‚Britische Vorhut‘
SS-pk. Er heißt Rubert Haquin. Aus der Normandie stammt er und wurde am 17. Dezember 1922 in C. geboren. Es ist das gleiche C., das die deutschen Grenadiere gegenwärtig am Nordostrand von Caen gegen die anglo-amerikanischen Aggressoren verteidigen. Es muß für Monsieur Haquin, weiland in der Uniform der britischen Fallschirmjäger, ein erregendes Gefühl gewesen sein, nun als Gefangener in seine Heimat zurückzukehren, die er leichtsinnig Jahre früher mit den flüchten den Engländern verließ, und die Trümmer von C. und Caen als schmerzliche Mahnzeichen seines Irrtums vor sich zu sehen. Er gehört zu jenen, die nach dem Zusammenbruch Frankreichs den britischen Parolen mehr glaubten als den Tatsachen, die durch die deutschen Armeen geschaffen waren. Er ging nach England hinüber und verdingte sich als Arbeiter. Dort ist er aber von seinem britischen Freund den selbst über das wahre Gesicht der Anglo-Amerikaner aufgeklärt worden – und zwar furchtbarer, als er es je ahnen konnte.
Wie viele französische Arbeiter in England, so wurde auch er eines Tages aufgefordert, sich militärisch ausbilden zu lassen, um im Falle einer Invasion zur Befreiung seines Vaterlandes vom deutschen Joch mit der Waffe in der Faust bereit zu sein. Abgesehen davon, daß Monsieur Haquin gar keine Möglichkeit gehabt hätte, sich dieser freundlichen Aufforderung zu entziehen, meinte er doch gutgläubig, damit etwas Treffliches zu beginnen.
Als die Invasion dann plötzlich begann, wurde Monsieur Haquin in eine Fallschirmjägeruniform gesteckt. Allerdings gab man ihm und seinen französischen Kameraden eine andersfarbige Mütze – nicht die rote, die bei den, englischen Fallschirmjägern üblich ist, sondern eine grüne. So hoben sie sich recht greifbar von den echten Söhnen Albions ab.
Während der Kämpfe in der Normandie wurden diese französischen Arbeiter in englischen Uniformen immer in vorderster Linie verwendet. Gewiss ist es eine der vielen beredten Gesten Englands, in Frankreich den angeheuerten Franzosen wenigstens beim Kampf den Vortritt zu lassen – und beim Sterben!
Monsieur Haquin war zusammen mit fünfhundert französischen Arbeitern in einer britischen Kampfgruppe eingesetzt. An die Spitze befohlen, mußten sie – so wie sie, da waren, unerfahren und überhaupt nicht dafür ausgebildet – gegen deutsche Minenfelder vorgehen! Die Engländer benützten also diese unter betrügerischen Verlockungen angeworbenen und in Uniformen gezwungenen Franzosen dazu, sich mit ihren Leibern eine schaurige Gasse durch deutsche Minenfelder zu bahnen, um dann die britischen Kampfgruppen. ungefährdet hindurchschleusen zu können. Dreihundert der französischen Arbeiter fanden dabei den Tod. Ein anderer Teil wurde schwer verletzt, von den anderen weiß Monsieur Haquin nichts mehr zu berichten. Er selbst geriet in die deutschen Linien und gab sich – völlig niedergebrochen, angefüllt mit einem unbändigen Haß auf die englischen Freunde – gefangen.
So also sieht die Befreiung aus, die England der Normandie bringen will. Es zerstört die Städte und Dörfer des Landes, das es befreien will, bis weit ins Hinterland hinein durch seine Mörderpulks und begräbt unter den Trümmern gnadenlos Hunderte von unschuldigen Männern, Frauen und Kindern. Seine Tiefflieger feuern auf die Flüchtlinge, die dem Schrecken des Krieges und dem britischen Bombenterror zu entrinnen versuchen, auf offener Landstraße. Sie morden den Bauern auf den einsamen Farmen, das Vieh auf den Weiden. Und nun noch dies: Sie jagen hunderte französischer Arbeiter, die einfältig ihren Befehlen folgen, in das Feuer der deutschen Waffen und benutzen sie als lebendige Minenräumer! Das alles zusammen ist: Befreiung durch England. Das alles zusammen ist das Bild des perfiden Albion, das mit heuchlerischen Reden um die Seelen der europäischen Völker wirbt… Das alles zusammen ist für Europa Tatsache genug und bedarf keines Kommentars.
SS-Kriegsberichter WALTER BÜHROW