Koch: The struggle in Tunisia (2-23-43)

Völkischer Beobachter (February 23, 1943)

Der Kampf in Tunesien

Von Kriegsberichter Lutz Koch

pk. Blickt man heute nach fünf Kampftagen, nachdem der Panzervorstoß von der deutschen Führung abgeschlossen und die Hauptkampflinie an einigen Stellen entscheidend in günstigere Positionen vorgeschoben werden konnte, auf die Entwicklung, den Ablauf und das Ergebnis unseres Angriffs zurück, so erkennt man auch bei kritischester Wertung sehr rasch, daß hier ein glänzender Schachzug gegen den Gegner geglückt ist. Er wurde ausgerechnet an der Stelle gepackt, die er sich als Aufstellungsraum seiner Angriffsarmee im günstigsten und der Küste am nächsten liegenden Gebiet ausersehen hatte. Hier wollte er nach Aufstellung seiner Divisionen, für die alles auf einem langwierigen Landweg aus Algier und Marokko nachgeführt werden muß, zu einem schnellen Stoß zur Küste ansetzen, und er träumte auch schon davon, damit einen Keil in die deutsch­italienischen Streitkräfte in Tunesien treiben zu können. Wohl hatten wir die entscheidenden Gebirgsengen, die ihm den Austritt in das Sähet, die ölbaumbestandene Küstenprovinz um Sfax herum verwehrten, bereits in den Jännerangriffen in unsere Hände gebracht, aber der Raum blieb relativ eng.

Mitten in die Vorbereitungen traf nun unser Panzerstoß hinein. Er führte nicht nur zu einer gründlichen Störung der Feindabsichten, sondern zu erheblichen Verlusten, die sich heute mit den ungefähren Abschlußziffern zu einer auch für Eisenhower im Hinblick auf seine Angriffsabsichten in diesem Raum doppelt empfindlichen Verlustbilanz runden. Nahezu 200 Panzer können als abgeschossen, ausgebrannt und vernichtet gelten. Sehr erheblich sind auch die Verluste an Schützenpanzern, von denen die Amerikaner bald ein volles Hundert verloren. Sehr beträchtlich ist die Schwächung seiner artilleristischen Kraft durch den Ausfall und die Wegnahme von 25 Geschützen verschiedener Kaliber und, was noch schwerer wiegt, von rund 40 Selbstfahrlafetten, dem besonders begehrten Geschütz des afrikanischen Kampfraumes. Rechnet man einmal noch die vernichteten oder erbeuteten Lager und Lastwagen hinzu, zum zweiten bereits rund 2500 rein amerikanische Gefangene neben den zahlreichen Toten und Verwundeten und den Vorteil einer günstig vorverlegten Hauptkampflinie, so wird ersichtlich, daß unter hervorragender Führung bei ständiger Zusammenarbeit mit Teilen der Rommelschen Armee und Zusammenspiel aller Waffen bei äußerst geringen Verlusten ein erfreuliches Optimum an Erfolg erzielt wurde.

Es war vor allem die Überraschung des schlagartig einsetzenden und dann mit gewaltiger Kraft weiter rollenden Panzerangriffs, der die Amerikaner erstaunlich schnell auf die Knie zwang. Bei dem ersten Durchbruch durch die beiden Gebirgspässe nördlich Faid konnten unsere Panzermänner groteske Bilder von in Nachthemden und Pyjamas fliehenden USA.-Soldaten erleben, die gerade noch Zeit fanden, aus ihren warmen Schlafsäcken in der ersten Dämmerung des Tages sich herauszuschälen, bevor sie den Weg in die Gefangenschaft antraten. Nicht wenige wurden noch schlafend von den Grenadieren aus ihren Stellungen herausgeholt, so urplötzlich kam das deutsche Unwetter über sie. Die einzigen, die sich der schnellen Besetzung von Sich Bouzid, dem Überraschungsangriff nach Sbeitla und dem entschlossenen Abdrehen des Angriffs nach Süden und Norden in Auswertung unserer Anfangserfolge und zur Durchführung immer neuer kleiner Kesselungen widersetzten, waren die amerikanischen Panzer, die sich auf diesem Raum im bisher größten Ausmaß des tunesischen Kampfes dem deutschen Panzergegner stellen mußten. Sie taten das manchmal mit größter Sturheit, hinter der sich allerdings oft genug auch Unerfahrenheit und Unsicherheit zu verstecken versuchten. Denn auf 4000 Meter das Gelände bei jedem Busch und jeder Bodenfalte sorgfältig und mit erheblichem Zeit- und Munitionsverlust nur „auf Verdacht“ abzukämmen, ist zu offensichtlich das Zeichen unerfahrener Panzerkommandanten.

Da waren unsere Soldaten der schwarzen Waffe doch von einem anderen Schlage. Ihr Wirkungsfeuer aus kürzester Entfernung, oft flankierend gegen die Stahlwände der Amerikaner, zersiebte die Feindpanzer förmlich. Unter mächtiger Rauchentwicklung gingen Treibstoff und Munition hoch, und die flammenden Fanale der Schlacht erloschen über fünf schwere Kampftage nicht. Sie waren die Totenfackeln für nahezu 200 schwere amerikanische Panzer.

Ungeachtet der hohen Material- und Menschenverluste versuchte nach den entscheidenden Erfolgen der ersten drei Angriffstage auch am vieren und fünften dem Abschlußtage unseres Stoßes, der amerikanische Panzerführer immer wieder, unseren Vormarsch zu hemmen und den Rückzug seiner übrigen Teile nach Nor den und Westen zu decken. Es gelang ihm nur halb und es kostete ihm jedesmal eine neue erkleckliche Anzahl von Panzern, die mit ihren todwundgeschossenen Stahlleibern wie sterbende Riesentiere auf dem weiten Raum der Schlacht von südlich Sbeitla bis hoch nach Norden hinauf verteilt lagen.

Für die Kampfmoral des an Waffen und Gerät zahlenmäßig gut ausgerüsteten Amerikaners ist eine Episode bezeichnend, die sich bei einem Stützpunktkampf abspielte. Dicht vor diesem Stützpunkt waren drei deutsche Offiziere, die mit ihrer Angriffsgruppe weit vorgeprellt waren, gefangengenommen worden. Wenig später aber waren die Amerikaner im Stützpunkt umgangen und umzingelt. Die durch einen Parlamentär überbrachte Aufforderung zur Übergabe der Stellungen bei vorherigem Austausch dreier gefangener Offiziere beider Seiten scheiterte an dem Verhalten der in unserer Hand befindlichen amerikanischen Offiziere, die mit dem Hinweis, daß für sie der Krieg glücklicherweise zu Ende sei, ein Hineingehen in den Stützpunkt und damit eine mögliche Wiederaufnahme des Kampfes verweigerten. So wurde gekämpft, und nach Stunden war die Stützpunktbesatzung gezwungen, den Widerstand dennoch aufzugeben, wodurch auch die deutschen Offiziere ihre Freiheit wiedererhielten. Der Krieg, so hatten die Yankees mit einem verschmitzten Lächeln gemeint, ist glücklicherweise für uns zu Ende.

Einzelne an der Spitze fahrende Panzerkompanien haben in den Kämpfen hervorragende Erfolge erzielt. Eine Kompanie erzielte allein an einem Kampftag 22 Abschüsse und konnte in den nächsten Gefechten an das volle dritte Dutzend herankommen. Der Angriffsschwung war oft so ungestüm, daß Panzerduelle auf 100 und 200 Meter Entfernung ausgetragen wurden, nachdem unsere Panzer in einer unnachahmlichen Feuerdisziplin mit eisernen Nerven den Gegner auflaufen ließen, um ihm dann mit einer Feuerwalze aus allen Rohren überfallen und abschmieren zu können. In einem Falle wurde eine amerikanische Pak aus knapp 50 Meter Entfernung zusammengeschossen.

Mit einem wilden Schwung waren unsere Stoßkeile in den Feind hineingefahren und sie erteilten ihm eine Lektion, die Eisenhower recht unangenehm und schwer verdaulich in seine Absichten hineingehagelt hat. Trotz Wetterunbilden und versuchter starker Gegenwirkung durch massierten Angriff von Fliegern im vorgerückten Stadium unserer Bewegungen gelang es den Amerikanern nie, den Fluß unseres Stoßes zu hemmen. Gegen manchmal erheblichen Widerstand und nach teilweise schweren Panzergefechten war doch schließlich immer wieder die Bahn für den vorgezeichneten Ablauf der Dinge frei.

Nun läuft unsere Hauptkampflinie an einigen Punkten weit vorgeschoben in günstiger Lage durch die Südost-Ausläufer des Atlas. Dort, wo nach der freien Jagd der Angriffstage vielleicht der Amerikaner eines Tages wieder einmal gegen unsere Sicherungslinien vorfühlt, wird er sich unter erheblichem Krafteinsatz nur bis dorthin vorkämpfen können, wo ihm unsere Hauptkampflinie ein unerbittliches Halt zuruft.

Eisenhower hat in Tunesien eine neue Schlacht verloren. Wir aber einen stolzen Sieg errungen.