Die Stimme AMERIKAS
Zum Nürnberger Urteil
Die Presse der Vereinigten Staaten beschäftigt sich in ihren Leitartikeln auch weiterhin mit den Nürnberger Urteilen. Die Kommentare betonen vor allem die Tatsache, daß der Internationale Gerichtshof in Nürnberg zum erstenmal in der Geschichte als einen Völkerrechtsgrundsatz festgestellt hat, daß die Führung eines Angriffskrieges das größte Verbrechen gegen die Menschlichkeit ist. Dieser Grundsatz betrifft nicht nur die nunmehr in Nürnberg Verurteilten, sondern auch alle, die dieses Verbrechen in der Zukunft begehen sollten.
„New York Post“: „Das Gerichtsverfahren an sich war viel bedeutsamer als die Angeklagten, und die Fällung des Urteils ist von größerer Bedeutung als das Urteil an sich.
Die Schaffung des ersten Internationalen Gerichtshofes zur Verurteilung der Verantwortlichen war eine Revolution in der Durchsetzung des Rechtes. Sie war jedoch, und das sei hervorgehoben, keine Revolution des Rechtes, sondern eher seine Wiederbelebung. Aus dem Lippenbekenntnis der Zwanzigerjahre wird nunmehr nach einem Vierteljahrhundert die Wirklichkeit. Was früher nur ein unbestimmtes Streben und ein vager Idealismus war, ist heute sanktioniertes Recht geworden.
„New York Times“: „Das erste und oberste der in Nürnberg verkündeten Prinzipien ist die Tatsache, daß die Führung eines Angriffskrieges als das größte Verbrechen zu werten ist. In der Behandlung dieses Verbrechens ist die nationale Souveränität durch die höhere Souveränität des internationalen Rechtes und der internationalen Organisation ersetzt worden, deren Rechtsprechung sich nicht nur auf die Länder und Nationen erstreckt, sondern auch auf deren Regierungen und politische Absichten.“
„Christian Science Monitor”: „Die Urteile in Nürnberg sollten alle Völker in den anklagenden Staaten wie auch in Deutschland dazu veranlassen, sich an der Erhaltung des Friedens in höherem Maße zu beteiligen. Die Ankläger haben ein Gewissen der Menschheit geschaffen, das über den Ansprüchen der einzelnen Nationen steht und der einzige Richter ihrer Handlungen sein soll. Dieser Prozeß bietet für keinen Angreifer eine Grundlage, seine Opfer zu verurteilen und zu bestrafen. In einem solchen Prozeß würde er sich nur selbst verurteilen.“
„St. Louis Post-Dispatch“: „Die in Nürnberg gewonnenen Beweise bieten die Grundlage für viele neue Anklagen. Laßt uns auch die gleichschuldigen Industriellen anklagen. Führen wir auch die schuldigen Mitglieder des Generalstabes der Bestrafung zu, soweit es die Tatsachen rechtfertigen.“