Führer HQ (September 30, 1944)
Kommuniqué des Oberkommandos der Wehrmacht
In Holland setzte der Feind am 29. September seinen Druck gegen die beiden Eckpfeiler seines Einbruchsraumes fort. Gegen heftige Angriffe zur Bezwingung des Antwerpen-Turnhout-Kanals und zur Erweiterung des Brückenkopfes nordwestlich Turnhout stehen eigene Verbände in schweren Abwehr- und Angriffskämpfen. Stärkerer, bei Maeseyck angreifender Feind wurde im Gegenstoß zurückgeworfen.
Im Raum von Nimwegen und bei Metz kam es im Laufe des gestrigen Tages mehrfach zu erbittert gefühlten Luftkämpfen zwischen deutschen Jägern und feindlichen Jagdverbänden. Hierbei wurden 18 feindliche Flugzeuge abgeschossen. Im Frontabschnitt von Aachen bis Nancy beschränkten sich auch gestern die Kampfhandlungen auf einige örtliche Angriffe des Feindes und erfolgreiche eigene Gegenstöße.
Im Raum von Château-Salins und Lunéville gelang es dem Gegner, in erbitterten Kämpfen einige Höhenstellungen und Waldgebiete wieder zu nehmen. Die Abwehrschlacht in den Vorbergen der Westvogesen und nordwestlich Belfort dauert an. Um die Taleingänge kam es zu heftigen Kämpfen, in deren Verlauf an mehreren Stellen verlorenes Gelände im Gegenangriff wieder genommen wurde.
Die Festungen an der Kanalküste melden Artilleriefeuer und örtliche Kampftätigkeit. Vor Calais herrschte eine 24stündige Waffenruhe zur Evakuierung der noch in der Stadt verbliebenen Zivilbevölkerung. Die Besatzung von Gironde-Nord vernichtete feindliche Stoßtrupps und drang mit eigener Aufklärung wiederum tief in das feindliche Hintergelände ein.
Das „V1“- Störungsfeuer auf London wurde fortgesetzt.
Durch die in den Vortagen erlittenen Verluste geschwächt, hat der Feind seinen Großangriff in Mittelitalien zunächst nicht wieder aufgenommen. Nur am Monte Battiglia dauern die Kämpfe noch an. Auch an der Adriafront hat sich die 8. englische Armee auf den Kampf um Savignano und einzelne erfolglose örtliche Angriffe beschränkt.
Die Kämpfe in der Donauschleife beiderseits des Eisernen Tores, in die von beiden Seiten neu herangeführte Kräfte eingriffen, gehen weiter. Ein Stützpunkt an der Donau wurde den Sowjets wieder entrissen.
Deutsche und ungarische Verbände, von der deutschen Luftwaffe gut unterstützt, warfen östlich Szeged, bei Sarkad und im Raum von Großwardein die Bolschewisten und Rumänen wieder in Richtung auf die Grenze zurück. Die Stadt Großwardein ist wieder in eigener Hand. Beiderseits Torenburg und Sächsisch-Regen wurden heftige örtliche Angriffe des Gegners abgewiesen.
An dem zähen Widerstand unserer Divisionen sind auch gestern die gegen die Beskidenpässe auf breiter Front fortgesetzten Angriffe der Sowjets gescheitert.
Zwischen Düna und der Rigaer Bucht hat die Angriffstätigkeit des Feindes gestern nachgelassen. Unsere Truppen und lettische SS-Freiwilligenverbände schlugen alle Angriffe ab.
Während der Absetzbewegung im Nordabschnitt der Ostfront, über die gestern berichtet wurde, hat die Kriegsmarine wiederholt von See aus in die Kämpfe des Heeres eingegriffen und in kurzer Zeit starke Truppenverbände mit Waffen und Gerät, alle Verwundeten sowie Zehntausende von Zivilpersonen über See zurückgeführt.
Anglo-Amerikaner setzten am 29. September die Terrorisierung der westdeutschen Zivilbevölkerung mit Bomber- und Jagdverbänden fort. Durch wahllose Angriffe auf Ortschaften und Eisenbahnzüge entstanden vor allem im linksrheinischen Reichsgebiet Personenverluste. Britische Flugzeuge warfen in der Nacht Bomben auf das Gebiet von Karlsruhe.
Bei den schweren Kämpfen im Raum Nancy hat sich das Grenadierregiment 1120 unter Führung von Major Kopp besonders ausgezeichnet.
Die vor der französisch-belgischen Küste unter dem Befehl des Konteradmirals Breuning eingesetzten Sicherungsstreitkräfte der Kriegsmarine haben von Beginn der Invasion bis zum 30. September gegen eine drückende Luft- und Seeüberlegenheit in vorbildlichem Kampfgeist viele wertvolle Geleite durchgeführt und dabei fünf Zerstörer und 14 Schnellboote versenkt sowie zahlreiche weitere schwer beschädigt und 146 feindliche Flugzeuge abgeschossen. In der gleichen Zeit wurden – oftmals unter stärkster Feindeinwirkung – umfangreiche Minensperren geworfen und zahlreiche feindliche Minen geräumt.
In der Abwehrschlacht in Lettland hat sich die 19. Waffengrenadierdivision der SS (lettische Nr. 2) unter Führung von SS-Brigadeführer und Generalmajor der Waffen-SS Streckenbach bei der Verteidigung ihres Heimatbodens hervorragend geschlagen.