Also es ist ein völlig irres Verfahren, was die da gemacht haben. Es war eine einzige Mangelwirtschaft. Wir mussten noch ewig immer auf Komponenten aus der Industrie warten, weil natürlich andere Rüstungsgüter wichtiger waren - Sie finden in den ganzen Dokumenten keinen einzigen Brief, der klagt, der drängelt, der mehr fordert. Ich habe in meinem ganzen Leben als Leiter einer Großforschungseinrichtung keinen einzigen, na wirklich fast keinen einzigen Wissenschaftler gefunden, der jemals mit dem, was er hatte, zufrieden gewesen wäre.
An jedem Erfolgsbericht - und wir haben ja Erfolgsberichte geschrieben, die haben wir alle gesammelt. Jedem Erfolgsbericht steht hintendran, was er jetzt hat, jetzt müssen wir natürlich erst recht, und jetzt muss man natürlich mehr Personal und ein größeres Labor, und, damit die Erfolge jetzt auch wirklich … kein … einziges … Mal! Das einzige, worum sie sich gekümmert haben, das einzige, wo sie Anträge geschrieben haben. Das sind OK-Stellungsvermerke für ihre Mitarbeiter, Also Freistellung vom Militärdienst. Die gibt es. Also Anträge, die jede Menge, darum haben sie gekämpft. Sonst nicht. Es ist ganz außergewöhnlich und das ist schon was ganz Besonderes.
Dann kommen auch so Merkwürdigkeiten, dass Heisenberg ewig hier seine komischen Platten, die wir vorhin mal gesehen haben, haben wollte, er hatte auch Graphit ausgeschlossen. Für Heikelog [?] ging plötzlich alles: 1944 hat er seinen Widerstand gegen Graphit und seinen Widerstand gegen die besseren Brennelemente von Kurt Diebner aufgegeben. Warum erst 1944? Weil die Gefahr des Erfolges nicht mehr da war? Also es ist schon sehr, sehr merkwürdig. Diese Aussage, dass sie nicht wussten, wie eine richtige Bombe funktioniert, geht auch daraus hervor, dass sie bestimmte Untersuchungen nicht gemacht haben, die sie sonst hätten machen müssen. Das ist eine der interessanten Unterlassungen, die natürlich bisher noch keinem aufgefallen sind.
Der Nachfolger von Lise Meitner war Josef Mattau [?], auch kein Kernphysiker, sondern ein Spezialist in der Isotopentrennung mit Massenspektrometer, also eigentlich zum Nachweis, zum analytischen Nachweis. Otto Hahn hat ihn als Institut geholt, um die genaue Masse der Spaltprodukte zu messen, senn er wollte ganz schnell besser verstehen, wie die Spaltprodukte zusammensetzen, hat einen ganzen Krieg drüber gearbeitet. Der hatte das weltbeste Massenspektrometerverfahren und auch das beste Spektrometer, der war führend in diesem Bereich (können Sie heute noch in einer Enzyklopädie nachlesen) im Institut hier in Dahlem. Er hätte natürlich ein paar Mikrogramm Uran 235 mit diesem Ding herstellen können und dann hätte man wenigstens mal ein paar Eigenschaften messen können, z.B. den Spaltquerschnitt. Er hat es nicht gemacht. Es ist nicht gemacht worden. In Amerika hat man das so gemacht mit diesen Mikromen [?].
Der Otto Hahn hätte, genauso wie er das Spaltprodukte Barium in seinem Kern Experiment gefunden hat, hätte er nach Transuranelementen suchen sollen, er hat sogar vorher jahrelang über Transuranelementen geforscht. Dann hätte er das Plutonium gefunden. Der hat den zweiten Nobelpreis haben können für die Entdeckung des Plutoniums, dafür hat Herr Sieburg ein paar Jahre später den Nobelpreis bekommen. Das war ja da, das war ja in seinen Proben vorhanden, er hätte es ja nur… Und Otto Hahn war wirklich der Weltmeister der der Mikrochemie in der Zeit. Also wenn es einer gekonnt hätte, dann der. Er ist gar nicht auf die Idee gekommen, Oder? … wenn er auf Idee gekommen ist, hat er gesagt Lass uns das lieber bleiben.
Was auch immer. Wenn man das gemacht hätte, hätte man das Kopenhagener Zyklotron [?] nehmen können. Es gab eine Kopenhagener Zyklotron, es war eine Kopie des modernsten aus Kalifornien. Das hatte die Rockefeller Foundation dem Niels Bohr für sein Institut gestiftet. Das war ein 5 MeV Deuteronen [?] Zyklotron – Sie nicken anerkennt. Damit hätte man supergut, es wäre Ideal gewesen, um diese schnellen Neutronen aus der Kernspaltung zu simulieren und genau zu messen, was da passiert ist. Es ist nie beschlagnahmt worden, die Dänen haben da friedlich dran forschen dürfen. Es hat mehrere Versuche gegeben, dass die Wehrmacht gesagt hat, lass mal das Ding auch nach Berlin bringen. Und dann hat der Heisenberg immer gesagt „Wollen wir nicht und braucht man auch nicht und …“. Das war ja auch sein Institut, in dem er früher gearbeitet hatte, hat er immer seine schützende Hand drüber gehalten.
Und bei der Besprechung mit Speer im Juni hat Heisenberg selbst geklagt darüber, wie schlecht die Ausstattung bei der Grundlagenforschung wäre, sie hätten ja nicht mal ein Zyklotron. Dann hat der Speer gesagt „Ja, mit all meinen Mitteln gebe ich Ihnen zwei oder mehrere große Zyklotron“. Sagt der Heisenberg. „Vielen Dank, da kennen wir uns noch nicht so gut aus.“
Es ist abenteuerlich. Also die Vorführung vor Speer da, die war wirklich erbärmlich. Der Speer „brauchen Sie nicht noch mehr Geld?“ sagt der Von Weizsäcker „Ja, 40 000 Mark“. Das könnte man noch in das Reich des Märchens verschieben, aber Walter Speer glaubt sowieso kein Historiker irgendetwas, was er geschrieben hat. Aber es gibt von dem Generalfeldmarschall Milch, der auch dabei war, auch Erinnerungen. Und da kommt dieselbe Szene vor. Und da steht dann drin Speer und ich guckten uns an und nickten uns zu: „Von diesen Helden war keine Wende des Krieges zu erwarten.“
Also die haben sich da wirklich aufgeführt wie die Schuljungen. Und dann hab ich noch rausgefunden, das ist ganz interessant, daß sie es beinahe aus Versehen doch gemessen hätten. In Wien, da war der Willibald Jenkedas [?], als der Reiter früh erste Direktor des … deutschen Elektro …, später als junger Mann. Die haben mal die Spalte Querschnitte gemessen im Uran 235 zum Mittelschnellen Neutronen einfach um 1 MeV. Also das liegt jedenfalls unterhalb der Spaltegrenze vom Uran 238. Deswegen konnte man mit den seltenen 235 in Natur Uran messen, weil das 238 stumm blieb. Und dann haben sie das tatsächlich gemessen und das haben sie auch publiziert.
Nun wäre es ganz einfach gewesen, mit dem bekannten Gesetz 1/ V von einem oder knapp einem MeV auf zwei MeV zu extrapolieren. Wenn man das nachrechnet, kommt sogar genau der Wert raus, sie hatten den richtigen Wert vorhergesagt mit vielleicht mit einem größeren Fehler, weil Extrapolation sind immer so eine Sache - aber sie hätten tatsächlich, sie hatten ihn fast vor Augen und sie hätten eine Veröffentlichung schreiben können. „Endlich haben wir den Spaltquerschnitts für schnelle Neutronen Uran 235 Ermitteln können wir unser geniales Experiment, das war mit der halben Energie gemessen haben und sozusagen die Sache überlistet haben, dass wir keine oder keine Isotopen Anreicherung hatten“. Das haben die gar nicht gemacht, sondern die haben einfach nur diese Daten veröffentlicht. Nix also, das zeigt auch, dass die da gar nicht gewusst haben, dass es interessant ist. Es ist also alles ganz eindeutig, aber das hat bisher eben wie gesagt alles noch nicht so richtig die erforderliche Wahrnehmung gefunden.
So, und jetzt kommt noch ein Punkt, da fühle ich mich ein bisschen unwohl, das zu machen, aber ich kann es nicht unterdrücken. Also irgendwie erinnert mich dieser Uranverein wirklich an die deutsche Fußball Meisterschaft bei der WM. Von deren einstiger Größe ist nicht mehr viel übrig. Diese massiven Fehler: der Heisenberg erfindet ein Perpetuum mobile und vergisst, dass der Ofen nach den ersten Spaltungen ausgeht, wenn man keinen Nachschub hat und dass er sich selber steuert. Und dann bauen die in 5 Jahren ungefähr 5 bis 15 verschiedene Reaktorexperimente und keiner merkt diesen Fehler. Und dass die Dinger sowieso einmal an und wieder ausgehen oder auseinanderfliegen, das ist einfach nicht zu glauben.
Und wenn Sie in den Farm Hall Protokollen nachlesen - Wie sagt, der Heisenberg kommt da auch nicht so ganz gut weg, der Macht auch viele Fehler und das ist auch schon einmal ein bisschen peinlich, wenn man das so mitkriegt. Also wenn er sich da verrechnet oder wenn er irgendetwas behauptet, was nicht stimmen kann. Und man denkt immer, das ist eigentlich wie komme ich dazu, hier den großen Heisenberg zu kritisieren. Aber die Fragen, die die anderen stellen, die sind teilweise so, dass sie sich wie ein Voyeur fühlen, wenn sie das lesen. Es wird ihnen so unangenehm, was sie da Zeuge werden von einer Darbietung, die eigentlich unter dem Niveau dieser Leute ist.
Der Walther Gerlach, der Bote war ja, der war nicht dabei, der war nicht in Farm Hall mit dabei. Aber der Walther Gerlach ist auch ein Physiker, dessen Name heute noch jeder Student lernen muss. Der hat zusammen mit Otto Stern die Spin Quantelung nachgewiesen und das steht in jedem Lehrbuch. Und das war ein wirklich großer Physiker - der stellt so blöde Fragen, das kannst du nicht … es ist nicht zu glauben! Und deswegen, ich meine, es ist zunächst mal eine einfache Diagnose. Ich muss das einfach sagen. Es ist ist, es ist mir auch unangenehm, aber ich kann es nicht ändern. Wie gesagt, die einzige Erklärung ist, das deutsche Volk ist ja wirklich der kollektiven Verblödung erlegen unter Hitler, das kann man gar nicht anders sagen und das muss irgendwie auch auf die Leute abgefärbt haben. Also eine andere Erklärung weiß ich nicht, aber es ist eine gewisse geistige Lähmung. Ist da irgendwie da? Ich weiß es nicht.
Lise Meitner hat ja auch in ihrer ersten Reaktion auf Otto Hahns Brief mit der Frage, ob der Kern zerplatzt werden könnte, auch eine Antwort gegeben, die auch nicht so auf der Höhe der Zeit war. Die war ja auch noch nicht lange raus aus Nazi Nazi-Deutschland. Vielleicht war sie auch noch unter dem Schatten? Ich weiß es nicht. Jedenfalls ist es auffallend, dass die einfach nicht gut waren. Vielleicht hatten sie auch einfach keine große Lust.
Der Karl Wirtz hat immer gesagt, man kann sowas Größeres nicht machen, wenn es kein Vertrauen in die Führung gibt und kein Vertrauen untereinander. Und beides war nicht vorhanden. Der Heisenberg hat schon gesagt, man kann einem totalitären Regime nur verschweigen, was man nicht weiß. Und das erklärt bestimmt, warum er bestimmte Dinge auch aus Neugier nicht erforscht hat und hinterher das schöne Resümee gezogen „Wir haben den Krieg der Wissenschaft dienen lassen“.
Das Fazit ist, dass ist nur ein Mythos ist, dass es eine Hitler Bombe gab. Es gab keinen Auftrag, zu keinem Zeitpunkt an der Bombe zu arbeiten, weil man eben erst einmal die Funktionsfähigkeit überhaupt demonstrieren wollte. Es gab keine Arbeiten an der Physik der Bombe, nicht einmal selbstständige aus Neugier. An sich ist das natürlich ein faszinierendes Thema für Physiker, Was da eigentlich passiert? Man kannte das richtige Prinzip nicht. Man hat auch die Daten nicht gemessen, um die es dabei geht.
Wie kam denn dieser Mythos zustande? Also wie kam das Verstandene, was heute in den Geschichtsbüchern steht? Ich muss leider sagen, einmal durch selektives Zitieren der Dokumente, also diese deutlichen Hinweise in dem Heereswaffenberichte, ich Ihnen gezeigt habe,
- die untergeordnete Rolle der Bombe unter ferner liefen,
- die Vertagung der Arbeit an der Bombe in spätere Zeiten, die nicht eintraten.
- die fehlenden Arbeiten zur Bombenphysik
das alles sind ja massive Hinweise darauf, dass da nichts gemacht worden ist. All das hat Walker nie erwähnt. Ich sage das jetzt einfach nur mal so: Ich weiß gar nichts.
Dazu kommt dann noch eine Fehlinterpretation physikalischer Argumente. Vor allen Dingen auch wegen einigen Zufalls-Koinzidenzen von Zahlen, die sich in verschiedenen Wegen ergeben können, eben auch durch falsche Rechnung. Da haben sie sich da leicht verleiten lassen, dass sie natürlich nicht erkannt haben, wie wichtig auch nicht unternommene Untersuchungen sind. Und natürlich ist bei vielen, auch bei Walker, dann auch die Kenntnis der Physik und Kernphysik und Kerntechnik nicht auf dem Stand, den man eigentlich bräuchte, um das beurteilen zu können. Und dann muss man einfach mal nüchtern feststellen Ich würde das auch nicht wertend sagen, sondern einfach nur mal feststellen. Das Resultat, das er vorgelegt hat, war das, was für die Alliierten am angenehmsten war.
Noch schöner wäre es wohl gewesen, die Truppe hätte eine halbfertige Bombe gefunden. Dann wäre natürlich gar keine Diskussion erforderlich gewesen, ob das Manhattan-Projekt nun eigentlich gerechtfertigt war oder nicht. Aber die Nachricht, die Deutschen hätten gewollt, gekonnt, gewusst, nur eben ökonomisch wäre es nicht möglich gewesen. Diese Nachricht war natürlich der zweitbeste Trost, den man den Bomben Bauern spenden konnte und es war doch kein Zufall, dass sich diese Meinung durchgesetzt hat. Das ist natürlich auch eine Problematik, die ich sehe und habe. Es ist schwierig, auch heute noch für einen deutschen Physiker diese Fassade zu beschädigen, die die Alliierten für sich selber errichtet haben.