Innsbrucker Nachrichten (July 14, 1944)
Weiter schwere Kämpfe in der Normandie
Der feindliche Durchbruch nicht gelungen – Hohe US-Verluste bei Saint-Lô – In Italien Feindangriffe nördlich Volterra – Die Besatzung von Wilna durchbrach in heldenmütigem Kampf den Einschließungsring – Neuer Terrorangriff auf München
dnb. Aus dem Führerhauptquartier, 14. Juli –
Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
Im Westteil des normannischen Landekopfes warfen die Nordamerikaner neue Verbände in die Schlacht und setzten ihre Angriffe mit dem Schwerpunkt in Richtung auf Saint-Lô fort. Im Verlauf erbitterter Kämpfe drängte der Feind unter Inkaufnahme hoher Verluste unsere Truppen in einigen Abschnitten unwesentlich zurück. Es gelang ihm an keiner Stelle, den erstrebten Durchbruch zu erzwingen. Die schweren Kämpfe dauern mit unverminderter Heftigkeit an.
Sicherungsstreitkräfte der Kriegsmarine schossen vor der niederländischen Küste zwei britische Schnellboote in Brand. Ein eigenes Vorpostenboot ging verloren.
Schweres Vergeltungsfeuer liegt Weiterhin auf dem Großraum von London.
In Italien beschränkte sich der Feind gestern auf Angriffe im Raum nördlich Volterra und beiderseits des Tiber im Abschnitt Citta di Castello. Während des ganzen Tages wurde hier erbittert und mit wechselndem Erfolg um einige Höhenstellungen gekämpft. Trotz starken Menschen- und Materialeinsatzes blieb der Geländegewinn des Feindes unbedeutend.
Im rückwärtigen Frontgebiet und im oberitalienischen Raum wurden mehrere Bandengruppen und Sabotagetrupps vernichtet.
Im Süden der Ostfront wiesen deutsche und ungarische Verbände im Raum von Kolomea örtliche Vorstöße der Bolschewisten ab. Westlich Luck setzten sich unsere Divisionen befehlsgemäß aus einem vorspringenden Frontbogen ab und schlugen in den neuen Stellungen feindliche Angriffe zurück. Im Zusammenhang mit unseren Absetzbewegungen im Gebiet der Pripjetsümpfe, die vom Feinde ungestört verlaufen, wurde die Stadt Pinsk geräumt.
Im Mittelabschnitt vereitelten unsere Divisionen weitere Durchbruchsversuche der Sowjets. Der Schwerpunkt der Kämpfe lag hier östlich und nördlich Grodno, wo starke feindliche Panzer-, Infanterie- und Kavallerieverbände zum Stehen gebracht wurden.
Die tapfere Besatzung der alten litauischen Hauptstadt Wilna unter Führung ihres Kommandanten, Generalleutnant Stahel, durchbrach nach fünftägigem Widerstand gegen überlegene feindliche Kräfte befehlsgemäß den sowjetischen Einschließungsring und kämpfte sich zu den westlich unter Oberst Tolsdorf bereitstehenden deutschen Truppen durch. Pflichterfüllung und Standhaftigkeit dieser beiden Kampfgruppen verdienen höchste Anerkennung. Bei den Kämpfen um die Stadt hat sich auch eine Flakabteilung der Luftwaffe unter Hauptmann Müller hervorragend bewährt.
Südlich Dünaburg sowie zwischen Düna und Peipussee wurden zahlreiche Angriffe der Bolschewisten unter Abriegelung örtlicher Einbrüche zerschlagen.
Schlachtfliegerverbände griffen auch gestern wirksam in die Erdkämpfe ein und vernichteten im Tiefangriff zahlreiche Panzer, Geschütze und Fahrzeuge des Feindes.
Nordamerikanische Bomber richteten gestern wiederum einen Terrorangriff gegen München. Durch Luftverteidigungskräfte wurden 29 feindliche Flugzeuge zum Absturz gebracht.
Einzelne britische Flugzeuge warfen in der Nacht Bomben auf rheinisch-westfälisches Gebiet.