Völkischer Beobachter (July 13, 1943)
Hohe Beutezahlen aus der Schlacht im Osten –
Bisher 28.000 Gefangene, 1640 Panzer, 1400 Geschütze
Deutsch-italienische Gegenangriffe auf Sizilien im Gange
vb. Wien, 12. Juli –
Die erste Woche der Schlacht im Raume von Kursk ist vollständig zugunsten der deutschen Wehrmacht verlaufen. Obwohl der Feind in ununterbrochenem Masseneinsatz alles in die Schlacht geworfen hat, was er für seine eigene Offensive versammelt hatte, behielt die Führung das Gesetz des Handelns eisern in der Hand. 1640 Panzer, 1400 Geschütze und über 1200 Flugzeuge vernichtet oder erbeutet – diese Zahlen zeigen deutlicher als Worte es vermöchten, in welch weitem Ausmaße schon jetzt der Zweck der deutschen Initiative, die Zerschlagung der bolschewistischen Angriffsarmeen, erreicht worden ist.
Der Erfolg wurde errungen in einem Gelände, das schon von Natur aus große Schwierigkeiten bietet, vor allem für den Panzereinsatz. Der Gegner, der den Raum um Kursk als Sprungbrett für seine Sommeroffensive gegen die Mitte der europäischen Ostfront auf das stärkste ausgebaut hatte, konnte sich dabei an die vielen starken Geländewellen anlehnen, die besonders für die Gegend von Orel charakteristisch sind, und fand in den tief eingeschnittenen, durch das Schmelzwasser ausgefressenen Schluchten natürliche Panzergräben in großer Zahl vor. Er hatte hier, wie früher schon berichtet, auch seine neuesten und schwersten Waffen massiert und sie seinen sogenannten Gardedivisionen, das heißt den besten ihm zur Verfügung stehenden Truppenverbänden anvertraut. Diese Umstände illustrieren das Maß des Erfolges in der ersten Woche der deutschen „offensiven Defensive.“
Der Fuchs und die Trauben
Es ist bemerkenswert, daß die feindliche Berichterstattung emsig bemüht ist, die beiden Schlachten im Osten und im Süden als zwei Ereignisse hinzustellen, die nichts miteinander zu tun hätten. Dabei besteht nicht der geringste Zweifel daran, daß die Landung in Sizilien und der Angriff der sowjetischen Stoßarmeen gleichzeitig erfolgen und sich gegenseitig durch Bindung der europäischen Streitkräfte unterstützen sollten. Wenn die englische Nachrichtenpolitik nun heute deutlich zu verstehen gibt, daß „die Sizilieninvasion kaum Rückwirkungen auf die Lage an der Ostfront haben werde und zu diesem Zeitpunkt auch keine Entlastung für die Sowjets bringen könne,“ so haben wir hier nichts anderes vor uns als die alte Geschichte vom Fuchs und den sauren Trauben!
Wie peinlich dem Feind der unerwartete Gang der Dinge in der Ostschlacht ist, verrät er selbst durch Betrachtungen, die mit der obigen Londoner Lesart in schärfstem, Gegensatz stehen. So erklärt zum Beispiel der Moskauer Reuter-Korrespondent, in Moskau stelle jedermann die Frage, ob die anglo-amerikanische Landung im Süden wirklich zu einer alliierten Intervention großen Stiles auf dem europäischen Kontinent führen und Deutschland zwingen werde, starke Kräfte von der Ostfront abzuziehen. Schwedische Berichterstatter melden aus London, daß man dort „nicht mit einem Blitzsieg rechne und daß die Nachrichten von der Ostfront vom Standpunkt Englands und Amerikas aus durchaus nicht günstig“ lauteten. Beachtenswert ist in diesem Zusammenhang auch eine noch vor Beginn der Schlacht von Kursk erschienene Betrachtung des Economist, die sich auf Grund des bisherigen deutschen Stillhaltens noch der Illusion hingab, daß:
…das deutsche Oberkommando davon abgeschreckt worden ist, größere Operationen zu beginnen.
Das sei für die Sowjetunion sehr günstig, da der Zermürbungs- und Abnutzungskrieg ernste Folgen für deren Wirtschaftsleben gehabt habe.
Die bisherigen Sowjetverluste
Die bisherigen materiellen Verluste der Sowjets wurden von offizieller Seite auf 35.000 Geschütze, 30.000 Panzer und 23.000 Flugzeuge angegeben, und obwohl diese Lücken teilweise durch Pacht- und Leihlieferungen ausgefüllt werden könnten, sei die sowjetische Produktion durch Mangel an Arbeitern, Rohstoffen und Fabrikanlagen doch behindert – Angesichts solcher englischen Betrachtungen, die wir einem Bericht unseres Stockholmer Vertreters entnahmen, kann man sich ungefähr ausmalen, wie der neue blutige Aderlaß für die Sowjets im Lager ihrer plutokratischen Bundesgenossen beurteilt wird!