America at war! (1941–) – Part 3

Deutsche Verteidiger mauern sich ein –
Im Endkampf um Cherbourg

Von unserem Berichterstatter in der Schweiz

b—r. Bern, 27. Juni –
Während des Endkampfes in Cherbourg kann auch der Feind nicht umhin, die außerordentliche Tapferkeit anzuerkennen, mit der die deutschen Soldaten aller Waffengattungen auf diesem Platz und in seiner Umgebung bis zum letzten ausharren und kämpfen.

Alle Darstellungen anglo-amerikanischer Berichterstatter geben Beispiele von der Hartnäckigkeit, mit der die deutschen Truppen sich schlagen. Zahlreiche Stützpunkte und Widerstandsnester hielten und halten sich im Rücken der Amerikaner. Ja, als diese eine der stärksten Stellungen, das Fort du Roule bereits fest in der Hand zu haben glaubten, wurde es ihnen durch einen plötzlichen Zugriff der Deutschen nochmals entrissen.

Auf amerikanischer Seite erklärt man dazu, daß dieses Fort durch ein Netz von unterirdischen Gängen mit der Stadt Cherbourg selbst verbunden sei. Aus diesen Gängen seien die Deutschen, nachdem die Amerikaner den oberen Teil des Forts schon genommen hatten, wieder in die Stellung gelangt. „In diesen geheimen Gängen“ heißt es weiter, „sind nicht nur Maschinengewehre, sondern auch gewaltige Küstengeschütze aufgestellt. Die amerikanischen Infanteristen haben wiederholt versucht, die Eingänge zu diesen unterirdischen Gewölben zu finden, mußten aber jedesmal unverrichteter Dinge zurückkehren.“

Über den weiteren Kampf um diesen Stützpunkt wird unter anderem noch berichtet:

In dem Fort haben sich die deutschen Soldaten eingemauert. Wir sehen verschiedene Öffnungen in den Fassaden, die erst vor kurzer Zeit mit Zement verschlossen worden sind. Der Zement ist noch feucht. Ein Eindringen war unmöglich. Alles war zugemauert und nur Löcher für die Geschütze waren offen und aus diesen blitzte es in kurzen Abständen.

Nicht weniger erbittert wird in der Stadt Cherbourg selbst gekämpft. Darüber wird berichtet:

In jeder Straße sind Scharfschützen und MG-Posten in Häusern und Dachstuben verborgen. Schwarze Rauchwolken liegen über der Stadt, da große Brände seit mehr als 12 Stunden in den Docks und im Arsenal wüten. Die Deutschen leisten rund um die Stadt Widerstand, in Granville, Beaumont-Hague und Saint-Croix-Hague. Gleichzeitig scheint die Haltung der Besatzung der Küstenbatterie von Cap Hague darauf hinzudeuten, daß die Deutschen, wenn sie auch Cherbourg als Verteidigungsstellung aufgeben, doch die Absicht haben, die Alliierten an der Besetzung des Hafens so lange wie möglich zu hindern.

Der Hafen ist nicht mehr benützbar und Meldungen aus der Stadt besagen, daß es viel Zeit beanspruchen wird ihn zu säubern, da Schiffe in den Einfahrten versenkt wurden und schwere Zerstörungen an den Anlagen festzustellen sind. Die Rolle der deutschen Marineartillerie wird verschiedentlich betont. Ein Korrespondent der Agentur Reuter hat an Bord des schweren Kreuzers Glasgow am Sonntagnachmittag den Kampf zwischen einem großen Geschwader unter Führung des amerikanischen Konteradmirals Deyo gegen die deutsche Marineartillerie erlebt.

Die deutschen Küstenbatterien eröffneten das Feuer Punkt 12,10 Uhr. Sofort waren alle alliierten Kriegsschiffe an der Beschießung beteiligt. Die deutschen Batterien schossen sehr gut, so daß Konteradmiral Deyo das Zeichen zum Abbruch der Beschießung gab. 20 Minuten später waren wir wieder aus einer Entfernung von 15.000 Meter vor Cherbourg. Alle Schiffe feuerten auf eine Küstenbatterie südöstlich von Cherbourg, die immer noch antwortete. Andere Küstenbatterien schienen dagegen zum Schweigen gebracht zu sein. Plötzlich erhielt die Glasgow einen Treffer. Konteradmiral Deyo gab neuerdings den Befehl zu weiterem Rückzug, da nun die Aufgabe des Geschwaders zu Ende war.

Warum die Aufgabe des Geschwaders zu Ende war, obwohl die deutschen Batterien, wie der Treffer auf die Glasgow zeigte, noch durchaus kampffähig waren, wird nicht angedeutet.