Weiß: Reflections on January 30 (1-30-43)

Völkischer Beobachter (January 30, 1943)

Betrachtungen zum 30. Jänner

Von Wilhelm Weiß

Wir begehen heute die zehnjährige Wiederkehr der Machtübernahme am 30. Jänner 1933. Der Heldenkampf der deutschen Verteidiger von Stalingrad bildet den Grundakkord für eine Erinnerung, die auch im Schlachtenlärm dieses Krieges ihre geschichtliche Bedeutung nicht verliert. Im Gegenteil: klarer denn je kommt uns heute zum Bewußtsein, daß am Don und an der Wolga ein Weltkampf entschieden wird, der mit dem inneren Sieg der nationalsozialistischen Bewegung vor zehn Jahren erst in das Stadium der Entscheidung eingetreten ist. Nach dem vierzehnjährigen Kampf gegen Bolschewismus und Marxismus und ihre jüdischen Einpeitscher war die Machtergreifung nicht gleichbedeutend mit dem endgültigen Sieg über unsere Feinde, denn was der Nationalsozialismus in einem aufreibenden und mühseligen Ringen im Innern des Reiches endlich zu Boden warf, das bestand im Grunde aus nichts anderem, als aus den deutschen Sektionen aller jener internationalen Reichsfeinde, die den Kampf nach dem Regierungsantritt Adolf Hitlers auf der viel breiteren Basis der Weltpolitik umgehend wieder aufnahmen und fortsetzten. Der 30. Jänner 1933 war daher auch für uns kein Ende, sondern ein neuer Anfang.

Wir gewinnen hieraus eine klare Erkenntnis: Der Krieg, der von unseren Feinden im Herbst 1939 gegen uns entfesselt wurde, begann in Wahrheit schon in jener Nacht, als die Sturmabteilungen der nationalsozialistischen Bewegung zum erstenmal durch das Brandenburger Tor marschierten. Am 1. September 1939 brauchte nur aus den Geheimtresoren der Londoner und Pariser Kabinette die Kriegserklärung hervorgeholt zu werden, die dort seit dem 30. Jänner 1933 auf ihre öffentliche Bekanntgabe wartete. Denn als Marxismus und Bolschewismus, Judentum und Demokratie der nationalsozialistischen Bewegung noch in der inneren Front gegenüberstanden, da bestand ihr letztes Ziel darin, durch die Verhinderung der nationalsozialistischen Regierung die Ohnmacht des Reiches für immer zu verewigen. Was innenpolitisch nicht gelang, entschloß man sich nunmehr mit den Mitteln der militärischen Gewalt von außen her zu erreichen. Zu diesem Zweck verbündeten sich die Plutokraten im Westen mit den Bolschewisten im Osten gegen den Nationalsozialismus, den man immer mehr als den zielbewußten Treuhänder des deutschen Volkes im Schicksalskampf um seine Zukunft erkannt hatte. Um so bewußter führen auch wir diesen Krieg. Denn wir wissen, daß der Nationalsozialismus, der alle nationalen und moralischen, alle militärischen und politischen Energien des ganzen deutschen Volkes zum erstenmal in seiner Geschichte einheitlich einsetzt und mutig in die Schlacht führt, zugleich auch die letzte Chance darstellt, die die Vorsehung dem deutschen Schicksal gibt. Dieser totale Krieg ist ein Volkskrieg geworden, der die allerletzten Reserven der deutschen Nation mobilisiert. Eine Niederlage würde – anders als 1918 – keinen Rest mehr übriglassen, der in irgendeinem Teil des deutschen Volkes oder in irgendeiner Ecke des Reiches zur Keimzelle einer neuen Erhebung zu werden vermöchte.

Der gegenwärtige Krieg ist unerbittlich und wird von unseren bolschewistischen Gegnern so verbissen geführt, wie es ihr weltrevolutionäres Ziel vorschreibt. Wir haben heute keine Zeit, der Hartnäckigkeit dieser Kriegführung lange nachzugrübeln. Wir müssen zur Kenntnis nehmen, daß die riesigste Armee der Welt 20 Jahre lang systematisch zur gefährlichsten Waffe der roten Weltrevolution ausgebaut und einexerziert wurde. Aus dem Bürgerkrieg hervorgegangen, ist das sowjetrussische Heer heute noch nichts anderes als eine allerdings grandiose Organisation des Klassenterrors und des Klassenkampfes.

Dieser Kriegsmaschine könnte auf die Dauer keine Armee mit Erfolg widerstehen, die nicht selbst aus dem Geiste unserer Zeit heraus entstanden und von der Dynamik einer revolutionären Idee erfüllt ist. Ohne sie wäre die heroische Abwehr der sowjetrussischen Massenangriffe in diesem Winter undenkbar, wie die glorreichen Siege, die die deutsche Wehrmacht in zwei Sommerfeldzügen an ihre Fahnen geheftet hat. Als der Führer am 21. Mai 1935 das deutsche Wehrgesetz verkündete und die allgemeine Wehrpflicht für jeden Deutschen einführte, da vollzog sich in der militärischen Geschichte des Reiches eine Revolution. Denn es war ja nicht so, als wenn man mit dem Entschluß zur Wiederaufrüstung einfach wieder da angeknüpft hätte, wo man 1919 nach dem Zusammenbruch zwangsläufig aufgehört hatte.

Ein deutsches Volksheer im umfassenden Sinne des Wortes gab es bis dahin überhaupt nicht. Es gab eine königlich preußische Armee, eine königlich bayrische Armee usw. Es gab auch eine k. u. k. Armee in der alten Donaumonarchie mit deutschen Verbänden, aber es gab keine deutsche Armee. Als der Führer mit dem Wehrgesetz von 1933 den Wehrdienst als „Ehrendienst am deutschen Volke“ erklärte, da erst wurde jene schöpferische Idee, von der die Heeresform Scharnhorsts 130 Jahre vorher erfüllt war, mit starker Hand in die Wirklichkeit umgesetzt. Was den großen Reformatoren der preußischen Heeresverfassung vorschwebte, das „Volk in Waffen,“ das versackte wieder in den Militärkabinetten von Berlin und Wien und unter den Widerständen der konstitutionellen Monarchie. Während sich das liberale Bürgertum die Parlamente eroberte, klammerten sich die Träger der Kronen an ihre Garden der Verteidigung von „Thron und Altar.“ Je politischer und aktiver die bürgerlichen Volksvertretungen ihren Landesherren entgegentraten, desto unpolitischer wurde die Armee, desto mehr wurde auch aus ihrem Offizierskorps ein unpolitisches Spezialistentum des Waffenhandwerks. In dieser Verfassung zog selbst die Millionenarmee von 1914 noch ins Feld. An ihrer Ideenlosigkeit scheiterte sie daher auch 1918 in dem gleichen Maße, in dem die, Heimat sich anschickte, politische Souveränität zu beanspruchen. An dieser Diskrepanz zwischen Volk und Heer brach am Ende auch das alte Reich auseinander.

Die Einheit zwischen diesen beiden großen und entscheidenden Faktoren der deutschen Nation endlich hergestellt zu haben, war die große geschichtliche Tat der nationalsozialistischen Umwälzung. Ein an sich einfaches Problem, das uns heute fast als eine Selbstverständlichkeit einleuchtet, wurde so durch die Entschlossenheit des Führers gemeistert. Aber weil, nach Clausewitz, gerade das Einfache schwierig ist, so haben wir jetzt mitten im Kriege allen Grund, uns des schweren Kampfes zu erinnern, der dem Augenblick vorherging, in dem aus der deutschen Wehrmacht und ihren Soldaten die Waffenträger der ganzen Nation wurden. Denn die Verwirklichung dieser Aufgabe war nur auf dem Wege eines schweren politischen Machtkampfes zu erreichen, es war eine politische Revolution, die der militärischen vorhergehen mußte. Erst mußte der Nationalsozialismus selbst Besitz ergreifen vom deutschen Volk, bevor die Vereinsamung und Isolierung des deutschen Soldaten im Schoße des deutschen Volkes selbst, überwunden- werden konnte. Erst mußte aus einer politisierenden Masse von Interessenten, Klassenkämpfern und Eigenstaatlern eine politisch klar ausgerichtete und fest geschlossene deutsche Nation werden, bevor die große Vermählung zwischen dem ewigen deutschen Kriegertum und dem ewigen deutschen Volk vor sich gehen konnte. Trotz des Fürstensturzes von 1918 gelang es den Novembermännern nicht, die Mehrheit des deutschen Volkes, die deutsche Arbeiterschaft, mit positiver Staatsgesinnung zu erfüllen. Und umgekehrt: Das militärische Instrument der Republik, die Reichswehr, blieb dem deutschen Volk infolge, ihrer Sonderexistenz, innerlich immer fremd. Auch an dieser Disharmonie ging der Staat von Weimar zugrunde, weil er an der entscheidenden Aufgabe, die unserer Generation gestellt war, zwangsläufig scheitern mußte. Den Ausgleich zwischen Volk und Staat, zwischen Arbeiter und Soldaten konnte erst ein Reich vollziehen, das selbst von einer wirklichen Volksbewegung getragen war.

So wurde der 30. Jänner 1933 nicht nur ein Tag des nationalsozialistischen Triumphes, sondern zur eigentlichen Geburtsstunde des deutschen Volkes in Waffen, das heute auf fast allen Kriegsschauplätzen dieses Weltkrieges seine geschichtliche Feuertaufe erhält. Heute erst ist der deutsche Arbeiter mit innerem Bewußtsein und innerer Überzeugung zum deutschen Soldaten geworden und kämpft an allen Fronten mit einer beispiellosen Tapferkeit um den siegreichen Ausgang eines Krieges, den er von Tag zu Tag mehr als seinen Krieg erkennt. Und während wir uns jetzt täglich in Ehrfurcht und Bewunderung vor dem Todesmut der Helden von Stalingrad verneigen, ergreift uns noch nachträglich die Erbitterung über die Dummheit jenes eitlen Schwätzers, der damals am 9. November 1918 aus einem Fenster des Reichstages dem Großstadtpöbel weismachte, das deutsche Volk habe „auf der ganzen Linie gesiegt.“ Der Sieg des deutschen Volkes wird einst am Ende dieses schwersten aller Kriege stehen, in dem sich die Revolution des 20. Jahrhunderts erfüllt. Aber noch vor diesem Siege steht die härteste und gewaltigste Kraftanstrengung, der sich jemals ein Volk unterzogen hat. Jede auch nur oberflächliche Beschäftigung mit der Kriegsgeschichte überzeugt uns davon, daß keine preußische und keine österreichische, geschweige denn irgendeine andere deutsche Armee jemals befähigt gewesen wäre zu jener heroischen Leistung, die heute von der Wehrmacht Adolf Hitlers vollbracht wird. In diesem Heer ist zum erstenmal in unserer Geschichte der nationale Idealismus des deutschen Volkes mit dem militärischen Willen seiner Soldaten zu einer unlösbaren Einheit verschmolzen. Diese geschichtliche Leistung der nationalsozialistischen Bewegung ist der tiefste Grund für die. Tatsache, daß heute die Feldzeichen des Reiches vom Atlantik bis zur Wolga und vom Nordkap bis Nordafrika aufgepflanzt sind und ihre Träger den Kontinent verteidigen. Aus dem Dreiklang Partei, Wehrmacht und Nation ist ein einziger mächtiger Akkord geworden, der heute in der Welt nicht mehr überhört werden kann, so wie der Führer einmal im Reichstag sagte:

Die Partei gibt dem Heer das Volk und das Volk gibt dem Heer die Soldaten, beide gemeinsam aber geben damit dem Deutschen Reich die Sicherheit und die Kraft zu seiner Behauptung.

Diese Kraft zur Behauptung erwächst aus dem gemeinsamen Bekenntnis von Front und Heimat zum totalen Krieg. Auch die totale Kriegführung wäre nicht möglich ohne jene nationalsozialistische Revolution, die das deutsche Volk erst reif für die Erkenntnis machte, daß das militärische und politische Schicksal unserer Nation untrennbar miteinander verbunden ist. Vielleicht kennt die Geschichte kein klassischeres Beispiel für den bekannten Lehrsatz, daß der Krieg die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln ist, wie den gegenwärtigen Weltkampf zwischen Nationalsozialismus und Bolschewismus Indem sich die ganze deutsche Nation zum Träger eines weltgeschichtlichen Ideenkampfes macht, wird auch das Stahlgewitter auf den Schlachtfeldern im Osten zur unmittelbaren militärischen Konsequenz dieses Ringens. Das ist der Unterschied zu den Eroberungskriegen Napoleons. Auch seine Feldzüge hatten eine politische Revolution zum Ausgangspunkt. Aber je maßloser die militärischen Aspirationen des Franzosenkaisers wurden, desto mehr entfernten sich seine Massenheere von der Idee von 1789. Bonaparte war kein Revolutionär der ersten Stunde, die Wogen der Revolution trugen ihn nur empor und machten ihn zu ihrem erfolgreichen Nutznießer. So wurde er zum Militaristen an sich oder, wie Clausewitz sagt, zum „Kriegsgott selbst,“ der in dem Augenblick zusammenbrach, als er auf den Schlachtfeldern von Leipzig und Belle-Alliance keine aufrüttelnde Idee mehr zu verteidigen hatte. Die Panzerregimenter und Bombengeschwader des Reiches jedoch trägt der politische Geist und der Schwung der nationalsozialistischen Revolution über die Kriegsschauplätze Europas. Es ist der erste große Revolutionskrieg der Geschichte, zu dem das deutsche Volk selbst in vollendeter Entschlossenheit angetreten ist.

Es hat daher seinen tiefen geschichtlichen Sinn, daß die deutsche Kriegführung in der Person des Gründers und Schöpfers der nationalsozialistischen Bewegung ihren führenden militärischen Kopf gefunden hat. Im Feldherrn Adolf Hitler vereinigen sich alle Tugenden des ewigen deutschen Soldatentums mit dem politischen Willen der Nation. Das Fronterlebnis des ersten Weltkrieges und die Erkenntnis der drohenden bolschewistischen Gefahr hat ihn zum Nationalsozialisten gemacht. Es war daher nur folgerichtig, daß der Überwinder des roten Terrors im innenpolitischen Kampf, als der Appell an die Waffen erfolgte, auch an die Spitze des deutschen Volksheeres trat. Eine beispiellose Machtfülle ist so in einer einzigen Hand vereinigt, die im radikalen Gegensatz zu der verhängnisvollen Gewaltenteilung in der Kriegführung während des letzten Weltkrieges steht.

Man muß sich schon bis in die Zeiten der großen Hohenstaufen und Sachsenkaiser zurückversetzen, um auf eine auch nur annähernd- vergleichsweise Machtentfaltung des Reiches zu stoßen. Eine glorreiche tausendjährige deutsche Geschichte ist noch nicht lang genug, um für das Ausmaß des gegenwärtigen Riesenkampfes und der damit verbundenen deutschen Kraftanstrengung einen Vorgang aufzuweisen. Sie ist aber auch nicht groß genug, um als ausreichende Grundlage die Existenz des Reiches für immer sicherzustellen und seinen Marsch in die Zukunft unangreifbar zu machen. Also ist der gegenwärtige Totaleinsatz aller unserer Kräfte und Energien der lebendigste Ausdruck für unsere eiserne Entschlossenheit, unser Schicksal zu meistern und auch der schwersten Gefahr Herr zu werden, koste es, was es wolle!

Das Schicksal hat es so gewollt, daß die zehnjährige Wiederkehr der nationalsozialistischen Machtübernahme in die Zeit des schwersten Krieges fällt, dessen siegreicher Abschluß einmal zum unerschütterlichen Fundament aller kommenden Geschlechter werden muß. Auch das hat seinen tiefen Sinn. Auf die blutigste und drastischeste Weise der Welt werden wir so erneut an das Grundgesetz erinnert, das uns einst befahl, Nationalsozialisten zu werden. Denn am Anfang unseres Marsches ins Reich stand schon der Kampf gegen den Bolschewismus. Und ohne den 30. Jänner 1933 gäbe es heute kein nationalsozialistisches Reich, sondern eine deutsche Sowjetrepublik. Im Grunde genommen war der Kampf um das Reich innenpolitisch längst zu einer Kraftprobe zwischen Nationalsozialismus und Kommunismus geworden, während die Staatsgewalt der bürgerlichen Demokratie gerade noch so lange existierte, als sich die beiden revolutionärsten Mächte des 20. Jahrhunderts gegenseitig die Waage hielten. So wenig die Interventionsheere Churchills vor mehr als zwanzig Jahren mit den roten Armeen Lenins und Trotzkis in Rußland selbst fertig zu werden vermochten, genau so unfähig wären heute die Geschlagenen von Dünkirchen dazu, vor dem nach Westen marschierenden Sowjetheer Stalins eines Tages Europa zu retten. Diese Aufgabe, das ist nun einmal der Sinn des schweren Kampfes im Osten, hat das Schicksal unwiderruflich der nationalsozialistischen Wehrmacht Adolf Hitlers und seinen Verbündeten übertragen. Einzig und allein von ihnen, von ihrer militärischen und moralischen Widerstandskraft und ihrem Willen zum Sieg hängt es ab, ob Europa morgen noch sein wird.

Also wird auf den blutigen Schlachtfeldern im Osten eine Weltentscheidung ausgetragen. Die Erinnerung an den 30. Jänner vor zehn Jahren wird uns die Kraft geben, das letzte daranzusetzen, daß diese Entscheidung nicht gegen uns, sondern für uns fällt.