Völkischer Beobachter (December 7, 1942)
Ein Jahr Weltkrieg
Von Dr. Theodor Seibert
Wir wissen nicht, ob Roosevelt einst wie Wilson einen Baker finden wird, der die psychologischen Hintergründe und Entwicklungslinien seiner Politik der Nachwelt enthüllen kann. Eines aber sehen wir heute schon klar: Bei aller Ähnlichkeit des-äußeren Weges‚ den diese beiden USA.-Präsidenten gegangen sind, wurden sie doch von gänzlich verschiedenen Triebfedern bewegt. Woodrow Wilson steigerte sich immer mehr in den Wahn hinein, daß ihn die Vorsehung dazu auserlesen habe, der Menschheit das Heil in Form von Demokratie und Völkerbund zu bringen. Bis in seine letzten, von Geisteszerrüttung umdämmerten Nächte hinein kämpfte er seinen gespenstischen Windmühlenkampf gegen den Imperialismus, auch nachdem er diesen Kampf auf dem diplomatischen Schlachtfeld von Versailles längst schmählich und kläglich verloren hatte. Franklin Roosevelt dagegen betet zwar – ein vollendeter Schauspieler – an Wilsons Totenschrein, was er aber praktisch betreibt, ist brutale Machtpolitik reinsten Wassers‚ vorwärtsgepeitscht durch Herrschsucht und Eitelkeit.
Er sorgt beizeiten dafür, daß man mit ihm das teuflische Spiel nicht wiederholen kann, das Clemenceau und Lloyd George einst in Paris mit dem Narren Wilson trieben. Er wartet nicht erst auf die Riemen, die man im Falle des Sieges aus der Haut der geschlagenen Feinde zu schneiden hofft – er häutet zu‚nächst einmal den Körper des verbündeten britischen Löwen.
In diesem Unterschied zwischen den beiden Präsidenten spiegelt sich die innere Entwicklung des Yankeetums in den letzten 25 Jahren. Es hat die Hemmungen des „jüngeren Vetters“ vollständig verloren und die aus seiner technischen und zivilisatorischen Leistung geborene Selbstgefälligkeit auf das weltpolitische Feld ausgedehnt. Nordamerika ist fest davon überzeugt, den Anspruch auf Welterfüllung heute von Rechts Wegen zu besitzen. Der maßvoll gebliebene Teil es Amerikanertums, der die Monroe-Lehre noch im Herzen trägt und in dem-vor aller Augen sich vollziehenden Zusammenbruch des britischen Empire ein warnendes Beispiel sieht, ist heute von den jüdischen Glücksrittern und Aasgeiern, die den Präsidenten umgeben, vollständig in die Ecke gedrängt und zum Schweigen verurteilt. Wir bezweifeln‚ ob wirklich eine Mehrheit des USA.-Volkes die Politik Roosevelts billigt, aber viele beschwichtigen ihre Sorgen sicherlich mit der oberflächlichen Hoffnung, daß dem amerikanischen Kontinent selbst „nichts Ernstliches“ passieren könne, auch wenn der Krieg zu keinem vollen Sieg führen sollte.
Die jüngsten Parlamentswahlen in den USA. haben allerdings gezeigt, daß die Zahl der Zweifeler und Besorgten im ersten Kriegsjahre nicht ab-‚ sondern zugenommen hat. Und das ist gewiß nicht verwunderlich, wenn man die Bilanz dieses Jahres zieht‚ so wie sie sich amerikanischen Augen notwendig präsentieren muß: seit dem Tage von Pearl Harbour, dem 8. Dezember 1941, haben die Vereinigten Staaten ihren gesamten Besitz und Einfluß, alle ihre Stützpunkte und Reichtümer im Ostasiatischen Raum verloren. Ihre Flottenmacht ist schon empfindlich geschwächt, und, was fast noch schlimmer ist, zu einem dauernden‚ weiter schwächenden Einsatz in der Südsee gezwungen worden‚ um die letzten Pfeiler auf der Westseite des Pazifiks‚ Australien und Neuseeland, nicht auch noch einzubüßen. Für dieses gewaltige Minus haben die USA. zwar neue machtpolitische Ausgangspunkte rund um den afrikanischen Erdteil bis hinauf in den Persischen Golf eingetauscht – ob diese amerikafremden Gewinne auf Kosten des britischen Verbündeten aber die nüchtern Denkenden unter Roosevelts Untertanen erheblich zu begeistern vermögen, ist fraglich.
Roosevelt selbst hat sich den Verlauf seines Weltkrieges jedenfalls anders vorgestellt. Aus allen seinen Reden vor dem 8. Dezember und aus der Sprache seiner Pressejuden ging sein Kriegsplan eindeutig hervor: er glaubte, Japan durch Lieferungssperre und fortgesetzte Drohung so lange stillhalten zu können, bis der Krieg in Europa mit den vereinigten militärischen und wirtschaftlichen Kräften der Sowjetunion‚ Britanniens und der USA. gewonnen war. Dabei hoffte er, ohne förmliche Kriegserklärung an die Achsenmächte auszukommen‚ um in Ruhe die amerikanischen Rüstungen zu vollenden und dann mit voller, ungeschwächter Kraft zum, Todesstoß gegen Japan ausholen zu können. Wie sicher er seines Planes war, ging aus den überheblichen Ankündigungen seiner Minister und Leibjournalisten hervor, die die Niederwerfung Japans binnen drei Wochen bis drei Monaten prophezeiten.
Dieser Kriegsplan Roosevelts zwingt den Verdacht auf, daß sowohl der Präsident selbst wie seine Berater außerstande sind‚ logisch zu denken, was man auch sonst von ihren geistigen Fähigkeiten halten mag. Denn andernfalls hätten sie sich sagen müssen, daß die Völlig durchsichtigen und, Wie gesagt, kaum verhehlten Absichten Washingtons Japan einfach zwangen, rechtzeitig loszuschlagen, wenn es nicht zwei Jahre später, nach Aufbrauchung seiner Reserven, zu bedingungsloser Kapitulation verdammt oder von der dann fertiggerüsteten USA.-Wehrmacht überfallen werden wollte. Roosevelt hat hinterher, nach Pearl Harbour, das dummdreiste Märchen verbreitet, daß man doch gerade in „vielversprechenden Verhandlungen“ begriffen gewesen sei, als Tokio seinen „niederträchtigen“ Streich vollführte. Daß diese Verhandlungen mit der unverschämten, ausdrücklich als letztes Wort Washingtons bezeichneten Zumutung an Tokio, sich aus China und Französisch-Hinterindien zurückzuziehen, praktisch gescheitert waren, verschwieg der amerikanische Präsident entweder bewußt oder er war tatsächlich so dumm, das nicht zu begreifen. Aber vielleicht tun wir ihm persönlich unrecht – vielleicht hielt der neugeborene Yankee-Größenwahn es wirklich für selbstverständlich, daß das 105-Millionen-Volk der stolzen Japaner auf das Geheiß Washingtons alle Zukunftspläne begraben und sich mit einem dauernden Hungerleben auf dem kargen Raum der japanischen Inseln begnügen würde.
Die Antwort, die das Reich des Tenno vor Jahresfrist 1eichtfertigen Erpressern an der Ostküste des Pazifiks erteilt hat, wird zu allen Zeiten von den Menschen bewundert werden, die Sinn für völkische Ehre und Größe haben. Ein armes, von der Natur ebenso stiefmütterlich behandeltes Volk wie das deutsche und das italienische, hat sein ganzes Sein und Haben in die Waagschale der Schlacht geworfen, um Ehre und Zukunft zu retten. Und die Methode der Kampferöffnung, der schlagartige Überfall auf Hawai‚ Hongkong, die Philippinen und Singapur, war nicht nur politisch-taktisch die einzig richtige Methode gegen erbarmungslose Gangster vom Typus Roosevelts und Churchills, sondern auch von einer militärischen Kühnheit‚ die uns, als die Soldaten Adolf Hitlers, begeistert hat. Sie gab uns von der ersten Stunde an das beglückende Bewußtsein, einen Kampfpartner gefunden zu haben, der vom gleichen soldatischen Geist beseelt war wie wir selbst. Und das nun abgeschlossene erste Jahr der Kampfgemeinschaft des Dreimächtepaktes hat alle Erwartungen bestätigt, die jene erste Stunde in uns wachrief.
Der zweite Weltkrieg, der im Morgengrauen des 8. Dezember 1941 im Fernen Osten durch Roosevelts Alleinschuld begann‚ sticht scharf vom ersten Weltkrieg ab: damals‚ vor 25 Jahren, stand fast die ganze Welt gegen das kleindeutsche Reich und seine tapferen, aber schwachen Verbündeten. Heute kämpfen an der Seite Großdeutschlands ein wiedergeborenes, vom neuen Geiste beseeltes Italien und die kühne ostasiatische Großmacht, umringt von kleinen Völkern – alle vereint im hellen Bewußtsein einer unwiderstehlichen, zukunftsträchtigen Revolution und geführt vom Kriegsziel der Großraumpolitik, die die natürliche und sinn volle Ablösung des alten, ausschließlich auf Kanonen und kapitalistische Ausbeutung gegründeten Imperialismus darstellt. Daß die Verteidiger dieser untergehenden Welt auch die Besitzer ihrer größten Schätze sind, daß ihnen das Schicksal – ebenfalls logischerweise – den Sowjetbolschewismus, die letzte Entartungsform des kapitalistischen Liberalismus, als Bundesgenossen zugeführt hat, macht diesen Kampf ungeheuer schwer. Aber noch niemals in der Geschichte haben die Besitzenden, und gar erst moralisch abgestumpfte Besitzenden, freiwillig ihren Platz an der Sonne des Lebens abgetreten. Alle großen Wandlungen der Menschheit mußten mit vollem Einsatz erkämpft werden. Die einschneidenden Änderungen der Weltkarte, die das erste Jahr von Roosevelts Weltkrieg gezeitigt hat, beflügeln unsere Zuversicht und unseren zähen, verbissenen Willen, den Weg des Erfolges bis zum großen gemeinsamen Ziele aller Jungen und Kommenden zu durchschreiten.