Wiener Kurier (October 21, 1946)
Sozialdemokraten siegen bei den Berliner Wahlen
Berlin (WK.) - Nach Zählung von Ober 85 Prozent bei den Berliner Gemeinderatswahlen abgegebenen Stimmen liegt die Sozialdemokratische Partei weit in Führung vor der Christlich Demokratischen Union, der Sozialistischen Einheitspartei und der Liberal-Demokratischen Partei. Die bisherigen Ergebnisse lauten:
Stimmen | |
---|---|
SPD | 921.522 |
CDU | 409.025 |
SED | 385.886 |
LDP | 172.017 |
Starke Wahlbeteiligung
Die Wahlbeteiligung war ziemlich hoch, doch sind bis jetzt etwa 11.000 Stimmen wegen falscher Ausfüllung der Stimmzettel ungültig erklärt worden.
Zu dem überwältigenden Sieg der Sozialdemokraten erklärte einer ihrer Führer, Kurt Schumacher, daß daraus ein Schluß auf die parteimäßige Zusammensetzung eines Deutschlands ohne Zonengrenzen gezogen werden könne.
Auch im Sowjetsektor Berlins ist die SPD die größte Partei. Die bisher vorliegenden Resultate aus dem Sowjetsektor lauten: SPD 256.120, SED 172.256, CDU 108.756, LDP 15.017.
Der stellvertretende Führer der Christlich-Demokratischen Union, Ernst Lemmer, drückte sein Erstaunen über das überraschend gute Abschneiden seiner Partei aus, die höchstens mit dem dritten, wenn nicht mit dem vierten Platz rechnete.
Für die Bezirks Vertretungen und den Gemeinderat wurden 130 Vertreter gewählt, von denen bisher über 70 Prozent die Sozialistische Einheitspartei stellte, die aus den vorangegangenen Wahlen in der russischen Zone siegreich hervorging, da die „konservativen“ Sozialisten (SPD) in dieser Zone verboten waren.
SED führt bei den Provinzialwahlen
Die bisher unvollständigen Resultate der Provinzialwahlen in Sachsen zeigen die Sozialistische Einheitspartei mit 779.169 Stimmen in Führung vor den Liberal-Demokraten und den Christlichen Demokraten.
Das amtliche Gesamtergebnis aus Brandenburg lautet: LDP 13.522, SED 13.084 und CDU 4860 Stimmen.
Eine Zwischenzählung in Mecklenburg ergab: SED 75.386, CDU 45.438 und LDP 35.507 Stimmen.