Völkischer Beobachter (July 5, 1944)
Ein ‚deklassierter‘ Kriegsschauplatz
Normandie-Landekopf soll angeblich nur deutsche Kräfte binden
dr. th. b. Stockholm, 4. Juli –
Zu Beginn der fünften Invasionswoche beginnt sich der englischen Öffentlichkeit angesichts der gescheiterten Offensive Montgomerys eine gedrücktere Stimmung zu bemächtigen. Die Erfolge der bolschewistischen Armeen im Mittelabschnitt der Ostfront bieten, obwohl sie im Mittelpunkt des Interesses stehen, keinen Trost. Denn politisch könnten diese Erfolge nur bedeuten, daß England noch zu weiteren Zugeständnissen gezwungen wird.
Mit der üblichen Übertreibung schreibt der militärische Mitarbeiter des Daily Telegraph, Generalleutnant Matin, die „Hauptaufgabe der Westmächte sei es jetzt, soviel deutsche Kräfte wie möglich im Westen zu binden, während die Russen nach Berlin stürmen.“ In dieser Übertreibung steckt ein Körnchen Wahrheit. Der Sinn der Invasion, ohne den sie sich gar nicht gelohnt hätte, war ja, durch eigenen militärischen Einsatz endlich einen politischen Kräfteausgleich zu schaffen. Wenn es jetzt in der englischen Presse heißt, „Weißruthenen sei die ‚dynamische Arena der Entscheidung‘ und im Osten werde sich das Schicksal des Krieges vollziehen,“ so drückt man wider besseres Wissen aus rein agitatorischen Gründen den Brückenkopf in der Normandie, um den bereits so viel englisches Blut vergossen wurde und der bereits so viel wertvollstes Kriegsmaterial einschließlich unersetzlichen Schiffsraumes kostete, zu einem Nebenkriegsschauplatz herab, was auf die englische Öffentlichkeit nur eine tief enttäuschende Wirkung ausüben muß Ein Bericht der Stockholms Tidningen aus London spricht denn auch von der deprimierenden Wirkung des ersten Invasionsmonats.
Zu der niedergedrückten Stimmung haben die fliegenden Bomben natürlich nicht weniger beigetragen als die Meldungen von der Invasionsfront. „Fliegende Bomben,“ so lautete der letzte Reuters-Bericht, sind in dichter Folge über England niedergegangen. Außerdem sind gewöhnliche Flugzeuge den Bomben gefolgt. In einem Gebiet haben die Bomben erheblichen Schaden angerichtet, wenige Minuten später hörte man das Brummen von Flugzeugmotoren, dem kurz darauf vier Explosionen folgten. „In dem Reuters-Bericht wird diesmal nicht ein einziger Abschuß erwähnt. Die englische Abwehr steht also ‚V1‘ immer noch machtlos gegenüber.“
US-Dampfer Santa Elena vernichtet
Der Verlust des 9.135 BRT großen Dampfers Santa Elena wird amtlich bekanntgegeben. In der Verlautbarung des US-Marineministeriums heißt es, daß der Dampfer, der als Truppentransporter in Dienst gestellt war, einem Angriff deutscher Torpedoflugzeuge zum Opfer fiel.