England und Sizilien
Von unserem Marinemitarbeiter Erich Glodschey
Seit dem 10. Juli, dem Tage der feindlichen Landung auf der Insel Sizilien, darf die englische und amerikanische Presse nicht mehr über Schiffsverluste berichten. Diese völlige Nachrichtensperre hat verschiedene Gründe. Die Bevölkerung in den Feindländern darf nicht erfahren, daß kein einziger Tag des Kampfes um Sizilien bisher ohne empfindliche Schiffsverluste für die Angreifer vergangen ist. Außerdem muß Churchill der englischen Öffentlichkeit die Tatsache vorenthalten, daß die Schiffsverluste England viel härter treffen als die USA. Der stellvertretende USA.-Kriegsminister Patterson hat jetzt erklärt:
Die Verluste unserer Flotte im Mittelmeer waren bemerkenswert gering.
Nun, der Ton liegt dabei auf dem Worte „unserer,“ also der USA.-Flotte. England jedoch schweigt über seinen Anteil an den Schiffsverlusten im Mittelmeer.
Es handelt sich um einen ständigen Aderlaß, dem der feindliche Schiffsraum seit dem 10. Juli unterworfen ist. Deutsche Kampf- und Sturzkampfflugzeuge, italienische Torpedoflugzeuge sowie die Unterseeboote und Schnellboote der deutschen und italienischen Kriegsmarine wetteifern darin, der feindlichen Transport- und Landungsflotte sowie den Geleitstreitkräften empfindliche Schäden zuzufügen. Der feindliche Handelsschiffsraum, der bisher im Kampf um Sizilien versenkt oder beschädigt worden ist, dürfte bereits an eine Million BRT. heranreichen, obwohl der Kampf um die Insel im mittleren Mittelmeer erst zwei Wochen dauert. Dies kann nicht ohne Folgen für die Schiffsreserven bleiben, die der Feind im westlichen und- östlichen Mittelmeer angesammelt hatte und sicherlich nicht schon für den Kampf vor der Küste des europäischen Festlandes zum Stopfen von Lücken einzusetzen gedachte.
Wenn der stellvertretende englische Ministerpräsident Attlee das Redeverbot über Schiffsverluste bereits jetzt durchbrochen hat, um der englischen Bevölkerung zu sagen, daß die Schiffahrtslage nach wie vor ernst sei, so ist dies ein Zeichen dafür, daß die Aktion in Sizilien im besonderen für die Engländer weit kostspieliger geworden ist, als sie vorher angenommen haben. Das Unternehmen gegen die Insel Sizilien steht zwar zu Lande und zu Wasser unter dem Oberbefehl des USA.-Generals Eisenhower, aber es sind die Engländer, die an Land gerade die blutigsten Kämpfe auszufechten haben und auf See den weitaus größten Teil der Schiffe in der Gefahrenzone stellen müssen.
Was bisher die Engländer mit anderen Völkern zu tun pflegten, nämlich sie für sich bluten zu lassen, das machen jetzt die USA. mit den Engländern, vor allem mit der englischen Flotte. Von der Kriegsflotte der USA. ist bisher im Mittelmeer nur wenig zu sehen, aber die Engländer mußten ihre neuesten Flugzeugträger und Schlachtschiffe dort einsetzen. Die Washingtoner Marineleitung ist von dem Gedanken besessen, die Stärke der englischen Kriegsflotte möglichst schnell zu übertreffen, und in diesem Sinne ist ihr eine höhere englische Verlustquote willkommen. Dies wird durch die letzten Erklärungen des USA.-Marineministers Knox, seines Staatssekretärs Forrestal und des stellvertretenden Operationschefs Admiral Horne noch besonders verdeutlicht. Alle drei haben die Absicht unterstrichen, die Kriegsflotte der Vereinigten Staaten weit über den englischen Bestand hinaus zu verstärken. Nicht umsonst pflegt Roosevelt bei den Pressekonferenzen die Schiffsmodelle auf seinem Schreibtisch immer wieder in den Vordergrund zu schieben. Die „Big Navy,“ die große Kriegsflotte der USA., liegt in der Linie der Weltherrschaftspläne seines jüdischen Gehirntrustes.
Bei den Handelsschiffen ist es hinsichtlich der Verluste nicht anders als bei den Kriegsschiffen. Während neue amerikanische Handelsschiffe propagandistische Fahrten in das östliche Mittelmeer machen und ihre Besatzungen in türkischen Häfen groß angeben, wird der ohnehin geschwächte englische Schiffsraum vorwiegend in das Kampfgebiet um Sizilien entsandt.
Dies bestätigen alle Beobachtungen über die Nationalität der im Mittelmeer versenkten feindlichen Transport- und Nachschubschiffe ganz eindeutig. Anläßlich der Landung in Nordafrika hatten Londoner Blätter noch offen verzeichnen können, daß England höhere Schiffsverluste als die USA. hinnehmen mußte. Heute aber ist der englischen Presse durch die von Roosevelt gewünschte und von seinem „eifrigen Leutnant“ Churchill dienstfertig durchgeführte Nachrichtensperre ein Maulkorb vorgehängt worden. Nur noch ganz indirekt darf die englische Bevölkerung von den Schiffsverlusten von Sizilien etwas ahnen, wenn ihr beispielsweise durch Reuter mitgeteilt wird, gewisse neue Einschränkungen in der Versorgung seien notwendig, weil die Kämpfe in Sizilien weiteren zusätzlichen Schiffsraum beansprucht hätten.
Im übrigen aber hat die Londoner Presse zu schweigen, wie es sich für ein England gebührt, dem es nach der Feststellung der Chicago Daily Tribune vom jüdischen Gehirntrust im Weißen Hause zugedacht ist, wie der Cowboystaat Texas ein minderer Gliedstaat der USA. zu werden. Noch bevor die Maulkorbverordnung für die Berichterstattung über den Tonnagekrieg erlassen wurde, hat der bekannte englische Marineschriftsteller Sir Archibald Hurd im Londoner Daily Sketch seinem bedrängten Herzen mit folgenden Sätzen Luft gemacht:
Britanniens fast tausendjährige Seeherrschaft nähert sich ihrem Ende. England muß den Dreizack über den Atlantik an Onkel Sam reichen, der der Stärkere in den drei Elementen der heutigen Seemacht geworden ist – in Kriegsschiffen. Handelsschiffen und Flugzeugen. Britannien läßt sich in dieser Stunde seiner Abdankung von dem Gedanken trösten, daß Onkel Sam ein Freund ist, der dieselbe Sprache spricht, dieselbe Gesellschaftsgruppe und die gleichen Ideale besitzt…
Spricht aus dem Worte Hurds von der angeblich „tausendjährigen“ englischen Seeherrschaft noch ein Rest einstiger Überheblichkeit, so wird dadurch die tiefe Resignation nur noch bemerkenswerter, mit der er die erzwungene „Abdankung“ Englands auf See zugunsten der USA. als unvermeidlich hinnimmt. Daß Onkel Sam „ein Freund ist,“ der nur das Beste für England will, diesen mageren Trost für den zerbrochenen Dreizack glaubt Sir Archibald Hurd offensichtlich nicht im mindesten. Der englische Marinefachmann schreibt ausdrücklich, daß sich die Seeoffiziere und Matrosen der englischen Kriegsmarine und die Reeder und Seeleute der englischen Handelsflotte „bittere Gedanken über die Zukunft machen, die ihnen beschieden sein mag.“ Sie kennen ja genau wie Hurd die Folgen, die sich aus der Aufopferung englischen Schiffsraums für das Washingtoner Weltherrschaftsstreben ergeben und die im Kampfe um Sizilien für sie besonders kraß fühlbar sind, auch wenn die Verluste der englischen Bevölkerung verschwiegen werden.
Was freilich den englischen Seeleuten zugedacht ist, die ihre Schiffe verlieren, sagt eine Meldung der USA.-Agentur Associated Press vom 22. Juli aus Neuyork kurz und verletzend. Sie teilt mit, daß der „englische Überschuß an Seeleuten“ (eine zynische Umschreibung der Schiffsverluste) benutzt werden soll, um 200 neue amerikanische Handelsschiffe zu bemannen. Diese dürfen zwar unter britischer Flagge fahren, verbleiben aber im Eigentum der USA.-Schiffahrtsverwaltung, die über ihren Einsatz allein bestimmt. Die englische Handelsflotte ist wirklich bereits sehr weit heruntergekommen, wenn sie sich derartigen Bedingungen der USA. unterwerfen mußte.
Lassen wir die Engländer bei diesem schmählichen Kuhhandel mit den Amerikanern, von denen die englische Handelsflotte als Ausnutzungsobjekt betrachtet wird. Rein militärisch ist es gleich, unter welcher Flagge die Transporter fahren, die vor Sizilien auf den Meeresgrund geschickt werden. Die Hauptsache ist, daß sie versenkt werden. Davon zeugt täglich der Wehrmachtbericht. Er kennzeichnet die Härte des Zermürbungskampfes, den die Achsenmächte gegen die Angreifer im Mittelmeer führen.