Meine deutschen Volksgenossen und Volksgenossinnen!
Das deutsche Volk begeht heute seine sechste Kriegsweihnacht. Ich weiß, dass ich heute zu Millionen Menschen spreche, die von ihren Familien und von ihren Lieben getrennt leben. Sie bilden an diesem Heiligabend die große deutsche Gemeinde der Einsamen. An die möchte ich mich vor allem mit meinen Worten wenden. Die menschliche Sprache reicht nicht aus, den Ansturm der Gefühle zu schildern, unter dem wir bei dieser sechsten Kriegsweihnacht stehen. Wir haben ein Jahr hinter uns gebracht, wie es einzigartig ist in der deutschen Geschichte. Noch niemals hat unser Volk so viel an Schicksal zu ertragen, aber auch so viel an Heroismus zu beweisen gehabt wie in diesem Jahr.
Wieviel Sorge und Kummer aber, wieviel Verzicht und Selbstentäußerung diese Summe unseres deutschen Heroismus umfasst, darüber brauche ich zu Ihnen nicht zu sprechen. Jeder von uns weiß das selbst aus eigenster Erfahrung. Wir brauchen uns einander nichts vorzumachen. Wir sehen den Krieg realistisch und nicht durch die Brille rosaroter Illusionen. Wer könnte auch seine manchmal apokalyptischen Bilder von der Front und aus unserer hartgeprüften Heimat jemals vergessen! Sie sind uns unauslöschlich in das Gedächtnis eingeprägt. Wenn ich dennoch umso zuversichtlicher der tiefen Gläubigkeit in uns allen und der festen Hoffnung auf eine kommende schönere und hellere Zukunft unseres Volkes heute Abend Ausdruck gebe, so deshalb, weil ich unerschütterlich davon überzeugt bin, dass diese in der gegenwärtigen und weiteren Entwicklung des Krieges ihre tiefe und sinnvolle Berechtigung finden und darüber hinaus der beste Trost sind, an den wir uns halten können. Wir haben in diesen harten Kriegsjahren gelernt, das höchste Glück des Lebens in erfüllten Pflichten zu sehen, und darum sind diese Weihnachten für uns trotz der Schwere der Zeit doch ein Fest unserer starken Herzen, in denen die Überzeugung lebt, dass wir vor uns selbst und vor unserem Volk die uns obliegenden, vom Schicksal gestellten Aufgaben erfüllt haben, und mehr als das. Der Erfolg ist nicht ausgeblieben und wird auch in Zukunft nicht ausbleiben können.
Nun fliegen die Gedanken und Wünsche von Millionen Deutschen über viele Hunderte von Kilometern hinweg zu den geliebten Menschen, von denen wir getrennt sind und die wir doch, und selbst wenn sie für das Vaterland den Tod erlitten, in dieser Stunde fast körperlich nahe bei uns empfinden. Unsere an der Front und, in der Heimat gefallenen Söhne und Väter, Mütter und Kinder steigen aus ihren Gräbern auf, um stille Einkehr bei uns zu halten, aber nicht nur, um das zerrissene Band der Familien, sondern auch das des Volkes neu zu knüpfen. Wenn sie uns fragen, ob ihr Heldentod auch heute noch den gleichen Sinn besitze und wir uns seiner immer würdig erwiesen hätten und weiter würdig erweisen wollten, dann dürfen wir ihnen mit einem stolzen Ja Rede und Antwort stehen. Es ist nichts umsonst gewesen von all dem, das wir auf uns genommen haben und noch auf uns nehmen müssen. Wir haben den Acker unseres Glaubens mit Opfern und Entbehrungen getränkt, aber es wird eine große Saat aus ihm hervorgehen. Die Zeit ist reif zum Umbruch der Welt. Zwar wehren sich die Kräfte der Finsternis noch mit aller Macht gegen das aufsteigende Licht des Jahrhunderts, aber sie werden es nicht mehr zum Verlöschen bringen können.
Das ist überhaupt der Sinn dieses Krieges, so grausam er manchmal in seinem Zerstörungswahn anmutet, er stellt doch nur eine Weltkrise, aber keine Weltkatastrophe dar. Krisen sind Krankheitshöhepunkte, die, wenn der Kranke noch einen gesunden Kern aufweist, meistens in einem jähen Bruch zur Genesung führen. So wird es auch, mit diesem Krieg sein, und zumal am heutigen Abend, da die Menschen und Völker sich wenigstens für ein paar Stunden auf sich selbst besinnen, haben wir Deutschen allen Grund, uns die großen geschichtlichen Aufgaben vor Augen zu halten, die die Vorsehung uns mit diesem Krieg gestellt hat.
Sie reichen weit über unsere eigene Zeit hinaus. Wir sind Wanderer zwischen zwei Welten, deren eine wir überwinden und deren andere wir gewinnen müssen. Der Weg dahin führt an steilen Abgründen vorbei, und dem Auge schwindelt, wenn wir in sie hinunterschauen. In den vergangenen Monaten sind wir einige Male an dem schmalen Grat vorbeigeschritten, an dessen Seiten die Gefahr lauerte, aber wir sind nicht gestrauchelt Sicher und unbeirrt sind wir unseres Weges gegangen und haben immer wieder festen Boden unter die Füße bekommen. Wenn wir das vergangene Jahr überschauen, müssen wir trotz allem, dass es uns brachte, feststellen, dass es uns in den Wirrnissen der sich überstürzenden Ereignisse doch immer wieder einen sicheren Halt gab, an dem wir uns festklammem konnten. Wir wären verloren gewesen, wenn wir uns wie andere Völker selbst verloren gegeben hätten. Da das aber nicht der Fall war, sind wir über alle Gefahren siegreich hinweggeschritten mit dem Erfolg, dass unsere nationale Widerstands- und Angriffskraft gerade in diesen Tagen wieder einen Umfang erreicht hat, der selbst im Lager unserer Feinde ein Gefühl sowohl tiefster Bestürzung als auch neidvollster Bewunderung erweckt. Welcher Beweise bedürfte es da noch, um darzutun, dass das deutsche Volk nicht, wie unsere Feinde uns immer wieder einzureden versucht haben, zum Untergang, sondern ganz im Gegenteil zu einer großen Zukunft berufen ist!
In diesem Jahr brennen im Reich nicht allzu viel Kerzen auf den Weihnachtsbäumen. Aber das ist nicht das Schlimmste. Viel schwerer ist es zu ertragen, wenn ungezählte Familien ihr Heim verloren haben, den Tod eines lieben. Angehörigen beklagen, der dem Vaterland sein Leben weihte, auseinandergerissen sind und selbst zum Weihnachtsfest keine Verbindung miteinander aufnehmen können. Ich kenne all die Sorgen, die damit verknüpft sind, und möchte mich gerade darum als Dolmetsch all der innigen Gefühle machen, die in dieser Stunde ziellos und doch von heißen Wünschen getragen durch den weiten Raum unseres Reiches wehen. Ich denke dabei an die Millionen Soldaten vor dem Feind an der Front im Angriff oder in der Verteidigung, auf den Meeren oder in den Lüften. Die haben einen rasenden Ansturm von Menschen- und Materialmassen des Feindes über sich ergehen zu lassen, ohne zu wanken und zu weichen. Sie marschieren wieder im Feindesland, getragen vom Glauben an die Unsterblichkeit ihres Volkes. Voll festen Vertrauens schaut die Nation auf sie und erwartet von ihnen, dass sie unsere Heimat vor dem Zugriff eines rachsüchtigen und erbarmungslosen Feindes beschützen und ihn wieder daraus vertreiben. Sie haben damit eine geschichtliche Aufgabe übernommen, mit deren Erfüllung die Sicherheit und Zukunft des Vaterlandes steht und fällt.
Welches deutsche Herz wollte nicht vor Stolz und Ergriffenheit höherschlagen, wenn ich hier unserer Soldaten gedenke, die nun seit über einer Woche im Westen wieder in der Offensive stehen und durch ihr Heldentum und ihre durch nichts gebrochene und durch nichts zu brechende Angriffskraft die ganze Welt in staunende Bewunderung versetzen! Dass im Geist mit ihnen das ganze deutsche Volk mitmarschiert, das wissen sie, und das müssen sie fühlen. Unsere heißesten Wünsche begleiten sie bei ihrer Winterangriffsschlacht, deren erste bedeutende Erfolge schon zutage liegen. Niemand wird erwarten, dass ich über die bekanntgegebenen amtlichen Berichte des OKW hinaus näheres über die laufenden Operationen im Westen, ihre Vorbereitung, Anlage und Zielsetzung verlautbaren würde. Dazu wird sich eine günstigere Zeit und Gelegenheit bieten. Aber sagen will ich doch, dass wir alle unendlich glücklich sind, dass wir dem Führer und seinen Soldaten in tiefer Bewegung danken, dass wir ihnen versprechen, fanatisch und entschlossen weiterzuarbeiten, um ihnen materiell und ideell die nötige Rückendeckung für ihren schweren, aber auch ruhmreichen Kampf zu geben, und dass wir uns heute mehr denn je von dem Gefühl des Stolzes durchdringen lassen wollen, Bürger unseres Volkes zu sein. Unseren Feinden ist das Lachen bereits vergangen. Sie reden nicht mehr von einem Spaziergang nach Berlin; ganz im Gegenteil. Unsere im Angriff befindlichen tapferen Divisionen der Winterschlacht im Westen haben sie mit hartem Zugriff wieder auf den Boden der unerbittlichen Tatsachen gestellt. Wenn ich ihnen und allen deutschen Soldaten der kämpfenden Fronten über den Aether unsere Weihnachtsgrüße übermittle, so mache ich mich damit zum Sprecher unseres ganzen Volkes. Es ist ein Gruß aus dem dankerfüllten Herzen der Nation.
Er gilt ebenso unseren deutschen Gefangenen, die verwundet oder nach einem tapferen Kampf bis zur letzten Patrone in die Hand des Gegners fielen. Selbst aus den Nachrichten unserer Feinde entnehmen wir mit Stolz, wie würdig sie ihr Schicksal trogen und wie viele Ehre sie für den deutschen Namen einlegen. Dafür möchte ich ihnen besonders danken. Wir werden dafür sorgen, dass sie eines Tages in ein Vaterland zurückkehren, dessen sie sich nicht zu schämen brauchen.
Ich finde nur schwer die richtigen Worte, um der deutschen Männer, Frauen und Kinder zu gedenken, die in den Grenz- und Luftkriegsgebieten des Reiches nun schon monate-, ja manchmal jahrelang dem Terror und den Drohungen des Feindes in unerschütterlicher Haltung trotzen. Ich habe sie in den letzten Wochen einigemal besuchen können, und jedesmal kehrte ich mit übervollem Herzen wieder an meine Arbeitsstätte zurück. Anstatt ihnen Kraft zu geben, habe ich immer Kraft von ihnen empfangen. Sie verdienen die Bewunderung der ganzen Welt, die ihnen heute zuteilwird. Dieser Heimat, die wie die Front lebt und kämpft, gilt mein Gruß und mein Dank. In West und Ost und vornehmlich in allen Luftkriegsgebieten steht sie auf Posten. Sie ist die Avantgarde unseres Volkes, unsere Hoffnung und unser Stolz. Sie gibt der Welt ein Beispiel, was eine Nation vermag, wenn man sie zum Kampf um ihr Leben zwingt.
Gerade unsere Mütter sehen mehr als alle anderen in diesem Krieg einen Kampf um das Leben und die Zukunft ihrer Kinder. Sie haben sie unter Schmerzen geboren und müssen sie heute auch vielfach unter Schmerzen beschützen, aber sie wollen ihnen ein großes und schönes Vaterland sichern. Von den Müttern des Volkes geht ein Strom von Gläubigkeit und Zuversicht aus.
In unseren Soldaten und unseren Müttern Grüße ich das ganze deutsche Volk. Es windet sich in diesem Krieg selbst einen Lorbeerkranz um die edle Stirn, der für alle Zeiten unverwelklich sein wird. Es ist das erste Volk der Erde. Dass es kühn und tapfer ist, das wusste die Welt seit langem, dass es aber zäh und verbissen, trotzig, hart und standhaft sein kann, das hat es erst in diesem Krieg so ganz bewiesen. Es hat allen Grund, stolz darauf zu sein, kein anderes Volk hätte die Proben bestanden, die das Schicksal ihm auferlegt hat. Und darum ist es auch zum Sieg bestimmt. Das weiß ich genau.
Mein Weihnachtsgruß geht nach allen Himmelsrichtungen. Er wendet sich an die Deutschen zu Hause, an der Front, in allen Ländern der Erde und fasst sie zu einer Millionengemeinde des Glaubens zusammen. Was wir früher niemals sein wollten, weil wir meinten, es nicht nötig zu haben, das sind wir heute, da wir es in der Gefahr sein müssen: ein einiges Volk von neunzig Millionen Deutschen, verschworen auf eine Idee, verbrüdert in einem Willen, vereint in seinem Glauben.
Dieses Volk will in dieser feierlichen Stunde wie eine Mauer vor dem Führer stehen. Wie ich ihm die Wünsche des Volkes übermittle, so habe ich seine Wünsche dem Volk zu überbringen. Er ist im Geist bei jedem, der mit Stolz und Würde die harten Prüfungen dieses Krieges trägt. Seine Gedanken kreisen nur um sein Volk, dem sein ganzes Sinnen und Trachten bei Tag und in vielen schlaflosen Nächten gilt. Wenn unsere Feinde ihn in ihrer lügnerischen Agitation als krank schildern, so ist der Wunsch der Vater des Gedankens. Der Führer erfreut sich bester Gesundheit und ist wie immer erfüllt von höchster geistiger und seelischer Spannkraft. Was er der Welt zu sagen hat, das wird sie schon zur rechten Zeit von ihm erfahren, ja das erfährt sie in diesen Tagen mehr, als ihr lieb ist. Er schaut mit unerschütterlicher Gläubigkeit und Festigkeit der weiteren Entwicklung des Krieges entgegen. Der Sieg unserer Waffen ist in seinem unverrückbaren Entschluss begründet, niemals müde und wankend zu werden, niemals vor dem Feind niederzusinken, jede Gelegenheit auszunützen, ihm Schläge zu versetzen und blind auf sein Volk zu vertrauen, das in dieser wilden und bewegten Zeit der beste und treueste Bundesgenosse ist. Nie sah ich den Führer so voll von Plänen und Zukunftsbildern wie in den letzten Wochen vor unserer neuen Westoffensive, da unsere Feinde in ihrer Verblendung wieder einmal den so oft vergeblich unternommenen Versuch wiederholten, einen Keil zwischen ihn und sein Volz zu treiben.
Er wird ihnen auch weiterhin seine Antwort nicht schuldig bleiben, wenn wir ihm heute aus bewegtem Herzen unsere Weihnachtsgrüße darbringen, die der kämpfenden Front wie der der arbeitenden, hartgeprüften Heimat, dann stehen wir fast beschämt vor der gigantischen Last von Sorge und Verantwortung, die et für sein Volk zu tragen hat.
Es ist keiner unter uns, der nicht bestrebt sein wolle, sie ihm nach besten Kräften zu erleichtern. Er ist unser ein und alles, unser Stolz und unsere Hoffnung, der Trost in unseren Sehnsüchten und Wünschen, der ruhende Pol in den wechselnden Erscheinungen des Krieges, kurzum alles das, was uns ein Führer im größten Völkerringen aller Zeiten nur sein kann. Er gehört uns, wie wir ihm gehören, ganz und gar, mit Leib und Seele.
Ich runde nur den Kreis unserer Gedanken und Gefühle zu dieser Volksweihnachtsstunde, wenn ich in sie unsere toten Helden miteinschließe. Ob sie in deutscher oder in fremder Erde ruhen, sie sind uns nahe wie Brüder, sie stehen über uns in der erhabenen Einsamkeit ewigen Ruhmes und damit ewigen Lebens. Die Toten sind stärkere Heere als wir auf dem Lande, als wir auf die Meere. Sie schreiten uns voran. Im Lärm der Schlacht des Krieges gingen sie von uns! Im Dröhnen der Glocken eines siegreichen Friedens werden sie zu uns zurückkehren. Mehr als allen Lebenden sind wir ihnen das Reich schuldig. Es ist die einzige Forderung, die sie uns hinterlassen haben. Sie gilt es zu erfüllen Halten wir dafür unsere Hände und unsere Herzen bereit, dann muss sich bald, wie der Dichter sagt, „die Welt erneuern wie ein junggeborenes Kind.“