Innsbrucker Nachrichten (June 29, 1944)
Schwere Kämpfe im Mittelabschnitt der Ostfront
Im Raum Cherbourg halten sich weiterhin deutsche Stützpunkte – London seit zwei Wochen unter dem andauernden Feuer der ‚V1‘ – Erbitterte Kämpfe südwestlich Siena – Voller Abwehrerfolg westlich des Trasimenischen Sees
dnb. Aus dem Führerhauptquartier, 29. Juni –
Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
In der Normandie dehnte der Feind seine starken Angriffe auf fast 25 Kilometer breite aus. Besonders erbittert waren die Kämpfe im Raum südwestlich Caen, wo der Gegner in dem buschigen, unübersichtlichen Gelände einen schmalen Einbruch erzielen konnte. Der in den Abendstunden einsetzende Gegenangriff deutscher gepanzerter Kampfgruppen drängte die feindlichen Angriffsspitzen auf engstem Raum zusammen. Der Gegner erlitt schwerste Verluste an Menschen und Material. Allein eine Panzerabteilung vernichtete dabei 53 feindliche Panzer. In diesem Abschnitt haben sich bei den Kämpfen der letzten Tage die 12. SS-Panzerdivision „Hitler-Jugend“ unter Führung von SS-Standartenführer Meyer, insbesondere die Kampfgruppen des SS-Sturmbannführers Olbötter, besonders ausgezeichnet, östlich der Orne brachen wiederholte von starker Artillerie unterstützte Vorstöße des Gegners blutig zusammen.
Im Raum von Cherbourg halten sich mehrere unserer Stützpunkte auch weiterhin gegen die feindliche Übermacht. Der Hafen ist zerstört, die Einfahrt immer noch gesperrt.
Ein Vorstoß feindlicher Zerstörer gegen die Kanalinseln wurde durch deutsche Sicherungsstreitkräfte abgewehrt. Eines unserer Vorpostenboote kämpfte dabei die Geschützbedienungen eines Zerstörers nieder und brachte ihm aus nächster Nähe zahlreiche Artillerievolltreffer bei. Der feindliche Zerstörer geriet in Brand und wurde nach schwerer Detonation sinkend zurückgelassen. Zwei eigene Fahrzeuge gingen im Verlauf des harten Seegefechts verloren.
Über dem Landekopf und den besetzten Westgebieten wurden 41 feindliche Flugzeuge abgeschossen.
London liegt nunmehr seit zwei Wochen unter dem andauernden Feuer der „V1.“
In Italien kam es gestern zu besonders erbitterten Kämpfen im Raum südlich und südwestlich Siena, wo der Gegner geringe Fortschritte erzielen konnte. Hart westlich des Trasimenischen Sees errangen unsere Divisionen erneut einen vollen Abwehrerfolg. Wiederholte, mit zusammengefassten Infanterie- und Panzerkräften geführte Durchbruchsangriffe wurden hier im Nahkampf unter Abschuß einer Anzahl feindlicher Panzer zerschlagen. Ein örtlicher Einbruch wurde abgeriegelt. Bei den schweren Abwehrkämpfen in diesem Abschnitt haben sich die 1. Fallschirmjägerdivision unter Generalleutnant Heidrich und die 334. Infanteriedivision unter Generalmajor Böhlke durch besondere Tapferkeit und Standhaftigkeit ausgezeichnet.
Im Mittelabschnitt der Ostfront gewannen die Sowjets im Verlauf der erbitterten Abwehrschlacht an einigen Stellen weiter Raum. Die Besatzungen von Bobruisk und Mogilew setzten dem mit überlegenen Kräften anstürmenden Feind harten Widerstand entgegen. Östlich der mittleren und oberen Beresina sowie südlich Polozk dauern die schweren Kämpfe mit den vordringenden Sowjets an. Südöstlich Polozk scheiterten erneute feindliche Angriffe verlustreich für die Bolschewisten.
Bei den Kämpfen südöstlich Pleskau hat sich die ostpreußische 121. Infanteriedivision unter Führung von Oberst Löhr hervorragend geschlagen. Schlachtfliegerverbände griffen wirksam in die Erdkämpfe ein und fügten dem Feind schwere Menschen- und Materialverluste zu.
Ein Verband leichter deutscher und finnischer Seestreitkräfte beschoss im Finnischen Meerbusen sowjetische Batteriestellungen auf der Insel Narvi und versenkte einen feindlichen Bewacher.
Ein nordamerikanischer Bomberverband griff gestern das Stadtgebiet von Bukarest an. Deutsche und rumänische Jäger brachten zwölf feindliche Flugzeuge, darunter zehn viermotorige Bomber, zum Absturz.
Nordamerikanische Bomberverbände führten gestern Vormittag einen Terrorangriff gegen die Stadt Saarbrücken. In der Nacht warfen einzelne britische Flugzeuge Bomben im rheinisch-westfälischen Gebiet und im Raum von Saarbrücken.