Völkischer Beobachter (October 17, 1944)
Generalfeldmarshall Rommel ᛦ
Berlin, 16. Oktober –
Generalfeldmarschall Rommel ist an den Folgen seiner schweren Kopfverletzung, die er als Oberbefehlshaber einer Heeresgruppe im Westen durch Kraftfahrzeugunfall erlitten hatte, verstorben. Der Führer hat ein Staatsbegräbnis angeordnet.
Es gibt keinen zweiten Soldatennamen in diesem gewaltigen Kriege, der bei Freund und Feind den gleichen Klang hat, wie der Name Rommel.
Alle Versuche der gegnerischen Propaganda, den einen oder anderen eigenen Heerführer zu heroisieren und zu einem auch dem einfachen Soldaten geläufigen und vertrauten Begriff zu machen, sind bis heute gescheitert. Aber Rommels Taten in der afrikanischen Wüste haben sich dem Bewusstsein jedes Tommys und jedes Yankees so nachhaltig eingeprägt, daß jede Bemühung Londons und Washingtons, seinen kriegerischen Ruhm mit schäbigen Mitteln zu schmälern, wirkungslos abglitt.
Bewunderung und Neid des Feindes hat Rommels soldatischen Weg begleitet. Liebe und Verehrung schlugen ihm aus seinem eigenen Volk entgegen wie keinem anderen. Nie wird ein Deutscher sein kühnes und doch menschlich warmes Gesicht vergessen, und noch unsere Enkel und Urenkel werden sich an seinen Taten begeistern.
Rommel ist tot.
Persönlicher, tiefer Schmerz hat Millionen von deutschen Rundfunkhörern am Sonntagnachmittag ergriffen, als die Trauerbotschaft durch den Äther kam. Mehr als zwei Monate waren seit seiner schweren Verwundung in der Normandie vergangen, seit jenem 17. Juli, an dem ein Tieffliegerangriff auf seinen Kraftwagen den Oberbefehlshaber der gegen die Invasion angesetzten deutschen Heeresgruppe außer Gefecht setzte. Man wusste, daß Rommels Verletzung schwer war, aber so oft man Unterrichtete nach seinem Befinden fragte, bekam man die beruhigende Auskunft, daß es mit ihm aufwärts gehe und er in einigen Wochen wohl wieder antreten werde! Und nun diese plötzliche Todesnachricht. Der Feldmarschall hatte sich tatsächlich bereits auf dem Wege der Besserung befunden und schon wieder lebhaften Anteil an den Geschehnissen genommen, als eine Embolie ihn hinwegraffte.
Rommels Ruhm strahlt durch zwei Weltkriege. Es ist der Ruhm des Frontkämpfers im engsten Sinne des Wortes, der Ruhm eines Soldaten, der als Generalfeldmarschall genauso „immer vorne“ war, wie er einst als junger Leutnant vorne gewesen ist. Rommel war das strikte Gegenteil eines Schreibtischgenerals. Für ihn, der als junger Infanterist die hohe Tapferkeitsauszeichnung des Pour le Mérite erworben hatte, war im neuen nationalsozialistischen Heere der Panzer die naturgegebene Waffe. Panzer können nur von vorne geführt werden, Panzer führen heißt blitzschnelle Entschlüsse fassen, kühn improvisieren, den Gegner verblüffen und täuschen, stets das Unerwartete tun und immer dort sein, wo man nicht erwartet wird.
Wir entsinnen uns eine« Tages im Frühjahr 1942 drunten in Libyen, wo wir mitten in der Angriffsschlacht den Generaloberst suchten. Es war wichtig, ihn zu finden, denn der Einsatz der Luftwaffe mußte besprochen werden. Ganz genau wusste Rommels Generalstabschef nicht, wo sein Oberbefehlshaber war… „Er schlägt sich irgendwo hinter den feindlichen Linien mit englischen Panzern herum…“ Worauf der Chef der Luftwaffe einen Storch bestieg und Erwin Rommel schließlich tatsächlich weit hinter der Britenfront fand.
Er war kein bequemer Befehlshaber, weder für seine Soldaten noch für seinen eigenen Stab, aber er war auch alles andere, als ein sturer Draufgänger oder wilder Haudegen. Seine kühnen Streiche haben wieder und wieder den Briten das Konzept verdorben, und wenn sie ihn endlich geschlagen und am Ende seiner Kräfte wähnten, wie zum Beispiel damals nach seinem Rückzug bis zur Großen Syrte im Winter 1941/42, dann erschien er urplötzlich wie ein Gewitter über ihnen und trieb sie zu Paaren.
Das war das Erstaunliche an Rommels afrikanischen Taten, daß hier ein Heerführer, der niemals auf außereuropäischem Boden gekämpft hatte, mit Truppen, die in der Wüste ebensolche Fremdlinge und Neulinge waren, Sieg um Sieg über die älteste Kolonialarmee der Welt, die britische, erfochten hat. Als das Deutsche Afrikakorps nach Libyen ging, rieb man sich in London die Hände und prophezeite, daß die wüste gewohnten Empiretruppen und ihre tropenerfahrenen Führer ein leichtes Spiel haben würden. Rommel hat sie eines Besseren belehrt: einem nach dem andern, Wavell, Auchinleck, Alexander, wurde der unverdiente Lorbeer von dem Mann aus dem Schwabenland von der Stirn gerissen.
Der Feind hat ein gewaltiges Triumphgeheul angestimmt, als es ihm im Sommer 1942 endlich gelang, Rommel von der Pforte des Nillandes zu vertreiben. „Monty hat Rommel geschlagen!“ Seit jenen Tagen besteht die Montgomery-Legende, von der die Briten heute noch zehren. In Wahrheit aber hatte nicht dieser ebenso eitle wie unritterliche Britengeneral Rommel geschlagen, sondern die verräterische Feigheit einiger italienischer Admirale.
Alle unsere Rückschläge auf afrikanischem Boden und schließlich der Verlust Afrikas sind ausschließlich dem Mangel an Nachschub zuzuschreiben. Es kam nicht genügend Material und zeitweise gar nichts übers Meer, weil die italienische Flottenführung vom ersten Tage ihres Kriegseintritts an den vollen Einsatz scheute und Kesselrings „Ju-52“-Staffeln allein die Massentransporte natürlich nicht bewältigen konnten.
Als schließlich bei El Alamein die über ein Jahr lang herangeschafften riesigen Reserven Montgomerys über Rommels Afrikaarmee hereinbrachen, hatte der Feldmarschall noch für zwei ganze Tage Benzin…
Zum letztenmal standen wir Erwin Rommel unter den Bäumen eines normannischen Obstgartens gegenüber: Plötzlich wie immer erschien er vor dem Führungswagen des Stabes unserer Panzerarmee, ließ sich knapp über die Lage unterrichten und gab in seiner kurzen Art neue Befehle. Geladen von Angriffslust verfolgten seine Augen zornig die feindlichen Tieffliegerschwärme, die über den Himmel brausten und das Nachschubproblem so schwierig machten. Kaum zwanzig Minuten währte der Besuch, dann stieg er, wie stets die Hände in den Taschen seines Ledermantels, wieder den Hohlweg hinauf zur Straße, um die nächsten Korps- und Divisionsstäbe aufzusuchen. Wenige Tage darauf hat ihn auf einer anderen solche Fahrt, an der ihn kein Tiefflieger – weder in Afrika noch in Frankreich – jemals gehindert hat, das Soldatenschicksal ereilt.
Prien… – Mölders – Dietl – Rommel! Man könnte es für ein wahres Verhängnis halten, daß der Kriegsgott mehr noch als im ersten Weltkrieg immer wieder nach Deutschlands Besten greift. Erst vor wenigen Tagen haben wir auch den König der Nachtjäger, den jungen Lent, begraben. Aber mag der eine oder der andere unserer großen Soldaten auch tückischem Unfall erlegen sein, im Ganzen ist es doch der neue Stil des nationalsozialistischen Soldatentums, der diese Opfer fordert. Es ist der Stil des unbedingten persönlichen Einsatzes, des freudigen Opfergangs, vor dem der Tod wirklich alle Schrecken verloren hat. Es ist der Stil der Panzermänner des Grafen Strachwitz, der Geist der Jagdstaffeln, der Torpedo- und Sprengbootfahrer, der namenlosen Grenadiere mit Panzerfaust und Panzerschreck, der Geist, der niemals zaudert, immer wagt, der niemals fragt, wie stark, sondern wo der Gegner ist. Es ist der Geist und Stil der nationalsozialistischen Wehrmacht, die das voreilige Siegesgeschrei des Feindes immer wieder in dessen Kehle ersticken läßt und endlich den Tag heraufführen wird, den die „Montys“ auch heute noch fürchten.
Mit Rommels Namen im ewiglebendigen unverlöschlichen Gedächtnis setzen wir den Kampf in diesem Geiste fort.
st.
‚Revolutionärer Erneuerer‘
Lissabon, 16. Oktober –
Selten hat eine Nachricht vom Tode eines ausländischen Heerführers in Portugal eine so große Anteilnahme gefunden, wie die Meldung, daß Feldmarschall Rommel seinen Verletzungen erlegen ist. In Schlagzeilen melden die Blätter den Tod und veröffentlichen große Bilder des Feldmarschalls, der in den Überschriften als der volkstümlichste Marschall dieses Krieges bezeichnet wird. Die Nachrufe und Lebensläufe, die ihm gewidmet sind, füllen mehrere Spalten.
Diario de Notizias schreibt, daß kein anderer Heerführer in diesem Kriege so berühmt geworden sei wie Marschall Rommel. Sogar der Feind habe das anerkannt. Secolo hebt hervor, daß Rommel eine der hervorragendsten Gestalten dieses Krieges war und vielleicht der revolutionärste Erneuerer der Methoden der Kriegführung überhaupt. Er habe einen neuen Typus des Soldaten geschaffen. Seine Fähigkeit, sich unerwarteten Lagen anzupassen, habe an das Wunderbare gegrenzt.
Der offiziöse Diario da Manha schreibt, Feldmarschall Rommel sei die Offenbarung dieses Krieges gewesen.