America at war! (1941–) – Part 3

Gegen Englands Seebeherrschung –
Ein Querschuß des toten Knox


Diktator Roosevelt in Nöten

vb. Wien, 7. Mai –
Aus einem an sich zunächst harmlosen Lohnkonflikt bei der großen Chikagoer Postversandfirma Montgomery Ward hat sich eine hochpolitische Affäre entwickelt, durch die die Diktaturmethoden der Roosevelt-Regierung ins Licht der Öffentlichkeit gezerrt wurden. Dies ist für die Regierung umso peinlicher, als die dem Präsidenten vom Kongreß erteilten besonderen Kriegsvollmachten (Eingreifen in Betriebe im Sinne der Aufrechterhaltung der Kriegs Produktion) am 30. Juni ablaufen und vom Kongreß verlängert werden sollen.

Die Belegschaft der Firma Montgomery Ward war wegen unerfüllter Lohnforderungen in den Streik getreten, woraufhin die Regierung, weil sie der Ansicht war, daß die Betriebsleitung eine Teilschuld an dem Konflikt trug, die Beschlagnahme des Betriebes durch das Handelsministerium anordnete. Der 69jährige Leiter der Firma verweigerte die Herausgabe der Bücher und wurde schließlich, nachdem die Regierung den Betrieb durch Truppen besetzen ließ, förmlich aus seinem Büro herausgezerrt. Dieser peinlichen Szene wohnte der Justizminister Francis Biddle persönlich bei. Die Firma legte nun vor Gericht eine Protesterklärung nieder, in der die Regierung der Überschreitung ihrer Kriegs Vollmachten unter Anwendung ungesetzlicher Methoden beschuldigt wurde. Der Präsident sei durch seine Kriegsvollmachten jederzeit in der Lage, grundlegende Verfassungsrechte zu ignorieren. Besonders unangenehm wirkte die Schlußfolgerung des Protestschreibens, in der es hieß, die logische Folge der Machtbefugnisse der Regierung wäre die Einführung des totalitären Systems.

In Erkenntnis des politischen „Dynamits,“ das in dieser Beschuldigung gegen die Regierung lag, rief die Regierung schleunigst die Truppen ab und forderte die Belegschaft der Firma zu einer geheimen Abstimmung über den Lohnstreit auf.

Im Bundeskongreß entstand durch den Zwischenfall eine derartige Erregung, daß es die Roosevelttreuen Parlamentarier vorzogen, ihren Widerstand gegen eine von der Opposition geforderte parlamentarische Untersuchung der Vorgänge aufzugeben. Die Untersuchung wird also nun wahrscheinlich stattfinden, und zwar unter dem Gesichtspunkt, ob unter solchen Umständen die Kriegsvollmachten des Präsidenten in ihrer jetzigen Form aufrechterhalten oder revidiert werden sollten.

Es ist klar, daß diese Zwischenfälle der Regierung Roosevelt im Hinblick auf die kommenden Kongreß- und Präsidentschafts- Wahlen besonders unangenehm sind. Sie werden Wasser auf die Mühlen der republikanischen Opposition gießen, die ja stets mit dem Argument operierte, daß die demokratische Regierung die freie Wirtschaft in eine totalitäre Zwangsjacke zu stecken drohe und damit den Weg zu einer Diktatur Roosevelts ebne. Wenn nun Roosevelt zum vierten Male gewählt würde, würde diese Gefahr immer größer werden.