als die deutschen und italienischen Armeen am 6. April dieses Jahres zum Angriff gegen Jugoslawien und Griechenland antraten, war dies die Einleitung des großen Kampfes, in dem wir uns zurzeit noch befinden.
Denn die Revolte. die in Belgrad zum Sturz des ehemaligen Prinzregenten und seiner Regierung führte, war bestimmend für den weiteren Verlauf der Geschehnisse in diesem Raum Europas. Wenn auch England an diesem Putsch maßgebendst beteiligt war, so spielte doch die Hauptrolle Sowjetrußland.
Was ich Herrn Molotow anläßlich seines Besuches in Berlin verweigert hatte, glaubte Stalin nunmehr auf dem Umweg einer revolutionären Bewegung auch gegen unseren Willen erreichen zu können. Ohne Rücksicht auf die abgeschlossenen Vertrage weiteten sich die Absichten der bolschewistischen Machthaber. Der Freundschaftspakt mit dem neuen revolutionären Regime erhellte blitzartig die Nähe der drohenden Gefahr.
Was vor der deutschen Wehrmacht in diesem Feldzuge geleistet wurde, fand im Deutschen Reichstag am 4. Mai 1941 seine Würdigung.
Was auszusprechen mir damals aber leider versagt bleiben mußte, war die Erkenntnis, daß wir mit rasender Schnelligkeit der Auseinandersetzung mit einem Staat entgegengingen, der im Augenblick des Balkanfeldzuges nur deshalb noch nicht eingriff, weil sein Aufmarsch noch nicht vollendet und die Benützung der Flughäfen vor allem infolge der um diese Jahreszeit erst einsetzenden Schneeschmelze und damit der Grundlosmachung der Rollfelder unmöglich war.
Meine Abgeordneten! Reichstages!
So wie mir im Jahre 1940 durch Mitteilungen aus dem englischen Unterhaus und durch Beobachtung der russischen Truppenverschiebungen an unseren Grenzen die Möglichkeit der Entstehung einer Gefahr im Osten des Reiches bewußt wurde, erteilte ich sofort die Anweisung zur Aufstellung zahlreicher neuer Panzer-, motorisierter und Infanteriedivisionen. Die Voraussetzungen dafür waren sowohl personell als auch materiell reichlich vorhanden. Wie ich Ihnen, meine Abgeordneten, und überhaupt dem ganzen deutschen Volke nur eine Versicherung geben kann:
Wenn man auch in den Demokratien von Rüstung – wie leicht begreiflich – sehr viel redet, dann wird aber trotzdem im nationalsozialistischen Deutschland dafür immer noch mehr gearbeitet. Es war in der Vergangenheit so und es ist dies auch heute nicht anders. Jedes Jahr wird uns mit vermehrten und vor allem auch besseren Waffen dort finden, wo die Entscheidungen fallen.
Trotz aller Einsicht in die Notwendigkeit, unter keinen Umständen dem Gegner die Möglichkeit zu bieten, den ersten Stoß in unser Herz tun zu können, war der Entschluß in diesem Fall doch ein sehr schwerer. Wenn die. Artikelschreiber unserer demokratischen Zeitungen heute erklären, daß ich bei genauerer Kenntnis der Stärke des bolschewistischen Gegners es mir überlegt haben würde, zum Angriff zu schreiten, so verkennen sie ebenso sehr die Lage wie meine Person.
Ich habe keinen Krieg gesucht, sondern habe im Gegenteil alles getan, um ihn zu vermeiden. Ich würde aber pflichtvergessen und gewissenlos handeln, wenn ich es trotz der Kenntnis der Unvermeidbarkeit eines Waffenganges versäumen würde, die daraus einzig möglichen Konsequenzen zu ziehen.
Weil ich Sowjetrußland für die tödlichste Gefahr nicht nur des Deutschen Reiches, sondern für ganz Europa hielt, habe ich mich entschlossen, wenn möglich noch wenige Tage vor Ausbruch dieser Auseinandersetzung selbst das Zeichen zum Angriff zu geben.
Für die Tatsache der Absicht aber des russischen Angriffes liegt heute ein wahrhaft erdrückendes und authentisches Material vor. Ebenso sind wir uns im Klaren über den Zeitpunkt, an dem dieser Angriff stattfinden sollte. Angesichts der uns vielleicht im ganzen Umfang aber wirklich erst heute bewußt gewordenen Größe der Gefahr kann ich dem Herrgott nur danken, daß er mich zur richtigen Stunde erleuchtet hat und mir die Kraft schenkte, das zu tun, was getan werden mußte.
Dem verdanken nicht nur Millionen deutscher Soldaten ihr Leben, sondern ganz Europa sein Dasein. Denn das darf ich heute aussprechen: Wenn sich diese Welle von über 20.000 Panzern, Hunderten an Divisionen, Zehntausenden an Geschützen, begleitet von mehr als 10.000 Flugzeugen, unversehens über das Reich hin in Bewegung gesetzt haben würde, wäre Europa verloren gewesen!
Das Schicksal hat eine Reihe von Völkern bestimmt, durch den Einsatz ihres Blutes diesem Stoß zuvorzukommen, beziehungsweise ihn aufzufangen.
Hätte sich Finnland nicht sofort entschlossen, zum zweiten Male die Waffen zu ergreifen, dann würde die gemächliche Bürgerlichkeit der anderen nordischen Staaten schnell ihr Ende gefunden haben.
Wäre das Deutsche Reich nicht mit seinen Soldaten und Waffen vor diesen Gegner getreten, würde ein Strom über Europa gebrandet sein, der die lächerliche britische Idee der Aufrechterhaltung des europäischen Gleichgewichts in ihrer ganzen Geistlosigkeit und stupiden Tradition einmal für immer erledigt hätte.
Würden nicht Slowaken, Ungarn und Rumänen den Schutz dieser europäischen Welt mit übernommen haben. dann wären die bolschewistischen Horden wie der Hunnenschwarm eines Attila über die Donauländer gebraust. und an den Gefilden des Ionischen Meeres würden heute Tataren und Mongolen die Revision des Vertrages von Montreux erzwingen.
Hätten nicht Italien, Spanien, Kroatien ihre Divisionen gesendet, dann würde nicht eine Abwehr einer europäischen Front entstanden sein, die als Proklamation des Begriffs des neuen Europas ihre werbende Kraft auch auf alle anderen Völker ausstrahlen ließ. Aus diesem ahnungsvollen Erkennen heraus sind von Nord- und Westeuropa die Freiwilligen gekommen: Norweger, Dänen, Holländer, Flamen, Belgier usw., ja selbst Franzosen, die dem Kampf der verbündeten Mächte der Achse im wahrsten Sinne des Wortes den Charakter eines europäischen Kreuzzuges geben.
Es ist noch nicht die Zeit, über die Planung und Führung dieses Feldzuges zu sprechen. Allein ich glaube schon jetzt, in diesem gewaltigsten Kampfe aller Zeiten, bei dem sich durch die Größe des Raumes und die Vielzahl der Ereignisse nur zu leicht die einzelnen Eindrücke verwischen, in wenigen Sätzen auf das Erreichte hinweisen zu dürfen.
Am 22. Juni begann im grauenden Morgen der Angriff. Mit unwiderstehlicher Kühnheit wurden jene Grenzbefestigungen durchstoßen, die bestimmt waren, den russischen Aufmarsch gegen uns vor jeder Überraschung zu sichern.
Schon am 23. Juni war Grodno gefallen.
Am 24. Juni waren nach der Einnahme von Brest-Litowsk die Zitadelle niedergekämpft und ebenso Wilna und Kowno genommen.
Am 26. Juni fiel Dünaburg.
Am 10. Juli wurden die ersten beiden großen Umfassungsschlachten bei Bialystok und Minsk abgeschlossen. 324.000 Gefangene, 3.332 Panzer und 1.809 Geschütze fielen in unsere Hand.
Schon am 13. Juli erfolgte an fast allen entscheidenden Stellen der Durchbruch durch die Stalin-Linie.
Am 16. fiel nach schweren Kämpfen Smolensk, während am 19. Juli deutsche und rumänische Verbände den Übergang über den Dnjestr erzwangen.
Am 6. August wurde in vielen Kesseln die Schlacht von Smolensk beendet. Wieder marschierten in deutsche Gefangenschaft 310.000 Sowjetsoldaten, während 3.205 Panzer und 3.120 Geschütze teils als vernichtet, teils als Beute gezählt werden konnten.
Schon drei Tage später vollendete sich das Schicksal einer weiteren russischen Heeresgruppe.
Am 9. August wurden in der Schlacht von Uman wieder 103.000 Sowjetrussen gefangen, 317 Panzer, 1.100 Geschütze zerstört oder erbeutet.
Am 17. August fiel Nikolajew, am 21. wurde Cherson genommen. Am selben Tag fand die Schlacht bei Gomel ihren Abschluß mit 84.000 Gefangenen und 144 Panzern und 848 Geschützen, die abermals teils erbeutet, teils vernichtet worden waren.
Am 21. August wurden die russischen Stellungen zwischen dem Ilmen- und Peipussee durchbrochen, während am 26. August der Brückenkopf um Dnjepropetrowsk in unsere Hände kam.
Schön am 28. des gleichen Monats zogen deutsche Truppen nach schweren Kämpfen in Reval und Baltisch Port ein, während am 30. Viipuri durch die Firmen genommen wurde.
Mit der am 8. September erfolgten Eroberung von Schlüsselburg wurde Leningrad endgültig auch nach dem Süden hin abgeschlossen.
Am 16. September gelang es, die Brückenköpfe über den Dnjepr zu bilden, und schön am 18. September fiel Poltawa in die Hand unserer Soldaten.
Am 19. September erstürmten deutsche Verbände die Zitadelle von Kiew und am 22. wurde die Eroberung von Ösel durch die Einnahme der Hauptstadt gekrönt. Nunmehr aber erst reiften die größten Operationen zu den erwarteten Erfolgen heran.
Am 27. September war die Schlacht bei Kiew abgeschlossen. 665.000 Gefangene setzten sich in endlosen Kolonnen nach Westen in Bewegung. 884 Panzer, 3.178 Geschütze aber blieben in den Kesseln als Beute liegen.
Schon am 2. Oktober begann die Durchbruchsschlacht nunmehr in der Mitte der Ostfront, während am 11. Oktober die Schlacht am Asowschen Meer ihren erfolgreichen Abschluß fand.
Wieder wurden 107.000 Gefangene, 212 Panzer und 672 Geschütze gezählt.
Am 16. Oktober erfolgte nach hartem Kampf der Einzug der deutschen und rumänischen Verbände in Odessa.
Am 18. Oktober war die am 2. Oktober begonnene Durchbruchsschlacht in der Mitte der Ostfront mit einem neuen, weltgeschichtlich einmaligen Erfolg beendet.
663.000 Gefangene waren das eine Ergebnis, 1.242 Panzer, 5.452 Geschütze, teils vernichtet und teils erbeutet, das andere.
Am 21. Oktober wurde die Eroberung von Dagö abgeschlossen.
Am 24. Oktober das Industriezentrum Charkow genommen.
Am 28. Oktober in schwersten Kämpfen der Zugang zur Krim endgültig erzwungen und schon am 2. November die Hauptstadt Simferopol erstürmt.
Am 16. November war die Krim durchstoßen bis Kertsch.
Am 1. Dezember aber betrug die Gesamtzahl der gefangenen Sowjetrussen 3,806.865.
Die Zahl der vernichteten oder erbeuteten Panzer betrug 21.391, die der Geschütze 32.541 und die der Flugzeuge 17.322.
Im gleichen Zeitraum wurden 2.191 britische Flugzeuge abgeschossen. – Durch die Kriegsmarine 4,170.611 Bruttoregisterformen. durch die Luftwaffe 2,346.180 Bruttoregistertonnen versenkt, also zusammen: 6,516.791 Bruttoregistertonnen vernichtet.
Meine Abgeordneten! Mein deutsches Volk!
Dies sind nüchterne Tatsachen und vielleicht trockene Zahlen. Mögen sie aber nie der Geschichte und vor allem dem Bewußtsein und der Erinnerung unseres eigenen deutschen Volkes entschwinden! Denn hinter diesen Zahlen verbergen sich die Leistungen, Opfer und Entbehrungen, stehen der Heldenmut und die Todesbereitschaft von Millionen der besten Männer unseres eigenen Volkes und der mit uns verbündeten Staaten.
Alles das mußte erkämpft werden mit dem Einsatz der Gesundheit und des Lebens und unter Anstrengungen, von denen die Heimat wohl kaum eine Ahnung hat.
In endlose Fernen marschierend, gequält von Hitze und Durst, oft fast bis zur Verzweiflung gehemmt durch den Schlamm grundloser Wege, vom Weißen bis zum Schwarzen Meer den Unbilden eines Klimas ausgesetzt, das von der Glut der Juli- und Augusttage sich senkt bis zu den Winterstürmen des November und Dezember, gepeinigt von Insekten, leidend unter Schmutz und Ungeziefer, frierend in Schnee und Eis, haben sie gekämpft, die Deutschen und die Firmen, die Italiener, Slowaken, Ungarn und Rumänen, die Kroaten, die Freiwilligen aus den nordischen und westeuropäischen Ländern, alles in allem: die Soldaten der Ostfront!
Ich will an diesem Tag keine einzelnen Waffen nennen, will keine Führung rühmen, sie haben alle ihr Höchstes gegeben. Und doch verpflichten Einsicht und Gerechtigkeit, eines immer wieder festzustellen:
Von all unseren deutschen Soldaten trägt so wie einst auch heute die schwerste Last des Kampfes unsere einzig dastehende Infanterie.
Vom 22. Juni bis 1. Dezember hat das deutsche Heer in diesem Heldenkampf verloren: 158.773 Tote, 563.082 Verwundete und 31.191 Vermißte.
Die Luftwaffe 3.231 Tote, 8.453 Verwundete und 2.028 Vermißte.
Die Kriegsmarine 310 Tote, 232 Verwundete und. 115 Vermißte.
Mithin die deutsche Wehrmacht zusammen: 162.314 Tote, 571.767 Verwundete und 33.334 Vermißte.
Also an Toten und Verwundeten etwas mehr als das Doppelte der Sommeschlacht des Weltkrieges, an Vermißten etwas weniger als die Hälfte der damaligen Zahl, alles aber Väter Volkes!
Und nun lassen Sie mich demgegenüber zu jener anderen Welt Stellung nehmen, die ihren Repräsentanten in dem Mann hat, der, während die Völker und ihre Soldaten in Schnee und Eis kämpfen, in taktvoller Weise vom Kaminfeuer aus zu plaudern pflegt, und damit also vor allem von jenem Mann. der der Hauptschuldige an diesem Kriege ist.
Als sich im Jahre 1939 die Lage der Nationalitäten im damaligen polnischen Staat als immer unerträglicher erwies, versuchte ich zunächst auf dem Wege eines billigen Ausgleichs die untragbar gewordenen Zustände zu beseitigen. Es schien eine gewisse Zeit so, als ob die polnische Regierung selber ernstlich erwogen hätte, einer vernünftigen Lösung zuzustimmen. Ich darf hier noch einfügen, daß bei all diesen Vorschlägen von deutscher Seite nichts gefordert wurde, was nicht schon früher deutsches Eigentum gewesen war, ja daß wir im Gegenteil auf sehr viel Verzicht leisteten, was vor dem Weltkrieg Deutschland gehörte.
Sie erinnern sich noch der dramatischen Entwicklung dieser Zeit, der sich fortgesetzt erhöhenden Opfer der deutschen Volksgruppe. Sie sind, meine Abgeordneten. am besten in der Lage, die Schwere dieser Blutopfer zu ermessen, wenn Sie sie in Vergleich setzen zu den Opfern des jetzigen Krieges.
Denn der bisherige Feldzug im Osten hat die gesamte deutsche Wehrmacht rund 160.000 Tote gekostet. allein im tiefsten Frieden sind damals in wenigen Monaten in Polen über 62.000 Volksdeutsche zum Teil unter den grausamsten Martern getötet worden.
Daß das Deutsche Reich ein Recht besaß, solche Zustände an seiner Grenze zu beanstanden und auf ihre Beseitigung zu drängen, überhaupt auch auf seine Sicherheit bedacht zu sein, dürfte wohl kaum bestritten werden in einer Zeit, in der andere Länder Elemente ihrer Sicherheit sogar in fremden Kontinenten suchen. Die Probleme, die korrigiert werden sollten, waren territorial genommen unbedeutend. Im Wesentlichen handelte es sich um Danzig und um die Verbindung der abgerissenen Provinz Ostpreußen mit dem übrigen Reich. Schwerer wogen die grausamen Verfolgungen, denen die Deutschen gerade in Polen ausgesetzt waren.
Ein nicht minder schweres Schicksal hatten dort übrigens auch die anderen Minoritäten zu erdulden.
Als sich nun in den Augusttagen die Haltung Polens dank der als Blankovollmacht ausgestellten Garantie Englands immer mehr versteifte, sah sich die deutsche Reichsregierung, und zwar zum letztenmal, veranlaßt, einen Vorschlag zu unterbreiten, auf Grund dessen sie bereit war, in Verhandlungen mit Polen einzutreten und von dem sie dem damaligen englischen Botschafter wörtlich Kenntnis gab.
Ich darf diese Vorschläge am heutigen Tage der Vergessenheit entreißen und sie Ihnen wieder in Erinnerung bringen.
Die Lage zwischen dem Deutschen Reich und Polen ist zurzeit so, daß jeder weitere Zwischenfall zu einer Entladung der beiderseits in Stellung gegangenen militärischen Streitkräfte führen kann. Jede friedliche Lösung muß so beschaffen sein, daß sich nicht bei nächster Gelegenheit die diesen Zustand ursächlich bedingenden Ereignisse wiederholen können und dadurch nicht nur der Osten Europas, sondern auch andere Gebiete in die gleiche Spannung versetzt werden.
Die Ursachen dieser Entwicklung liegen:
- in der unmöglichen Grenzziehung, wie sie durch das Versailler Diktat vorgenommen wurde,
- in der unmöglichen Behandlung der Minderheit in den abgetrennten Gebieten.