Völkischer Beobachter (February 18, 1944)
Lügennetz um Monte Cassino zerrissen
Generalfeldmarschall Kesselring über das jüngste Verbrechen der Kulturzerstörer
vb. Wien, 17. Februar –
Auf die unglaublich unverschämten Zwecklügen der Anglo-Amerikaner, die Schuld der Vernichtung des weltberühmten Klosters Monte Cassino der deutschen Kriegführung in die Schuhe zu schieben, um so die Verantwortung dieser ungeheuerlichen Kulturschande von sich abzuwälzen, gibt der Oberbefehlshaber der in Italien kämpfenden deutschen Truppen, Generalfeldmarschall Kesselring, folgende Erklärung ab:
Am 15. Februar 1944 in der Zeit von 9,30 bis 10 Uhr haben mehrere Wellen angreifender viermotoriger anglo-amerikanischer Kampfflugzeuge zahlreiche Bomben auf die Abtei von Monte Cassino, das Stammkloster des Benediktiner-Ordens, abgeworfen. Hiebei ist das Kloster vollständig zerstört und eine große Anzahl der Klosterinsassen getötet, verschüttet oder verwundet worden. Das Kloster hatte bereits am 15. Jänner durch feindliches Artilleriefeuer starke Beschädigungen erlitten.
Die feindliche Führung behauptet, den Angriff zur Vernichtung der im Kloster befindlichen deutschen Truppen und Verteidigungsanlagen geführt zu haben. Demgegenüber stelle ich eindeutig fest:
Als der Vatikan vor einigen Monaten durch Vermittlung der deutschen Botschaft beim Heiligen Stuhl an mich mit der Bitte herantrat, das Kloster Monte Cassino nicht in die Kampfhandlungen einzubeziehen, habe ich diesem Vorschlag sofort unter der Voraussetzung zugestimmt, daß auch die Gegenseite sich entsprechend verhalte. Ich habe daraufhin verboten, daß deutsche Soldaten das Kloster sowie seine nähere Umgebung betreten.
Die strikte Durchführung dieses Befehls ist durch die zuständigen Truppenführer und besonders eingesetzte Absperrposten der Feldgendarmerie ständig überwacht worden. Selbst von der Erlaubnis, im Notfall Schwerverwundete vorübergehend im Kloster unterzubringen, ist bis zur Bombardierung kein Gebrauch gemacht worden. Dagegen wurde zahlreichen italienischen Flüchtlingen gestattet, sich in den Schutz des Klosters zu begeben. Am Angriffstage befanden sich daher mehrere hundert Flüchtlinge in der Abtei, die im Vertrauen auf die Heiligkeit des geistlichen Bezirkes und seine Neutralisierung das Kloster als Asyl aufgesucht hatten. Um die in dem Kloster befindlichen unersetzlichen Kulturwerte, insbesondere die Bibliothek, auf alle Fälle sicherzustellen, ist bereits vor längerer Zeit ihre Überführung durch deutsche Truppen in die Vatikanstadt vorsorglich durchgeführt worden.
Die Behauptung, daß das Kloster zum „stärksten Artillerie-Sperrfort der Welt“ ausgebaut worden sei, ist eine ungeheuerliche Zwecklüge.
Auch die weiteren Behauptungen, daß die Abtei und das zu ihr gehörende Gelände zu sonstigen militärischen Anlagen – MG.-Ständen, Artilleriebeobachtungsstellen usw. – benutzt oder ausgebaut worden sei, sind frei erfunden. Tatsächlich befand sich seit dem Abtransport der Kulturschätze kein deutscher Soldat mehr innerhalb des Klosters Monte Cassino, so daß weder der Beschuß der Abteigebäude durch amerikanische Artillerie am 15. Jänner noch der Luftangriff vom 15. Februar irgendwelchen militärischen Schaden anrichtete oder auch nur einen deutschen Soldaten verwundete. Betroffen wurden lediglich die noch im Kloster verbliebenen Mönche und die italienischen Zivilflüchtlinge.
Die Tatsache, daß sich im Klosterbereich kein deutscher Soldat aufgehalten hat, wird durch die nachstehenden schriftlichen Erklärungen erhärtet:
A. Der Abt des Klosters Monte Cassino, Bischof Gregorio Diamare, erklärte:
Ich bescheinige auf Wunsch, daß sich im Kloster von Monte Cassino kein deutscher Soldat befand oder sich befindet.
15. Februar 1944
GREGORIO DIAMARE
Ciscovo Abate di Monte CassinoB. Der Verwalter der Abtei von Monte Cassino, Don Nicola Clementi und der bisherige bischöfliche Delegierte des Verwaltungsbüros der Diözese von Monte Cassino, Don Francesco Salconio, erklärten:
Don Nicola Clementi, Verwalter der Abtei von Monte Cassino und Don Francesco Salconio, bischöflicher Relegierter des Verwaltungsbüros der Diözese von Monte Cassino, die sich vom Bombenangriff vom 15. Februar gerettet haben, durch den die gesamte Abtei zerstört wurde, erklären, daß im Innern des Klosters und in seinem ganzen Umkreis keine deutschen Verteidigungsanlagen oder Truppen oder Kriegsmaterial irgendwelcher Art vorhanden war.
16. Februar 1944
DON NICOLA CLEMENTI
Verwalter der Abtei von Monte CassinoDON FRANCESCO SALCONIO
bischöflicher Delegierter des Verwaltungsbüros der Diözese von Monte Cassino
Nach der nunmehr erfolgten Vernichtung der Klosteranlagen ist die Einbeziehung des Klosters Monte Cassino in die deutschen Verteidigungsanlagen eine militärische Selbstverständlichkeit.
Die päpstliche Residenz Castel Gandolfo, die gleichfalls von anglo-amerikanischen Bombern angegriffen und schwer beschädigt worden ist, und wobei über fünfhundert Personen, darunter 16 Klosterschwestern, getötet wurden, ist niemals durch deutsche Truppen belegt gewesen. Die Exterritorialität dieses Gebietes ist ganz besonders geachtet worden.
Ich stelle somit als der verantwortliche Oberbefehlshaber in Italien fest: Eine kulturlose amerikanische Soldateska hat in ohnmächtiger Wut eines der kostbarsten Baudenkmäler Italiens sinnlos zerstört und italienische Zivilflüchtlinge – Männer, Frauen und Kinder – durch Bomben und Artilleriefeuer erschlagen.
Damit ist wiederum erwiesen worden, daß die angelsächsische und bolschewistische Kriegführung kein anderes Ziel kennt, als die ehrwürdigen Zeugen der europäischen Kultur zu vernichten. Für die zynische Verlogenheit und die scheinheiligen Erklärungen, mit denen die angelsächsische Führung die Schuld dafür mir und meinen Soldaten zuschiebt, kann ich nur die tiefste Verachtung zum Ausdruck bringen.
Gez.: KESSELRING
Generalfeldmarschall
Noch stolz auf ihre Freveltat!
Auch am Mittwoch wurden die Ruinen des Klosters unter feindliches Artilleriefeuer genommen. Hunderte von amerikanischen schweren Geschützen Feuerten auf den Stammsitz der Benediktiner und rissen immer neue große Löcher in die vierzehn Fuß dicken Klostermauern. Jede Minute erzitterte das Kloster erneut unter einem feindlichen Granateinschlag.
Ohne das geringste Gefühl für die Schändlichkeit seines Triumphgeschreies berichtet das ein angelsächsischer Kriegskorrespondent, in dessen Meldung es weiter heißt:
Die Silhouette, die sich gegen den in Rauch gehüllten Monte Cairo abhob, änderte ihre Form ständig, Dieses äußerst konzentrierte Granatfeuer wurde bis in die sinkende Nacht fortgesetzt, und starke Verbände von Flugzeugen flogen dann heran, um ihre großen Lasten von Sprengbomben über dem Kloster abzuwerfen, um es in eine Ruine zu verwandeln. Unsere Luftoffensive wird fortgesetzt.
Und Reuters meldet dazu eine Einzelheit, welche die deutsche Feststellung über unsere militärische Zurückhaltung bei diesem erst von den Angelsachsen zu einem Kriegsobjekt gestempelten Denkmal der Menschheitsgeschichte unterstreicht:
Bei den anglo-amerikanischen Luftangriffen auf das Kloster trat keine deutsche Flak in Aktion, und auch eine deutsche Jagdabwehr wurde nicht verzeichnet.
Das amtliche englische Nachrichtenbüro schämt sich nicht, in seiner Berichterstattung einen so frivolen Satz einzuflechten wie diesen:
Das Kloster Monte Cassino erhält jetzt von den amerikanischen Geschossen erneut Zunder.
Zu dieser sogenannten militärischen Berichterstattung passen die Kommentare, die die englische Presse in dem uns unverständlichen Gefühl, gegen ein wehrloses und unverteidigtes Objekt einen rühmenswerten Sieg errungen zu haben, anstimmt. In der Londoner Times ist zu lesen, daß, entgegen allen Tatsachen, die Bombardierung von Monte Cassino unvermeidlich gewesen sei:
…da irgendein materieller Ausdruck der menschlichen Zivilisation kein Leben auch nur eines englischen Soldaten wert sei.
Sollen wir daran erinnern, daß deutsche Soldaten auf allen Kriegsschauplätzen zur Rettung wertvollen Kulturgutes bedenkenlos ihr Leben einsetzten, gar nicht davon zu reden, daß die deutsche Führung in hohem kulturellem Verantwortungsbewußtsein oft gegen militärische Zweckmäßigkeitserwagungen bisher überall darauf verzichtete, historische Stätten ins Kampffeld einzubeziehen? Den Briten sind solche Erwägungen fremd. Zwar frömmelt der Manchester Guardian verlogen: „Die alliierten Soldaten, welche die Zerstörung der Abtei von Cassino beobachteten, schauten ihr in ehrfürchtigem Stillschweigen zu,“ aber drei Zeilen weiter schon schreibt er davon, daß es den Angelsachsen nur darauf ankam, hier einen schnellen Sieg zu erringen, was nach der Lage der Dinge nur einen billigen Sieg bedeuten konnte.
Zynische, heuchlerische Salbaderei
Das englische Oberhaus ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen, ebenso zynisch und ebenso heuchlerisch zu salbadern. Lord Latham sagte in der Aussprache über die Vernichtung von kulturellen und historischen Denkmälern auf den Kriegsschauplätzen: „Ich möchte meinen Sohn nicht für irgendein Gebäude der Welt opfern,“ und stellte sich mit solcher Äußerung weit aus der kulturellen Gemeinschaft der Europäer, die ihre Kultur so oft unter Einsatz von Blut und Leben aufgebaut, bewahrt und verteidigt hat. Der Liberale Viscount Samuel erklärte mit bodenloser Unverschämtheit:
Wenn Baudenkmäler Brennpunkte heftiger Kämpfe wurden, war das immer die Schuld der Deutschen, die auch die Schande dafür auf sich zu nehmen haben. Die Deutschen sprechen sich den Ruf zu, eine hoch kultivierte Nation zu sein, aber die deutsche Armee entwickelt überall eine Bosheit, die furchtbar war.
Und es paßt in diese kulturfeindliche Linie der englischen Plutokratie die Äußerung des Marschalls der Luftflotte, Lord Trenchard:
Selbst um Rom zu verschonen, darf der Preis nur gering sein.
Lord Winster reihte sich den schamlosen Bekenntnissen dieser vornehmen englischen Seelen würdig an, indem er fragte:
Ist hier etwa jemand der Ansicht, daß auch nur ein englisches Menschenleben geopfert werden soll, um diese alten Monumente in Rom etwa zu erhalten?
Entsprechend fiel die Stellungnahme der Regierung aus, die der Lordkanzler Viscount Simon dahin zusammenfaßte, daß die Notwendigkeiten des Krieges allen Bedenken hinsichtlich besonderer historischer oder kultureller Werte vorangehen, und daß die Heftigkeit des Kampfes und die für England immer dringender werdende Notwendigkeit eines möglichst schnellen Sieges es lächerlich erscheinen lassen, sich mit den Bedürfnissen historischer oder kultureller Angelegenheiten überhaupt zu befassen.
Wie weit das europäische Gefühl und das deutsche Verantwortungsbewußtsein besonders von dieser Kulturfeindlichkeit entfernt sind, erhellt aus jedem der zitierten Sätze.
Roosevelt wagte am Mittwoch in einer Proklamation zu einer lächerlichen „Woche der Brüderlichkeit“ in den USA zu sagen, „es bliebe der Welt in diesem Krieg die Wahl zwischen Brüderlichkeit und Chaos.“ Gäbe es keine anderen Beispiele, so genügte das Exempel von Monte Cassino, um zu illustrieren, welchem Chaos die Welt unter der Herrschaft der Angelsachsen ausgeliefert würde.
Schwere Verluste der Bevölkerung
dnb. Rom, 17. Februar –
Wie wir vom Oberkommando der Wehrmacht erfahren, kündigten die Amerikaner ihre Bombenangriffe gegen das Kloster Monte Cassino den dort versammelten italienischen Flüchtlingen vorher durch Flugzettel an und forderten sie auf, das Kloster zu verlassen. Da jedoch das gesamte Gelände rings um das Kloster unter schwerem feindlichen Beschuß lag, hatten die Italiener keine Möglichkeit, sich in Sicherheit zu bringen.
Die Mönche und die nach einigen Tausenden zahlende Menge der Flüchtlinge glaubte auch nicht an einen Angriff, da sich im Kloster nicht ein einziger deutscher Soldat befand. Als sich die amerikanischen Bomber näherten, breiteten die Flüchtlinge weiße Bettlaken und Tischtücher aus, um dadurch den amerikanischen Fliegern zu zeigen, daß im Kloster nur wehrlose Flüchtlinge versammelt waren. Trotzdem warfen die amerikanischen Flieger ihre Bomben ab, die in der dichtgedrängten Menschenmenge erhebliche Verluste hervorriefen.
Man muß damit rechnen, daß mindestens hundert Mönche und Klosterschüler des Benediktiner-Ordens getötet und schwer verwundet wurden, während die Zahl der getöteten und schwer verletzten Flüchtlinge die Zahl sechshundert übersteigt. Die Zahl der leichter Verletzten, die im Augenblick noch nicht genau feststeht, liegt bedeutend höher.