America at war! (1941–) – Part 4

Die Konferenz in Quebec

vb. Wien, 12. September –
Wie im August 1943 treffen sich auch diesmal Roosevelt und Churchill in Quebec. Wurde dieser Tagungsort wiedergewählt, weil man Kanada, das dieser Krieg entscheidend der Saugkraft des großen Nachbarn ausgesetzt hat, auch von London aus bereits als eine Art Niemandsland zwischen Empire und USA ansieht? 1943 fanden freilich die abschließenden Gespräche in Washington statt. Es spielte die Bitte Badoglios um Waffenstillstand hinein. Man rechnete im Lager der Westmächte schon mit baldigem Kriegsende und wollte sich vor den erstrebten Besprechungen mit den Sowjets auf eine gemeinsame Marschlinie einigen.

Die Konferenzen von Moskau und Teheran haben dann allerdings gezeigt, wer im Kreise der drei großen Räuber den Ton angab. Briten und Yankees wurden völlig an die Wand gespielt, sie durften nur die salbungsvollen Deklamationen über Freiheit, Toleranz und ähnliche Deckworte für den „Frieden durch Gewalt“ liefern, erhielten „gemeinsame Entscheidung der europäischen Fragen“ versprochen und mußten sich den Termin für die Invasion diktieren lassen. Stalin verlangte sie, um seine Verbündeten machtmäßig anderweitig festzulegen, weil er sie durch den Pazifikkrieg noch nicht genügend gebunden fand. Wie er dann zu verfahren gedachte, hat sich inzwischen erwiesen.

Die gefügigen Partner Moskaus werden sich in Quebec mit der Lage auseinanderzusetzen haben, die nun besonders auf dem Balkan entstanden ist und dort, wie schon in Polen, im Zeichen einer sichtbaren Ausdehnung des bolschewistischen Machtbereiches und damit der Unterjochung all der kleinen Nationen steht, die England und die USA den Sowjets ausgeliefert haben.

An der zweiten Konferenz in Quebec nehmen die Sowjets nicht teil. Stalin ließ Roosevelt und Churchill mitteilen, er sei jetzt durch die Ereignisse an der Ostfront zu sehr in Anspruch genommen, um Zeit für derartige Besprechungen erübrigen zu können. Aber auch die Tschungking-chinesen sind einstweilen in Quebec nicht vertreten, obwohl dort einer der wichtigsten Programmpunkte der Krieg im fernen Osten ist. Roosevelt sieht sich schon aus innenpolitischen Gründen veranlasst, von Churchill eine bindende Zusäge für die britische Beteiligung an diesem Kampf mit allen verfügbaren Kräften zu erhalten, und die englische Presse beeilt sich demgemäß, zu versichern, daß den Briten diese Aufgabe nicht weniger am Herzen liege wie Roosevelt die Kriegführung in Europa.

Was den Kampf an der Westfront betrifft, so entspricht die publizistische Behandlung dieser Frage in der englisch-amerikanischen Presse anlässlich der Quebec-Konferenz mehr dem agitatorischen Bedürfnis, bereits einen Sieg vorwegzunehmen als der wirklichen Lage, die im Zeichen der sich ständig verstärkenden deutschen Abwehr und der wachsenden Schwierigkeiten steht, die sich für die Fortführung der anglo-amerikanischen Operationen ergeben. Es besteht Grund zu der Annahme, daß jetzt Roosevelt und Churchill angesichts der unermesslichen Verluste, womit sie im weiteren Verlauf des Sturmlaufes gegen die deutsche Front zu rechnen haben, eine politische Offensive ins Auge fassen werden, um nach dem Beispiel Wilsons im Jahre 1918 sich den Sieg durch Hintertüren zu erschleichen. Sie wissen genau, daß Deutschland in naher Zukunft gewichtige Trümpfe auszuspielen hat und daß für sie alles daran hängt, zu einer vorzeitigen Beendigung eines Kampfes zu gelangen, dessen Gewinnung durch Waffengewalt immer fragwürdiger werden muß.

Das deutsche Volk sieht einem Wiederaufleben der Pläne von 1943 mit dem Bewusstsein feiner unbeugsamen Moral entgegen. Es erblickt in solchen Versuchen am untauglichen Objekt nur den Beweis dafür, daß der Gegner Umwege wählen muß, weil er am Ort der militärischen Entscheidung nicht mehr mit einem Erfolg rechnen kann. Nicht nur die Erinnerung an den Betrug und Wortbruch von 1918 stärkt es in seinem Willen, diesen Kampf für Freiheit und Leben bis zum Sieg durchzufechten, sondern vor allem das Wissen um die Vernichtungspläne des Feindes, die dem Krieg das Wesen eines Ringens um Sein oder Nichtsein geben und uns eine Verknechtung zudenken, die in der Geschichte nicht ihresgleichen hätte. Alle Versuche, uns von dieser Kernfrage abzulenken und uns den Blick für die Absichten zu trüben, die unsere Gegner hegen, werden völlig ins Leere stoßen und nur dazu beitragen, unsere Entschlossenheit zum Einsatz aller Kraft für die Verteidigung des deutschen Lebens zu steigern.

vb.