Dr. Ley: Entschlossener denn je!
Von Dr. Robert Ley
Wien, 23. März – Der Reichsorganisationsleiter der NSDAP, Dr. Ley, hat in diesen Tagen im Reichsgau Wien und im Gau Niederdonau in enger Fühlungnahme mit Reichsleiter von Schirach und Gauleiter Dr. Jury Dienststellen der Partei besucht und jeweils nach Abschluss der Inspektion zu den Gauamtsleitern und Hoheitsträgem über die politische und militärische Lage gesprochen. Dr. Ley nahm darüber hinaus in beiden Gauen jene von der Partei aktivierten Maßnahmen und Arbeiten in Augenschein, die durch den Luftterror und die sonstigen Kriegsereignisse im Vordergrund der Betreuung der Bevölkerung in beiden Gauen stehen.
Seine Gedankengänge über die allgemeine Lage und die sehr positiven Eindrücke, die er von der vorbildlichen Haltung der Bevölkerung auch in diesen beiden Gauen empfangen hat, sind in dem nachstehenden Artikel zusammengefasst, den Reichsleiter Dr. Ley dem Wiener Völkischen Beobachter zur Verfügung stellte.
Das Schicksal pocht hart und unerbittlich an unsere Tür, jetzt wird tatsächlich jeder einzelne auf Herz und Nieren geprüft, jetzt gilt es, Farbe zu bekennen, jetzt werden wir gewogen, aller Schein fällt ab und-übrig bleibt allein der wahre Gehalt von unerschütterlicher Nervenkraft, seelischer Stärke und gläubiger Standhaftigkeit. Mancher Schwächling bekommt weiche Knie, und ängstliche Gemüter glauben, die Härte dieser Zeit nicht ertragen zu können. Gewiss: ich kenne die unerhörte Schwere der Opfer und ihres Ertragens in Ost und West – denn wohl wenige sind die Fronten hinauf und hinab so oft abgefahren wie ich – und doch weiß ich auch, dass diese Menschen, die das Schicksal in seiner ganzen Größe und Härte ertragen müssen, am wenigsten darüber sprechen, es vielmehr ohne zu klagen standhaft und vorbildlich ertragen. Dagegen sind es gerade jene, die noch am wenigsten mitgemacht haben, die den Krieg nur au« der Entfernung kennen – das gibt es in Deutschland auch noch – die immer wieder behaupten, es nicht länger ertragen zu können.
Das deutsche Schicksal kann und will auf diese von Natur Schwachen oder durch eine falsche bürgerliche Erziehung Verweichlichten keine Rücksicht nehmen, einmal, weil die Opfer, die gebracht worden sind, zu groß Wären, und alle die, die sie brachten, um ihr Opfer betrogen würden. Zum anderen aber auch, weil unsere barbarischen Feinde in Ost und West uns gar keine andere Wahl lassen, und zum dritten, weil wir unsere Revolution erfüllen müssen oder wir zerbrächen daran Ein Zurück gibt es nicht, nur ein Vorwärts! Das ist gut so. Dieses unausweichliche „Du musst!" reißt auch den Schwachen immer wieder empor und lässt ihn marschieren.
Ich jedoch rufe euch zu: Auf die dunkelste Stunde der Nacht folgt der Sonnenaufgang! Woher nehme ich meine Zuversicht, obwohl ein grausamer Feind mit einer Übermacht von Mensch und Material an der Oder und am Rhein steht, euch, meine Volksgenossen, aufzufordern: entschlossener denn je auszuharren! Der Sieg ist näher, als wir denken. Bin ich ein Phantast oder ein Verzweifelter? Meine realen Erfolge in der Führung von 30 Millionen deutscher und fremdvölkischer Arbeiter sprechen eine beredte Sprache, dass ich gewohnt bin, mit beiden Füssen auf der Erde zu stehen, nüchtern abzuwägen und sachlich zu rechnen. Nein, ich bin kein Phantast und ein Verzweifelter schon gar nicht.
Ich besitze und behalte meine unumstößliche Zuversicht an unseren Sieg, weil ich nachdenke, vielleicht einiges besser beurteilen kann als andere und mir als Bauernsohn einen gesunden bäuerlichen Instinkt bewahrt habe. Ich soll meine Meinung belegen? Das will ich tun. Hört her!
- Wenn wir an diesen Rückschlägen von Stalingrad bis Frankfurt Oder, von El-Alamein bis Remagen zerbrechen könnten, wären wir längst daran zerbrochen. Ihr sagt, das sei eine billige Redensart? Nein, das ist mein heiliger Ernst.
Jede Revolution ist ein Umwandlungsprozess, der unbarmherzig in das Leben einer Nation eingreift, die Schäden beseitigt oder die Nation zerbricht. Wir Deutschen – auch wir Nationalsozialisten – sahen immer nur den Klassenkampf von unten, ohne zu begreifen, dass diese jüdische Sumpfpflanze ja nur auf dem Morast feudalistischer Protektionswirtschaft, bürgerlicher Dünkelhaftigkeit und heuchlerischen Sektierertums gedeihen konnte. Wir waren auf dem besten Wege, diese das Volksmark verzehrenden Schäden dadurch zu überwinden, dass wir den Arbeiter gleichberechtigt in die Volksgemeinschaft eingliederten. Über „Kraft durch Freude“ vermittelten wir ihm die gleiche Erholung, die gleiche Freude und die gleiche Kultur wie dem Bürger oder gar dem feudalistischen Junker oder Schlotbaron. Obwohl wir dadurch den bis dahin bevorzugten Klassen nichts nahmen, sahen sie in unserem Beginnen einen Angriff auf ihre geheiligten Privilegien. Genau das gleiche galt von „Schönheit der Arbeit,“ Sicherstellung im Alter, Gesundheitsfürsorge, dem Werk „Mutter und Kind,“ Wohnungsbau, Volkswagenwerk und vielem anderen mehr. In diesen friedlichen Umwandlungsprozess gewaltigsten Ausmaßes platzte der Krieg, vom Juden angezettelt und von allen Gegenrevolutionär en und Reaktionären als letzter Rettungsanker sehnlichst herbeigewünscht.
Wir Nationalsozialisten waren harmlos genug, zu glauben, dass sich selbst die jahrhundertealte, eingefleischte Reaktion zu uns und unserem revolutionären Wollen bekennen würde. Wir rühmten uns, eine völlig unblutige Revolution vollendet zu haben.
Da verursachte uns der 20. Juli ein jähes Erwachen. Blitzartig erkannten wir, dass die Reaktion nicht tot, sondern auf diesen Moment gewartet hatte, um unserer Revolution den Dolchstoß zu versetzen. Die Fronten hielten nicht mehr, weil die Verräter ihre Hand im Spiele hatten, und der Nachschub klappte nicht, weil die Verräter den Nachschub sabotierten. Alles schwamm, alle Begriffe wankten. Auf wen sollte der Führer sich noch verlassen? Musste er nicht in seiner anständigen und wahrhaft soldatischen Haltung an den Menschen verzweifeln? Das war der tiefste Punkt unserer revolutionären Krise. Wir haben sie überwunden. Die Reaktion ist ausgemerzt, wir selbst haben die notwendige Härte gewonnen, die diese größte aller Revolutionen verlangt. Aus dem Wanken der Fronten haben sich einige bereits absolut gefestigt, die Front in Italien, die Front im Südosten, die Front in Kurland und in Norwegen. In diesen Tagen wird es sich erweisen, dass die Front im Osten auch die Bewährungsprobe ablegt. Die Front im Westen wird folgen, dessen bin ich gewiss. Den Grund dafür kann ich im Augenblick nicht angeben. Das Ganze ist ein gewaltiger Gesundungsprozess. Der Führer hat in seiner unerschütterlichen Standhaftigkeit und in seinem nationalsozialistischen Glauben sich in zäher Arbeit jenen Typ des revolutionären Generals geschaffen, der dieser einmalig großen und schicksalsschweren Zeit gewachsen ist. Wenn dieser Prozess vollendet ist, werden alle Fronten stehen, denn der deutsche Soldat ist nach wie vor der beste Soldat der Welt.
Viele werden nun bange fragen: Wird darüber Deutschland nicht zerbrechen; wird es dermaleinst nicht heißen: Operation gelungen, Patient tot? Nein, das wird es nicht heißen, denn:
- Wir haben Menschen und Waffen genug, um nicht nur die Fronten zu halten, sondern um auch Zurückschlagen zu können. Soldaten sind aber genug da, den Volkssturm nicht einmal eingerechnet, unsere Feinde sorgen durch ihre Bestialitäten und Scheußlichkeiten für den notwendigen Hass, und die deutsche Führung wird für den rationellsten und totalsten Einsatz sorgen, worauf man sich verlassen kann.
Was nun die Waffen angeht, so stehe ich auf dem Standpunkt, dass die Natur jeder Kreatur die Waffe mitgibt, um sich zu behaupten. Den Igel schützen seine Stacheln, wickelt er sich nicht rechtzeitig ein. wird er vom Fuchs gefressen. Die Maus hat ihr Mauseloch, vergisst sie, es rechtzeitig zu benützen, wird sie das Opfer der Katze. Der Hase hat seine langen Hinterläufe, läuft er bergauf, holt ihn kein Hund ein, dagegen wenn er in törichter Weise bergab läuft, ist jeder Hund schneller als er. Selbst der Wurm kann sich in die Erde eingraben und damit dem Tode entgehen.
Uns hat nun das Schicksal in höchster Not einige entscheidende Waffen geschenkt, die auch selbst unter stärksten Einschränkungen in genügender Menge produziert werden und von durchschlagendem Erfolg sind.
Im Osten hat sich, wie die steigenden Abschüsse der feindlichen Panzer beweisen, der deutsche Soldat, Volkssturmmann und vor allem die Hitler-Jugend, an die „Panzerfaust“ gewöhnt, ihren entscheidenden Wert erkannt und damit den Panzerschreck gebrochen. Im Westen wird es zu dem gleichen Erfolg kommen.
Von gleichen revolutionären Neuerungen sind jene anderen Waffen, die bei allen Wehrmachtteilen schon im Einsatz sind und noch weiterhin neu eingesetzt werden. Treibstoff besitzen wir auch. Was kann uns passieren?
So könnte ich (3., 4., 5. und so fort) weitere stichhaltige Gründe für meinen unverwüstlichen Optimismus anführen: die schweren Verluste unserer Gegner, die Kriegsmüdigkeit in London, Moskau und Neuyork, die unüberbrückbaren Gegensätze im Feindlager, der schwierige und verlustreiche Krieg im Pazifik und vieles andere mehr.
Vor allem aber: Der Führer lebt, der Führer ist gesund und von größter Spannkraft, der Führer ist voller Zuversicht. Deshalb sind wir es auch. Der Fleiß und die zähe Energie der hier in Wien und im Gau Niederdonau unermüdlich schaffenden Bevölkerung beweist es. Wir bekennen uns trotz aller augenblicklichen Rückschläge zu der Parole des Führers:
Entschlossener denn je!