On the threshold of the new year (12-31-44)

Völkischer Beobachter (December 31, 1944)

Dr. Koppen: An der Schwelle zum neuen Jahr

Von Dr. W. Koppen

Wenn wir jetzt am Ende des stürmisch bewegten Jahres 1944 versuchen, ihm seinen Platz im Ablauf der Geschichte unseres Volkes anzuweisen, so tun wir es in dem Bewusstsein, dass spätere Geschlechter es als eine fast unvorstellbare Zerreißprobe bewerten werden. Es wird namentlich in seiner zweiten Hälfte als eine entscheidende Phase dieses langen und schweren Krieges gelten, der allen Völkern den Nachweis ihrer lebendigen und moralischen Kräfte abzwingt, der sie auf Herz und Nieren prüft und schonungslos Wert von Unwert scheidet. Wer diese Prüfung übersteht, wer ungebrochen an Herz und Seele aus ihr hervorgeht, wer beweist, dass sein Anspruch auf Leben und Wirken ins Weite sich im Einklang mit seiner Kraft und Leistung befindet, der hat die Zukunft gewonnen. Das deutsche Volk aber hat, so gesehen, in diesem Jahr den Sieg verdient, der seinen tapferen Kampf krönen soll. In dieser Erkenntnis überschreiten wir die Schwelle des neuen Jahres erhobenen Hauptes und im sicheren Gefühl, dass sich unser Einsatz als geschichtsmächtige Tat auswirken wird. Wir sehen in dem Wandel, der sich anzubahnen beginnt, keine Zufälligkeit und überlassen es einem enttäuschten Feind, darin nicht mehr erblicken zu wollen als einen ohnmächtigen Versuch, einem unentrinnbaren Schicksal noch in letzter Stunde einen Aufschub abzuringen.

Gewiss, wir sind an Abgründen vorbei gewandelt, aber es hat uns nicht der Schwindel überwältigt, der Schwächere übermannte und zur Selbstaufgabe veranlasste. In keinem Augenblick hat uns die Gewissheit verlassen, dass die Krise seit Avranches nicht die Merkmale einer echten Entscheidung in sich trug und dass es allein an uns lag, die vorschnell gezogene Erfolgsbilanz des Gegners so eindrucksvoll zu berichtigen, dass das wirkliche Gewicht und Spiel der Kräfte wieder in Erscheinung traten.

Wir wissen sehr wohl, dass uns noch schwerste Belastungen bevorstehen, dass auch weiterhin das Gesetz der Zahl ein wichtiger Faktor bleibt, aber doch nicht der einzige und entscheidende, wie der Feind glaubte, als er schon den Sieg vorwegnahm und von „Weihnachten in Berlin“ träumte. In der Verteidigung seines Lebens und seiner Freiheit ist unser Volk über sich selbst hinausgewachsen und hat eine Willenskraft entwickelt, die aus tiefem Glauben an sich selbst und an die Gerechtigkeit seiner guten Sache gespeist wird. Diese sittliche Macht, diese höchste Entschlossenheit zur Selbstbehauptung durch den Sieg hat unmessbare Kräfte erweckt. Sie werden dem Geschehen im kommenden Jahr die Farbe der Entscheidung geben.

Nichts liegt uns ferner als eine Unterschätzung des Gegners. Aber wir übersehen auch nicht die Hohlräume, die sich im Gefüge des Feindblocks zeigen. Wir meinen damit nicht die naturgegebenen Gegensätze, die dort aus sich überschneidenden Weltherrschaftsansprüchen entstehen, aus der immer deutlicheren Verweisung Churchill-Englands auf den dritten Platz. Sie würden sich, fiele der Sieg dieser Koalition der drei großen Räuber zu, unfehlbar in einem dritten Weltkrieg entladen, dem schon die Vorsorge in Washington, Moskau und London gilt.

Aber wer wollte daraus den Schluss ziehen, dass dieser Widerstreit der Interessen in diesem Krieg den Ausschlag geben könnte, wo jene drei Mächte der gemeinsame Vernichtungswillen gegenüber Deutschland verbindet? Er spricht so deutlich aus dem Programm, das Stalin seinen polnischen und gaullistischen Trabanten mundgerecht gemacht hat und das Churchills volle Billigung fand, dass es keinen denkenden Deutschen geben kann, der anders als hart realistisch urteilt und daraus den zwingenden Schluss zieht: nur die äußerste deutsche Kraftentfaltung und unbeugsamer Kampfwille wird die feindlichen Ausrottungspläne zu Fall bringen. Hilf dir selbst, so hilft dir Gott!

Denn nur so werden auch die Hohlräume immer sichtbarer in Erscheinung treten, die sich mit Naturgewalt drüben bilden. Wieder gehen wir auf jene Konferenz ton Teheran zurück, die von der Voraussetzung ausging, der gemeinsame Kriegsplan für 1944 werde zu so durchschlagenden Erfolgen führen, dass Deutschland nur noch ein willenloser Gegenstand sein werde, über dessen „Behandlung“ allein man sich zu unterhalten habe. Auf dem geduldigen Papier wurde es schon in Besetzungszonen aufgeteilt. Britische Gouvernanten zerbrachen sich den Kopf darüber, wie man das deutsche Volk „umerziehen“ wolle, soweit es nicht überhaupt ausgetilgt würde. Selbst sogenannte neutrale Beobachter beteiligten sich an dem Rätselraten, wie man den Reichsraum zerstückeln und seinen Nachbarn überantworten sollte. Mister Churchill und Monsieur de Gaulle stimmen mit Stalin und dem Glücksritter Benesch in dem Verlangen überein, ungezählte Millionen von Deutschen zu ermorden oder von Haus und Hof zu vertreiben, die Geschichte von vielen Jahrhunderten einfach auszustreichen und ein Europa zu schaffen, in dem nichts gelten soll als das nackte Faustrecht. Sie reden von Frieden, Zusammenarbeit, Gerechtigkeit und Sicherheit und wären doch nur zu gern bereit, die Saat für neue Kriege von noch vernichten derer Gewalt mit vollen Händen auszuwerfen, wie sie es schon 1919 taten.

Aber mögen auch die Völker der Erde diese Pläne, sei es begeistert oder gleichgültig, hinnehmen – so viel sagt ihnen der einfachste Instinkt, dass es eine schäbige Illusion ist, Deutschland und Japan als die Störenfriede im Kreis der Völker zu betrachten und sich von schrankenloser Rache an ihnen den ewigen Frieden zu versprechen. Sie wissen, dass die Atlantik-Charta verraten wurde, dass die „Befreiung“ in Europa ein Trauerspiel für alle betroffenen Nationen ist, dass alle Riesenkonferenzen auf amerikanischem Boden eine gefährliche Impotenz erwiesen haben und ihre Soldaten an den Fronten nicht ahnen, wofür sie bluten und sterben müssen. Immer problematischer wird für sie der Sinn des Krieges, der ihnen nie geahnte Opfer auferlegt. Es beginnt ihnen auch aufzudämmern, dass man sie über das Wesen der bolschewistischen Zielsetzung bewusst getäuscht hat, al6 man ihnen das Märchen von einer nationalen Selbstgenügsamkeit des Kreml erzählte.

Wenn sich diese Hohlräume im politischen Bewusstsein besonders in England zeigen, so beruht das vor allem auf den Schlägen, welche die britische Selbstgefälligkeit in diesem Krieg erlitten hat. Angesichts der bolschewistischen Zielstrebigkeit und der amerikanischen Überheblichkeit entwickelt sich bei den Briten sichtlich eine innere Unrast auf Grund der Erkenntnis, dass England in jedem erdenklichen Fall aus diesem Kampf verarmt und in seinem Ansehen gemindert hervorgehen wird. Mit allen publizistischen Mitteln sucht man das englische Volk davon zu überzeugen, dass es mindestens in Europa noch mitzureden haben werde, aber auch hier sprechen die Tatsachen allzu laut, als dass diese Luftschlösser noch irgendwo ernst genommen würden. Das englische Volk erlebt das Schauspiel, dass sein Premierminister wie ein Hausierer in der Welt herumzieht und um Gehör bettelt, dass balkanesische Banditen ihn hohnlachend abfahren lassen, weil sie ganz genau wissen, dass die Macht dieses Gesprächspartners nur so weit reicht, wie es ihr eigener Auftraggeber im Kreml erlaubt. Und auf dem gleichen Hintergrund bewegte sich das Spiel mit de Gaulle. Auch hier zog Churchill mit leeren Händen ab, während die Gaullisten schon die Koffer für die Reise nach Moskau packten.

Wie die Briten ins neue Jahr missmutig und mit trüben Ahnungen eintreten, so beginnt sich auch für den Durchschnittsyankee der Horizont zu bewölken. Er war gegen den Krieg, ehe der Roosevelt-Klüngel ihn an den Haaren hineinschleifte. Er fand sich damit ab, solange er ihm eine Scheinblüte bescherte und der Waffenkampf die Kraft der USA noch nicht voll anspannte. Das hat sich seit Monaten gewandelt. Die Zweifel an der eigenen unvergleichlichen Vortrefflichkeit haben sich gemehrt. Werden ihm Wunschträume vorgetragen, in denen die USA als das „Warenhaus der Welt“ erscheinen, dass alle Völker in seine Zinsknechtschaft zwingt, die Frucht ihrer Arbeit in Dollars ummünzt und sie zu Musskunden Amerikas erzieht, so steigen ihm Bedenken auf, ob man sich übernehmen werde. Man rechnet ihm dann vor, dass die Vereinigten Staaten eine Flotte für alle sieben Meere haben würden, dass sie ein Millionenheer unterhalten wollten und alle Luftstützpunkte des Erdballs ihnen zur Verfügung ständen, um den „Frieden durch Gewalt“ zu sichern und damit das erhoffte große Geschäft bis in den letzten Kongosumpf und australischen Busch hinein. Aber er sieht, dass die Sowjets sich ihr eigenes Herrschaftssystem schaffen wollen und England ihnen folgen muss, dass der Arm Amerikas nur genau so weit reichen wird wie seine Macht und damit die Grenzen des ins Uferlose ausgreifenden Dollarimperialismus sich abzuzeichnen beginnen. Ein harter, schwerer und langer Krieg, der unermessliche Opfer fordert, eine ungewisse Zukunft – das steht vor dem Auge des Amerikaners als Bilanz des blutigen Roosevelt-Abenteuers. Aber sie wird sich ihm nur dann als unerbittliche Wirklichkeit aufdrängen, wenn die unbeugsame Abwehrkraft des deutschen und japanischen Volkes tagtäglich beweist, wohin die Fahrt geht, dass die „bedingungslose Kapitulation“ ein Wunsch ist und bleibt, aber niemals Wirklichkeit werden wird.

Der Bolschewismus blieb 1944 der eindeutige Nutznießer des Krieges der Roosevelt und Churchill. Wo die Heere der Briten und Amerikaner marschierten, wo Not und Chaos sie begleiteten, waren die Sowjets zur Stelle, um sich einzufalzen und die Ernte in ihr Scheuern zu fahren. Im Rücken ihrer Fronten im Osten und Südosten sind die alten Sektionen der Komintern an der Arbeit, um in möglichst kurzer Frist die Kerenski-Regierungen der Übergangszeit abzufischen und Sowjetrepubliken aufzurichten. Die Völker, die sich selbst verrieten, sehen einem grausamen Anschauungsunterricht entgegen, soweit sie ihm nicht schon unterworfen werden. Aber Druck erzeugt Gegendruck und die inbrünstige Hoffnung, dass der Einbruch der Sowjettyrannei ins Gefüge des Abendlandes nicht das letzte Wort der Geschichte ist.

In allen Ländern, die im vergangenen Jahr von den bolschewistischen Heuschreckenschwärmen heimgesucht wurden, folgten bisher nur schwache Gruppen dem Idol von Hammer und Sichel. Wie im Westen und Süden der Einfall der Engländer und Amerikaner nur bittere Enttäuschungen brachte und heilsame Lehren vermittelte, so wird dies erst recht nicht anders in jenem Teil des Kontinents sein, der hinter dem Eisernen Vorhang der Moskauer Diktatur die harte Schule bolschewistischer Willkürherrschaft zu erdulden hat.

Auch im bolschewistischen Bereich gibt es Hohlräume, leben unerfüllte Sehnsüchte und verwehen die billigen Illusionen, die zur Kapitulation geführt haben. Wir kennen das Wesen des Bolschewismus aus tiefstem Grund, wir haben unsere warnende Stimme erhoben, als die gerissenen Verwandlungskomödianten des Kremls der demokratischen Umwelt Vortäuschen wollten, was sie zu sehen und zu hören wünschte. Aber wir haben auch immer wieder betont, dass der Bolschewismus nur dem gefährlich wird, der mit ihm paktiert und nicht mehr entschlossen ist, ihm mit jener unerbittlichen Kraft zu begegnen, die ihn zu Boden zwingt. Es war daher ein folgenschwerer Irrtum gewisser Schwächlinge, die sich für das Paktieren entschieden, sie könnten einen Rückhalt ausgerechnet an den Verbündeten und Schrittmachern Moskaus finden, nachdem sie sich von der Seite Deutschlands weggestohlen hatten.

Die Erfahrungen, die sich prompt einstellten, werden nicht ohne Wirkung bleiben. Und wer unsere Heere, die drei Jahre lang den bolschewistischen Ansturm von den Grenzen des Abendlandes ferngehalten hatten, im Spätsommer 1944 mit Schadenfreude und Genugtuung über den eigenen feigen Verrat an der Sache Europas abziehen sah, wird lernen, ihre Rückkehr als Befreier zu ersehnen. Wenn wir heute mit unbestechlichem Blick für die unverrückbare weltrevolutionäre Zielsetzung Moskaus zeigen, wie der Bolschewismus an der totalen Ausbreitung in Europa arbeitet und den Völkern einzureden versucht, dass dies der Endwert der geschichtlichen Entwicklung sei, so tun wir das nicht, weil wir in diesem Vorgang ein unentrinnbares Schicksal sähen. Das würde den Sinn unseres opfervollen Kampfes verfälschen. Nein, unsere unwandelbare Überzeugung, unser fester Glaube bleibt die Erwartung, dass dieses Steppenfeuer aus dem Osten so sicher erstickt wird, wie es sich entflammt hat, und dass gerade die Lehren, die sich jetzt allen betroffenen Völkern unvergesslich einprägen, ihre Früchte tragen werden, wenn sich der Wind dreht.

Auch hier ist alles in unsere Hand gegeben.

Als wir ins Jahr 1944 eintraten, hatte der Feind noch nicht alle Karten ausgespielt. Viele Wechselfälle lagen noch in der Zukunft Schoss. Dieses Jahr hat Tiefpunkte gebracht und harte Schläge, die andere Nationen zu Boden geworfen hätten. Wir haben sie pariert und stehen am Ende wieder fest auf den Füssen. Wir haben Raum verloren, aber nicht unsere Zuversicht, dass wir vor uns selbst bestehen können und dass sich der wahre Sinn dieses Krieges im letzten doch erfüllen wird.

Dass dies so ist, begreift man nachgerade auch im Lager des Feindes – nicht nur dass unsere Schlagkraft an den Fronten sich erhöht hat und die deutsche Führung über Trümpfe verfügt, deren Gewicht ahnungsvoll erfühlt wird, sondern man bemerkt auch, dass der politische Untergrund Hohlräume aufweist und die Giftschwaden aus der Büchse der Pandora, die man in Teheran geöffnet hat, sich erstickend über den eigenen Machtbereich breiten.

Der Feind wird mit aller Kraft versuchen, Deutschland weiter zu berennen. Aber wie er schon 1943 vergeblich auf den Sieg wartete, so wird es auch künftig nicht anders sein. Im Herzen Europas wie im Osten Asiens stehen ihm zwei große Völker gegenüber, die kein Schicksal beugt und die sich bewusst bleiben, dass jedes Opfer, das sie im Kampf für ihr Leben und ihre Freiheit bringen, gering ist im Vergleich zu der erdrückenden Last, die ihnen eine schwache Stunde aufbürden würde. Ihr Widerstand aber wird von Monat zu Monat immer mehr zur Hoffnung für alle Nationen dieser Erde, die erkennen, dass die unbezwingliche Kraft der Deutschen und Japaner die Gewähr für ihren eigenen Bestand nach eigener Art ist und dass ein Sieg der anderen nichts wäre als die Proklamierung eines Dauerkrieges, der Unterdrückung, des Massenmordes und der Verschleppung, der Vernichtung der hohen Werte, die das Dasein überhaupt lebenswert machen.

Die Geschichte wird dereinst ihr Urteil fällen, dass es das Heldentum des deutschen Volkes war, das diesem apokalyptischen Gesichte beschworen hat. Es wird bestätigen, dass noch nie eine Nation im Kampf gegen eine Welt von Feinden das tiefste Wesen der Entscheidungen, um die gefochten wurde, so klar erkannt und so tapfer und vorbehaltlos nach diesem Wissen gehandelt hat. Nicht die Konjunktur des Augenblicks bestimmt den Ausgang eines Krieges, sondern allein der unbezwingbare Lebenswille eines Volkes und seine Überzeugung, im Einklang mit der Verantwortung vor Ahnen und Enkeln zu handeln.

Wie der Glaube Berge versetzt, so erwachsen auch aus dem klaren Bewusstsein des sittlichen Gesetzes und der geschichtlichen Aufgabe, die über dem Leben der großen Völker walten, jene unfassbaren Kräfte, die schon so oft in der Vergangenheit die Berechnungen überkluger Schwächlinge zunichte gemacht und den Sieg herbeigezwungen haben.