Hemmungsloser Imperialismus gegen den Kriegsgenossen –
England als ‚Gibraltar der USA.‘
tc. Ankara, 28. Juli –
Das Ansinnen des nordamerikanischen Gesandten Alexander Kirk an die ägyptische Regierung, der USA.-Luftverkehrsgesellschaft „Panamerica Airways“ Flugplatzkonzessionen abzutreten, hat die öffentliche Meinung in Kairo stark erregt. Die Nordamerikaner planen für die Zeit nach dem Kriege die Einrichtung eines Weltluftverkehrs und fordern dafür schon heute auch auf ägyptischem Boden Flugplätze in eigener Regie und Verwaltung. Die ägyptische Regierung wie vor allem breite Schichten des Volkes stehen diesen nordamerikanischen Wünschen mehr als zurückhaltend gegenüber, denn sie wissen, daß hier auch auf ihre Kosten der Machtkampf zwischen Großbritannien und den USA. ausgetragen werden soll.
Aufschlußreich ist auch, daß Ward Price, wie er kürzlich in der Daily Mail schrieb, im Flugzeug 100.000 Meilen über Afrika zurücklegte und dabei nicht ein einziges Transport- oder Bombenflugzeug englischer Herkunft ausmachen konnte. Diese und ähnliche Äußerungen, dazu eine mehr oder weniger heftige Kritik an den verantwortlichen britischen Regierungsmitgliedern reißen nicht mehr ab. Kritischen Beobachtern entgeht eben nicht, daß das Empire immer mehr reduziert wird, daß es zum „Gibraltar der USA.“ geworden ist, wie es der nordamerikanische General Devers kürzlich formulierte. England betrachtet man bereits als nordamerikanischen Stützpunkt am Rande Europas. Das ist das Ergebnis der vielgepriesenen Waffenbrüderschaft.
Die USA. betreiben einen schrankenlosen Imperialismus. Sie verlangen eine Brücke von See- und Luftbasen über den Pazifik bis zur sibirischen Küste Sowjetrußlands und über den Atlantik bis nach Ostasien. Die Briten sind nicht in der Lage, diesem Machtstreben Einhalt zu tun, obwohl es in der Hauptsache auf ihre Kosten geht. Die USA. haben sich kurzerhand zu Partnern im Empire gemacht, und zwar jedesmal mit mindestens 51 Prozent Geschäftsanteil.
Voreilige Pläne um Sizilien
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch der Kampf, der um die künftige Verwaltung Siziliens ausgetragen wird. Obwohl man vorerst nur schwere Opfer an Menschen und Material darbringen muß, ohne zu wissen, wie dieser Raubzug einmal ausgehen wird, haben die USA. bereits unmißverständlich erklärt, daß für die künftige Sizilienverwaltung, wie für die Verwaltung aller anderen noch zu besetzenden Länder nur Nordamerikaner in Frage kämen, da in den USA. Abkömmlinge aller Länder lebten, die heute für solche Posten prädestiniert seien. Und die Briten müssen dazu gute Miene machen, wozu Churchill erklärt:
Zwischen den beiden Regierungen ist vollkommene Übereinstimmung erreicht worden über das, was künftig zu tun ist. Es gibt nicht den mindesten Gegensatz.
Andere englische Sorgen
Die britischen Handelsinteressen in Südamerika wurden von dem britischen Handelsminister Hugh Dalton in einer Erklärung vor dem Unterhaus betont. Hugh Dalton erklärte, keine Regierung auf dem gesamten amerikanischen Kontinent könne England das Recht absprechen, nach dem Krieg mit den südamerikanischen Staaten Handel zu treiben. Wenn irgendwo in Amerika Zweifel an diesem Recht bestünden, dann hoffe er sie mit dieser Erklärung zerstreut zu haben. Der Krieg verbiete zwar vorläufig eine umfassende britische Handelsexpansion in Südamerika, er hoffe aber, die Regierung der USA. teile mit ihm die Ansicht, daß nach dem Krieg England an den enormen Handelsmöglichkeiten in den südamerikanischen Staaten teilhaben müsse.