Völkischer Beobachter (9-2-42)
Europa am Ende des 3. Kriegsjahres
Als England vor drei Jahren den Krieg gegen das Reich vom Zaun brach, sah es die Enge des Raumes, in den 80 Millionen Deutsche gebannt waren, als beste Bürgschaft seines Erfolges an. Die britische Einkreisungspolitik, besonders seit München fieberhaft vorwärtsgetrieben, stellte Deutschland vor die Aufgabe eines Zweifrontenkrieges gegen Frankreich und Polen. Auf eine Schwenkung Moskaus, das sich in letzter Stunde entschlossen hatte, zunächst der Selbstzerfleischung Europas zuzusehen und seine Angriffsstellungen näher an das Reich heranzuschieben, glaubte man in London bestimmt rechnen zu dürfen. Die Nordflanke des deutschen Raumes sollte später von den nordischen Staaten aus bedroht werden, deren man als Aufmarschgebiet ebenso sicher zu sein vermeinte wie Hollands und Belgiens. In den Südoststaaten wühlten seit Jahren britische Agenten unablässig gegen das Reich und suchten nach dem Zerfall der Tschecho-Slowakei erst recht, die Handelsbeziehungen dieser Länder mit Deutschland zu schädigen. Italien hoffte man, draußen halten, andernfalls es als „Gefangener im Mittelmeer“ schnell überwältigen zu können.
Der jähe Zusammenbruch Polens, der kühne Sprung nach Narvik und die Niederlage Frankreichs machten diese Erwartungen zuschanden. Aus der Enge des „nassen Dreiecks“ entwickelte sicheine atlantische Gegenfront von Finnland bis nach Spanien. Das Mittelmeer wurde für die britische Durchfahrt gesperrt, der Atlantik zum Schiffsfriedhof und die Blockade gegen Deutschland zu einer Blockade gegen England. Im Südosten traten Ungarn, die Slowakei, Rumänien und Bulgarien auf die Seite der Achse, während Jugoslawien zerbarst und Griechenland einschließlich Kretas zur Ausfallsstellung Deutschlands und Italiens wurde.
Unaufhaltsam formte sich die Einheit Europas heraus, das die Briten überall von seinem Boden vertrieben hatte. Noch aber baute England auf die Sowjetunion, die sich die baltischen Länder, den Ostteil des ehemaligen polnischen Staates und das rumänische Bessarabien angegliedert und sich als Frucht ihres Uberfalls auf Finnland eine wichtige Ausgangsstellung zur endgültigen Vernichtung dieses Nachbarn gesichert hatte. Gemeinsam mit seinen Verbündeten trat Deutschland den bolschewistischen Stoßarmeen entgegen, die zum Sprung nach Westen ansetzten. Die bis jetzt erreichte Frontlinie vom Eismeer bis zum Kaukasus zeigt die Weite des vom Sowjetjoch befreiten Raumes an, der in der Ukraine die größte Komkammer Europas einschließt und an der Ostsee und am Schwarzen Meer die von der Achse beherrschte Küstenfront gewaltig ausgedehnt hat.
Die Karte läßt erkennen, daß England schon durch das Gesetz des Raumes geschlagen ist, von dem es 1939 einen leichten und schnellen Sieg erhoffte. Es ist abgesperrt vom Kontinent, der es früher mit gewaltigen Mengen an Lebensmitteln, Holz und Erzen belieferte, und es muß sich bei zusammenschrumpfendem Schiffsraum mühselig Ersatz in entlegenen Uherseeländern suchen, wobei ein großer Teil dieser Zufuhren die Insel nicht erreicht. Es muß zähneknirschend den Landkrieg an der Peripherie des Geschehens führen und dabei unendliche Transportschwierigkeiten auf sich nehmen. In Europa und Nordafrika festgelegt, hat es Hongkong und Singapur verloren und sieht Indien und Australien gefährdet.
Europa aber, das in diesem Kriegssturm zusammenwächst, entwickelt aus sich heraus gewaltige Kräfte unter Führung der Achsenmächte. Die Karte vermag diesen inneren Vorgang nicht wiederzugeben, beispielsweise die unerhörte Transportleistung, die sich in der Schlagkraft der Ostfront bei gleichzeitiger wirksamer Verteidigung der Atlantikküsten widerspiegelt, und das stetige Wachstum der Kriegsproduktion, das alle materiellen Fehlrechnungen der Gegner durchkreuzt. Der Ausweitung des Kriegsgebietes seit 1939 entspricht keine Schwächung der ungeheuren Kampfkraft, die die Mitte Europas entwickelte. Sie bringt vielmehr immer neue zusätzliche Möglichkeiten, strategische wie wirtschaftliche, mit sich, die jeden erdenklichen Einsatz des Feindes gegen Europa mit jedem Tag aussiehtsloser macht.
Kp.