Die anrüchige ‚Amgot‘ macht böses Blut –
Der Streit um die Beute beginnt schon
Eigener Bericht des „Völkischen Beobachters“
rd. Stockholm, 22. August –
Der Skandal um die „Amgot,“ die von Engländern und Amerikanern gemeinsam aufgezogene Organisation zur Ausbeutung Siziliens, die einwandfrei durch die Londoner und Neuyorker Großfinanz beherrscht wird, beginnt sich in der anglo-amerikanischen Außen- und Innenpolitik auszuwirken. Die „Amgot“ hat es fertiggebracht, die wirklich nicht sehr weißen Westen der Plutokratien rasch derart zu beflecken und ihrem Ansehen sogar bei den eigenen Mitläufern einen solchen Stoß zu versetzen, daß eine Fortführung dieses Experiments gegenwärtig als zweifelhaft erscheint. Daß Großbanken ihre Direktoren in die maßgebenden Posten geschoben haben, spielt dabei noch die geringere Rolle. Das gehört natürlich mit zum System. Aber die allzu unverblümte Art, wie England und die USA. wiederum die eigenen imperialistischen Tendenzen in den Vordergrund geschoben und die kleineren Schakale zähnefletschend zurückgescheucht haben, wie sie sich weder um die Versprechungsphrasen der Atlantik-Charta noch um die Mitbestimmungsansprüche ihrer kleineren Verbündeten scheren, hat böses Blut gemacht.
Ein Vorstoß aus Kanada
Jetzt kommt bezeichnenderweise von französisch-kanadischer Seite ein Vorstoß, der sich zugleich gegen die Schiebungen der „Amgot“ und das Narrenspiel wendet, das mit der sogenannten Anerkennung des französischen Algierausschusses betrieben wird, wobei ja die Überläufergenerale nun von den eigenen Auftraggebern betrogen und hinters Licht geführt werden sollen. Ursprünglich war in Aussicht gestellt worden, daß dieser Verräter- und Überläuferausschuß eine Art „Regierungs“-Autorität erhalten solle. Jetzt heißt es auf einmal von englisch-amerikanischer Seite, die verheißene „Anerkennung“ bedeute lediglich die Akzeptierung des Ausschusses als einer Art „temporärer Behörde“ für die von de Gaulle und Giraud verratenen Kolonialgebiete, aber nicht einmal als eines vorbereitenden Werkzeuges für eine provisorische Regierung.
In Neuyork verlautet zu diesem sauberen Plan – der freilich de Gaulle und Giraud verdientermaßen jenen Tritt versetzt, auf den sie längst von seiten ihrer Auftraggeber gefaßt sein mußten – man sei sich darüber klar, daß diese Regelung beim Algierausschuß, der ja auf Anerkennung seiner „totalen“ Ansprüche auf Gleichberechtigung im Rate der Alliierten hoffe, keine besondere Befriedigung erwecken werde. Aber mehr als eine begrenzte. Anerkennung könne aus praktischen Gründen nicht in Frage kommen.
Der Vertreter des Algierausschusses in Kanada, Kommandant Bonneau, veröffentlichte daraufhin in der französisch-kanadischen Presse einen recht bösartigen Artikel. Er hält darin den Anglo-Amerikanern vor, daß sie ohne Zusammenarbeit mit den Europäern über Europa entscheiden wollen. Es wäre, so meint er, verhängnisvoll, wenn sie etwa mit Hilfe der „Amgot“ zu regieren versuchten, zumal ja keiner der Alliierten, weder die USA. noch England noch Tschungking-China oder die Sowjetunion „im eigentlichen Sinne europäische Länder“ darstellten.
Von englisch-amerikanischer Seite werde es gegenwärtig für ratsam gehalten, von der „Amgot“ nicht mehr soviel zu reden. Ein hoher Beamter der Nahostabteilung des Washingtoner Außenministeriums hielt es sogar für angebracht, bezüglich der italienischen Kolonien eine „internationale“ Verwaltung in Aussicht zu stellen. Auf keinen Fall dürfe etwa „eine einzelne Macht uneingeschränktes Eigentumsrecht erhalten,“ wobei er beteuerte, daß die Vereinigten Staaten überhaupt keine Absichten hegten, sich Kolonialgebiete anderer Länder anzueignen.
Diese mit grotesker Heuchelei vorgeschobene Uneigennützigkeit, der freilich die Praxis in Nord- und Westafrika, auf Martinique usw. entgegensteht, sowie die These, daß überhaupt keine einzelne Macht italienischen Kolonialbesitz übernehmen dürfe, haben freilich ihren guten Grund: die fraglichen italienischen Kolonialgebiete befinden sich fast ausnahmslos zur Zeit in englischer Hand. Der USA.-„Idealismus“ läuft auf einen Erpressungsversuch an England hinaus, die amerikanische Mitausbeutung der italienischen Kolonien zu gestatten.