Völkischer Beobachter (July 25, 1944)
Schwere Enttäuschung im Feindlager –
Normandie-Offensive zusammengebrochen
Verlegenes Ausredegeschwätz der Anglo-Amerikaner
ka. Stockholm, 24. Juli –
Die zu Anfang der vergangenen Woche mit einem ungeheuren Aufwand an Material begonnene Offensive Montgomerys in der Normandie, die zu einem entscheidenden Durchbruch durch die deutschen Stellungen führen und den Engländern und Amerikanern endlich den Weg nach Paris öffnen sollte, ist restlos zusammengebrochen. Dies ist das Fazit über die Kämpfe der letzten Tage, das man heute in London zu ziehen gezwungen ist.
Die Offensive, so meldet der Kriegskorrespondent des Daily Express, begann am Dienstag, wurde am Mittwoch und Donnerstag immer matter und wurde am Freitag völlig gestoppt. Es sei ein peinlicher Überraschungsschluss für eine spannende Woche gewesen. Welches Gewicht man dabei auf die Offensive gelegt hatte, geht daraus hervor, daß sie, wie Stockholms Tidningen berichtet, mit dem furchtbarsten Luftbombardement eingeleitet wurde, das die Militärgeschichte je gesehen hat, und daß zu ihrem Beginn ein Sonderkommuniqué andeutete, daß es jetzt den großen Schlag gegen Rommel gelte. In dem erwähnten Bericht des Daily Express wird betont, daß niemals eine Offensive mit einer vollkommeneren Zusammenarbeit zwischen Luftwaffe, Artillerie, Panzern und Infanterie eingeleitet worden sei. Innerhalb der ersten zehn Kilometer sei alles mustergültig verlaufen, aber dann sei die Offensive ins Stocken geraten. Das Überraschungsmoment sei verbraucht gewesen, Rommel habe seine Kräfte umgruppiert und man habe kein Dorf mehr erobert, während die Deutschen sich in neuen Stellungen eingegraben hätten.
Der Kriegskorrespondent des Daily Express hat nach diesem offensichtlichen Fiasko das begreifliche Bedürfnis gehabt, eine Erklärung für den Zusammenbruch der Offensive zu bekommen, und sich an einen höheren Offizier gewandt. Der gab ihm auf seine Frage die verblüffende Antwort, das Ziel dieser Offensive sei nicht gewesen, Gelände zu gewinnen, sondern Deutsche zu töten. Wenn einmal die deutschen Armeen in der Normandie vernichtet seien, sei es verhältnismäßig leicht, Frankreich zu erobern – So sieht also die Trostpille aus, die man jetzt den Unzufriedenen im Lande reicht, nachdem der Misserfolg nicht mehr zu verheimlichen ist. Es bleibt nur die Frage, ob man nicht durch die Folge von blutigen und vergeblichen Offensiven die eigenen Armeen vernichtet, statt diejenigen der Deutschen.
Auch auf amerikanischer Seite hat man das Bedürfnis, das immer deutlicher zutage tretende Fiasko vor der Öffentlichkeit zu entschuldigen, wobei man aber gleichzeitig eingestehen muß, daß die festgesetzte Zeittabelle längst über den Haufen geworfen ist. Höhere amerikanische Offiziere sind in Äußerungen gegenüber dem Reuters-Korrespondenten deutlich von der in England und Amerika herrschenden Einstellung abgerückt, daß das offenherzige Eingeständnis der Alliierten, hinter der ursprünglichen Zeittabelle zurück zu sein, ein Zeichen für unzufriedenstellende Fortschritte in Frankreich sei. Sie gäben zwar zu, daß die amerikanischen Truppen keineswegs so weit gekommen sind, wie es nach den Invasionsplänen der Fall sein müsste, erklären aber diese Pläne nachträglich für reine Theorie. Man habe eben nicht wissen können, was die Deutschen alles täten, um der Invasion zu begegnen. Wenn sich die Deutschen dazu entschlossen hätten, sich zurückzuziehen und weiter innen im Lande zu kämpfen, dann wäre auch das Vorrücken der Amerikaner schneller vor sich gegangen.
Diese strategische Weisheit verdient wirklich festgehalten zu werden. Sie umfasst ein solches Eingeständnis der eigenen Unfähigkeit und der Abhängigkeit von den Maßnahmen der deutschen Heeresführung, daß es darüber hinaus keines Wortes mehr bedarf, um darzulegen, wer Herr der Lage in der Normandie geblieben ist.